
5. April 2018 – Trondheim, Seetag 6
Ich schlief aus. Bis 7.30 Uhr – Rekord?! Nach dem Frischmachen war es Zeit für die Inspektion des Pooldecks. Vollkommen unvermutet hatte ich auf einmal einen Pott Kaffee in der Hand. Der Wachmacher begleitete mich auf meiner Runde auf Deck 11. Es war wieder frisch; die Sicht war klar, auch wenn sich die Sonne nicht blicken ließ. Das Frühstück genossen wir im Selection-Restaurant – Marco hatte uns eingeladen. Eine Ruhe …
Ein Blick nach draußen zeigte, dass das gegenüberliegende Ufer nicht mehr zu erkennen war. Es zog sich zu – später begann es zu schneien.
Punkt 11 Uhr legten wir ab.
Hinein in die Suppe … und wir bewegten uns auf dem Außendeck 6. Schade – wir hatten uns auf die Fjordfahrt gefreut … Die Sichtverhältnisse führten dazu, dass wir uns in den Innenbereich zurückzogen. Später konnte man die beidseitigen Inseln verschwommen erkennen. Aber das war kein Grund, wieder die Oberdecks zu erklimmen. Und dann kam nochmals der Schnee. Gut, dann musste die nächste Pflichtveranstaltung angegangen werden: Mittagessen! Es folgte eine kurze Ruhepause. Und wieder rief die nächste Mission: Kaffee und für die kleinsten leeren Teile des Magens natürlich Kuchen. Die Zeit bis zum asiatischen Abendessen vertrieben wir uns mit Rommé und Bilderbearbeitung. Nach der Völlerei wurden die eingefahrenen Kalorien auf Deck 11 abgearbeitet - es hatte aufgeklart!
Wir blieben an der frischen Luft bis zum recht schönen und dramatischen Sonnenuntergang,
der anschließend mit Mai Tai begossen werden musste …
6. April 2018 – Bergen
Ich wachte auf und bei unserer AIDAcara war keine Bewegung zu spüren – sie lag bereits fest am Kai. Der erste Blick aus dem Fenster: Es regnete nicht! Die Sonne war zwar auch nicht zu sehen, aber immerhin blaue Streifen am Himmel. Insgesamt überwog das Grau. Das zeigte sich auch bei meiner ersten Deckrunde. Alles, was wir bei unseren bisherigen Aufenthalten in Bergen gesehen hatten, war noch da. Warum auch nicht? Die Festung Bergenhus und die Håkonshalle. Das Hafenbecken Vågen und die Nykirken. Die Fløyenbahn und der Ulriken. Ob wir ihn dieses Mal erstürmen sollten? Alte, restaurierte Lagerhäuser, die sich im Wasser spiegelten.
Wir waren wieder zu Hause … und nun: Frühstückszeit! Wieder zu fünft. Marco hatte einen Geburtstagswunsch für Monika gebastelt, der per WotzzEpp nach Mallorca ging. Wir ließen uns an diesem Morgen mit dem Frühstücken viel Zeit und nach der gemütlichen Runde ging´s in die Stadt. Zunächst durch die Festung Bergenhus; vorbei an der Håkonshalle,
den ehemaligen Stallgebäuden und dem Rosenkrantzturm erreichten wir Bryggen, das wir ganz einfach passierten. Das Holzhausviertel
mit dem attraktiven, allerdings bei unserem Besuch teilweise schamhaft verhüllten McDonald´s
streiften wir nur kurz bevor wir das Ende des Hafenbeckens Vågen erreichten. Von hier aus hatten wir den besten Blick auf Bryggen.
Auch die Fløyen Bergstation kam vor unsere Linsen. An dieser Stelle sei ein Hinweis angebracht: Bei menschlichen Bedürfnissen sollte man in Bergen immer eine Kreditkarte am Mann, sorry, auch an der Frau haben – Bargeld ermöglicht keine Erleichterung! Wir mussten nicht … was? Egal … auf jeden Fall bogen wir beim Buekorpsmuseethügelaufwärts ab. Buekorp? Was´n das? Vornehmlich für Bergen speziell bildeten sich bereits im 17./18. Jahrhundert Jungenbanden oder positiver ausgedrückt Jugendorganisationen in den verschiedenen Stadtteilen, die sich oftmals untereinander nicht grün waren. Innerhalb der Organisationen gab es Hierarchien. Aus gewalttätigen Banden wurden im Laufe der Zeit friedliche Gruppen, die sich sozialen und sportlichen Zwecken widmeten. In Bergen existieren heute noch 14 dieser Buekorps, die ihren jährlichen Höhepunkt am 17. Mai, den norwegischen Nationalfeiertag erleben. Sie treten uniformiert mit eigenen Musikgruppen bei der Parade auf.
Wir paradierten weiter nicht uniformiert und ohne Musikgruppen auf dem Scheitel des hügeligen Ortsteils Nordnes weiter und schauten zunächst nach unten.
Wuuuuuunderschöööööööööön! Dieses Holzhausviertel mit vielen gepflegten Häusern und kleinen Gassen Richtung Haugeveien!
Dann bogen wir in eine der niedlichen, hinab führenden Gassen ab bis wir ein unansehliches Viertel gegenüber in der Nähe des Hurtigruten-Kais erreichten. In einem Supermarkt besorgten wir uns kulinarische Andenken für zu Hause: Brunost und später auch Flatbrød. Als wir den Supermarkt verließen, erwartete uns das echte Bergen: Es begann zu schneien … Kapuze auf und durch! Durch das Schneetreiben Richtung Innenstadt. Wir passierten die Rückseite des ältesten Theaters Norwegens mit festem Standort und die Johanneskirken, stießen auf den Ole Bulls Plass und machten dem berühmten norwegischen Geiger Ole Bull unsere Aufwartung. Leider hatte man den im Sommer plätschernden Wasserfall „abgeschaltet“. Vom Musikpavillon mit dem Westländischen Kunstmuseum im Hintergrund aus
schauten wir auf das Grieg-Denkmal vor dem alten Telegrafenamt.
Da immer noch Feuchtigkeit von oben kam, zogen wir uns zurück auf die AIDAcara, die sich nach einem nicht sehr ausgeprägten Mittagessen bei endlich gutem Bergen-Wetter viel vorteilhafter zeigte. Wir zogen nochmals los und nahmen im Wesentlichen die gleiche Route wie am Vormittag – dieses Mal allerdings bei Sonnenschein. Mit 8° war es inzwischen 5° wärmer als am Morgen – es ließ sich gut aushalten. Vorbei an der Mariakirken und an Bryggen hielten wir uns kurz vor dem Denkmal für Ludvig Baron Holberg auf.
Ludvig Baron Holberg stand locker und trotzdem stocksteif auf seinem Sockel und schaute Richtung Fischmarkt. Holberg war ein dänisch-norwegischer Dichter, der von 1684 bis 1754 lebte. Interessant, wie zwei Nationen Wert legen auf ihren Holberg. Dänemark beharrt auf ihren Ludvig, da seinerzeit Norwegen ein Teil Dänemarks war. Norwegen pocht auf ihren Holberg, da er in Norwegen geboren wurde. Wo? Natürlich in Bergen … Sei es drum – wir wollten nicht darüber diskutieren, ob Däne oder Norweger.
Wenn die Möwe sich schon auf Barönchen niederließ, durfte sie auf dem Komponistchen nicht fehlen …
Ein ganz schön besch……. Gefühl … Na ja, sie merkten nichts mehr … Geigerchen war anscheinend noch immer so laut, dass er mit seinen krächzenden Tönen die Meeresgeier vertrieb …
Von hier aus mühten wir uns hinauf in das Holzhausviertel rund um Haugeveien und sahen weitere, uns bisher unbekannte Ecken.
Bis wir wieder am Hafenbecken Vågen ankamen. Unsere AIDAcara erschien eingerahmt von zwei echten norwegischen Schiffen. Hier wurde nochmals bestätigt, dass man von dieser Seite des Hafenbeckens den besten Überblick auf Bryggen und Umgebung genießen konnte.
Auch die Håkonshalle sah vom anderen Ufer aus sehr präsentabel aus.
Wir machten uns nun auf den Rückweg. War das ein Grund zum ausgelassenen Jubeln?
Ein Blick zum gegenüberliegenden Kai zeigte uns, dass wir noch länger unterwegs sein würden. Aber das machte nix, denn wir sollten es problemlos schaffen, rechtzeitig das Kuchenbuffet zu stürmen. Auch wenn wir uns tagsüber viel bewegt hatten, drehten wir unsere üblichen Runden auf den Oberdecks.
Wir blieben ein wenig länger und ausdauernder oben – bis kurz vor dem Abendessen. „Italien“ hieß es im Markt Restaurant, in dem wir kräftig zuschlugen. Wieder einmal lecker … Die Auswahl war so groß, dass wir nicht alles probieren konnten … leider …
Nach dem Füllen der Mägen war Deck 11 an der Reihe, denn wir wollten das Verlassen des letzten Auslandshafens nicht versäumen. Frisch war´s und der Himmel zeigte sich wie am Morgen grau in grau. Kein Wunder, dass wir uns nach der Unterquerung der Askøybrua ins Theater verzogen – freie Plätze waren für Annetts Boulevard und für die Folgeshows noch vorhanden. Noch … aber wir hatten unsere! Zunächst wurden die vom normalen Publikum strikt abgetrennten, mit Sekt bewaffneten 88 Geburtstagskinder dieser Reise geehrt. Natürlich durfte ein Geburtstagsständchen der Besucher nicht fehlen. Ein Höhepunkt des Abends folgte: Nach einer - mit Sicherheit programmgemäß - verlorenen Wette trat Hightower (nicht irgendein Manager!) mit Kompagnons im Schottenkostüm auf und sie zeigten bei einem leider hinter verschlossenen Türen eingeübten Tanz ihre Beine. Nicht gerade professionell, was auch nicht sein musste. Aber stimmungsvoll – das Publikum tobte! Dreimal hintereinander gab es diese Darbietung …
Es war eine gute Vorbereitung auf den nächsten Programmpunkt – Jens Heinrich Claassen lief zu Hochform auf und unterhielt alle mit einstudierten Teilen und Situationskomik – einfach klasse!
So, genug von der verbrauchten Luft der Innenräume. Wir wechselten in die Raucher-Pool-Bar. Ein letzter Mai Tai musste vernichtet werden. Plötzlich kam es an der Bar zu einer Übervölkerung (?!) – Crewmitglieder um Hightower frönten während der Haifischbar – Pause ihrem Raucherlaster und wir gaben ihnen ein Ständchen : „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Mit Sicherheit nicht so schön wie von Hans Albers – aber bestimmt lauter! Hightower revanchierte sich mit einer Runde Bier bzw. Glühwein. Es war uns soooooooooooo peinlich …
Kurz vor Abschluss dieser Kreuzfahrt war es Zeit für einen Mitternachtssnack in Form von Pizza. Ganz in der Nähe von Jens Heinrich, der auf Anfrage mit einer für uns enttäuschenden Information kam. Leider wird er im Juli 2019 auf der AIDAvita unterwegs sein und nicht wie wir auf der AIDAaura. Schade …
Als ich kurz nach Mitternacht ins Bett sank, spürte ich noch nichts von der von Kapitän Müller versprochenen Windstärke 9 und den daraus folgenden stärkeren Rollbewegungen. Ein bisschen Hin und Her schaukelte mich in den Schlaf …
7. April 2018 – Seetag 7
Noch einmal ausschlafen. Gegen 8 Uhr schlürfte ich meinen ersten Morgenkaffee. Wo? Natürlich auf Deck 10. Zum ersten Mal seit zwei Wochen nicht mehr im dicken Winterpelz. Doch die Mütze konnte ich vertragen. Windstärke 8 sorgte für eine erfrischende und wach machende Kühle bei knapp 6°. Nach einem langen und gemütlichen Frühstück begann die Vorbereitung auf die Heimreise: Die ersten Koffer wurden gepackt. Anschließend besuchten wir das windige Frühlingsfest auf dem Pooldeck
und stärkten uns – endlich mal wieder – mit einer ganz einfachen Grillwurst.
Der Höhepunkt war für uns das Auftreten des Chors AIDAvoce (kein neues Schiff!) mit unserem Sohnemann. „Capri-Fischer“, „Ich war noch niemals in New York“, … waren ihre Erfolge; die Akustik auf Deck war leider nicht die Beste.
Da wir längere Zeit nichts gegessen hatten, wagten wir uns ins Marktrestaurant. Satt wurden wir … Irgendwie schafften wir es, die Zeit bis zum Kaffeetrinken zu überbrücken.
Auch danach hatten wir keine Langeweile. Wir bereiteten uns langsam auf den Abschied vor, strichen durch die Innereien der AIDAcara und drehten einige Runden an der frischen Luft – noch weit von der ostdänischen Küste entfernt.
Das machte uns hungrig. im Calypso futterten wir uns durch das Abschiedsmenue.
Lecker … wie immer auf unserer kleinen AIDAcara.
Da es im Außenbereich leider recht frisch war, wurde der Abschied ins Theater verlegt. Das gemeinsame Anstoßen fiel merkwürdigerweise aus – aber immerhin gab es auch gefärbten Sekt. Die am Abend nach dem Maschinenraumschaden ausgefallene Show „Cotton Club“ wurde zum Abschied geboten. Nun gut – es gab schon bessere Darbietungen.
Ein Höhepunkt des Abends waren die Abschiedsreden von Schorsch Kluhnie und Annettchen. So spritzig, ausgefallen und humorvoll hatten wir es noch nie erlebt! Auch der Aufmarsch der Crewvertreter war keine Minute langweilig. Nachdem zwei weibliche Mitglieder vom Kabinenservice ein Abschiedslied dargeboten hatten, tobte der Saal. Und wir hinauf in die Räucherkammer der Pool Bar – ein Abschiedsgetränk, nein drei Abschiedsgetränke für Floppys und mich. Marco blieb irgendwo in den Katakomben verschwunden …
8. April 2018 – Kiel, Heimfahrt
Marco war schneller – er war von den Fünf Freunden als erster ganz oben an Deck und konnte das Marineehrenmal Laboe mit der richtigen Sonnenaufgangsuntermalung genießen. Als ich – schon wieder! – gegen 8 Uhr das oberste Deck erreichte, passierten wir gerade den Nord-Ostsee-Kanal –
es war nicht mehr weit bis zum Ostseekai. Gekonnt ließ Kapitän Müller die AIDAcara anlegen – musste aber später korrigieren, denn er war für die Passagierbrücke fünf Meter zu weit gefahren …
Fünf Freunde frühstückten gemütlich und verbrachten anschließend gemeinsam die Zeit bis zur Freigabe der Koffer in der Sonne am Heck des Decks 9. Dann war es so weit: Der endgültige Abschied von der AIDAcara kam, als wir per Shuttle zu unseren Autos bei Parken und Meer gebracht wurden. Noch ein Abschied kam. Nämlich der von den Floppys mit einem herzlichen „Auf Wiedersehen“. Bisher klappte es – warum nicht noch ein weiteres Mal?!
Das weitere Mal wird kommen. Nicht nur mit Floppys, nein, das weitere Mal mit der gesamten Achterbande! Wie oft waren wir mit dem Rest der Bande auf einer AIDA? Zu selten … Und wohin wird die Kreuzfahrt gehen? Ratet mal!
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