12. Januar 2019, Sabah/Kota Kinabalu, Malaysia – teils bewölkt 31 Grad
Etwas verwirrt war ich doch, als ich mir nach der Reisebuchung unsere Route genau angesehen hatte. Stand dort, wir werden auch nach Malaysia kommen. Da waren wir doch schon gewesen und zwar in KL (Kuala Lumpur), Penang und Langkawi. Wo um Himmelswillen geht die Tour nur hin? Es klärte sich bald auf … auf der Insel Borneo gibt es einen malaiischen Bundesstaat mit dem Namen Sabah und dort findet man auch ein KK – nämlich Kota Kinabalu. Uffz, Erdkunde – und wieder was dazu gelernt. Und es gibt auf Borneo noch einen zweiten malaiischen Bundesstaat, der heißt Sarawak.wasserurlaub.info/forum/wcf/attachment/14709/
Unser Wecker ging früh, wollte ich doch unbedingt den Sonnenaufgang sehen – aber daraus wurde nichts. Die Versuchung, noch ein Stündchen länger zu schlafen hat gesiegt und so war es dann schon taghell als wir im Selections-Restaurant zum Frühstück auftauchten. Jana, Walter und Alex hatten schon den ersten Kaffee bekommen und lachten, als sie uns Schlafmützen sahen. Lange herum trödeln lag nicht drin, sollten wir doch schon um 9 Uhr unten am Bus stehen. Ausflug heute: „Das Panorama von Kota Kinabalu“
Die Stadt hieß aber nicht immer so. Dort, wo wir heute sind, gab es eine kleine Siedlung mit dem schönen Namen Api Api, gegründet von dem Volksstamm der Bajau. Die britische North Borneo Company hatte sich entschieden, im Jahr 1899 dort seinen Verwaltungssitz einzurichten und natürlich auch einen Handelssitz. Zuvor mussten sie die Insel Gaya verlassen, weil sie geplündert wurden und auch wegen Wassermangels. Davor versuchten sie ihr Glück in Gantian, scheiterten dort aber an der geringen Wassertiefe um ihre Handelsgüter auf den Weg zu bringen. Langes Hickhack mit dem Sultan von Brunei, die Engländer wollten Geld als Ersatz für das geplünderte Gut haben und bekamen zwar kein Geld, dafür aber einige Gebiete auf Borneo. So kamen sie nach Api Api und benannten die Stadt kurzerhand um in Jesseltown – sozusagen zu Ehren des stellvertretenden Vorsitzenden der Company, Jessel. Der Handel geriet in Fahrt mit Kautschuk, Rattan und Honig. Über viele Jahre hinweg gab es politisches Gerangel und seit 1957 gibt es diesen Bundesstaat auf Borneo. Der zweite Weltkrieg hat dem Ort großen Schaden zugefügt und im Jahr 1968 wurde aus Jesseltown Kota Kinabalu. (Kota, aus dem malaiischen heißt Stadt und der Wortteil Kinabalu ist der Name des höchsten Berges auf der Insel). Erst im Jahr 2000 bekam KK das Stadtrecht verliehen. Die Bevölkerung hat sich in den vergangenen 40 Jahren um das vierzigfache vermehrt. Der vorher überschaubare Ort ist auf 600.000 Einwohner einschließlich der Randbezirke angestiegen. KK selbst hat heute rund 200.000 Einwohner. Es leben 32 verschiedene ethnische Bevölkerungsgruppen dort. Neben den Ureinwohnern gibt es viele Chinesen und auch Philippinos. Soviel erst mal zur Geschichte. Exportgüter sind Fisch und Gemüse. Auch Palmöl wird hier produziert... Ich denke nur an die Abholzung. Ja und der Tourismus lässt die Kasse klingeln. Traumhafte Stände und Inseln mit einer bunten Unterwasserwelt locken Touristen aus aller Herren Länder. Auch der Nationalpark Kinabalu ist ein beliebtes Wanderziel.
Wir werden nicht wandern, sondern Bus fahren und laufen, um ein Stück der Landschaft zu sehen und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Gleich am Anfang sehen wir eine moderne Stadt!!! Hochhäuser, große Kreisverkehre und wieder die schönen Straßenlaternen; der erste Eindruck ist schon mal gut.
Wir haben einen Fotostopp und stehen der City Mosque (Masjid Bandaraya) gegenüber liegen. Was für ein Anblick … Die größte Moschee der Stadt ist umgeben von einer schönen Außenanlage mit Wasserbecken davor. 12.000 Besucher finden drinnen Platz. Mir fällt noch ein, es gibt neben den Muslimen in Sabah auch Christen und Buddhisten. Man kann die Moschee auch besichtigen. Das ist kein Problem … angemessene Kleidung vorausgesetzt. Es gibt aber auch Kleidung dort zu leihen. Der Eintritt der Moschee soll nicht so teuer sein. Wir sehen sie nur von außen an, denn so viel Zeit haben wir nicht. Auch das Gebirge ist gut im Dunst zu erkennen.
Ich schau mich ein wenig an der Haltestelle um und
entdecke die riesigen Ameisen oder sind das vielleicht Termiten, die auf einer
Blüte herumkrabbeln. Huch, ich muss mich kratzen und springe schnell zur Seite,
denn ich stehe mitten in einer Laufstraße der Krabbler.
Interessant ist auch dieses in der Nähe befindliche Gebäude "Menara Tun Mustapha", früher auch als Foundation Building bekannt. Der hohe Turm mit seinen 30 Stockwerken steht auf einem kegelförmigen Unterbau, dass man fast Angst hat, er könnte irgendwann mal umkippen. In dem Gebäude befinden sich ein Theater, eine Schule, Kindergarten und eine große Bibliothek. Auffallend in Asien ist in vielen Städten die moderne Architektur. In diesem Fall wirkt das Gebäude gar nicht störend, denn durch die verspiegelte Außenfassade passt es sich wunderbar dem Himmel an.
Rein in den Bus und ein paar Straßenzüge später steigen wir wieder aus. Unterwegs gelingen mir noch ein paar "schräge" Fotos. Es ist nicht immer einfach mit der Camera während der Fahrt alles auszurichten. Und nachbearbeiten mag ich meine Fotos nicht so gerne, weil es zeitaufwendig ist. Ich bin ja auch kein Profi, sondern "nur" ein Hobbyfotograf.
Nächster Besichtigungshalt ist der buddhistische Tempel Pu Toh The, bekannt auch als Pu Tuo Si Tempel. Und wie wir schon gesehen haben, Tempel ist nicht gleich Tempel. Jeder hat so seine Besonderheiten für die Besucher zu bieten.
Umgeben von hohem Bambus und Palmen steht gleich nach dem Tor die hohe Statue von Guanyin.
Der Tempel ist noch nicht so alt, er wurde erst 1980
erbaut und 2013 steuerte die Regierung eine satte Summe für die Renovierung
bei. In den Tropen verrottet eben alles sehr schnell. Die Anlage ist riesig.
Wir haben etwas Freizeit und sehen uns um.
Ich bin immer angetan von den vielen bunten Verzierungen, Malereien an den Wänden, die roten Lampions und den Buddha-Figuren. Sie strahlen eine Ruhe und Gelassenheit aus, so dass man um sich herum alles vergessen kann. In der großen Gebetshalle ist hinter Glas der liegende Buddha zu sehen. Ich schwanke zwischen Mann oder Frau. Die Gesichtszüge sind sehr weiblich, der Körper ehe männlich - die Antwort habe ich nicht gefunden.
Im Park stehen Figuren umgeben von Büschen und
blühenden Blumen. Da der Tempel auf einem Hügel liegt, ist ab und zu mal auch
der Blick auf die Stadt möglich.
Auf dem Weg zum Sabah State Museum bleibt mir Zeit für ein paar Schnappschüsse.
Dort angekommen beim Museum besichtigen wir zuerst das Heritage
Village. Es sind sechs Nachbauten von traditionellen Häusern der
unterschiedlichen Stämme, die hier gelebt haben. Teilweise stehen sie auf
Stelzen und wir laufen über recht stabile Bambusböden. Die Behausungen waren
einfach und doch zweckmäßig. Unser Reiseleiter erzählt uns, wie die Menschen damals dort gelebt haben und führt uns auch ein Ritual vor, beidem er auf ein einem Stück schwingendem Boden auf und nieder springt und versucht, ein Teil, welches an der Deck hängt zu erhaschen. Es sieht aus, als wäre der Boden ein Trampolin. Ich bin nicht so mutig, das auch zu probieren, aber es sieht einfacher aus, wie es ist.
Draußen am Weg sehe ich, wie sich etwas Weißes am Boden fortbewegt. Erst als ich näher dran gehe, entdecke ich, dass Ameisen versuchen die getrocknete Hauthülle einer Eidechse zu transportieren. Die haben ganz schön was zu tun damit, was sie dann anschließend mit der Beute machen ist mir unklar, vielleicht eine kleine Handtasche? Als ich den Gedanken meinem Mann mitteile, fängt er an zu lachen. "Du immer mit deinen Gedanken ...!"
Im Museum präsentieren sich Schätze der Vergangenheit von
den lokalen Stämme der Rungus und Murut. Die vielen Exponate waren auf jeden
Fall einen Blick wert.
Die Oldtimer haben es meinen Mann schon angetan. Und dann steht da tatsächlich eine alte Heidelberger Druckmaschine. Da bin aber platt! Die neueren Varianten kenne ich noch aus meiner Arbeitszeit, denn unsere Stiftung hatte auch eine eigene Druckerei.
Auch eine alte englische Dampflokomotive samt Waggon ist dort im Außenbereich zu finden. Irgendwo zwischen den Bäumen sehen wir auch das 215 Meter hohe Minarett und die Kuppel der Sabah State Mosque.
Nun wird es Zeit, der Bus wartet. Auf dem Weg zum Central Market an der Uferpromenade gibt es noch einen kurzen Halt für ein Foto von der Moschee, die wir vorhin durch das Buschwerk gesehen haben. Eine interessante Bauweise, in der Mitte die große Kuppel und ringsherum gibt es 16 kleine goldfarbene Kuppeln – sehen aus wie die Verzierung einer Torte.
Im letzten Moment entdecke ich während der Weiterfahrt, dass es auch hier ein Wasserdorf gibt und etwas weiter weg, schöne große moderne
Häuser.
Ein bunter Mix aus Vergangenheit und Gegenwart.
Der Ausflug ist noch nicht zu Ende. Es geht noch auf einen Markt und davon berichte ich im nächsten Teil ...
Nachsatz: Weil ich so ein Wunderfitz bin, habe ich bei dem Druckmaschinenhersteller in Heidelberg wegen der alten Maschine nachgefragt. Leider konnte man das genaue Herstellungsdatum nicht sagen, weil ich nicht die Typen-Nummer abgelichtet habe. Aber immerhin, das Teil ist alt - stammt aus der Zeit zwischen 1950 und 1980. Das ist doch was ....