
Nachdem wir gestern bei bestem Wetter und mit nur wenigen Schaumkronen einen sehr erholsamen Tag auf dem Wasser verbracht haben, liegt unser heutiges Ziel im Süden der irischen Insel. Die kleine Ortschaft Cobh mit ca. 12.500 Einwohnern besitzt mit „Cork Harbour“ einen der weltweit größten Naturhäfen.
1750 wurde die Ortschaft erstmals unter dem Namen Cove, die Höhle, erwähnt. Aus Anlass des Besuchs von König Victoria wurde sie 1849 in Queenstown umbenannt und erlangte unter diesem Namen als letzter Hafen der „RMS Titanic“, die hier am 11. April 1912 auf Reede lag und die letzten Passagiere aufnahm, traurige Berühmtheit. Mit der Unabhängigkeit Irlands im Jahre 1922 wurde der Name bei gleicher Aussprache in die irische Schreibweise Cobh geändert. Zwischen 1848 und 1950 verließen von hier aus mehr als drei der insgesamt sechs Millionen Iren ihre Heimat.
Noch bevor wir anlegen, haben wir freien Blick auf das schöne Panorama des Ortes mit seinen vielen bunt gestrichenen Häusern und seinen zum Teil sehr steilen Straßen, was die malerische Hanglage noch deutlicher macht.
So entsteht ein erstes Foto vom Balkon, wobei die alles überragende neugotische Kathedrale „St. Colman“ sofort ins Auge fällt. Eigentlich ist diese Kirche, die mit 49 Bronze-Glocken, die 1916 installiert wurden und zusammen über 25 Tonnen wiegen, eines der größten Kirchengeläute auf den britischen Inseln besitzt, viel zu mächtig für den kleinen Ort.
Gut gestärkt verlassen wir unsere AIDAvita, um in bester Stimmung bei genauso gutem Wetter den Ort zu erkunden. Direkt am Anleger befindet sich der kleine viktorianische Bahnhof mit dem Cobh Heritage Centre, das die Geschichte der ersten irischen Auswanderer zeigt.
Während die Züge den Bahnhof nordwestlich nach Cork verlassen, orientieren wir uns östlich in Richtung Zentrum. Einen ersten Stopp machen wir im „President John F. Kennedy Memorial Park“, um einen Blick zurück zu unserem gut vertäuten Schiff zu werfen. Das Gebäude im Vordergrund ist das „Sirius Arts Centre“.
In der anderen Blickrichtung liegt das Titanic Museum und natürlich die große Kirche.
Diese bunte Häuserzeile befindet sich an der Ecke Westbourne Pl/Casement Square.
Die Straßenlaternen an der West Beach sind alle ein bisschen schief.
Ob ich die Dienste dieses Finanzdienstleister in Anspruch nehmen würde, weiß ich auch nicht so genau.
Alle Straßen, die nach links weg von der Küste abzweigen, gehen alle bergan.
Auf dem Weg zum „Titanic Memorial Garden“, der gleichzeitig auch das Ortsende markiert, sehen wir diese Pflanzen. Auch wenn ich nicht weiß, wie sie heißen, finde ich doch sehr imposant.
Wir verweilen ein wenig im Garten und machen uns dann auf den Rückweg. Was heißt hier Rückweg. Es geht steil nach oben. Zum Lohn gibt es noch einmal einen schönen Blick auf die Anlegestelle.
Nachdem wir oben sind, wird es wieder flacher. Aber irgendwie sind wir in einer anderen Welt: in einer Schulwelt. Jede Menge an Schulen, Colleges und Sportplätzen. Selbst die Straßen heißen hier: „College Drive“, „College Avenue“, „College Gate“, „College Green“, „College Lawn“, „College Grove“ College Ct“, „College View“, „College Cres“, College Gardens“. Und natürlich sind da Millionen von Schülern. Alle in ihrer Schuluniform. Das finde ich super. Ich bin schon seit Jahrzehnten überzeugter Verfechter dieser optischen Gleichstellung. Es würde eine Menge von Problemen an unseren Schulen beseitigen.
Nun aus Norden kommend folgen wir der Beschilderung Richtung Zentrum. Rechterhand sehen wir die noble Wohnanlage „The Crescent“. Die Eigentumswohnungen haben sechs Zimmer und drei Bäder. Sie sind 234 m² groß und haben selbstverständlich alle Seeblick. Die Preise liegen im Mai 2017 bei 550.000 bis 625.000 Euro. Verglichen mit Hamburg noch recht günstig.
Nun sind wir an der Kathedrale „St. Colman“. Ein Foto von draußen und ein Foto von drinnen. Hier probt gerade ein Kinderchor. Total niedlich.
Okay. Ohne Kultur gibt’s nicht zu trinken. Also: Namensgeber ist der Glaubenslehrer und Mönch Colman von Cloyne. Während der Herrschaft der anglikanischen Staatskirche überlebte die katholische Kirche Irlands bis Ende des 18. Jh. im Untergrund. Seit 1769 residierte der katholische Bischof von Cloyne in Cobh in einer bescheidenen Pfarrkirche. Als sich Mitte des 19. Jh. die gesetzlichen und finanziellen Möglichkeiten boten, wurde am 30.09.1868 mit dem Bau begonnen und 51 Jahre später vollendet. Die Kathedrale ist die zweitgrößte Kirche Irlands und sollte die Unbesiegbarkeit des irischen Katholizismus symbolisieren. Auch ihr Turm ist mit 91,40 m der zweithöchste Kirchenturm Irlands. Die Kathedrale war aber auch eine der aufwendigsten und teuersten. Nun reicht es in Sachen Kultur. Wir haben Durst und man erwartet uns. Das „Rob Roy“ heißt uns willkommen.
Das Craft Beer, das hier aus dem Hahn läuft, heißt „White Gypsy“ und schmeckt uns so gut, dass wir auch noch ein zweites trinken. Wir sitzen gut beschattet vor der Tür. So lässt es sich aushalten. Ganz nach dem Motto: „es könnte uns auch schlechter gehen“.
An der Wand befinden sich diverse Kacheln. Hier ein Beispiel.
Irgendwann müssen wir dann doch zurück zum Schiff. Verabschiedet werden wir mit Musik und von drei „Ladies in white“.
Dann legen wir ab und im abendlichen Licht verabschieden wir uns von diesem bunten Ort. Es war ein sehr schöner Tag.
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