
Singapur 2. Tag
Singapur braucht Platz. Er ist zwar der einzige Inselstadtstadt der Welt, in der Ausdehnung aber kleiner als Hamburg. Ständig versucht man, sich durch Landgewinnung zu vergrößern. Erde und Sand werden aus dem Meer gewonnen, Berge werden abgetragen und sogar Erde importiert. Erfolge sind sichtbar. So ist die ehemalige Beach Road heute schon 1 ½ km vom Meer entfernt… Auch da, wo jetzt die 100 Hektar von Gardens by the Bay sind, war vor gar nicht so langer Zeit noch das Meer. Aber der Ausdehnung Singapurs sind Grenzen gesetzt, geographische und geologische Grenzen.
Den Briten waren auch Grenzen gesetzt, Grenzen bei der Ausdehnung ihrer Macht. Für sie war dieser Zipfel südlich von Malaysia immer ein wichtiger Handelsstützpunkt, von der Seeseite nahezu uneinnehmbar. Das dies nur für die Seeseite gilt, das bewiesen im 2. Weltkrieg die Japaner, die machten ne gewaltige Biking-Aktiv-Tour quer durch das für größere Militärfahrzeuge infrastrukturell ungünstige Malaysia und besetzten, natürlich nicht ganz unbewaffnet, wie zuvor schon viele andere Länder Asiens, nun auch Singapur, -von der Landseite her.
Erst seither heißt diese ganze Region hier, also alle Länder die Japan damals besetzt hatte, Südostasien. Und auch wir machen ja im Moment eine Südostasientour. Aber die Teddys kommen auf dem Seeweg, in friedlicher, rein touristischer Absicht. Und haben dabei ja schon das Land besucht, für den dieser Oberbegriff „Südostasien“ eigentlich gar nicht passt, -Thailand. Damals, als man noch Siam hieß, hat man, getreu dem Motto „Spatz in der Hand ist besser als Taube auf dem Dach“ mehr oder weniger freiwillig auf bestimmte vom anrückenden überlegenen Feind begehrte Landesregionen verzichtet und ist so als einziges Land hier, der Besetzung und Kolonialisierung entgangen, bzw. zuvorgekommen, sozusagen durch Flucht nach vorn. So war Thailand immer „Freiland“ und tatsächlich nie eine besetzte Kolonie. Aber da wollen wir jetzt mal nicht so genau sein. Wir bereisen hier also zumindest „ü b e r w i e g e n d“ Südostasien.
Nach 3 Jahren war die Uhr der japanischen Schreckensherrschaft hier in Singapur schon wieder abgelaufen, der Krieg verloren und die Briten übernahmen wieder das Zepter. Heute ist Singapur ein unabhängiger demokratischer Staat, der es damals nur kurz mal mit einem Anschluss an Malaysia probiert hat. Aber gemeinsam ist man eben nicht immer stark… Manchmal muss man auch mal „sein Ding machen“. Und der Erfolg war ja schon gestern für uns sichtbar. Und wird es sicher auch heute wieder sein, bei unserer Tour nach Chinatown.
Geht ja heute Morgen zügig voran, denn Fahrkarten haben wir ja schon. Wie gestern dann ab in die violette Linie, zwischendurch ein langer Tunnel und an der 2. Station steigen wir schon wieder aus der U-Bahn. Dennoch aber eine Strecke, die man nicht laufen möchte.
Das Wetter scheint heute nicht so übel zu sein und warm und schwül ist es ja ohnehin, als der Teddy nun wieder das Tageslicht erblickt. Vor mir liegt eine Fußgängerzone, gesäumt mit mehr oder weniger kleinen Geschäften und Restaurants. Nicht alle sind mehr Original, da zwischenzeitlich mal umfangrechte Abriss- und Renovierungsaktionen stattgefunden haben.
Singapore Flyer (der auch heute noch ohnehin weiter defekt ist), Marina Bay Sands Hotel, Skywalk, ihr alle habt eure Chance auf einen Teddybesuch gehabt, gestern, im Regen. Heute wird ausschließlich ebenerdig besichtigt und erstmal was für das Chinesenmädchen neben mir gemacht. Denn um zum bunten Hindu-Tempel zu gelangen, der ausgerechnet hier bei Chinatown steht, müssen wir genau an allen Ständen und Läden vorbei. Aber nicht nur vorbei, wir gehen teilweise sogar rein.
Und ausgerechnet hier in Chinatown finden wir sie, unsere erste Motiv-Weihnachtskugel dieser Reise, leider wird es auch die letzte sein.
Teddy wählt bei der Weihnachtskugel mal die Motiv-Version mit den Dingen aus, die er gestern nicht von oben besichtigen konnte, damit er sich weiter ärgern kann und es auch seine Leute nicht vergessen, den Teddy beim nächsten Mal dort raufzuschleppen…
In dem Bereich wo wir gestern waren, also Marina Bay, wäre es heute eh nicht so günstig gewesen, denn da steht heute der Singapur-Marathon an und schon gestern türmten sich überall die Absperrgitter. Durch Chinatown aber läuft heute keiner, -also keiner von den Marathonläufern. Es sei denn, es hätte sich einer verlaufen. Hat sich aber wohl keiner. Die Leute die hier rumlaufen, sind eher wie Touristen gekleidet.
Aida ist in Singapur heute übrigens doppelt vertreten, denn heute Morgen hat noch die Aida Vita neben uns eingeparkt.
Großes Happening also und die gestern noch so schöne Sicht auf Sentosa Island hat sich damit erledigt.
In einem Laden findet sich auch etwas, was leider nicht gekauft, aber wenigstens fotografiert wird.
Und das bringt den Teddy jetzt dazu, mal was zur rohrstockunterstützten („Caning“) Zucht und Ordnung in Singapur zu sagen. Nicht ohne Grund kann man in der U-Bahn praktisch vom Boden essen… Man könnte, aber darf es nicht. Essen und Trinken ist dort und auch an vielen anderen öffentlichen Orten verboten. Wer sich nicht daran hält und dies dann womöglich auch öfters, braucht sich über Finanzanlagen bald keine Sorgen mehr zu machen… Auch wer nur aus Versehen etwas neben den Abfalleimer schmeißt, sollte sich lieber noch mal bücken, denn sonst muss er sich bald mal bücken, -zum Rohrstockempfang… Und danach will (und kann) man sich nicht mal mehr setzen…
Okay, für Papier wegschmeißen, Rauchen am falschen Platz wird es wohl bei ner kleineren Geldstrafe von einigen hundert Dollar bleiben…, aber dann sollte es beim Rauchen schon nur Tabak sein… Sonst kann die Sache auch mal mit einem undekorativen Halsband enden…
Ja, ziemlich strenge Regeln hier in Singapur. Und da regt man sich auf, wenn man beim Abendessen auf dem Schiff mal lange Hosen tragen soll…
Selbst Küssen ist hier unerwünscht oder auch sogar verboten. Ob hier dieses Lied entstanden ist…?
Jedes Mal das Gleiche mit dem Ty, dem hundeähnlichen Teddymädchen. Erst will er unbedingt zu seinen vermeintlichen Landsleuten, den Chinesen und dann hat er doch wieder Sorge wegen den Gerüchten um deren essenstechnische Vorlieben und der damit verbundenen Suche nach entsprechendem Nachschub. Und wenn dann noch ein Koch vor seinem Laden steht… Neben mir im Rucksack ertönt mittlerweile in solchen Momenten zur Sicherheit ein wiederholtes „Miau“… Es kann jetzt Zufall sein, aber wenn ich so nachdenke, habe ich schon in Bangkok keinen einzigen Hund auf der Straße gesehen…
Toll findet der Teddy hier diese vielen alten Apotheken mit den vielen Kästchen mit Pülverchen und den großen Gläsern mit eingelegten Sachen. Diese asiatischen Kräutersammler haben es echt drauf, -die verstehen ihr Handwerk. Als man ihm dann sagt, dass es nicht nur Kräuter und eingelegtes Gemüse ist was er hier so toll zum Anschauen findet, sondern man auch in geraspelten und gemahlenen Bärenpfoten heilende Wirkung vermutet und man sie, immer auf der Suche nach Nachschub, hier vermarktet, -verschwinden seine Pfoten schnell im Rucksack und gleichermaßen erschrocken wie angewidert verzichtet er spontan auf eine Innenbesichtigung.
Und jetzt ist sich der Teddy mit dem miauenden Ty einig: schnell weg hier und ab in den sicheren Hindutempel am Ende der Fußgängerzone, rechts um die Ecke.
Es ist der Sri Mariamman Temple der -wie auch immer- den Weg nach Chinatown gefunden hat. Schuhe aus und auf Socken, die barfüßigen Teddys im Rucksack, rein in den Tempel. Jede Menge freundliche Hindupriester und Gläubige hier.
Die Trommel wird geschlagen, laut gebetet und teilweise auch gegessen. Es mutet fast wie ein Familienfest an, in welches wir hier geraten sind. Tatsächlich ist wohl gerade die Messe oder ähnliches aus. Aber die Zeitung, die "Hindunews" ist schon vergriffen…
Mittlerweile haben sich die Sorgen auch bei unseren Trägern breitgemacht. Also nicht nur der Ty wegen dem Chinesenkoch, der Teddy wegen der Apotheke, sondern nun auch die Träger, wegen ihrer Schuhe. Wohl keiner wird es tatsächlich ernsthaft auf die ausgelatschten Treter von denen abgesehen haben, aber wenn doch, z. B. durch Verwechslung oder üblem Scherz? Und wer will schon den Heimweg hier, mitten in Singapur, auf Socken antreten? Also haben sie die Schuhe einzeln und an verschiedenen Stellen in die Regale gestellt und finden sie nun auch tatsächlich komplett wieder. Zur Verhinderung des gemeinen Schuhdiebstahls macht man das in den Schuhgeschäften zuhause ja auch so ähnlich…
Bei unserem Streifzug durch die Religionen steuern wir nun den "Thian Hock Keng Temple" an. Das Zielobjekt ist etwas weiter von hier entfernt und wir müssen diese vielbefahrene South Bridge Road überqueren. Das sollte man übrigens immer an einem offiziellen Überweg oder einer Ampel und optimalerweise bei Grünlicht machen, denn korrektes Verkehrsverhalten wird in einem solchen Fall nachdrücklich mit bis zu 3 Monaten Haft eingefordert…
Für Schwerbehinderte gibt es an den Ampeln hier übrigens oftmals verkürzte Wartezeiten. Dazu muss man ganz einfach den Schwerbeschädigtenausweis an eine Scanvorrichtung halten.
Ja, manche Regelungen im Verkehr sind auch einfach nur vorteilhaft und kosten nichts.
Der Verkehr ist hier, in der Enge der Stadt, natürlich ein Problem und daher hat man sich eine Lösung zur Reduzierung der Fahrzeuge ausgedacht. Für einen Pkw muss man eine Lizenz ersteigern. Die kostet dann 60000 bis 80000 Dollar und gilt natürlich nicht ewig. Und wenn man dann noch die extrem hohe Steuer auf Autos bezahlt hat und man dann immer noch Geld für den Sprit übrig hat, ja dann steht dem Fahrvergnügen hier nichts mehr im Wege… außer die immer noch zahlreichen anderen Autos…
Ordnungsgemäß und daher straffrei über die Straßen gegangen, kommen wir nach 300m die Telok Ayer Street entlang, zuvor noch eher zufällig an einem kleineren Objekt mit dafür längerem Namen vorbei. Es ist die Taoistische Mission „Yu Huang Gong“, „Temple of heavanly Jade-Emperor“ (Tempel des himmlischen Jade-Kaisers). Klein ist er, allein sind wir, aber auf jeden Fall auch sehenswert.
Und von dort stolpern wir praktisch schon in den Thian Hock Keng Temple von 1842.
Der stand übrigens damals noch an der Uferstraße mit Blick auf das Meer. Heute versperren Wolkenkratzer die Sicht auf das mittlerweile weit entfernte Wasser. Die Landgewinnung zeigt ihre Auswirkungen... Der Tempel ist groß und eindrucksvoll bunt und schön. So drückt es der Teddy mal mit einfachen Worten aus…
Auf unserer kleinen Außenrunde geht es nun zurück in Richtung Metro-Station und wieder stehen wir an der South Bridge Road und sehen etwas entfernt ein großes Gebäude. Das wäre dann schon der nächste Tempel für unseren Streifzug durch die Religionen, diesmal ist es der chinesische Buddhismus, der Buddha Tooth Relic Temple. In Bangkok, im Tempel Wat Arun soll es ja einen Fußabdruck vom Buddha geben. Warum der Teddy den nicht gesehen hat, das lag ja insbesondere an meiner unfreiwilligen Startposition in Bangkok. Hier jetzt verrät schon der Name des Tempels, dass hier angeblich ein Zahn vom Buddha sein soll.
Den findet der Teddy aber nicht, weil er auch erst später zuhause davon erfahren und vor Ort weder den Namen des Tempels gelesen, noch ein Schild gesehen hat, also eigentlich gar nicht weiß wo er ist. Und daher geht er erst gar nicht dorthin, sieht nur das große Gebäude, -von weitem. Und so hört er auch erst später von der tollen Dachterrasse.
Da habe ich dann doch wieder in der Vorbereitung geschlampt, -wird dem sonst so gewissenhaften Teddy später von den beiden Sponsoren und dem Chinesenmädchen vorgeworfen werden…
Wohl augenscheinlich wenig überzeugend führe ich zu meiner Verteidigung ich an, dass der Tempel erst 2007 gebaut worden ist und ich daher dachte, dass man sich die Besichtigung von so „modernem Kram“ sparen kann… Und den Zahn vom Buddha hätten wir sowieso kaum gesehen, -der ist in einem extra Raum. Und in diesen dürfen nur die Mönche rein… Also alles richtig gemacht, -oder?
Zum Schrecken vom Ty, aber auch dem Teddy führt nun kein Weg vorbei an der „Chinatown Food Street“,
natürlich wieder mit den „wahrscheinlich suchenden“ Chinesenköchen in den Türrahmen und diesen „tollen“ Apotheken und Drogerien. Das Schild „Protected Area“ kann uns dabei wenig überzeugen und eher nur mäßig beruhigen…
Nicht nur deshalb treten der Teddy und sein Anhang jetzt den Rückzug an. Den Rückzug aus einem angenehm leeren Chinatown. Und wenn ich so überlege… Auch gestern haben wir hier in Singapur nur einmal in der Schlange angestanden, ganz am Anfang, am Ticketschalter der U-Bahn.
Genau da geben wir jetzt noch die Tickets zurück, kassieren das Pfand und kriegen damit sogar noch Geld zurück, -in dem Land, in welchem „Übermut“ auch mal schnell die Urlaubskasse leeren kann. Aber wenn man sich wie die Teddys an seine gute Erziehung erinnert und hier nicht etwa Kaugummi kaut oder Schlimmeres macht, dann muss man hier weder Strafgelder oder gar längere Pritschennächtigung fürchten, noch die Hosen runterlassen… Die beiden Teddymädchen fürchten hier nur zwei Dinge: Den chinesischen Koch und den Apotheker. Aber sonst ziemlich sicher hier in Singapur…
2. Seetag (auf dem Weg nach Penang/Malaysia)
Seetag heißt „Sehtag“, aber nicht alles will man auch sehen…
Meine Leute erzählen eine schauerliche Geschichte. Vollbesetzt ist das Theaterrondell, als sich bei dem nachmittäglichen Lektorenvortrag eine weniger als leicht bekleidete ältere Dame direkt vorne in die zweite Sitzreihe hinzugesellt. Oben trägt sie einen Bikini und unten einen Hauch von Nichts. „Nichts“ scheint sie sich auch dabei zu denken. Es muss schon eine gewisse Zeigefreudigkeit ob der nun zahlreich „gefalteten“ Tatoos oder aber völlige Gedankenlosigkeit sein, welche hier den Appetit auf das spätere Best Burger Essen auf dem Pooldeck verdirbt. Oder ist dies etwa ein „Gruß aus der Küche“…?
Auf Deck gibt es nämlich später die „Best Burger – Aktion“ und der Träger greift zu. Als der damit auf der Kabine erscheint erklärt sich für uns, warum die Trägerin auf den Snack verzichtet hat. Das Brötchen sieht aus, als ob es schon etwas länger dort lag. Das Schimmel-Grün wirkt jedenfalls wenig vertrauenserweckend.
Hält man so die Gäste fern vom Naschen? Tatsächlich soll es aber, vermutlich zur Tarnung, auch z. B. rot eingefärbte Brötchen gegeben haben. Wenn das alles auch, wie der Träger trotzig versichert, dem Geschmack angeblich nicht abträglich ist, so ist es eine seltsame Marketingstrategie, denn das Auge isst ja schließlich mit und wird bei dem ein oder anderen sicher ein spontanes Diätbewusstsein auslösen und die Entscheidung gegen den Snack maßgeblich beeinflussen. Der Träger aber bleibt unbeeindruckt und wenig später verbleibt als letzte Spur nur noch die Serviette.
Unterdessen dümpeln wir in der sogenannten Straße von Malakka, einer vielbefahrenen Schifffahrtsroute zwischen Malaysia und Indonesien. Wie eigentlich überall auf unserer Route ist das Meer auch hier nicht sonderlich tief. Meist sind es nur 40-90 m. Das ist manchmal also weniger tief, als das Schiff hoch ist. Wenn es jetzt sinken würde, dann könnte der Teddy noch auf Deck 12 im Trockenen stehen. Aber das wollen dann wahrscheinlich viele…
Und am nächsten Tag bin ich dann auf der Insel Penang, also in Malaysia. Aus Zeitgründen erspart der Teddy den Trägern das Laufen auf den Penang Hill und gewährt die schnelle Fahrt mit der Bergbahn, muss sich am Gipfel den Affen erwehren und schlägt sich dann durch den Dschungel bis zum Baumwipfelpfad...