4. August 2007 - Hamburg
Unsere nachgeholte Silberhochzeitsreise sollte etwas Besonderes sein: zum einen wählten wir die AIDA – zum anderen als Ziel unseren langjährigen Traum Nordeuropa. Am 4. August ging es los: nach problemloser ICE-Fahrt erreichten wir mittags den Hamburger Hauptbahnhof; dort gaben wir sofort unser Gepäck beim AIDA-Servicepersonal ab.
Wir wunderten uns über viele bekleidungsmäßig ein wenig aus dem Rahmen fallenden Mitmenschen rund um den Hamburger HBF – die Lösung kam schnell: an diesem Tag fand in Hamburg der Cristopher Street Day statt! Es ließ sich einfach nicht vermeiden, den Zug anzuschauen …
Gegen 16.00 Uhr brachte uns der Shuttle-Service zur AIDAvita, wir checkten ein und nach kurzer Zeit, die wir bei Kaffee und Kuchen verbrachten, bezogen wir unsere Kabine.
Schnelles Auspacken, anschließend erstes Erkunden des Schiffes, danach Abendessen, das wie die folgenden Mahlzeiten jeweils eine Klasse für sich war, und schon legten wir pünktlich um 20.00 Uhr vom Grasbrookkai bei strahlend schönem Wetter ab.
Den Begrüßungssekt ließen wir uns nicht nehmen – ebenso wenig die Show des AIDA-Ensembles an Deck.
5. August 2007 – Seetag
Mit langem Ausschlafen war nichts: die Sonne, die durch das Fenster unserer Außenkabine schien, weckte uns sehr früh. Eine halbe Stunde Jogging auf Deck 11 brachte die Voraussetzung zu einem ausgiebigen Frühstück. Nach der obligatorischen Teilnahme an der Seenotrettungsübung war die weitere Erkundung des Schiffes angesagt
und anschließend Sonnenbaden, das lediglich vom Brunch und Kaffeetrinken unterbrochen wurden. Ein ruhiger, erholsamer Tag ging mit dem Besuch der Show zu Ende.
6. August 2007 - Bergen/Norwegen
Auch an diesem Montag konnten und wollten wir nicht zu lange im Bett bleiben: Wieder weckte uns der Sonnenschein, worüber wir mehr als erfreut waren, denn in Bergen kommt üblicherweise so viel Wasser wie in keiner anderen Stadt Norwegens vom Himmel, nämlich gut 2.000 mm/m² im Jahr (zum Vergleich Oslo: ca. 600 mm/m² im Jahr).
Kurz zu der als Tor zu den Fjorden geltenden Hansestadt Bergen:
Lage: im Westen Norwegens, von Bergen umrahmt, worin der Regenreichtum begründet wird, da sich an diesen Bergen die Wolken abregnen; mit rd. 240.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt in Norwegen, lange Zeit war Bergen die größte Stadt des Landes; mehr als 900 Jahre alt; temporäre Königsresidenz; lange Zeit wurde der Handel von der Hanse beherrscht, wovon das alte Handelszentrum Bryggen mit seinen original neu erbauten historischen Kaufmannshäusern und kleinen Höfen Zeugnis ablegt; Bryggen gehört zum UNESCO Weltkulturerbe; Bergen war im Jahr 2000 Europäische Kulturhauptstadt; Veranstaltungsort vieler bedeutender internationaler Musikfestivals und kultureller Events; als urbanes Zentrum Westnorwegens führender Standort für die wichtigsten norwegischen Exportbranchen Energie, Fisch/-erzeugnisse, Schifffahrt.
An diesem Tag nahmen wir an der organisierten Rundfahrt „Hardangerfjord: Natur pur“ teil. Nach Verlassen von Bergen machten wir zunächst am Fossenbratte-Wasserfall Halt. Unser erster Wasserfall, dem während unserer Nordlandfahrt viele, z.T. noch eindrucksvollere, folgten.
Und bereits bei unserer nächsten Station bestaunten wir den Fossatun-Wasserfall.
Besonders attraktiv an diesem Wasserfall war, dass man hinter die hinabstürzenden Wasser gehen und die Umgebung wie durch eine Wassergardine betrachten konnte.
Vor dem Besuchercenter am Fossatun-Wasserfall sahen wir den ersten Troll!
Trolle können riesig oder auch von kleinem zwergenhaftem Wuchs sein. Alle aber haben eine lange gebogene Knubbelnase sowie an jeder Hand bzw. jedem Fuß vier Finger resp. Zehen. Sie können nur im dunklen Wald und in der Nacht zum Vorschein kommen, denn Licht führt zu rissiger Haut bzw. sie können erstarren, wenn ein Sonnenstrahl sie trifft. Im Allgemeinen sind Trolle gutartig – aber man sollte sie nie reizen, denn ihr Zorn ist im Regelfall fürchterlich. So war und ist es für die Norweger wichtig, gut mit den Trollen auszukommen, denn sie waren/sind die Beschützer der Wälder und Beschützer aller Freunde der Wälder.
Weiter ging es durch ein liebliches, fruchtbares Tal mit Obstgärten, Almen und kleinen Dörfern bis wir an den Hardangerfjord gelangten. In Øystese gab es einen längeren Aufenthalt. Zum Mittagessen genossen wir ein ausgezeichnetes skandinavisches Fischbuffet; anschließend hatten wir noch ein wenig Zeit, uns die Umgebung zu Fuß anzusehen. Beeindruckend war die Natürlichkeit der Landschaft: Fjord, gewachsene, der Landschaft angepasste Ortschaften ohne Hochhäuser, Wälder, Gebirge mit dem ins Auge fallenden Folgefonn-Gletscher …
Danach fuhren wir bei bestem Wetter ca. 1 ½ Stunden am Hardangerfjord entlang bis Fusa. Dort setzten wir mit der Fähre über den Samnangerfjord, besuchten kurz die Überreste des Lyse-Klosters und erreichten wieder Bergen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt ging es auf die AIDA.
Kurz nach der Rückkehr auf die AIDA hieß es erneut „sail away“.
Der Abschied von dieser schönen Gegend fiel zwar schwer, allerdings erwartete uns am nächsten Tag einer der Höhepunkte der Kreuzfahrt …
7. August 2007 - Hellesylt/Geiranger-Fjord/Norwegen
Wer an diesem Tag nicht früh auf den Beinen war und an Deck ging, war selbst daran schuld. Schon der frühmorgendliche Blick aus dem Fenster zeigte, dass ein Erlebnis besonderer Art auf uns zukam: Einfahrt in den engen Sunnylvs-Fjord mit an den Seiten majestätisch aufragenden Felswänden. Dazu schien sich das Bergen-Wetter zu halten!
Durch das wie immer sehr gute Frühstück gestärkt, verließen wir früh in Hellesylt am Eingang des Geiranger-Fjordes per Tender das Schiff. Wir nahmen an der sehr empfehlenswerten Rundreise „In einer Welt voller Schönheit und Erhabenheit“ teil. Das, was wir an diesem Tag erlebten, bestätigte diese Kurzbeschreibung voll und ganz. Direkt zu Beginn wurden wir in Hellesylt vom breiten Wasserfall des Flusses Langedalselva begrüßt.
Von dort aus fuhren wir zunächst durch die Gemeinde Hornindal und machten Halt an der restaurierten Steinbrücke Honndøla Bru.
Von der Brücke aus hatten wir einen atemberaubenden Ausblick in die Gebirgswelt Westnorwegens.
Nach einiger Zeit erreichten wir den See Hornindalsvatnet, der mit einer Tiefe von 514 m Europas tiefster Binnensee ist. Da keine Gletscherflüsse in den See münden, ist er der klarste Binnensee im Norden.
Einen längeren Aufenthalt hatten wir kurz vor Stryn im Jostedalsbreen-Nationalparkzentrum, in dem wir neben der naturkundlichen Ausstellung den botanischen Garten besuchten. Vom Außengelände aus bestaunten wir die imposanten Gebirgszüge.
Anschließend fuhr der Bus über Serpentinen aufwärts zum Tystigen-Gletscher, wo sich eine Sommerskischule befindet. Wir konnten allerdings aufgrund des in den vergangenen Wochen recht milden Wetters und dadurch bedingter Schneeschmelze keinen einzigen Skifahrer sehen.
Nach kurzer Fahrt über die Hochebene des Stryn-Gebirges erreichten wir das Hotel Grotli, das in der Vergangenheit Trainingshotel von Ski-Nationalmannschaften – auch von der deutschen – war. Entsprechend gut war das Mittagessen, das wir in diesem Hotel einnahmen.
Doch noch warteten weitere erhebende Momente auf uns – zunächst die Busfahrt auf den mit 1.500 m über den Geirangerfjord ragenden Dalsnibba. Entlang ging es an dem Gletschersee Djubvasshytta, dann über z.T. steile enge Serpentinen zum Plateau des Dalsnibba. Hier herrschte eine mehr als steife Brise, so dass trotz Sonnenscheins die dickere Jacke angezogen werden musste. Und dann der Blick nach unten …
Wir hätten noch stundenlang in die Tiefe sehen können – aber die Zeit drängte. Immerhin gab es noch einen Zwischenstopp am Aussichtspunkt Flydalsjuvet:
Tenderschiffe brachten uns zurück zur AIDAvita; kurze Zeit später verließ sie den Geirangerfjord und uns wurden beim Verlassen der Geiranger- und Sunnylvsfjorde unvergessene Momente vermittelt. Es spielte alles mit: ruhiges Wasser, herrliches Wetter, unbeschreibbare, beeindruckende Landschaft …
8. August 2007 – Seetag
So schön wie die beiden vergangenen Tage waren – es war Zeit zum Ausspannen und Verarbeiten der vielfachen gewonnenen Eindrücke. Dieses bei Mahlzeiten, bei denen wir uns wie die meisten Passagiere viel Zeit ließen, Sonnenbaden an Bord und naturgemäß eingeschränkten Spaziergängen. Man merkte aufgrund der Temperaturänderungen, dass wir uns mehr und mehr dem noch kühleren Norden näherten. Mit dem Sonnenbaden war es am Nachmittag vorbei, denn die bereits am Morgen angekündigte Wetteränderung kam mit leichtem Regen. Ein Aufenthalt auf Deck war allerdings im überdachten Teil mit dickeren Jacken gut möglich.
9. August 2007 - Thorshavn/Färöer-Inseln
Was wussten wir vor unserer Nordlandfahrt von den Färöer-Inseln? Zum einen, dass vor einigen Jahren unsere Fußballnationalmannschaft innerhalb der Qualifikationsrunde zur Europameisterschaft 2004 gegen die Nationalmannschaft der Färöer-Inseln mit Müh und Not 2:0 in Thorshavn bei Siegtoren in den letzten Minuten gewonnen hat; zum anderen, dass diese Inselgruppe irgendwo im Nordatlantik liegt.
Deshalb einige Informationen zu den Färöern:
Besiedlung etwa seit 650 durch irische Mönche, die sich als Einsiedler niederließen; da die Mönche Schafe mitbrachten, wurde diesen Inseln der Name „Färöer-Inseln“ (übersetzt: Schafsinseln) gegeben. Im Nordatlantik in etwa auf halbem Wege zwischen Schottland und Island gelegene Inselgruppe von 18 kleinen Inseln mit Hochplateaus, deren grasbewachsene, windgepeitschte Flächen baumlos sind und sich nur zur Schafszucht eignen. Gemäßigtes Meeresklima mit eher milden Wintern und kühlen Sommern bei durchschnittlich 280 Regentagen im Jahr (1.200 bis 1.700 mm Niederschlag pro Jahr). Haupterwerbsquelle ist das Meer; 97 % des Exports sind Fischprodukte. Eigenständiger Teil Dänemarks mit Selbstverwaltung (Parlament Løgting, eigene Nationalflagge); Dänemark bestimmt Justiz, Finanzwesen und Außenpolitik; Staatshaushalt „teilen“ sich Färöer und Dänemark; keine Zugehörigkeit zur EU. Ca. 48.300 Einwohner, wovon ca. 19.800 in der Hauptstadt Thorshavn leben.
Petrus meinte es relativ gut mit uns, indem er für uns nicht einen der durchschnittlich 280 Regentage auswählte. Zwar waren die Inseln an diesem Tag zumeist wolkenverhangen; es gab einen kurzen Schauer, aber zwischendurch kam immer wieder die Sonne durch und zeigte uns Farbenspiele, wie wir sie bisher selten gesehen haben. Die Färöer sind grüne Inseln – je nach Lichteinfall zeigten sich an ein und derselben Stelle verschiedene, dem Auge angenehme Grüntöne, die auch aufgrund der Witterung mit unseren eigenen Fotos leider nicht so richtig wiedergegeben werden können.
Für diesen Tag wählten wir die angebotene Halbtagesrundreise „Landschaftsfahrt Eysturoy“. Nachdem wir Thorshavn verlassen hatten,
fuhren wir durch kleine Dörfer zur Meeresenge Sundini. Sie trennt die Hauptinsel Streymoy von der Nachbarinsel Eysturoy.
Beide Inseln sind mit der einzigen Brücke, die über den Atlantik führt, verbunden (so von den Fremdenverkehrsbüros hervorgehoben, da beide Inseln im Nordatlantik liegen). Die Brücke überquerten wir zu Fuß (über den Atlantik gehen, ohne nass zu werden …); danach ging es weiter zum kleinen Ort Eiði, der mit seiner Fischfabrik und dem Wasserkraftwerk als besonders aufstrebender Ort gilt. Allgemein ist festzuhalten, dass nach dem Brückenbau über die Sundini-Meeresenge und der damit gegebenen Anbindung an Thorshavn Eysturoy einen größeren Aufschwung erlebt. Auffallend waren die vielfarbigen, so gut wie gar nicht mit Ziegeln gedeckten Häuser. Die Fahrt führte zu einem Aussichtspunkt, bei dem wir die im Meer aufragenden Felsen Riese und Trollweib betrachten konnten. Der Sage nach hatten der Riese und sein Trollweib Island verlassen, da es dort nicht mehr genug zu essen gab. Auf den Färöern angekommen, erkannten sie, dass dort genügend Nahrungsmittel zu finden waren. Aus diesem Grunde wollten sie die Inseln nach Island ziehen. Dies konnte aber nur bei Nacht geschehen, da das Licht der Sonne beide zu Stein erstarren lassen würde. Bei der Arbeit vergaßen sie die Zeit, die Sonne überraschte sie und schon entstanden die beiden Felsen.
Zwischenziel nach Bewältigung der 400 m hohen Passhöhe Eiðisskarð war der kleine Ort Gjógv, als deren Hauptattraktion eine 200 m tiefe Schlucht als Anlagestelle für kleinere Schiffe gilt. Die dortige Steilküste ist Heimat von Papageientauchern und Eissturmvögeln.
Nach längerem Aufenthalt mit Spaziergang durch Gjógv begann die Rückfahrt nach Thorshavn, die an dem Fjunningsfjørdur mit gleichnamigem Ort vorbeiführte.
Nach der Rückkehr auf die AIDA schauten wir uns auf eigene Faust Thorshavn an. Die Hauptstadt zeigt wie alle anderen Orte der Inseln ein buntes Stadtbild. Es lohnt sich auf jeden Fall, in Thorshavn nicht nur über die kleine Halbinsel Tiganes zu schlendern sondern sich auch die Geschäfts- incl. Nebenstraßen anzuschauen. Tiganes ist mit historischen Lagerhäusern bebaut, die meist aus dem 18. Jahrhundert stammen und heute teilweise als Regierungsgebäude genutzt werden.
Bei den älteren Häusern fiel auf, dass deren Dächer mit Gras bewachsen waren. Die Dächer bestanden aus sieben Lagen Birkenrinde und ganz oben aus einer Schicht von Grassoden mit dem Vorteil, dass sie bestmögliche Isolation boten. Bei uns übliche Dachziegel sahen wir nicht, denn aufgrund der in dieser Gegend häufig tosenden Stürme würden die Ziegel „vom Winde verweht“ werden.
Am späten Nachmittag legten wir ab. Zum Glück regnete es nicht, auch wenn die Sicht nicht die beste war. Trotzdem werden wir die Panoramen der Ausfahrt nicht vergessen.
10. August 2007 – Seetag
Die kurzen Hosen blieben in der Kabine – die Temperaturen zeigten, dass es immer weiter Richtung Norden ging. Am Vormittag war es bei kühler Witterung trocken; die Sonne kam nur sporadisch zum Vorschein. Am Nachmittag zog leichter Regen auf. Ein Tag, an dem man sich verwöhnen lassen und ausruhen konnte. Es ist dabei zu unterstellen, dass die unvermeidliche Kalorienzufuhr ein weiteres Pfündchen bedeutete …
Kommentare 5