15. März 2020 – Seetag 6
Schaukeln beruhigte. Der Grund, dass wir die Nacht gut durchschliefen bis kurz vor 7 Uhr. Na ja, was konnte man von diesem Tag viel erwarten? Landgang? Gestrichen. Rundgang auf den Freidecks? Wird sich noch herausstellen. Alles Motivationen, sich noch einmal umzudrehen und die Schlafstellung einzunehmen. Dabei erkennen, ob uns das Nordmeer weiterhin ärgern wollte. Okay, die AIDAcara rollte noch immer. Aber nicht in dem Ausmaß des Vorabends. Die Neugier siegte: Wie sah es außerhalb unserer Kabine aus? Also raus und so schnell wie möglich nach oben. Inspektion. Erste Erkenntnisse aus dem „Bordfunk“: 2,8° plus, Windstärken schwankten zwischen 8 und 9. Peanuts … grins … Der Rundgang auf Deck 6 war immer noch gesperrt und sollte auch weiterhin nicht zugänglich sein. Ein Blick aus dem Fenster neben der Rezeption.
Der Horizont bewegte sich ganz schön. Ganz schön kräftig. Weiterhin hohe, mächtige Wellen, die für mehr oder weniger unkontrollierte Bewegungen der Passagiere sorgten. Und unsere AIDAcara ausgiebig wuschen.
Ein Vorabbesuch im Calypso. Die Poolbar mit dem Early-Bird-Coffee war noch nicht freigegeben – also nahm ich meinen ersten Kaffee mit den ersten Wachen der Achterbande. Auf einer Seite des hinteren Teils des Calypso-Restaurant war das Restchaos des Vorabends noch festzustellen. Bestimmt nicht mehr lange.
Kurze Zeit später waren wir vollständig. Das Restaurant füllte sich mehr und mehr. Die Mehrzahl der Passagiere hatte die Orkannacht anscheinend gut überstanden. Oder einfach nur Hunger. Wie wir. Weiterhin gab es Vorsichtsmaßnahmen. Keine Kaffeekannen und Milchkännchen auf den Tischen. Kaffee wurde von Crewmitgliedern einzeln eingeschenkt. Nichts ging daneben … trotz sich zwischendurch einschiebender Wackler …
Beim x-ten Kaffee nahmen wir den Morgensegen unseres Kapitäns mit. Ob er sich in den Ausläufern des von den Brexit-Inseln kommenden Tiefs wohl fühlte? Wahrscheinlich ja, denn das Schlimmste war am frühen Morgen überstanden. Er hatte solch eine von ihm und der Besatzung mit Bravour bemeisterte schwere See noch nie erlebt! Die Wellen hatten eine „beträchtliche“ Höhe (Originalton Kapitän Müller) – was das auch immer heißen mag. Die AIDAcara war gut durchgekommen. Sie hatte sich hervorragend bewährt, auch wenn die auf dem Rundgang Deck 6 landenden Brecher das Seewasser durch die winzigen Lücken der in die Innereien führenden Türen drückte. Nass war´s an den Eingängen. Handtücher wurden nicht für Liegenreservierung sondern für das Aufsaugen der Feuchtigkeit zweckentfremdet.
Mitreisende berichteten später, dass in Teilbereichen der Decks 4, 5 und 6 Wasser in den Kabinen stand. Nicht wer weiß wie hoch. Auch Teilbereiche der Gänge mussten getrocknet werden.
Es bestand keine Gefahr; nicht wenige Passagiere mussten jedoch auf Notbetten z.B. im Fitnessbereich übernachten. Das Wasser war angeblich durch die Belüftung gekommen.
Das gab natürlich genügend Stoff für Diskussionen, die wir auf dem Pooldeck fortsetzten. Es war nicht mehr gesperrt! Wir waren froh, dass wir endlich wieder an die frische Luft und uns bewegen konnten. Der Wind frischte auf; aber es war gut auszuhalten. Besonders als ab und zu die Sonne durchkam. Teils lag die Küste im Dunst, teilweise konnte man sie gut erkennen.
Um die Mittagszeit waren wir noch ein tüchtiges Stück von Trondheim entfernt. Das Wetter wechselte zwischen kurzem Sonnenschein und stärkster Bewölkung. Für uns kein Problem und wir blieben möglichst auf den Oberdecks. Die 22 km entfernte norwegische Küste war zeitweilig zu sehen. Nicht ganz klar – aber erkennbar. Unterbrochen von der Kaffeestunde trieben wir uns an der frischen Luft herum und drehten – gefangen vom uns umringenden Nordmeer – unsere Runden. Gesunder Kalorienabbau. Bis zur Ankündigung des Sonnenuntergangs – ihn gab´s endlich wieder.
Wir blieben oben bis die Sonne den Horizont rot-orange färbte.
Bevor wir uns zum Abendessen „Portugal“ rüsteten, inspizierten wir die „Geschäftszeile“ auf Deck 8. Beide Shops waren geschlossen; die Scheiben von innen mit Plastikfolie verhängt. Warum?
Genügt die Antwort? Wie mochte es in den Shops ausgesehen haben?! Wir hörten Aufräumgeräusche …
Dass das Nordmeer weiterhin – wenn auch in geringerem Umfang – tobte
zeigte auch die webcam der AIDAcara.
Nach dem Abendessen trafen wir uns wie immer in der Achterbandenecke. Einer von uns hatte am vorgezogenen Ankunftstag in Hamburg Geburtstag. Die geplante Feier musste zwangsläufig ausfallen. Ganz demokratisch hatten wir abgestimmt, ob wir den Ehrentag auf den heutigen Abend vorverlegen sollten. Ohne Gegenstimme angenommen - das Geburtstagskind hatte sowieso keine Chance. Was gab´s in fröhlicher Runde: Cocktails, Jever Fun, Weizenbier, Whiskey und Mai Tais … the same procedure …
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