Koh Samui
Ausschlafen ist später, -auf jeden Fall Morgen, am 1. Seetag. Aber heute früh laufen wir erstmal auf Koh Samui zu, also eine Insel, - wie der Name „Koh“ verspricht.
Schon einige leere Ausflugsboote sind unterwegs, die nun wartend um uns herumdümpeln.
Aber erstmal heißt es Anker werfen, denn heute ist Tendern angesagt. Ob eines dieser Boote etwa gleich den Teddy zum Ausflug „Dschunkenfahrt durch die Inselwelt“ aufnimmt? „Dschunke“ habe ich mir ja eigentlich anders vorgestellt. Aber diese Sorge wird mir gleich genommen. Tatsächlich sind es nur die heimischen Tenderboote, die –anders als die schiffseigenen Rettungsboote- auf 2 Etagen jeweils etwa 120 Passagiere bequem aufnehmen können und dadurch das Ausschiffen recht zügig gestalten lassen.
Um auch den späteren Transport zur wirklichen Dschunke möglichst zügig und komplett zu gestalten, trifft sich unser Ausflug vorher in der Aida-Bar und geht dann geschlossen auf eines der Boote. Vom langgezogenen Steg hier in NATHON geht es nun für unsere etwa 40 Leute zu Kleinbussen, die uns dann zur wirklichen Dschunke bringen. Und anders als ich dachte, liegt die nicht in diesem Hafen, sondern wir machen jetzt erstmal eine ½-stündige Busfahrt.
Und da ist der Teddy jetzt aber auch froh, dass er im Bus sitzt und hofft auf eine sogar noch längere Fahrt. Denn das Wetter lädt nun immer weniger zu einer Bootspartie ein. Kaum sitze ich im Bus, beginnt es zu regnen und wenig später schüttet es dann wie aus
Kübeln.
Wenn das so weiter geht, brauchen wir gar nicht erst wieder bis zum Meer, dann können wir die Tour gleich hier machen, auf der Straße… Wir fahren im Moment zumeist stromaufwärts, also bergauf. Wohl besser als in einem Tal zu stehen, denn Wahnsinn, wie schnell sich hier auch die Baugruben an den Straßenrändern füllen, in denen eben noch die Bauarbeiter beschäftigt waren. Die haben dann wohl für heute Feierabend, denn unsere Schnorchelbrillen geben wir nicht ab…
Unser Guide, der uns am Hafen abgeholt hat, zur Bootsbesatzung gehört und Deutscher ist, erzählt später auf dem Schiff -wie er versichert, vorurteilsfrei und hingegen aus Erfahrung-, dass es sich bei den Bauarbeitern nicht unbedingt immer um die eigentlich dort beschäftigten Thailänder handelt. Denn die verzichten auch schon mal gerne auf die Tagesmüh und schicken an Stelle von sich selbst auch mal die persönliche „Zweitbesetzung“, eine burmesische Ersatzkraft (die noch mehr als er auf das Geld angewiesen ist) und teilen sich dann mit dieser den Tageslohn. Dem Chef vor Ort ist das zumeist auch gar nicht mal Unrecht, da der Burmese an sich als fleißig gilt. Und das nicht nur, weil dann überhaupt jemand zur Arbeit erscheint. Für alle also offenbar eine Win-Win-Situation, dieser Tausch. Einer kann liegenbleiben, einer hat wenigstens Arbeit für den halben Lohn und die Arbeit wird vernünftig(er) erledigt.
Gerne werden die Fremdarbeiter aus Burma/Myanmar auch als „Erstbesetzung“ im z. B. Hotelgewerbe beschäftigt. Sie gelten als fleißig, erledigen die Arbeit ordentlich und korrekt und sprechen ein besseres Englisch. Wie gesagt, dass hat man dem Teddy genau so erzählt und das gibt er dann mal vorurteilsfrei unter Vorbehalt weiter, -bevor jetzt noch einer Schnappatmung kriegt.
Zu regnen aufgehört hat es jetzt zwar immer noch nicht, wenigstens aber schüttet es nicht mehr, als wir die Bootsanlegestelle erreichen. Wo die jetzt übrigens ist, weiß ich nicht. Schilder konnte man bei dem Sauwetter ja weder lesen, noch überhaupt erkennen. Teddy hat also keine Ahnung wo er jetzt ist, jedenfalls noch irgendwo auf Koh Samui. Ist aber auch egal, denn man will ihn ja wohl nicht entführen, sondern nur eine Bootstour mit ihm machen.
Obwohl mir beim Anblick der Besatzung jetzt doch Zweifel bezüglich der guten Absichten kommen…
Diejenigen, die uns hier an dem kleinen Steg im Niemandsland erwarten, sehen aus wie Piraten. Und die kenne ich doch bisher nur von der Transmauritius-Tour. Und Somalia ist eigentlich weit weg.
Hoffentlich also sind die hier nur verkleidet… Denke ich noch so, als sich nun auch der Guide von eben plötzlich in einen Piraten verwandelt. Das letzte Vertrauen ist dahin. Der Guide ist also auch Pirat!
Durch den Nieselregen werden wir zum Boot geführt. Dann gibt es jetzt wohl kein Entrinnen mehr… Teddy denkt an bessere Zeiten, als er damals, bei der Transmauritius-Tour, noch bewaffnet war. Mein Degen aber liegt nun zu Hause, in Duisburg, im Koffer mit meinen sämtlichen Habseligkeiten, auf dem Regal. Nun also hilflos ausgeliefert, ist Widerstand zwecklos. Das Boot, das ich jetzt über die Planke betreten muss, passt zur ganzen Situation.
Auf der anderen Seite erwarten uns weitere Piraten und ein Blick nach oben, der Ty hat es mit seiner orthopädischen Fehlhaltung längst schon entdeckt, lässt mich erschaudern. Auf dem Mast weht eine Totenkopfflagge!
Da tritt das Wetter immer mehr in den Hintergrund und wird heute wohl Teddys geringstes Problem… Erstmal müssen sich nun alle „Gäste“, angeblich aus Versicherungsgründen, in eine Liste eintragen. Na wenigstens benachrichtigen die Piraten wohl später unsere Angehörigen, was beim Ty und mir aber eher schwierig wird. Wir tragen uns dann auch gar nicht erst ein…
Während dem Ty längst sein Dauergrinsen vergangen ist, frage ich mich unterdessen, ob diese seltsamen Piraten eigentlich grinsen oder tatsächlich freundlich lächeln…? Und als nun, wir haben längst abgelegt, sogar mal die Sonne herauskommt, legen die sogar Liegematten auf das Deck, verteilen Handtücher und wollen später sogar für uns Kochen. Teddy ist mehr als erleichtert, schnappt sich den Ty zum Freigang und sucht sich erstmal einen zentralen Platz neben dem Schiffsgong um diese frohe Kunde allen
mitzuteilen.
Braucht er aber gar nicht, denn er schaut nur in entspannte Gesichter. Der Teddy und der Ty mit ihrem „Somalia-Syndrom“ sind offenbar die letzten, die noch immer an diesen Unfug geglaubt haben.
Augenblicklich ist die Spannung nun von uns abgefallen und etwas anderes fällt dafür wieder auf uns runter, -prasselnder Regen. Und lecker windig wird es jetzt auch noch. Die Besatzung gibt sich große Mühe, dreht wieder ab von einem Strand auf den wir schon Kurs gehalten hatten und versucht ruhigeres Gewässer zu erreichen, bzw. dem Wetter ein wenig auszuweichen. Mit augenscheinlich mäßigem Erfolg.
Die Dschunke schaukelt wie eine Nussschale und von der Decke regnet es rein, obwohl doch über uns noch ne Etage ist. Nicht alle Gesichter hier sind jetzt noch entspannt. Teddy bekommt mit, dass die Besatzung offen über einen Tourabbruch nachdenkt. Jedenfalls aber fahren wir nicht mehr die eigentlichen Ziele, im Marineschutzpark an.
Und dann erreichen wir irgendwie doch ruhigeres Gewässer und es hellt sich wieder auf.
Der Spuk scheint vorbei, wir ankern.
Von Bord aus geht es jetzt zum Schwimmen ins vom Sturm getrübte Wasser. Wer will, der kann. Ich will zwar, kann aber ja bekanntlich nicht. Aber etwas anderes kann ich gleich, eine trockenere Sportart...
Teddys Blick geht an die hölzerne Decke. Darunter hängen einige Angeln. Und an der Spitze sind die alle abgebrochen. Offenbar haben die schon einiges mitgemacht. Das lässt auf fette Beute hoffen! Vom freundlichen Piraten bekomme ich Angel und Köder. Vor Teddys Augen läuft derweil schon mal Kopfkino ab: "Big-Game-Fishing". Dafür brauche ich jetzt aber den Ty. "Schnallt uns fest!" Hoffentlich haben wir genug Schnur. Höchste Anspannung, jeden Moment kreischt hier die Rolle auf...
Irgendwie ist es dann aber alles wie zuhause. Am Ende sind die Köder größer als der Fang. Denn "Nichts" ist gar nicht mal so groß...
Hier wird es an dem trüben Wasser gelegen haben, -bringe ich mal zu unserer Entlastung vor...
Mittagessen gibt es aber trotzdem. Sogar, während wir noch angeln. Das werte ich mal als Vertrauensbruch... Irgendwie hat man sich wohl von vornherein nicht auf die Teddys verlassen...
Das Essen wohl lecker, Leute satt und Teddys müde. Wir
fahren weiter zu einem kleinen Strand. Kein Traumstrand, aber als Notlösung
okay. Mit dem schiffseigenen Schlauchboot werden wir in mehreren Etappen ans
Ufer gefahren. Die Teddys relaxen
und der Rest geht schwimmen. Leute, genießt es! Es ist erst der 3. Tag der Reise, aber auch schon die letzte Möglichkeit zu einem Bad im Südchinesischen Meer, bzw. dem Golf von Thailand. Klingt jetzt komisch, -ist aber so. Solche Vergnügungen konnten bei den kommenden Planungen nicht mehr berücksichtigt werden…
Rechts von dem mehr als übersichtlichen Strand, der dennoch
sogar eine bewirtschaftete Strandbude hat,
kommt ein Bach aus dem
dschungelartigen Buschwerk. Wo der Träger nun glaubt, in diesem Stillleben, in
dieser Szenerie, ein lohnendes Fotoobjekt zu erkennen, fragt sich derweil ein
Beobachter nach dem Sinn dieser Aktion. Er sucht, und glaubt dann als Objekt
der Begierde in dem Bach ein Krokodil zu erkennen!
Tatsächlich übrigens ist der vermeintliche Krokodilskopf nur eine Wurzel und offenbar hat der Träger das Foto also grundlos gemacht. Wie in allen Lebenslagen, kommt es halt immer auf den Blickwinkel an.
So ist dies hier, entdeckt auf der Rückfahrt, dann sicher
doch eine Haiflosse
und damals, am Loch Ness, habe ich da wirklich
„Nessie“ gesehen,
oder doch nur einen alten Schlauch….?
Nachdem wir nun, dem Krokodil entronnen, wieder auf dem Piratenboot eingecheckt haben, geht es langsam wieder zurück. Sogar die Segel werden jetzt noch mal gehisst und zur Schau gestellt.
Bei all den wettertechnischen Eskapaden muss man ohnehin feststellen, dass sich die freundlichen Piraten total Mühe gegeben haben und sicher noch das Beste aus dem Tag herausgeholt haben. Toll war auch, dass der Ausflug zwar ausgebucht, aber dennoch nur etwas über 40 Leute an Bord waren.
Was man natürlich alles an einem „normalen“ Tag gesehen hätte, z. B. auch unter Wasser, was wir also alles verpasst haben, kann ich natürlich nicht sagen. Nächstes Mal wird der Teddy sich mal auf die Strände usw. konzentrieren. Ein Teil davon war aber ja eigentlich heute schon geplant…
Teddy und der Ty verabschieden sich jedenfalls herzlich von dieser Piraten-Dschunke und dies aus dem Führerstand.
Übrigens weiß ich jetzt auch endlich wo ich bin. Es ist wohl im Norden der Insel, denn ich sehe den Wat Phra Yai Tempel mit seiner großen goldenen Buddha-Statue,- allerdings nur von hinten.
Die Reserveträgerin bemerkt nun mit kritischem Tonfall, dass sie wohl den schweren Rucksack mit den nassen Handtüchern auf dem Buckel hat. Eigentlich aber ist es doch ein echtes Glückslos. Was soll denn der Träger sagen, -in seinem Rucksack steckt der Ty...
Nun, diese Bemerkung hätte ich mir besser verkniffen...
Im nächsten Teil rächt sich dann wohl nicht nur meine letzte Bemerkung... Und das geschieht beim Streifzug durch die Klimbim-Läden von Nathon. Der Appetit ist mir längst vergangen, als ich noch über den Streetfoodmarkt geschleppt werde. Ziemlich sauer bin ich und will nur eines, -auf das Schiff. Zur Besinnung auf und über meine angeblichen Sünden dann endlich mal einen Seetag, -auf dem Weg nach Singapur.
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