5. Juli 2017 – Stockholm
War das ein Stress! Urlaub auf einer AIDA! Ausschlafen? Ein Fremdwort … Gestern wahnsinnig früh aus den Federn. Heute schon wieder … Stöhn … Allerdings nicht ganz so früh wie am Vortag. Kurz vor 7 Uhr waren wir oben. Gerade noch rechtzeitig? Nein – zu spät! Unsere AIDAcara hatte sich bereits vom Kai gelöst. Ablegen war für 7 Uhr geplant. Na ja, das mit der Uhrzeit klappte noch nicht so richtig – üben! So, der nicht gerade attraktive Industriehafen Frihamnen lag schnell hinter uns und unser Schiff machte sich auf den Weg zur Poleposition in Stockholm. Entlang der Insel Djurgården sollte die Überführungsfahrt gehen bis zum Anlegen mit u.a. Blick auf die Altstadt Gamla Stan. Doch so weit waren wir noch nicht. Wir mussten erst einmal eine der vielen grünen Lungen von Schwedens Hauptstadt passieren mit schnuckeligen Holzhäusern.
Natürlich genossen wir nicht nur die Fahrt rund um und durch Stockholm. Auch so nebenbei unser Frühstück auf dem Außendeck. Ein Erlebnis, bei dem wieder einige Sinne gefordert wurden. So z.B. der Sehsinn – ein gewaltiges Gebäude tauchte auf:
Der oder das Campus Manilla – eine Grundschule für hörgeschädigte Kinder, die an diesem Ort mitten in der Natur Kompetenzen für weiterführende Schule erarbeiten sollten. Auf dieser Seite die Jungen. Auf der Backbordseite erhob sich oberhalb der Wasserlinie das Danvikshem für Ältere. Ein Altersheim, bei dem sich den Bewohnern prächtige Anblicke auf die Stadt bieten.
Nicht weit davon entfernt sahen wir ein weiteres der vielen repräsentativen, direkt am Wasser liegenden Gebäude. Das Elite Hotel Marina Tower. Recht zentral gelegen; phantastische Ausblicke bekommt man bei den bestimmt gepfefferten Preisen umsonst. Sofern man Wasserblick gebucht hat …
Ganz weit vor uns erhob sich der Globen über Häuser und Grün – am Vortag hatten wir weite Blicke von oben genossen.
Und schon waren wir angekommen. An der Anlegestelle Stadsgården. Platz war genug vorhanden. Doch die AIDAcara musste sich vor dem Einreihen und Anlegen zunächst auf dem Handtuch drehen. Das gab Gelegenheiten für sehr schöne Ausblicke auf Stockholm. So nebenbei beim Frühstück. Immer noch …
Der Vergnügungspark Gröna Lund Tivoli hatte alte Hinterlassenschaften wunderbar integriert. Wie diese Hafenkrangiraffe … Vasa- und Nordisches Museum sahen besser als am Vortag aus – der strahlend blaue Himmel gewährleistete es! Wunderschön auch der Ausblick in Richtung der Prachtstraße Södra Blasieholmskajen mit der schneeweißen Af Chapmann im Vordergrund. Das ehemalige Fracht- und Segelschulschiff wird seit einiger Zeit als Jugendherberge genutzt. Nicht schlecht …
Auf der anderen Seite lockte die Anhöhe mit dem Laurinska Huset auf dem Mariaberg, ein maliger Künstlertreff. Dass dieses palastartige Haus unter Denkmalschutz steht, versteht sich von selbst … Ach ja, es sollte nicht mehr lange dauern und wir sollten oben auf dem Mariaberg stehen.
Auch nicht schlecht, wie sich uns die Silhouette von Gamla Stan präsentierte …
Irgendwann endete das Frühstück während unserer „Stadtrundfahrt“ und der größte Teil der Zehnerbande machte sich bereit, uns noch nicht sehr bekannte Teile Stockholms zu besuchen. Wir trafen uns vor dem Schiff und los ging´s. Zunächst am Wasser entlang, dann durch das Baustellengewusel, das Stockholm in diesem Sommer heimgesucht hatte. Hinter der Centralbron erreichten wir den Riddarfjärden als Grenze einiger Stadtteile. Wir schlenderten die Promenade entlang und genossen den Ausblick auf die Stadtinsel Kungsholmen mit dem Rathaus. An dem die Promenade begrenzenden Kai lagen einige Restaurant- und Hotelschiffe. Zwischen den Schiffen ergaben sich für uns herrliche Blicke, z.B. auf das Rathaus und
auf die Nebeninsel zu Gamla Stan, Riddarholmen, mit der Riddarholsmkyrkan.
Wir ließen uns Zeit und erfreuten uns an den Aussichten. Das „Erfreuen“ löste sich kurz darauf in Luft auf, als wir uns den Mariaberg hinaufstöhnten. „Wie lange noch?“ „Gleich kommt die Belohnung! Dann hat die Mühe ein Ende!“ Ob man mir glaubte? Wahrscheinlich nicht. Doch tatsächlich – wir schafften es alle – Glückwunsch! – und bewegten uns auf der Anhöhe zwischen höheren Mehrfamilienhäusern vorwärts. Ab und zu lockerten ältere Holzhäuser die nicht so attraktivere Bebauung aus Anfang/Mitte des letzten Jahrhunderts auf. Gut, dass es doch einige Schmuckstücke in dieser Gegend gab.
Wir fanden ihn schließlich – den Spazierweg am Rande des Abgrunds, der meist ungestörte Blicke auf die Insel Kungsholmen zuließ. Besonders am Aussichtspunkt Monteliusvägen. Natürlich geriet wieder das Rathaus mit dem rechts daneben liegenden, futuristisch wirkenden Hauptbahnhof vor unsere Linse. Kein Wunder, dass wir vorhatten, auf unserem Rundkurs das Rathaus zu besuchen. Auch sehr schön, das uns immer wieder fesselnde Teilpanorama hinter der Centralbron.
So, fast genug vom Ortsteil Mariaberget. Am Ivar Los Park vorbei erreichten wir eine Straße mit einem lustigen Namen: Pustegränd (Lasst Euch den Straßennamen über Google übersetzen: pustegränd schwedisch deutsch … grins …). Eine alte schwedische Straße mit Kopfsteinpflaster. Gut für unsere bereits malträtierten Füße. Aber immerhin ging´s nach einigen Metern bergab. Steil bergab. Doch wir wollten es, denn wir steuerten die Centralbron an, über die wir Riddarsholmen erreichen wollten. Halt, nicht so schnell! Denn wir blickten immer wieder zurück.
Auf den von uns bezwungenen Mariaberg. Auf die friedlich am Rande der Promenade festgemachten Hotel- und Restaurantschiffe sowie Fähren.
Kurz vor der Insel Riddarholmen, der Ritterinsel, gab es – extra für uns? – direkt an der Wasserlinie freie Bänke. Endlich – eine Verschnaufpause. Zu unseren Füßen turtelten zwei Tauben. Wollten sie uns etwas damit sagen? Nicht darauf achten! Nicht zu diesem Zeitpunkt – wir hatten noch viel vor. Und zwar im quirligen Stockholm. Also auf! Pause beenden und nun endgültig hinein in den flächenmäßig kleinsten Ortsteil Stockholms. Immerhin ist Riddarholmen nur der zweitkleinste Ortsteil, gemessen an der Bevölkerungszahl. 2004 waren ganze zwei Personen gemeldet; aktuell soll niemand auf der Insel einen festen Wohnsitz haben. Warum, das merkten wir sehr schnell. Wir sahen nur repräsentative Gebäude. Fangen wir mit der Riddarholmskyrkan an. Kaum Einwohner im Ortsteil hatte zur Folge, dass auch keine zur Kirche gehörende Gemeinde existierte. Und das seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Seitdem wird das Gotteshaus nur noch als Begräbnis- und Gedächtniskirche genutzt. Natürlich nicht für das gemeine Volk, nur für schwedische Ritter und Könige nebst Gemahlinnen. Zuletzt wurde 1959 König Gustav V beigesetzt. Er ruht in unmittelbarer Nähe von rd. 60 Vorfahren. Und dabei wird es bleiben, denn nach ihm wurden und finden/fanden verstorbene Mitglieder der Königsfamilie ihre finale Ruhestätte auf dem Friedhof Haga. Natürlich auf dem königlichen Friedhof.
Bewacht wird die Riddarholmskyrkan vom prominentesten Bürger Stockholms, Birger Jarl, der vor knapp 900 Jahren Stockholm gegründet haben soll. Ein kräftiger und wehrhafter Geselle, der den hoffentlich nicht mehr notwendigen Schutz gewährleisten wird! Birger Jarl hatte sich von dem neben ihm aufragenden Wrangelschen Palais abgewandt. War ihm unwohl? In dem Palais wurde das größte schwedische Appellationsgericht untergebracht; nahezu alle Riddarholmen-Gebäude dienen der Justitia. Wir erkannten das und flohen. Ab ans Wasser. Dorthin, wo ein weiterer alter und berühmter Schwede saß.
Evert Taube, schwedischer Liedermacher, Nationaldichter und Volkstroubadour. Er zeigte uns die von uns einzuschlagende Richtung. Ach ja, wer Everts Kunst kennenlernen will, schaue bitte hier rein:
https://www.youtube.com/watch?v=gM7adfF7V_s
Nun aber weiter und Everts Hinweis folgen. Auf zum Rathaus, das ganz hoch oben seine Identifikation mit dem Heimatland zeigte: Tre Kronor – die drei Kronen aus dem schwedischen Wappen.
Aber so ruckzuck ging´s nicht. Zunächst musste der Rest der Centralbron bewältigt werden, anschließend noch die Stadbusbron. Unsere Beine merkten, dass sich Stockholm auf 14 Inseln erstreckte, die durch 53 Brücken verbunden waren. Zwei von ihnen hatten wir kennen- und schätzen gelernt. Es sollten nicht die letzten sein. Immerhin, die Brücken boten einiges für das Auge:
Wir ließen die Brücken hinter uns und standen im Rathaushof. Natürlich an diesem, unserem Tage lichtdurchflutet mit prima Blick über den Riddarfjärden auf Mariaberget.
Floppymann und ich hatten vor, den Turm zu besteigen, ääh zu befahren. Leider war der Andrang und die damit verbundene Wartezeit zu groß bzw. zu lang, so dass wir dem Rest der Truppe hinterhertrotteten. Und wo trafen wir ihn? Im Stadshusparken, in der Sonne sitzend und die wunderschönen Ausblicke auf Stockholm genießend. Floppymann und ich schlossen uns gerne an und bemerkten, dass wir von oben beobachtet wurden. Engelbrekt Engelbrektsson war der Schlingel, der aber zur Strafe hoch über uns versteinert oder so stehen musste. E.E. war ein schwedischer Freiheitskämpfer deutschen Ursprungs, der 1436 von schwedischen Rittern ermordet wurde. Nicht gerade ein Beispiel von Völkerverständigung – aber dafür wurde ihm ein toller Ausblick auf die schwedische Hauptstadt zugesprochen. Wie schön es dort war, könnt Ihr Euch anschauen. Zunächst Richtung Riddarholmen,
dann der Blick auf den Hauptbahnhof. Den gesamten Komplex durften wir natürlich nicht verlassen, ohne Birger Jarl unsere Aufwartung zu machen. Wir verweilten kurz an seinem Kenograph und wandten uns anschließend wieder unserer Brückentour zu. Zunächst über die Stadshusbron, kurze Zeit später erreichten wir die Vasabron.
Über sie hätten wir das Riddarhuset erreichen können, das ehemalige Versammlungshaus der schwedischen Adeligen. Aktuell ist das Gebäude Schwedens exklusivster Gesellschaftsklub und steht im Eigentum der rd. zweitausend Adelsgeschlechter. Eigentlich wären wir in deren heiligen Räumen richtig gewesen – aber in unseren Klamotten hätten wir ein wenig Stress am Einlass bekommen … Also weiter – weiter Richtung Reichstag. Logisch, dass wir vor dem Betreten des Reichstagsgeländes die nächste Brücke bewältigen mussten – die Riksbron. Der gewaltige Reichstag wurde aus schwedischen Natursteinen im Stil des Neubarock erbaut. Irgendwie erinnert das Gesamtwerk an einen bestimmten Flughafen oder auch sonstigen größeren Baumaßnahmen in Deutschland: Erst nach acht Jahren Bauzeit wurde es eingeweiht; in diesem Zeitraum verdoppelten sich die Baukosten … Doch was geschaffen wurde, imponierte:
Der Tag war noch nicht allzu fortgeschritten und aus diesem Grunde beschlossen wir, nochmals Gamla Stan aufzusuchen. Die Altstadt war nicht weit – wir gingen über die Stallbron (noch ´ne Brücke …) und schlichen durch die engen Gassen.
Für uns war es nicht überraschend, dass wir wie am Vortag auf den ehemaligen Marktplatz Stortorget stießen. Da nunmehr die Sonne ihr Bestes gab, gab es so gut wie keine freien Plätze in den Cafés und Restaurants. Die lieben Mitmenschen waren schneller als wir und so zogen wir weiter. Wir begeisterten uns an vielen alten Kleinigkeiten wie imposanten Hausportalen, dem uns nett begrüßenden Heinzelmännchen, das aus seiner Heimatstadt Köln geflohen war (warum wohl???) sowie über liebevoll gestaltete kleine Ladenlokale.
Schließlich waren wir da. Wo? Im kleinen verträumten Gärtchen um die Tyska kyrkan. Ziel war nicht die Besichtigung der Kirche – das hatten wir einen Tag zuvor erledigt. Nein, auf dem Kirchengelände gab es ein kleines Café. Dort sollte es auch Kanebullar geben! Okeh – sollte und das war´s … ausverkauft! Doch mit einem verschmitzten Lächeln flüsterte uns die Bedienung zu: „Wartet noch ein bisschen – die nächste Ladung ist in der Mache und gleich fertig!“ Auf einmal hatten wir Zeit satt … Ja, das wollten wir auch werden! Und dann wurden sie herangetragen:
Frisch und lecker duftend. Mein alter Schwede … den Genuss aus Mehl, Hefe, Zucker, Milch, Eiern, Zimt und jeder Menge Butter durften wir nicht verpassen! So etwas Leckeres, in etwa Faustgroßes, Schneckenförmiges, Zimtiges, Buttriges, Süßes! Wir gaben uns dem Genuss hin …
Dann aber wieder los. Weiter mit einem Lächeln durch die von hohen Häusern begrenzten Gassen. Wir kamen nicht zügig voran. Schwedische Hingucker hielten uns auf. Altes und Neues passten einfach zusammen. Schon wieder ein Hausportal, das aus dem Rahmen fiel. Vor längerer Zeit wohnte in diesem Haus bestimmt ein Landsmann.
So ganz nebenbei erkannten wir, dass es sich „under Kastanjen“ gut leben ließ. Zumindest konnte man sich dort in stilvoller Umgebung ausruhen.
Wir aber nicht – hatten wir uns doch nicht lange zuvor mit Kanebullar gestärkt. Wir liefen einfach planlos weiter und kamen zum Köpmanntorget (Meerelfe, nur zu Bestätigung: zum Kaufmannsplatz). Ein großes Denkmal auf einem hohen Steinsockel baute sich vor uns auf: St. Georg und der Drachen,
der todesmutig eine Prinzessin vor dem Drachen bewahrte. Die Prinzessin war nicht fern – selig lächelte sie ihren Retter an. Und wenn sie nicht gestorben sind …
Wir ließen sie weiter lächeln – wir lösten uns von den beiden Statuen und gingen einfach ziellos weiter. Wohin – alle Wege führten zum Schloss. Plötzlich standen wir davor und suchten die schmucken blau-weiß gekleideten Soldaten. Nix da – wir hatten schon wieder die Wachablösung verpasst. Um 2 ½ Stunden. Gut, was nun? Wir hatten bei unseren Stadtbesichtigungen auf eigene Faust die Erfahrung gemacht, dass hinter kleinen Gassen oftmals Überraschungen auf uns warteten. Also hinein in die gegenüber dem Schloss beginnende recht schmale Gasse. Mit Erfolg – wir entdeckten ein lauschiges Kleinod! Einen kleinen Park bei der finnischen Kirche, die in ihren Ursprüngen Königs und Hofstaat als Ballhaus und Theater dienten. Von der Größe recht bescheiden. Aber Feiern in kleinem Rahmen konnten auch schön sein. Die Älteren von uns (grins …) wurden von Bänken im Schatten angelockt. Ich war auf Glückspirsch und entdeckte die kleinste öffentliche Statue Stockholms. Ein Junge, ganze 14 cm hoch: „Ein Junge, der auf den Mond sieht.“ Weniger prosaisch nennen ihn die Hauptstadtbewohner „Järnpojke“, übersetzt „Eisenjunge“. Dieses Jüngelchen soll magische Kräfte besitzen. Die-/Derjenige, die/der ihn mit Geldstücken füttert oder über den Kopf streichelt, soll nach Überlieferungen vom Glück verfolgt werden. So sagt man, dreimaliges Streicheln über den Kopf hätte die Erfüllung eines umgehend – auch im Stillen – geäußerten Wunsches in demselben Jahr zur Folge. Wer dem Kleinen Geld opfert, würde in dem gleichen Jahr von Reichtum überschwemmt werden; die Weiblichkeit würde eine verstärkte Fruchtbarkeit erlangen. Und wer dreimal gegen den Uhrzeigersinn Järnpojke umrundet, kommt sicher wieder nach Stockholm zurück. Nicht schlecht – nach unseren Beobachtungen würden sich in Stockholm in naher Zukunft Süd-Ost-Asiaten gegenseitig auf die Füße treten …
Mal sehen, ob in diesem Jahr noch das große finanzielle Glück auf uns zukommt. Wenn nicht … na ja, dann sparen wir auf AIDA-Reisen. Ja, AIDA – dorthin zog es uns nun zurück.
Floppymann suchte das in Kainähe liegende Fotomuseum auf, Floppy und ich waren noch nicht wandermüde. Wir testeten, wie viele Treppenstufen unseren Körpern zugemutet werden konnten. Es waren eine Menge. Aber wir wurden auch belohnt. Zunächst mit einem herrlichen Ausblick auf unsere AIDAcara mit dem schönen Stockholm als Kulisse.
Dann – nach weiteren Anstrengungen – mit der Entdeckung eines zum Glück noch nicht von Touristen überschwemmten Viertels von Södermalm. Schmucke kleine Häuser und kleine Parks mit Bänken zum Ausruhen. Von Blumen umringt. Und doch fühlten wir uns immer wieder beobachtet.
Dann stießen wir auf die Stigbergsgatan. Diese Straße war quasi das Hinterzimmer der viel feineren Fjällgatan. Also die Wohngegend für die Minderbetuchten. Schiefe, zugige Häuser, in denen bis zu 45 Menschen wohnten.
Kein Wasser, keine Abwasserleitungen, keine Elektrizität, kaum Licht, keine Wärme. Die Betten wurden im Wechsel genutzt – so blieben sie warm. Diese noch erhaltenen Häuser – so wie ein Museumsdorfteil – zeigten, wie die armen Schweden vor 100 Jahren gelebt hatten. Und heute? Sind sie schmuck zum Ansehen. Blumenumrankt übertünchen sie die guten alten, vor allen Dingen schweren Zeiten.
Floppy und ich waren froh, dass wir den Weg mit den vielen Stufen zur Stigbergsgatan gefunden hatten. Wir schauten uns die Hinterlassenschaften der Vergangenheit intensiv an und nahmen beeindruckt den Rückweg zu unserem Schiff. Ausruhen war angesagt und anschließend das Abendessen im großen Kreis.
Dass die komplette Gruppe ab 20 Uhr das Auslaufen von ganz oben aus verfolgte, verstand sich von selbst. Die Sonne drehte noch einmal so richtig auf und ließ die Silhouette Stockholms wunderschön erstrahlen. Zunächst schob sich die AIDAcara vorbei am noch immer gut frequentierten Vergnügungspark Gröna Lund. Nicht nur ein Blick zurück – Globen zeigte sich von weitem von Kranen umringt.
Auf der Backbordseite sahen wir von der Sonne angestrahlte Fesselballons. Ob uns die Korbinsassen beobachteten?
Auf jeden Fall strebten sie Richtung Sonne …
Noch ein Blick zurück – dorthin, wo wir kurz zuvor waren. Langsam näherten wir uns dem Schärengarten. Zweckbauten blieben zurück und es erschienen mehr und mehr zum Träumen anregende Häuser in erster Ausgucklage. Ja, träumen …
Die Sonne kündigte an, dass sie demnächst für einige Stunden verschwinden würde. Aber nicht, ohne diese wunderschöne Natur ins rechte Licht zu setzen. Waren wir nicht schon einmal an diesen Flecken? Zwischen den beiden Teilen der Festung Oskar-Fredriksborg war es im Gegensatz zum Vortag sehr still – kein größeres Schiff befand sich vor und hinter uns.
Dann wurde es ernst. Zwischen den Wolkenbänken zeigte sich der Lebensspender in verschiedenen Farben. Die uns noch begleitende Möwe schien das Himmelsschauspiel zu genießen.
Wie wir, die einen letzten Blick nach oben warfen und anschließend Richtung Koje verschwanden. Die Vorbereitung auf die uns am nächsten Tag erwartende finnische Natur forderte ihren Tribut …
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