Heute sind wir in unserem Ersatzhafen und unserer Heimat deutlich näher als geplant. Für meine Frau, die in Flensburg aufwuchs und für mich, der in Lübeck geboren wurde, lag Dänemark immer mal gerade um die Ecke. So war Kopenhagen auch das erste Urlaubsziel, das ich 1969 im Alter von 15 Jahren statt mit meinen Eltern mit zwei Freunden besuchte. Damals fuhr noch eine Fähre von Travemünde nach Kopenhagen, die uns drei Jungs schwer bepackt mit drei Seesäcken und einem Zeltsack in unser erstes Abenteuer brachte.
Festgemacht haben wir am Langeliniekaj. Gegen 10:30 Uhr verlassen wir die AIDAvita.
Als erstes begegnen wir dem bekanntesten Wahrzeichen Kopenhagens, der nur 1,25 m großen „Kleinen Meerjungfrau“, die hier seit mehr als 100 Jahren allen Wetterunbilden trotzt. Leider ist sie im Laufe der Jahrzehnte bis hin zur Enthauptung Opfer vieler Anschläge diverser „Aktivisten“ geworden. Sie konnte aber immer wieder original getreu restauriert werden, da die Erben des Bildhauers eine Originalform an einem geheimen Ort verwahren.
Ein Stück weiter des Weges können wir einen Blick auf das Schloss „Amalienborg“, das in den 1750er Jahren stammt und zunächst wurden die vier fast identischen Palais von vier adeligen Familien bewohnt. Nach einem schweren Schlossbrand in „Christiansborg“ erwarb die obdachlose Königsfamilie 1794 und in den folgenden Jahren die Gebäude. Heute residiert Königin „Margrethe II.“ im Palais Schack. „Vulkankönigin“ lautet der Spitzname der kettenrauchenden Monarchin. Die Familie des Kronprinzen bewohnt das Palais Brockdorff. Das Palais Moltke dient als Gästewohnungen und das Palais Levetzau beherbergt das Museum. Am Ende der Sichtachse über das Reiterstandbild „Frederiks V.“ sehen wir die „Frederiks Kirke“, die aufgrund kostbarer Baumaterialien auch „Marmorkirken“genannt wird. Nach einer Bauzeit von „nur“ 145 Jahren wurde sie 1894 eröffnet. Da waren wir in Hamburg mit der „Elphi“ ja richtig schnell.
Von der ausladenden Holzterrasse des Schauspielhauses blicken wir schräg hinüber zu der Insel Holmen mit der 2005 eröffneten Oper. Das Gebäude wurde dem dänischen Staat von dem Großreeder Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller geschenkt.
Neben dem Schauspielhaus führt ein Stichkanal mit beiderseitiger Bebauung aus dem 18. und 19. Jahrhundert vom Hafen zum Stadtzentrum. Dieses Quartier heißt „Nyhavn“ und ist sowohl bei den Touristen als auch bei den Einheimischen ein viel besuchter Anziehungspunkt.
Hier haben wir auch noch einmal einen schönen Blick auf das Schauspielhaus und die Oper.
Eins der Kontorhäuser an der Havnegade beherbergt das Hotel „Strand“, in dem wir Anfang des Jahrtausends mehrere Tage gewohnt haben. Das urige Hotel hat uns gut gefallen, zumal „Nyhavn“ zwecks abendlichem Absacker um die Ecke lag.
Eines der bekanntesten und ältesten Gebäude der alten Kaufmannsstadt ist die Börse, die sich neben dem historischen Königsschloss „Christiansborg“ befindet. Der 56 m hohe Börsenturm stellt vier ineinander verschlungene Drachenschwänze dar.
Am Amagertorv, einem der schönsten Plätze der Stadt, biegen wir rechts ab in die Østergade, einem integralen Bestandteil der weltweit bekannten Fußgängerzone „Strøget“, die von historischen Bauwerken aus dem 17. und 19. Jahrhundert gesäumt wird. Hier am Amagertorv 10 hat u.a. das Disignkaufkaus „Illums Boglighus“ seinen Hauptsitz. Schon bei meinem ersten Besuch 1969 gab es hier ausgesprochen schöne und einmalige Designerstücke skandinavischer Künstler zu kaufen.
Am Kongens Nytorv endet die „Strøget“. Nur noch ein paar Schritte und schon befinden wir uns mitten im prallen Leben, in „Nyhavn“, die längste Bar Skandinaviens. Für eine Runde Bier wird die Kreditkarte reichlich gequält. Zum Preis eines Bieres kann man alternativ einen Sixpack in einem Kiosk ein paar Schritte abseits erwerben und sich dann auf die Kaimauer setzen. Die leeren Flaschen sammelt dann die „Pfandmafia“ ein.
Hier ein schöner Blick entlang des Stichkanals bis zum „Kongens Nytorv“ mit dem „Schloss Charlottenborg“.
Auf der südlichen Seite wohnten die wohlhabenderen Bürger, in den pittoresken, bunten Häusern auf der nördlichen Seite waren die einfacheren Kopenhagener untergebracht. Hier gab und gibt es noch immer Seemannskneipen wie das „Hong Kong“ oder das „Kap Hoorn“.
Nach einem Boxenstopp mit dem einen oder anderen Bier gehen wir entlang der „Langelinie“ zurück zum Schiff. Die „Ocean Bar“ ist noch geschlossen.
Nachdem die „Ocean Bar“ dann endlich geöffnet hat, mache ich die letzten Bilder dieser Reise von hier. Ein Wasserflugzeug kehrt von Jütland zurück. Und dann noch ein letzter Blick auf die Festung, die die Hafeneinfahrt bewacht.
Fazit:
Letztlich haben AIDA und wir das Beste aus dieser Reise gemacht. Wer Mitte Oktober eine Kreuzfahrt unternimmt, muss mit unruhigem Fahrwasser rechnen. Dass von vier Häfen nun gleich zwei ausfallen, ist halt Pech, zumal wir festgestellt haben, dass eine siebentägige Kreuzfahrt einfach zu kurz ist. Visby haben wir in den folgenden Jahren nach dem Bau des neuen Anlegers nachholen können und doch Klaipėda wartet immer noch auf uns. Andererseits ist es heutzutage aufgrund der immer mehr und immer größer werdenden Vergnügungsdampfern unmöglich, die schönen kleinen Städte des Baltikums oder der Ostseeinseln abseits des Massentourismus stressfrei zu besuchen. Wir sind daher mit der AIDAvita mit der „Ocean Bar“, wo wir auch auf dieser Tour wieder einmal Freunde kennengelernt haben, und den kleineren Häfen, die bei den Selektion Reisen angelaufen werden, sehr zufrieden und deshalb auch bereit, den höheren Preis für die Balkonkabine auf AIDAvita zu bezahlen. Wir hoffen, dass AIDA neben dem Massenmarkt auch zukünftig ein Selektion Programm mit kleinen Schiffen beibehält. Ansonsten heißen unsere nächsten Schiffe „Hanseatic Inspiration“ oder „Hanseatic Nature“.
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