13. August 2007 - Reykjavík/Island
Unseres – wie auch das vieler anderer – Tagesthema lautete „Gullfoss, Geysir & Þingvellir“. Bereits früh am Morgen trafen wir nach einer Fahrt durch die von Lavafelsen bedeckte Hochheide Mosfellsheiði in der Stadt Hveragerði ein. Die Stadt ist wegen ihrer intensiven Nutzung geothermaler Energie und damit verbunden wegen ihrer zahlreichen Gewächshäuser bekannt. In diesen Gewächshäusern auf einer Fläche von mehr als 14 ha wachsen Tomaten, Gurken, Bananen, Orangen und andere Südfrüchte sowie – auch subtropische – Blumen, die man in diesem nördlichen Gebiet niemals vermutet hätte.
Nach dem Besuch des Gewächshauses Eden ging es Richtung Geysire. In der Ferne sahen wir den mindestens 12.000 Jahre alten und 1.491 m hohen Vulkan Hekla. Er ist als aktivster Vulkan bekannt und im vergangenen Jahrhundert sechsmal ausgebrochen. Beim Ausbruch von 1947 stieg die Asche- und Dampfwolke 27 km hoch; sie wurde noch in Helsinki festgestellt.
Die Füße vertraten wir uns bei einem Spaziergang um den 3.000 Jahre alten, 55 m tiefen, kreisrunden und mit Wasser gefüllten Krater Kerið, von dessen Rand wir einen eindrucksvollen Blick in alle Richtungen hatten.
Endlich näherten wir uns einem der Höhepunkte dieser Ausflugsfahrt: schon von weitem sahen wir aus dem fahrenden Bus, wie er „spuckte“: der Strokkur als kleiner Bruder des Stóri Geysirs (= Großer Geysir); Letzterer bricht nur äußerst unregelmäßig und bei unserem Besuch überhaupt nicht aus. Umso weniger enttäuschte uns der kleine Bruder des Großen Geysirs, der in einer Folge von ungefähr acht Minuten eine Wassersäule in die Luft schleuderte.
Zunächst stiegen große Dampfblasen auf, unmittelbar danach schießt das Wasser 10 bis 20 m in die Höhe, nach ein paar Sekunden fließt das Wasser in den Quelltopf zurück
und verschwindet schließlich vollständig im Schlund. Wir haben einige Ausbrüche beobachten können und waren davon so fasziniert, dass wir gerne länger geblieben wären …
10 km vom Strokkur entfernt nahmen wir in einem Ausflugslokal unser Mittagessen ein. Der Lachs war in Ordnung, die Beilagen, Sauberkeit und auch der Service ließen leider zu wünschen übrig (Massenabfertigung!) – das einzige Mal bei den Ausflügen. Nur Minuten vom Ausflugslokal entfernt bewunderten wir den Wasserfall Gullfoss des Flusses Hvítá, der am in Sichtweite liegenden Gletscher Langjökull entspringt. Der Wasserfall besteht aus zwei 11 und 21 m hohen, unmittelbar hintereinander liegenden Kaskaden.
Unterhalb des Gullfoss hat sich der Hvítá in eine bis zu 70 m tiefe und 2 ½ km lange Schlucht gegraben.
Es lohnt sich, nicht nur vom Besucherparkplatz aus den Gullfoss anzuschauen. Ein asphaltierter Weg führt zu einem Aussichtspunkt ein wenig über der oberen Kaskade; weiterhin ist das Beobachten des Wasserfalls von der Kante des Hvítá-Canyons besonders grandios.
Bei Sonnenschein bricht sich das Licht in den feinen Wassertröpfchen und verursacht einen prächtigen Regenbogen.
Unser vorletztes Ausflugserlebnis dieses Tages führte uns nach 1 ¼ Stunden Fahrt zum ersten isländischen Nationalpark Þingvellir, die „Ebene der Volksversammlung“. Hier fand 930 das erste alljährliche Alþing – das Treffen der isländischen Goden als Vertreter der 13 lokalen Þingverbände und der Familienoberhäupter – statt. Dort wurden Streitigkeiten geschlichtet, Gesetze erlassen, Recht gesprochen und Urteile gefällt. Noch heute wird Þingvellir als nationales Heiligtum betrachtet, was sich u.a. darin ausdrückt, dass an diesem Ort 1944 die Republik Island gegründet wurde.
Bedeutsam ist auch, dass sich hier am mittelatlantischen Rücken die nordamerikanische und eurasische Kontinentalplatten jährlich um 2 cm auseinander schieben; d.h., dass die Landfläche Islands permanent größer wird. Ein Spaziergang brachte reizvolle Momente: den gut erkennbaren Grabenbruch,
die Weite der Landschaft mit dem größten See des Landes Þingvallavatn, Wolkenspiele, …
Auch wenn wir wieder „schiffwärts“ Richtung AIDA fuhren, war dieser erlebnisreiche Tag noch nicht zu Ende. Wieder in Reykjavík „bestiegen“ wir Perlan (= Perle), ein auf einem über 60 m hohen Hügel entstandenes Gebäude aus sechs riesigen runden Wassertanks, in denen insgesamt 24.000 m³ 80 Grad heißes Wasser gespeichert sind. Über den Tanks wurde eine sechseckige Plattform errichtet, darüber eine 14 m hohe gläserne Kuppel. In dem Gebäude schießt alle paar Minuten ein computergesteuerter, an einen Geysir erinnernder Wasserstrahl 15 m in die Höhe. Weiterhin gibt es eine Cafeteria, ein Restaurant, Ladenlokale, einen Konferenz-/Lehrbühnenraum etc. Die Plattform ist frei zugänglich; von dort genossen wir einen herrlichen Rundblick auf das erstaunlich grüne Reykjavík.
Danach ging es wieder an Bord. Im Nachhinein fragten wir uns, ob wir uns nicht lieber am Vortag das attraktive Reykajvík mit den vielen Sehenswürdigkeiten hätten anschauen sollen. Die Antwort steht aus – aber vielleicht gibt es noch ein nächstes Mal???
Um 20.00 hieß es leider wieder „Leinen los“ bei tiefblauem Himmel und Sonnenschein. An den in Sichtweite liegenden Westmännerinseln lief die AIDA vorbei und steuerte unser letztes Auslandsziel Schottland an.
14. August 2007 - Seetag
Dieser Tag hatte es in sich: beim Aufwachen merkten wir, dass das Schiff extrem mehr schaukelte als bisher. Ein Blick aus dem Fenster zeigte dunkle, schwere Wolken, Regen und hohe Wellen. Ein Tag für die in den Treppenhäusern ausliegenden Tüten und mitgebrachten Reisetabletten – Windstärke 9 und 6 m hohe Wellen. Auch wir nahmen Tabletten, doch abends mundete das Essen in einem ungewöhnlich schwach besetzten Speisesaal.
15. August 2007 - Seetag
Frühstück: Rührei und Räucherlachs schmeckten wieder gut und nach mehr – àpropos mehr: das Meer hatte sich einigermaßen beruhigt, die am Vortag zeitweise abgesperrten Außenbereiche waren wieder frei zugänglich und wurden von den bewegungsfreudigen Passagieren gut genutzt. Zum Wetter: stark bewölkt, ab und zu Regen. Ein Tag zum Ausruhen und Erholen.
16. August 2008 - Invergordon/Schottland
Direkt nach dem Aufwachen ein misstrauischer Blick aus dem Kabinenfenster: Wolkenberge, aber nicht das befürchtete schottische Regenwetter. Die AIDA legte in Invergordon an; wir wurden von Dudelsackpfeifern empfangen.
Invergordon ist eine kleine Industriestadt am Cromarty Firth (Firth bedeutet Förde/Fjord) mit ca. 4.200 Einwohnern. Bedeutung hat die Stadt seit Beginn des Ölbooms in der Nordsee als Produktions-/Reparaturstätte für Ölplattformen; weiterhin gibt es eine Aluminiumgießerei. Seit einigen Jahren ist Invergordon beliebter Anlegeplatz für Kreuzfahrtschiffe, da die Stadt ein guter zentraler Ausgangspunkt für Busreisen in die nördlichen Highlands ist. Ansonsten ist sie für Besucher nicht allzu attraktiv.
Bevor wir auf unseren Tagesausflug „Invergordon Highlights“ eingehen, einige Informationen zu Schottland:
Über Jahrhunderte bestehende Feindschaft zwischen Schottland und England; eine Schlacht reihte sich an die andere; die Engländer überzogen die fruchtbaren Lowlands mit Krieg und Plünderung – z.T. mehrmals innerhalb einer Generation, so dass sich ein städtisches Leben mit Handel und Handwerk kaum entwickeln konnte: Schottland war und blieb bitterarm; 1746 Schlacht von Culloden, in der die Schotten mit Charles Edward Stuart, genannt Bonnie Prince Charlie, innerhalb von 25 Minuten vernichtend von den Engländern geschlagen wurden; die Engländer richteten nach der Losung „keine Gefangenen“ ein fürchterliches Blutbad an; gälische Sprache, Kilt und Dudelsack wurden für knapp ein Jahrhundert verboten; viele Clans wurden enteignet; damit endgültige Übernahme Schottlands durch England; Anfang des 19. Jahrhunderts Auswanderungswelle der Schotten in die USA, da die Schotten als Pächter von ihren Großgrundbesitzern von dem Pachtland vertrieben wurden, um große Weideflächen für Schafe der Großgrundbesitzer zu schaffen. Ab 1945 stetiger Verfall der Wirtschaft; vor allem in Glasgow Schließung von Werften und Stahlwerken; steigende Arbeitslosigkeit. Ab 1965 wurden über das Highland and Island Development Board Entwicklungsschübe für strukturschwache Gebiete im Norden und auf den Inseln in Gang gesetzt; wirtschaftliche Stärkung ab 1966 nach Ölfunden in der Nordsee mit Ansiedlung von petrochemischen und Zuliefererfirmen vornehmlich in Aberdeen. 1966 Eröffnung des schottischen Parlaments durch Königin Elisabeth II und damit formelle Bestätigung der Teilautonomie Schottlands. I.ü. ist Schottland das Zentrum der europäischen Whisky-Industrie.
Im Bus wunderten wir uns, dass sich unsere Reiseleiterin – eine gebürtige Düsseldorferin – für das von uns mitgebrachte schöne Wetter bedankte, denn seit Wochen hatte es nahezu ununterbrochen geregnet. Wir fuhren den Cromarty Firth entlang, an dessen Ufer sich bei der damals bestehenden Ebbe Seehunde aufhielten. Nach Überquerung des Beauty Firth und Passieren des Culloden Moor erreichten wir eines der meistbesuchten Schlösser Schottlands, Cawdor Castle. Bekannt wurde Cawdor Castle durch Shakespeare, der in seinem Drama Macbeth von Hexen prophezeien ließ, dass Macbeth zunächst Than (Ritter, Edelmann, Getreuer des Königs) von Cawdor und später König werden sollte. Cawdor Castle befindet sich seit sechs Jahrhunderten im Eigentum der Familie der heutigen The Dowayer Comtess Cawdor. Ein Rundgang zeigte uns herrliche Gobelins, Gemälde von Vorfahren, altes Mobiliar, Porzellan und Tafelsilber. Allerdings war für uns alles - wie wohl in derartigen Schlössern üblich – ein wenig zu überladen und eng, da zu viele Besucher den Rundgang mitmachten. Viel attraktiver war der das Schloss weiträumig umgebende Park mit vollendet angelegten Beeten und einer bisher nicht oft gesehenen Blütenpracht. Auch der zum Schloss gehörende Wald mit für unsere Gegend nicht üblichen Bäumen wäre durchwandernswert gewesen, wenn wir die entsprechende Zeit gehabt hätten. Übrigens: die Wolken verzogen sich langsam und die Sonne kam mehr und mehr hervor.
Anschließend erreichten wir nach halbstündiger Busfahrt Inverness (aus dem Gälischen übersetzt: Mündung des Ness), die nach Edinburgh, Glasgow und Aberdeen mit etwa 50.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Schottlands, Verwaltungssitz für die Highlands und Sitz der Zentrale des Highland and Island Development Board ist. Außerdem ist Inverness für die Bewohner der nordwestlichen Highland die Haupteinkaufsstadt, was wir an den vielen unterschiedlichen Geschäften erkannten. Die Bedeutung der Stadt wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gesteigert, als 1822 der Caledonian Canal nach 19jähriger Bauzeit fertig gestellt wurde. Er verbindet die Nordsee mit dem Atlantik und nutzt drei Seen und den Fluss Ness. Wir hatten eine Stunde Zeit, uns die Stadt auf eigene Faust anzusehen. Sehenswert ist die auf dem Berghügel über den Fluss Ness liegende Befestigungsanlage, in der heute der Verwaltungssitz untergebracht ist, das Town House, diverse in altem Stil erbaute Gebäude (leider teilweise mit moderner Leuchtreklame versehen …) und der Victorian Market, eine im viktorianischem Stil erbaute Markthalle mit diversen Ladenlokalen.
Nach dem Besichtigungsaufenthalt ging es durch eine grüne, hügelige Landschaft zum berühmten Loch Ness. Der See ist 35 km lang, mit maximal 1,5 km relativ schmal, 325 m tief und er beheimatet bekanntlich das Monster Nessie.
Sämtliche in den vergangenen Jahrzehnten über Nessie gefundenen Erkenntnisse kann man in der Official Loch Ness Monster Exhibition
im Örtchen Drumnadrochit nachvollziehen, was allerdings nicht in unserer Besuchsvorgabe lag.
Wenige Kilometer südlich begrüßten wir die Überreste des Urquhart Castle, das auf einem Vorgebirge strategisch günstig gelegenen ist. Je nach Eroberung wechselte die Besatzung zwischen Schotten und Engländern; 1692 wurde die Burg von den Engländern in die Luft gesprengt, damit sie nicht in die Hände der Jakobiten fiel. Heute liegen die Burgruinen pittoresk am Ufer des Loch Ness. Während unserer leider nur kurzen Besichtigungszeit zogen Regenwolken auf. Sie erzeugten eindrucksvolle Farbenspiele zwischen Sonnen, Wolken, Grün der Wiesen und Ruinen. Tatsächlich fiel auch Regen – allerdings nur kurze Zeit und während der Busfahrt …
Kurz nach der Rückkehr am Nachmittag verließ die AIDA unter Dudelsackklängen Schottland
und steuerte über den Moray Firth die Nordsee an. Die angabegemäß üblicherweise sich häufig im Moray Firth tummelnden Delphine ließen sich leider nicht blicken. Dafür genossen wir den Ausblick auf die längs des Moray Firth liegenden kleinen Dörfer, Weiden und Felslandschaften.
17. August 2007 – Seetag
Herrliches Abschiedswetter, Tag zum Ausspannen, Verwöhnen, Sammeln der Gedanken über die in den vergangenen Tagen gemachten vielfältigen Eindrücke und Erlebnisse, zum wiederholten Male lange Mahlzeiten und Sonnenbaden. Nicht zu vergessen das Abschiedsdiner: nie war es so gut wie damals! Zwischendurch kamen wir leider nicht am Kofferpacken vorbei. Und zum Ende unseres letzten Seetages genossen wir die Abschiedsparty …
18. August 2007 – Hamburg
Frühmorgens legte die AIDA in Hamburg bei leicht dunstigem Wetter an. Es dauerte aber nicht lange, bis die Sonne hervorkam. Eine letzte intensive Stärkung am Frühstücksbuffet – dann hieß es endgültig Abschied nehmen und mit dem ICE nach Hause fahren.
Der Leser vermisst mit Sicherheit Anmerkungen zum Schiff. Wir haben uns ganz bewusst Zeit bis zum Ende des Berichtes gelassen (das Beste kommt immer zum Schluss …):
- die Kabinen und die abwechslungsreichen Mahlzeiten bei großen Auswahlmöglichkeiten pro Restaurant rechtfertigen die 4-Sterne-Kaegorie
- die Mitglieder der Crew waren jederzeit äußerst höflich und zuvorkommend
- bei den Passagieren gab es – im Gegensatz zu manchen Hotelurlauben in Südeuropa – keine Ausfälle
- bei Sport- und Wellnessangeboten findet normalerweise jeder Interessent das auf ihn zugeschnittene Programm
- die von der AIDA vermittelten Ausflüge ließen in Punkto Organisation, Reiseführer, Auswahl der Ziele nichts zu wünschen übrig (bis auf die kleine Einschränkung am 13. August)
- die Shows waren klasse – es war zu erkennen, dass Profis am Werk waren.
Meine Frau und ich sagen Kapitän Lutz Leitzsch und seiner gesamten Crew Danke für die gelungene, unvergessliche Kreuzfahrt. Wir freuen uns ganz riesig auf die AIDAcara, die wir in 102 Tagen entern werden.
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