Eigentlich wäre heute laut Routenverlauf Fishgard unser nächstes Ziel. Um hier an Land zu kommen, hätten wir tendern sollen. Das war unserem Kapitän aber aufgrund einiger Wellen zu riskant und so wird unser Programm umgestellt: der morgige Seetag wird auf heute vorgezogen und morgen lautet unser Ziel St. Peter Port auf Guernsey. Da waren wir auch noch nicht und so ist alles gut. Hier soll auch getendert werden, aber unser Kapitän ist sehr zuversichtlich.
So geniessen wir bei leichtem Seegang und viel Sonne unseren Seetag mit Frühstück, Brunch, Mittagessen, Kaffeetrinken und einem Menü im „Selection Restaurant“ mit anschließenden Absacker an der „Ocean Bar“. Also wie immer: Entspannung pur. Und dann ist der Tag auch schon wieder rum.
Gut ausgeschlafen begeben wir uns wohl gelaunt zum Frühstück und stärken uns für den Tag. Da heute getendert wird und die Ausflülgler, die AIDA Touren gebucht haben, als Erste an Land gebracht werden, haben wir noch reichlich Zeit bis wir dran sind. So entstehen die ersten Bilder vom Balkon.
St. Peter Port ist die Hauptstadt von Guernsey, einer der mitten im Ärmelkanal liegenden Kanalinseln, die zum Kronbesitz des britischen Königshauses und nicht zum Vereinten Königreich gehören. Durch den Golfstrom herrscht hier fast ein mediterranes Klima. Der charmante Ort hieß im Mittelalter „Saint Pierre Port“ und erinnert mit seinen Häusern aus Granit an einen bretonischen Fischerort. Heute leben die rund 17.000 Einwohner von der Hafenwirtschaft, dem Bankengeschäft und dem Tourismus. So wurde St. Peter Port durch die autonome Selbstverwaltung Guernseys und der damit verbundenen Steuergesetzgebung zu einem attraktiven Finanzzentrum für internationale Banken.
Unsere ersten Eindrücke gewinnen wir auf der Hafenpromenade mit vielen kleinen Restaurants und Geschäften. Das Stadtbild von St. Peter Port ist stark von französischen Einflüssen und dem all gegenwärtigen Meer geprägt. Der geschützte Hafen hat einen Tidenhub von zwölf Metern und wurde schon von den Römern auf ihrem Weg nach Britannien genutzt. Schell wurde die Hafenstadt zu einem Handelszentrum der Römer. Heute erinnert ein Wrack aus dem 2. Jh. in der Hafeneinfahrt an die seemännischen Herausforderungen der frühen Geschichte der Inselgruppe. In Besitz der Krone kamen die Stadt und die Inseln erstmals, als Wilhelm II. Herog der Normandie England eroberte und König wurde.
Die verwinkelten mittelalterlichen Straßen sind terrassenförmig angelegt und für den Autoverkehr gesperrt. Um ins Stadtgebiet zu gelangen, müssen wir ein wenig bergauf klettern und erreichen als erstes die historische Markthalle. Direkt an die Markthalle wurde 1820 ein „neues“ Einkaufsviertel „Les Arcades“ angebaut. 2006 wurde es zur Shopping Mall umgebaut. Aber letztlich ist ganz St. Peter Port ein einziges Einkaufsparadies, was sicherlich auch an den kaum vorhandenen Steuern liegen dürfte.
Die gepflasterten Straßen der Altstadt, wie zum Beispiel die High Street, werden von Häusern im King George Stil gesäumt und das charmante Flair lädt zum Bummel durch das „Old Quarter“ mit seinen Boutiquen und Straßencafés ein.
Nachdem wir auch die obere Ebene der Stadt erkundet haben und nichts Bemerkenswertes zu berichten haben, kehren wir zu den Fußgängerzonen auf der mittleren Ebene zurück, um vor unserer Rückkehr zum Schiff in einem Straßencafé eine wohlverdiente Pause einzulegen. Obwohl ich die ganze Zeit freie Sicht auf die besondere Boutique habe, habe ich die Chance auf einen Einkauf irgendwie versäumt. Nun weiß ich nicht, wie dieses heimische Produkt schmeckt. Schon schade.
Auf unserem Rückweg zum Tenderboot habe ich dann noch diese Fassadenmalerei am Moores Hotel gesehen. Sie heißt „Balcony trompe-l’œil mural“, also ein Wandbild von einem Balkon mit optischer Täuschung, und ist signiert mit „Janet Shearer 2014“, die sich auf diese Malerei der Sinnestäuschung spezialisiert hat. Ich schätze mal es sind alles Persönlichkeiten, die wahrscheinlich aus dieser Gegend stammen und nun alle für einen Drink auf den Balkon kommen. Der Einzige, den ich vielleicht zuordnen könnte, ist Victor Hugo, von dem das Drama „Der Glöckner von Notre Dame“ stammt. Und ehrlich gesagt: ich bin zu faul, die anderen herauszufinden.
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