
Das war ganz schön schwierig, für die dritte Kreuzfahrt in diesem Jahr bei meiner Regierung grünes Licht zu bekommen, nachdem wir im Mai mit der AIDAvita die Reise „GB & IRL 2“ gemacht hatten und im August mit der AIDAsol in „Norwegens Fjorden“ waren. Aber zu meinem Glück ist meine Frau „nur“ Kanzlerin, ich bin der Finanzminister und im Etat sind noch monetäre Reserven. Außerdem ist die Route sehr interessant: Kiel – Stockholm – Visby - Riga – Kleipeda – Kiel. Das es ganz anders kommen sollte, dazu später.
Weil wir dieses Mal statt mit einem Taxi mit dem Zug zum Schiff nach Kiel fahren, habe ich von Altona nach Kiel den bequemen ICE mit Sitzplatzreservierung gebucht. Es soll ja nichts schief gehen. Mit dieser Einschätzung liege ich leider völlig daneben. Das stellt sich am Reisetag dann für uns recht schmerzlich heraus. Was ich zum Zeitpunkt der Buchung noch nicht wissen konnte: das Sturmtief „Xavier“ hat Deutschland und unseren Zug fest im Griff. Der ICE 696, der sich Karlsruhe über Leipzig und Berlin quer durch Deutschland gekämpft hat, verspätet sich in Hamburg aufgrund von Streckenschäden um gut zwei Stunden, die wir wegen mangelnder Informationen seitens der Bahn komplett auf dem Bahnsteig zubringen und entsprechend frieren. Mit diesen zwei Stunden Verspätung treffen wir im regnerischen Kiel, der Landeshauptstadt von Hedwig-Holzbein, ein. Beim nächsten Mal nehmen wir den Regionalexpress.
Als wir den Bahnhof verlassen, regnet es noch immer. Nein, eigentlich gießt es. Tolle Urlaubsstimmung. Na ja, es ist Oktober. Vorbei am Skandinavienkai machen wir uns trotz des Regens zu Fuß auf, um nach 20 Minuten die ziemlich trostlos daliegende AIDAvita zu erreichen. Mit Entern des Schiffes ändert sich unsere Stimmung schlagartig. Unsere Balkonkabine auf Deck 7 ist bezugsfertig und wir sind zuhause. Nur noch trockne Sachen anziehen und der Urlaub kann losgehen.
Nach einem Lebens erhaltenen Stück Pizza im „Calypso“ und einem Bier in der „Ocean Bar“, wo wir zu unserer Freude Stefan, der auf dieser Reise hier Barkeeper ist, wiedersehen, müssen wir auch bald zur Seenotrettungsübung: das erste Mal für uns unter Deck an der Rezeption. Auch nicht schlecht bei diesem miesen Wetter.
Pünktlich um sechs legen wir ab und schippern entlang der Kiellinie an Backbord und vorbei an dem auf der anderen Seite der Förde „schönst gelegenen Kraftwerk“ nordwärts die Förde hoch gen Laboe und der offenen Ostsee entgegen. Alle gemachten Fotos sind aus Protest gegen die von Petrus geschaffene triste Stimmung gelöscht worden. Trotzdem wird es aber mit Stefan an der „Ocean Bar“ ein sehr schöner Abend, wenn auch aus wärmetechnischen Gründen mit Skiunterwäsche. Um Mitternacht geht’s ins Bett. Unsere Kabine liegt auf dem gleichen Deck ziemlich weit vorne: in Indien, am Ende des Ganges.
Der folgende Seetag ist wie immer anstrengend. Nach einem ausgiebigen Frühstück laufen wir ein paar Runden um den Schornstein. Den Nachmittag verbringen wir mit Siesta und Massage. Abends geht’s ins „Selection Restaurant“ und danach an die „Ocean Bar“, wo es aufgrund der guten Stimmung trotz der Eiseskälte wieder mal Mitternacht wird, bevor wir ins Bett kommen.
Nach einer frühmorgendlichen Schärenfahrt, die wir wegen des noch nicht besser gewordenen Wetters verschlafen haben, machen wir gegen 8:00 Uhr zu einem relativ kurzen Stopp bis 14:00 Uhr am relativ zentral gelegenen Anleger „Stadsgården“ fest. Mit uns legt unter einem Regenbogen auch die Fähre „Mariella“ am Terminal an.
Ein Blick vom Balkon beschert uns eine sehr schöne, wenn auch etwas bedrohliche Sicht auf die Altstadt „Gamle Stan“.
Nach dem Frühstück geht es entlang des Terminals in Richtung Altstadt. Dabei müssen wir die Großbaustelle bei „Slussen“ sehr abenteuerlich umrunden. Doch dann erreichen wir die Gassen von „Gamla Stan“, die noch immer vom nächtlichen Regen nass sind. Auch scheint es, dass noch nicht alle Stockholmer schon richtig wach sind. Aber wenigstens am Himmel sind die ersten blauen Flecken zu beobachten.
Dann überqueren wir die „Riksbronn“, auf der einen Seite mit guter Sicht auf den Turm des „Stadshuset“ und auf der anderen Seite zeigt sich die Stockholmer Oper “Kungliga Operan“ mit dem „Gustav Adolf Torg“ in einem schönen Licht.
Beim Reichstag, dem schwedischen Parlament, bekommt man schon mal eine Ahnung von dem Gewimmel, das gleich auf der Haupteinkaufsstraße „Drottninggatan“ herrscht.
Irgendwann haben wir uns durch die vielfältigen Angebote der Shoppingwelt durchgekämpft.
Das Conference Center und die Waterfront sind zwei Beispiele der Stockholmer Architektur.
Noch mal über eine der vielen Brücken und wir sind am „Stadshuset“, wo alljährlich die meisten Nobelpreise verliehen werden.
Auf unserem Rückweg zum Schiff müssen wir noch einmal an der Großbaustelle vorbei.
An der kleinen Insel „Skeppsholmen“ mit der gleichnamigen Kirche liegt seit vielen Jahren der Dreimaster „AF Chapman“, der als Jugendherberge genutzt wird.
Über der AIDAvita droht der Himmel mit schwarzen Wolken.
Kurz nach 14:00 Uhr legen wir mit einem letzten Blick auf „Gröna Lund“ ab. Hier ist Mitte Oktober die Saison vorbei.
Leider gibt es von der Fahrt durch die Schären nur ein Bild, da kurz danach der Himmel seine Drohung wahr gemacht hat und seine Schleusen geöffnet hat. Glücklicherweise hatten wir und werden wir auf anderen Reisen besseres Fotowetter haben.
Gegen Abend erreichen wir die offene und ziemlich kabbelige Ostsee mit einer steifen Brise. So machen wir es uns in einer kleinen intimen Runde an der „Ocean Bar“ mit Stefan gemütlich.
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