Es ist Sonntag. Sonntag, der 12. August 2018.
Gut habe ich geschlafen. Fast ein bisschen wie in meinem AIDA-Bett. Doch etwas fehlt: der Blick aus dem Bett hinaus über den Balkon aufs weite Meer. Gut, das weite Meer würde ich jetzt, gegen 03:30 Uhr, ohnehin nicht sehen, denn noch ist es draußen dunkel. Ja, etwas fehlt. Doch etwas ist dafür noch geblieben - ein leichtes Schaukeln, das ich empfinde, während ich mich in meinem Bett aufsetze, um einen kurzen Blick auf das Lichtermeer entlang der Kieler Förde zu erhaschen. Nein, "landkrank" bin ich nicht. Und diese "Fata Morgana" des vom Organismus vorgetäuschten Schaukelns verschwindet garantiert im Laufe des Tages.
Also noch einmal herumgedreht und weitergeschlafen. Um kurz nach 5 Uhr werde ich erneut geweckt, von einem vertrauten Geräusch: Draußen, irgendwo da drüben auf dem noch so still liegenden Fördewasser, scheinen sich die ersten Möwen zu sammeln. Und auch ein blauer Schein am Himmel zeigt sich - die Sonne hat sich auf den Weg gemacht, Kiel mit ihren Sonnenstrahlen zu erobern. Hoffentlich … Denn ich habe heute noch ein tolles Ausflugsprogramm vor mir.
Der Blick aus meinem Hotelzimmerfenster faszinierte mich schon gestern von der ersten Sekunde an. Also stehe ich auch jetzt mal auf, um die Farben des Morgens zu betrachten, jene ersten Momente, in denen die Szenerie wieder Konturen annimmt und die Umgebung wieder bunt wird. Der Blick lohnt sich … Es ist 05:08 Uhr …
Und schon gerate ich wieder ins Schwärmen. Augenblicke wie diese muss ich ganz einfach nochmals voll auskosten, denn bald werde ich für unbestimmte Zeit wieder keinen Ausblick mehr aufs Wasser genießen können.
Normalerweise ist es gerade an einem Sonntag und erst recht im Urlaub noch viel zu früh, um schon aktiv zu sein. Vielmehr sollte man sich einem "Rendezvous mit Kopfkissen & Bettdecke" widmen. Doch von meinem Fenster aus habe ich noch in dieser Stunde ein Rendezvous ganz anderer Art: "Mein Schiff 4" wird einlaufen und das möchte ich natürlich nicht versäumen.
Die Wartezeit bis dahin versüßt mir ein glutroter Sonnenaufgang gegen 05:15 Uhr. Ein Sonnenaufgang, der sich mit nach meinem Geschmack leider zu vielen blau-grauen Wolken arrangieren muss …
Wie sagt eine Bauernregel: "Morgenrot - Schlechtwetter droht". Ich befürchte, dies leider bestätigen zu müssen, denn für den heutigen Nachmittag haben die Wetterfrösche bereits gestern einen Wetterumschwung angekündigt. Morgen soll es regnen. Vielleicht macht mir dann ja dieser "flüssige Sonnenschein" den Abschied von "Kiel & Mee(h)r" etwas leichter.
Schnell diese trüben Gedanken verbannt. Und als ich rund eine halbe Stunde später wieder aus dem Fenster schaue, ist meine gute Laune ohnehin schlagartig und vollumfänglich wieder zurück: Vor dem dramatischen Himmel läuft gegen 05:45 Uhr die bereits erwartete "Mein Schiff 4" ein:
Wenn ich große Schiffe sehe, vergesse ich sowieso alles um mich herum. So ziehe ich mir schnell meinen Bademantel über, nehme mir ein Kissen und wieder meinen Lieblingsplatz auf dem Fensterbrett ein, um die Drehung des großen Schiffes um die eigene Achse gut beobachten zu können.
Es fasziniert mich jedes Mal, wenn solch ein Pott meiner laienhaften Meinung nach eine "Tellerdrehung" vollführt. Immer wieder denke ich mir dabei, dass dafür ja eigentlich viel zu wenig Platz ist - wohl wissend, dass es selbstverständlich auch dieses Mal wieder klappen wird. So wie unzählige Male vorher und so, wie es auch nach meiner Abreise noch ganz, ganz oft funktionieren wird.
Was für ein wundervoller Ausblick - und das quasi aus der ersten Reihe. Mensch, was bin ich einmal mehr froh, mir zum Abschluss meiner Reise noch ein solches Panorama gegönnt zu haben. Die Mehrkosten haben sich schon jetzt hundertprozentig bezahlt gemacht.
Kann ein Tag schöner beginnen?! Wohl kaum …
"Mein Schiff 4" legt am Ostseekai an, wo sie heute mit AIDAbella "kuscheln" wird, deren Einlaufen ich letztlich beinahe verschlafe, da der Körper nochmal nach wenigstens ein bisschen sonntäglicher Ruhe verlangt hat. Als ich gegen 07:00 Uhr wieder erwache, hat sie ihre Drehung bereits beendet und der Kapitän manövriert das blau-weiße Schiff bereits in Richtung Ostseekai Nr. 28.
Ist aber jetzt nicht ganz so schlimm. Wenn ich nachher an Bord eines der Fördedampfer gehe, fahre ich ja ganz nahe an ihr vorbei.
So, nun aber endgültig raus aus den Federn! Die Kieler Förde und das Ostseebad Laboe warten schließlich darauf, von mir erobert zu werden. Ebenfalls mit Fördeblick genieße ich ein leckeres Frühstück, für mich immer eine wichtige Tagesgrundlage. Doch was ist das?! Regen?! Na ganz "toll"! Klar, wir brauchen ihn dringend in diesem bisher viel zu trockenen Sommer. Aber muss das ausgerechnet heute sein?! Ich hoffe jetzt einfach mal das Beste und dass der Spruch "… wenn Engel reisen" auch auf mich zutrifft.
Scheint so, denn der Schauer hält nicht lange an und als ich kurze Zeit später gut gelaunt den kurzen Weg bis zur Bahnhofsbrücke gehe, strahlt schon wieder die Sonne.
Ein Blick zurück zu meinem Hotel und meinem Zimmer in der oberen Etage:
Am Schalter der Fördefährlinie begrüßt mich eine norddeutsche Frohnatur und ich erwerbe bei ihr ein Ticket für 8,40 € für die Hin- und Rückfahrt. Und schon weist sie mir freundlich den Weg in Richtung eines eher "pummeligen" als "schnittigen" Bötchens. Etliche schwimmende Verkehrsmittel tummeln sich bereits beidseits des Anlegers - mehr schnittig als pummelig.
Und so checke ich gegen 08:50 Uhr auf dem Schlepper "Falckenstein" ein. Nach dem Motto "Die Masse macht´s" fühle ich mich hier eigentlich ganz gut aufgehoben. Viele "Pferdestärken" unter der Haube, breit im Wasser liegend … Selbst der sensibelste und normalerweise ganz schnell unter Seekrankheit leidende Passagier stellt hier ebenso schnell fest, dass es an Bord dieses "Bulldozers" eher selten bis kaum schaukeln wird. Schade eigentlich …
Okay, dann werde ich eben nach Laboe "abgeschleppt". Das "Boarding" geht ganz schnell: "Beep" und schon hat der Automat den blass-türkisfarbenen Fahrschein entwertet.
Gerade mal eine Handvoll Passagiere beginnt ihre Fördefahrt hier an der Bahnhofsbrücke. Doch ich bin mir sicher, dass unterwegs noch weitere Fahrgäste zusteigen werden. Zunächst einmal finde ich es herrlich, ganz in Ruhe die Ausfahrt aus Kiel erleben und den Blick auf die großen Schiffe genießen zu können.
08:55 Uhr Abfahrt. Eine Stunde und 20 Minuten wird meine Fördefahrt dauern, bevor der Schlepper in Laboe anlegt. Ich freue mich auf die "Mini-Seefahrt".
Schnell gehen meine Gedanken auf Reisen, als der Schlepper sich vom Anleger entfernt … Etliche Jahre zurück … Als ich zum ersten Mal in Laboe war. Zu Beginn der 1990er Jahre … Damals, als für uns ehemalige DDR-Bürger die Reisefreiheit noch ganz frisch und ein richtiges, kleines Abenteuer war. Nach meinem letzten Urlaub gemeinsam mit meinen Eltern auf dem schönen Darß reiste ich anschließend noch ein paar Tage nach Schleswig-Holstein. Einige Jahre später verbrachte ich während eines lustigen "Mädels-Urlaubs" mit ein paar Freundinnen nochmals ein paar unbeschwerte Tage in dieser Gegend. Lange ist´s her … Vieles ist seitdem passiert … Positives wie Negatives … Schönes wie sehr Trauriges … Das Leben eben … Und nun bin ich wieder hier … Kreuzfahrtverwöhnt und fernwehgeplagt … Mehr denn je …
Also ein paar Mal kurz blinzeln, sich sammeln und zurückkehren ins "Hier und Jetzt" dieses August-Sonntags 2018 … Hach ja, wir nähern uns den so von mir geliebten Kreuzfahrtschiffen, die ich im heutigen Morgengrauen bereits von meinem Hotelzimmerfenster aus begrüßt habe.
Hoch ragt "Mein Schiff 4" hinter dem altehrwürdigen Gebäude von "Sartori & Berger" auf:
Die markante Silhouette von "Stena Line" glänzt silbern in der Morgensonne:
Bei meinem nächsten Besuch werde ich das Haus mal "geraderücken" und einfach mal meine Kamera schräg halten …
Schließlich taucht AIDAbella auf, auch wenn sie sich noch weitestgehend hinter der Konkurrenz "versteckt", obwohl sie das ja nun gar nicht nötig hat. Für mich ist sie zweifellos ohnehin das wesentlich schönere Schiff.
Während sich an unserer Backbordseite die "volle Breitseite" von "Mein Schiff 4" ins Blickfeld schiebt …
… drängt sich wenige Augenblicke später der Gegenverkehr dazwischen. Die großen Fähren haben hier Vorfahrt, also weicht unser kleiner aber mit jeder Menge "galoppierender Pferde" im Inneren bestückter Schlepper nach Steuerbord aus.
"Stena Germanica" kommt aus Schweden.
Seite an Seite und Bug neben Bug präsentieren sich die beiden Traumschiffe des heutigen Tages in Kiel. Natürlich werde ich heute Abend rechtzeitig von meinem Ausflug zurück sein, um diese beiden Schönheiten wieder zu verabschieden, bevor auch ich ein paar Stunden später dann wieder einmal schweren Herzens Abschied vom Meer nehmen muss.
Da wird doch AIDAbella tatsächlich kräftig in die Seite "gepiekst":
Frechheit … Wahrscheinlich der reine Neid auf das schöne Konkurrenz-Schiff.
AIDAbella kann darüber nur lachen …
Fortsetzung folgt …
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