Willkommen im Sultanat Brunei, heißt es heute für uns. Brunei, wo liegt dieses Sultanat eigentlich? Auf der Insel Borneo, die aufgeteilt ist in: Brunei mit der Hauptstadt Bandar Seri Begawan, Malaysia mit den Bundesstaaten Sabah, sowie Sarawak und der größte Teil der Insel gehört zu Indonesien. Borneo ist nach den Inseln Grönland und Neuguinea die drittgrößte Insel der Welt. Die Insel ist doppelt so groß wie die Bundesrepublik und es gibt einen Berg, der ist über 4 000 Meter hoch. Na, das habe ich alles vorher noch nicht gewusst und habe mich etwas schlau gelesen. Über Brunei hatte ich bisher eigentlich nur gehört, dass das Sultanat sehr reich ist aufgrund seiner Öl- und Gasvorkommen und dass es dort einen Sultan gibt. Irgendwann, so kann ich mich schwach erinnern, hat es dort mal ein starkes Erdbeben gegeben mit Erdrutschen und Toten.
Im Jahr 1521 traf der erste Europäer auf der Insel Borneo ein, es war ein spanischer Seefahrer, der Ferdinand de Magellan bei seiner Weltumseglung als Offizier und Steuermann begleitet hatte. Der Name Magellan ist uns bekannt. Haben wir vor Jahren die Magellanstraße (Seeweg) in Südamerika mit AIDA durchfahren. Es entstand ein flotter Handel zwischen Europa und der friedlichen Insel, aber politische Machtkämpfe ließen nicht lange auf sich warten. Der Sultan von Brunei hatte Unterstützung durch die Engländer bekommen und konnte einen Aufstand niederschlagen. Das „schwarze Gold“ (Erdöl) wurde 1929 entdeckt und während des zweiten Weltkriegs haben die Japaner fast die ganze Insel an sich gerissen. Später war Brunei wieder unter britischer Herrschaft und mit viel Geschick konnte der damalige Sultan ein Abkommen mit den Engländern schließen und wurde unabhängig. Soviel grob zur Geschichte. Brunei Darussalem heißt übersetzt „Heimat des Friedens“.
Wir und unser schöne stumme Begleiterin stehen oben auf dem Deck und genießen den Blick auf die Landschaft. Ich bin ein großer - körperlich eher klein - Fan dieser Dame, denn bei ihr kann man mit ruhigen Gewissen sagen, sie hat einen Vogel. Das ist vielleicht ein wenig frech, aber meinen Piepmatz zum Beispiel habe wohl unter den Haaren verborgen.
Der Himmel so blau wie das Wasser, Palmen und ein ziemlich aufgeräumter Hafen präsentieren sich uns. In der Ferne fällt uns eine riesige Brücke ins Auge.
Für den heutigen Tag haben wir mit Walter und Jana gemeinsam einen AIDAausflug gebucht. „Brunei zu Wasser und zu Land“ – wir werden es erkunden. Mit dem Bus geht es über ein gut ausgebautes Straßennetz rund 45 Minuten in die 23 Kilometer entfernte Hauptstadt Bandar Seri Begawan. Die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich hoch, tropisch eben und schon klebt das Haar im Nacken fest. Für den Bus habe ich mir vorsichtshalber schon mal einen Schal eingesteckt, denn eins ist sicher: die Klimaanlage wird ordentlich für kühle Luft sorgen und ich will mich nicht unbedingt erkälten! Und ein Handtuch ist auch im Rucksack, das auf den Sitz kommt. Meist sind es irgendwelche Plastikbezüge und zack bleibt man samt Rock oder Hose auf dem Sitz kleben, bäää.
Der Hafen von Muara, fällt mir ein, war früher mal ein reiner Fischereihafen. Aber nachdem in einer nahen Zeche Kohle abgebaut wurde, musste ein Hafen her, der genügend Tiefgang für die Lastkähne hatte. Und so wurde aus dem verträumten Fischereihafen ein Handelshafen. Fischerboot gibt es trotzdem noch.
Auf der Fahrt gibt es ein paar interessante Ecken, ansonsten dösen wir ein wenig vor uns hin. Die Abende an Bord sind oft sehr lang und es gibt ein kleines Schlafdefizit. Es weht eine leichter Wind, die Palmenwedel bewegen sich gemächlich und was mir auffällt, die Häuser sind bunt angestrichen.
In der Hauptstadt angekommen, steigen wir um in ein Boot und fahren zum größten im Wasser erbauten Dorf der Welt – nach Kampong Ayer mit seinen rund 30.000 Einwohnern. Der Name bedeutet „Stadt im Wasser“ und viele Menschen bezeichnen die Stadt auch als das „Venedig des Ostens“. Sicher wegen der vielen Wasserwege zwischen den Pfahlbauten.
Auch die Sultan Omar Ali Saiffuddin Moschee ist gut zu erkennen. Welch ein Prunk … die goldenen Kuppeln glänzen in der Sonne. Sie wurde 1958 fertiggestellt und gilt als das Wahrzeichen Bruneis.
Es gibt so was wie kleine Viertel in dieser Wasserstadt, teilweise mit Brücken verbunden und wo es keine Verbindung gibt, fährt ein Wassertaxi. Die rauschen an uns vorbei, wie die Boote auf dem Canale Grande in Venedig.
Es gibt hier Frischwasserleitungen, Stromanschluss, Internet natürlich auch, 20 Schulen, Polizeiwachen und die Feuerwehr. Das ist wohl auch wichtig, denn die Häuser sind aus Holz gebaut und ein Großbrand würde viele Menschen obdachlos machen. Religiöse Einrichtungen sind ebenfalls vorhanden. Und der Müll? Der wird so gut es geht gesammelt und abtransportiert. Ich sehe kaum Müll auf dem Wasser treiben. Wie es mit dem Abwasser aussieht - keine Ahnung.
Unterwegs machen wir einen Halt und besuchen eines der vielen Häuser. Wir werden freundlichen empfangen und setzen uns an eine lange Tafel. Die Frauen huschen leise zwischen der Küche und dem Wohnzimmer hin und her. Der Tisch ist gedeckt, es gibt Gebäck, eine Kokospaste in einer Palmenblattrolle und Tee. Das Gebäckstück ist trocken und in den süßen Tee eingetunkt schmeckt wirklich gut. Ich glaube es war Roibuschtee ... Wir dürfen uns ruhig umschauen und auch Fotos machen. In einer Ecke sitzt eine Frau und rollt die Paste in die Blätter ein - alles frisch gemacht. Es fasziniert mich immer wieder in Asien wie die Küchen aussehen. Zum allergrößten Teil sind sie sehr sauber. Klar, die Gerätschaften entsprechen nicht dem neuesten Standard, aber man weiß sich zu helfen und zum kochen bedarf es eigentlich nur einer gut gefüllten Gasflasche, einem Wok, frischem Gemüse (gibt es genügend), etwas Fisch, etwas Fleisch, Reisnudeln, Gewürze, Fisch- und Sojasoße und fertig ist das Essen. Und soooooo lecker!
Um Musik zu machen, braucht man auch nicht unbedingt viel, eine Trommel, ein selbst zusammen gebautes Xylophon und schon erklingt ein einheimisches Lied für uns.
Durch die geöffneten Fenster weht eine leichte Brise in die Räume. Die Boote, die auf dem Steg liegen. erinnern uns Formel 1 -Rennwagen. Die Lackierung ist auf jeden Fall sehr ausgefallen. Ob die damit Speedbootrennen fahren????
Das "Stille Örtchen" dürfen wir natürlich auch benutzen. Und auf der Toilette … Papier kommt in einen Eimer und man schöpft das Wasser mit einer Kelle aus einer kleinen Tonne – das ist Klospülung. Sie ist uns nicht unbekannt, denn in Indien gibt es das teilweise auch. Wo das Wasser hinfließt, habe ich nicht herausgefunden. Ich glaube, in fernen Ländern und gerade in Asien ist vieles anders, als wir es gewohnt sind. Das hält uns nicht ab, die Länder zu bereisen. Früher gab es bei uns auch nur ein Plumsklo. Soviel zum Thema Toiletten. Ein freundliches Kopfnicken und wir sitzen wieder im Boot. Ich sehe noch im letzten Augenblick die leuchtend roten Früchte, die zum trocknen in der Sonne liegen, aber ich habe keine Ahnung, was für welche es sind. Sieht aus wie Granatapfelschale, aber viel kleiner.
Wir unterfahren die Sungai-Kebun-Brücke, die erst im Jahr 2017 eingeweiht wurde. Auffallend an der Brücke, neben den schrägen Seilen, der 157 Meter hohe Turm in der Mitte und oben drauf gibt es noch eine riesige Kuppel.
Nächster Halt ist das Royal Regali Museum mit der riesigen Kuppel. Auf dem Weg dorthin ist der Spagat zwischen der Vergangenheit und Gegenwart zu sehen. Auf der einen Seite das Wasserdorf mit Pfahlbauten und nun Hochhäuser sowie jede Menge Läden. Wunderschön dazwischen die Straßenlampen.
In dem Museum sind hauptsächlich Präsente ausgestellt, die der Sultan von anderen Ländern zu irgendwelchen Anlässen bekommen hat. Es gibt viel zur Geschichte zu lesen, über Tradionen und das Leben der Bevölkerung. In der Halle darf man selbstverständlich fotografieren, dort stehen riesige verzierte Paradewagen.
So ein Schirm würde mir auch gefallen für zu Hause - auf dem Balkon zum Beispiel. Mein Mann meint, damit würde ich sicher ein Transportproblem bekommen. Wo er recht hat, hat er recht. Das Geld für Übergewicht gebe ich dann doch liebe für Gewürze und vielleicht auch noch für Schuhe aus. Davon kann man ja nie genug haben. Fertig.
Vorbei am Jubilee Park geht es zur Jame' Asr Hassanil Bolkiah Moschee. Sie ist nicht zu übersehen. Vier hohe Minarette und 29 goldene Kuppeln zieren die modernste Moschee der Welt.
Prunkvoll der Treppenaufgang, es gibt sogar eine Rolltreppe. Wir schauen uns draußen um, denn reingehen können wir nicht. Die Minarette sowie die gesamten Gebäude der Moschee sind reichhaltig verziert.
Schade, ich hätte die Moschee auch gern mal in den Abendstunden gesehen. Sie ist bestimmt gut ausgeleuchtet. Aber man kann nicht alles haben. Dann hätten wir den Abendausflug buchen müssen ... Die Parkanlage ist schön und es gibt einen überdachten Steg, wo die Gläubigen ihre Schuhe abstellen können und trockenen Hauptes in die Gebetsräume gelangen.
Die Zeit ruft, es geht zurück zum Hafen. Die Sonne steht schon sehr tief und verhängt sich zwischen den Kuppeln der Moschee.
Zurück an Bord ist erst mal eine Dusche fällig und dann suchen wir uns einen Platz vor der Anytime-Bar, treffen unsere Freunde auf ein Gläschen zum Sonnenuntergang.
Wir Frauen schauen unsere Fotoausbeute des Tages an und sind schon voller Spannung, was wir morgen in Kota Kinabalu/Malaysia sehen werden. Alex berichtet, was er heute so alles erlebt hat und ehe wir uns versehen, ist die Sonne untergangen. Das Abendprogramm ist überschaubar. Essen im Calypso und dann ab ins Theater. Auf der Bühne steht heute Abend Südafrikas Superstar Kobus Muller, den wir ja schon beim Clubempfang gesehen haben. Er trifft mit der Auswahl der Songs den Geschmack der Zuschauer und gut gelaunt verlassen wir das Theater.
Müde sind wir schon, aber es ist noch so schön, ein wenig draußen zu sein. Kleiner Bummel über das Deck, dann suchen wir uns ein Plätzchen vor der Anytime-Bar und lauschen Agnes zu, wie sie klassische Songs spielt. Ein wunderschöner Tagesabschluss. In der Ferne fährt ein Containerschiff vorbei, oder was es auch immer ist ... die Beleuchtung gibt dem ganzen Ding ein eigenartiges Aussehen.
Auf der Kabine mache ich noch eine Datensicherung meiner Fotos. Sicher ist sicher … oft habe ich gehört, dass Passagiere ihre Kamera oder das Handy verloren haben
oder die Speicherkarte ist hin und futsch sind zig Fotos. Daher wird das jetzt noch erledigt. Gute Nacht, Wecker ist gestellt, Licht aus.