Unser heutiges Ziel ist die Hauptstadt der Republik Irland mit knapp 1,4 Millionen Einwohnern und liegt an der Ostküste des Landes an der Mündung des River Liffey in die Dublin Bay. Der irische Name der Stadt lautet Baile Átha Cliath, der sich auf eine im Jahre 988 von König Mael Sechnaill II. gegründete Siedlung bezieht.
Bei aller schönstem Wetter fahren wir die Liffey nur ein kleines Stück hoch, bevor uns die unscheinbare „Tom Clarke Bridge“ zum Anlegen am nördlichen Ufer zwingt. Nach dem Frühstück erklimmen wir erst einmal zwecks Orientierung Deck 10. Links und rechts des Flusses wird in den Dublin Docklands immer noch viel gebaut und es erinnert uns sehr an die Bauaktivitäten in der Hafencity unserer Heimatstadt.
Auf der südlichen Seite sehen wir das neue „Aviva Stadium“, das sich im gemeinsamen Besitz der Irish Rudby Football Union und der Football Association befindet. Hier tragen die Rudby- und die Fußball-Nationalmannschaft Irlands ihre Heimspiele aus. Eröffnet wurde das Stadion am 4. August 2010 mit einer 1:7 Niederlage einer Auswahl der irischen Liga gegen Manchester United.
Die zweite Brücke, die die Liffey überspannt, ist die „Samuel Beckett Bridge“, eine 48 Meter hohe Schrägseilkonstruktion, die an eine liegende Harfe erinnert. Die Harfe ist ein bekanntes Wahrzeichen Irlands und ist auch auf der Euro Münze zu finden. Durch die Asymmetrie der Brücke kann sie auf einem Fundament gelagert werden und ist um 90 Grad schwenkbar, so dass genügend Platz für durchfahrende Schiffe bleibt.
Gegen 10:00 Uhr verlassen wir gemeinsam mit A&O das Schiff, um Dublin auf Schusters Rappen zu erkunden. AIDA bietet für 10 Euro einen Shuttle an, den man sich aber getrost schenken kann. Wir folgen einfach der Liffey stromaufwärts. Dabei schauen wir uns die „Samuel Beckett Bridge“ mit ihren 25 Schrägseilen auch nochmal aus der Nähe an.
Interessant ist auch ein Graffiti, das einen Stromkasten ziert.
Ein Stückchen weiter flussaufwärts liegt am Ufer festvertäut die Replik der Dreimastbark „Jeanie Johnston“. Hier im Hafen dient sie als lebendiges Geschichtsmuseum der Auswanderung aus dem 19. Jh. und auf See ist sie ein seetüchtiges Segelschulschiff, das ab Mai 2000 für 13,6 Millionen gebaut wurde und im März 2003 auf Jungfernfahrt ging. Die ursprüngliche „Jeanie Johnston“ unternahm zwischen 1848 und 1855 sechzehn im Durchschnitt 47-tägige transatlantische Reisen: Auswanderer nach Nordamerika und auf der Rückfahrt Holz nach Europa. Dabei beförderte sie bis zu 254 Passagiere ohne jemals ein Menschenleben zu verlieren. Heute ist das Schiff für maximal 40 Personen zugelassen.
Als Nächstes sehen wir das „Famine Memorial“, das 1997 zum Gedenken an die große Hungersnot errichtet wurde. Aufgrund mehrerer Kartoffelmissernten flüchteten immer mehr Landbewohner in die Hauptstadt. Die Hungersnot hatte verheerende Folgen für Irland, führte zum Tod ca. einer Million Iren und zu Auswanderung einer weiteren Million.
Das „Custom House“ ist ein klassizistisches Gebäude, das 1781 bis 1791 als das neue Zollamt für eine für die damalige Zeit Riesensumme von 200.000 £ erbaut wurde. Jeder verfügbare Maurer in Dublin war bei den Arbeiten beschäftigt. Heute beherbergt es das Umweltministerium und die Kommunalverwaltung.
Als wir die Liffey auch der „Talbot Memorial Bridge“ überqueren, haben wir einen schönen Blick durch die Schrägseile der „Samuel Beckett Bridge“ auf unsere AIDAvita. Als wäre sie hinter schwedischen Gardinen.
Das „Leinster House“ am Merrion Square ist der ehemalige Herzogspalast des Earl of Kildare, der es als offizielle Stadtresidenz ganz bewusst auf der „einfacheren“ Südseite in den Jahren 1745 bis 1748 bauen ließ. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses Areal um den Merrion Square im sogenannten „Georgian Style“ bevorzugte Wohngegend der Aristokraten, die ihre auf der Nordseite der Liffey gelegenen Häuser verkauften. Aber kein anderes Gebäude konnte bezüglich Größe und Ausstattung mithalten. Bis 1922 war das „Leister House“ Treffpunkt der Royal Dublin Society. Ab 1922 tagt hier das Parlament zunächst des Irischen Freistaates und dann der Irischen Republik. Ende des 19. Jh. wurden zwei neue Flügel für die Nationalbibliothek und das Nationalmuseum angebaut, wo sie sich noch heute befinden, aber nicht mit dem Regierungskomplex verbunden sind.
In dem benachbarten „Department oft the Taoiseach“, das von 1904 bis 1922 erbaut wurde und nun zu den Government Buildings in der Merrion Street gehört, sind das Ministerium des Premierministers, die Ratskammer, in der die Regierungssitzungen stattfinden, das Finanzministerium und das Büro des Generalstaatsanwalts untergebracht. Bis 1989 wurde hier im Zentralteil des Gebäudes auch das „Royal College of Science“ beherbergt. 1990 wurde der gesamte Komplex in ein modernes Regierungsgebäude umgewandelt.
An der nächsten Ecke befindet sich Foley’s Bar, die leider erst um 12:00 Uhr öffnet.
Wir biegen nach rechts in Richtung „St. Stephen’s Green“ ab. Hier gibt es einige Häuser im typischen georgianischen Stil mit sehr schönen und farbenprächtigen Türen.
Den neun Hektar großen Landschaftspark „St. Stephen’s Green“ mit seinem schön anlegten See durchstreifen wir an seiner Nordseite. Viele Dubliner genießen hier in dieser grünen Lunge der Stadt ihre Mittagspause.
In einer kleinen Seitenstraße der verkehrsberuhigten Grafton Street, einer der Haupteinkaufsstraßen Dublins mit diversen exklusiven Geschäften, finden wir im Außenbereich eines Pubs einen sonnigen Platz. Unsere Kellnerin spricht uns auf Deutsch an und sie erzählt uns, dass sie an der hiesigen Uni „International Business“ studiert. Aber die wichtigste Information ist ihre Bierempfehlung: 13 Hop House Lager. Ab sofort ist es unser Lieblingsbier. Wie es der Name schon sagt, ist es ein helles Lagerbier und zwar aus der Guinness Brauerei, die scheinbar mehr als nur dunkles Puddingbier brauen kann.
Nach unserer schöpferischen Pause folgen wir der Grafton Street und landen automatisch im Stadtteil „Temple Bar“ mit der gleichnamigen legendären Bar. Bevor wir hier unseren Pflichtstopp einlegen, durchstreifen wir das mittelalterliche Quartier mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen kreuz und quer und entdecken viele schöne Pubs. Auch von innen sind diese Kulturstätten sehr sehenswert. Na ja, was soll ich sagen, nach so viel Kultur haben wir uns unsere Belohnung redlich verdient: ein Pint of 13 Hop House Lager. Und weil wir einen so schönen Platz im halbüberdachten Innenhof inne haben, gibt es auch noch zweites Pint. Das Leben kann so schön sein.
Über die „Ha‘ Penny Bridge“, eine 43 Meter lange und 3,7 Meter breite schmiedeeiserne Fußgängerbrücke, geht’s wieder aufs Nordufer. Ihren volkstümlichen Namen erhielt die aus dem Jahre 1816 stammende Brücke aufgrund der bis 1919 zu entrichtenden Fußgängermaut, die dem früheren Fährpreis in Höhe eines halben Penny entsprach.
Eine Luas-Straßenbahn, das neueste Verkehrsmittel Dublins, bringt uns zu unserem Schiff zurück. Es war ein toller Tag in Dublin und dabei haben wir so Vieles noch gar nicht gesehen. Macht nichts, wir kommen wieder und dann kaufen wir uns eine Tageskarte für die Straßenbahn.
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