24. Januar 2020 – Bangkok – Wetter: gut warm
Also die Bahnfahrt war schon ein Erlebnis, da sind wir uns einig. Aber der Tag ist noch nicht zu Ende. Wir fahren ein Stück mit dem Auto und zwar nach Amphawa. Der kleine Ort liegt sieben Kilometer vom Bahnhof in Mae Klong entfernt. Was gibt es dort besonderes zu sehen, fragen wir uns. Amphawa liegt ebenfalls am Fluss Mae Klong und schaut auf eine historische Geschichte zurück. Mitte des 17. Jahrhunderts tauchte dieser Ort erstmals in Beschreibungen auf. Landwirte und Händler lebten dort und es ist auch der Geburtsort von König Rama II. Kanäle durchziehen die Landschaft, denn früher wurde so gut wie alles auf dem Wasserweg transportiert und der Verkauf der Waren erfolgte von Booten aus – die schwimmenden Märkte versorgten die Menschen. Und heute lockt Amphawa Touristen und auch Thais hierher, um einen Bummel zu machen und etwas in den vielen kleinen Läden am Rande der Kanäle zu kaufen. Es gibt unzählige Restaurants, doch auch Boote mit Speisen sind hier unterwegs.
Schon als wir über eine Brücke fahren, können wir auf den Ort hinunter schauen. Sieht auf den ersten Blick gut aus. Das Auto wird geparkt und wir laufen durch eine schmale Gasse zu einem netten Restaurant, um dort auf die Schnelle einen Espresso zu trinken. Dann lassen wir unsere Freundin dort sitzen und machen uns auf zu einer kleinen Erkundungstour. Noch ist wenig los, voll wird es erst bei Einbruch der Dunkelheit.
Neben dem Restaurant haben Musiker ihre Instrumente aufgebaut, zu späterer Stunde gibt es hier Livemusik. Ich entdecke an der Wand eine Kuckucksuhr und möchte dem jungen Mann erklären, dass wir aus der Nähe kommen, wo in Deutschland diese Uhren gebaut werden. Leider versteht er nicht ein einziges Wort englisch und seine Musikerkumpels auch nicht. Ja, das fällt mir immer wieder auf, es gibt eine große Anzahl von jungen Leuten, die kein englisch können. In der „normalen“ Schule werden keine Fremdsprachen gelehrt. Wäre bei uns in Deutschland eigentlich gar nicht vorstellbar.
In
den Läden warten hübsche Souvenirs auf Kunden und im Fischladen
liegen die Schätze des Meeres auf Eis, bereit, gekauft zu werden.
Die Böden blitzen vor Sauberkeit und in ein Restaurant darf man nur
ohne Schuhe eintreten.
Ich kaufe ein Gewürz und dann kehren wir zurück zum Restaurant, denn wir wollen, bevor wir noch eine Bootstour im Dunkeln machen, was essen. Die Speisekarte ist wieder vielfältig und so bestellen wir einfach ein paar Gerichte und bedienen uns von den Tellern. Köstlich, sage ich und lange zu.
Auf dem Weg zum „Örtchen“ durch das Lokal scheint es mir, dass ein Bereich fast so eingerichtet ist, wie ein Wohnzimmer. Schöne kleine alte Möbelstücke stehen in der Nähe eines Innenhofes, von dem aus eine Treppe nach oben führt. Dort sind sicher die Wohnräume, geht es mir durch den Kopf.
Ein Blick auf die Uhr, wir zahlen und warten auf ein Longboot, das uns in rasanter Fahrt durch die Kanäle transportiert, zu den unzähligen Glühwürmchen, die in der Dunkelheit Lichtpunkte setzen.
Ordnungsgemäß statten wir uns mit den bereitliegenden Schwimmwesten aus, die Kamera liegt griffbereit und die einstündige Fahrt kann beginnen. Die bunten Lichter spiegeln sich auf dem Wasser, auf den Stegen sind jetzt mehr Menschen unterwegs und von den vielen Brücken schauen Leute auf die bunt beleuchteten Boote nieder.
Außerhalb von
Amphawa sehen wir am Ufer vereinzelte beleuchtete Häuser auftauchen,
große Bäume stehen mystisch am Ufer. In den Ästen funkelt es und
das Boot fährt langsamer, damit wir die Glühwürmchen sehen können.
Das ist eine echte Attraktion hier. Aber nicht, dass jetzt jemand
denkt, die leuchtenden Insekten wären Würmer – nein, es sind
Käfer. Eigentlich sind es Leuchtkäfer und ich habe nachgelesen, die
Weibchen blinken unentwegt, um die Männchen anzulocken, damit es
später mal Nachwuchs gibt. So was auch, denke ich … „und ewig
lockt das Weib“. Bei uns zu Hause habe ich ein paar mal einen
solchen Käfer gesehen, aber hier? Hier tummeln sich Unmengen im
Geäst, toll zu sehen.
Der Bootsführer ist aber trotz der rasanten Fahrt noch so gefahren, dass wir vom Wasser nicht nassgespritzt wurden. Das Boot gleitet unter der Brücke mit den blauen Lichtern hindurch, dann heißt es aussteigen und wir fahren zurück nach Bangkok. Nach knapp 2 Stunden hält unsere Freundin vor dem Hotel und wir verabschieden uns. Es war ein schöner und erlebnisreicher Tag mit ihr. Wir haben viel gesehen und jede Minute genossen. Eine herzliche Umarmung und morgen Vormittag wird sie uns abholen und zum Flughafen fahren. Einmal gehupt und weg ist sie.
Und wir, was machen wir jetzt noch? Es ist erst kurz vor halb elf am Abend und Chinatown ist voller Menschen. Also, nichts wie hoch ins Zimmer, kurz duschen und umziehen und hopp, geht es wieder ins Getümmel auf der Straße. Ich habe mich heute so gekleidet, wie es viele Frauen machen – ganz in ROT. Das gekaufte Kleid ist sozusagen standesgemäß. Der junge Mann an der Rezeption lächelt mich an …
Unseren letzten Abend wollen wir bei „unseren Burmesen“ verbringen und so gibt es, als wir dort eintreffen gleich ein freundliches Winken und Hallo. Ich erschrecke mich etwas, als ich sehe, dass aus einer Blechtonne Flammen empor schlagen. Das sei nicht gefährlich, erfahre ich. Da werden die Opfergaben verbrannt, damit sie mit dem Feuer emporsteigen zu den Verstorbenen. Rituale sind sehr wichtig für diese Menschen.
Es
duftet wieder so verführerisch, dass wir uns kurz beratschlagen und
doch was zu essen bestellen. Himmel nein, wie wird es sein, wenn wir
wieder zu Hause sind. Da essen wir nicht so oft am Tag!!! Ein wenig
wehmütig ist uns schon zumute, dass unsere Zeit hier bald endet. Die
Frauen winken mir, ich solle zu ihnen in ihre „Küche“ kommen für
ein letztes Foto und so stehe ich zwischen ihnen, wir lachen
gemeinsam.
Was für ein schöner Moment, mir wird ganz anders. Ein letztes mal kommt die Rechnung und wir lassen ein Abschiedstrinkgeld für die ganze Mannschaft da und auf geht es in Richtung Hotel.
Der Autoverkehr rauscht unentwegt. Erwachsene und Kinder laufen zwischen den Autos hindurch, um die Straßenseite zu wechseln. Es duftet alle paar Meter nach Essbarem, an einigen Stellen wurde schon zusammen geräumt und die Gehwege geschrubbt. Der Tag des Chinesischen Neujahrsfestes ist bereits eine Stunde alt. „Schon wieder ist es ein Uhr und wir sind noch nicht im Hotel“, sage ich zu meinem Mann. Er grinst nur und meint „schlafen können wir zu Hause!“
Ein
Tuk-Tuk-Fahrer möchte gerne ein Foto mit mir haben, sein Kollege
fotografiert uns zwei und da ist mein Mann auch gleich am abdrücken.
Ja, ich kann das Foto verwenden – er konnte tatsächlich ein paar
Brocken englisch! ! Seine Arbeitszeit wird erst in ein paar Stunden
enden und am Abend wird es hier sehr, sehr voll werden, erzählt er
uns noch beim weggehen. Kurz überlege ich, warum er eigentlich ein gemeinsames Foto wollte? Ich denke mal, es lag daran, dass es ungewöhnlich ist, dass eine Frau, als eine hellhäutige blondgesträhnte aussende Weiblichkeit mit so viel Freude das rote Kleid trägt ....
In der Bar unseres Hotels ist Ruhe eingekehrt, die Band hat ihre Instrumente verstaut und ich lass mich nochmal vor dem schönen Gemälde fotografieren, schließlich passt mein Kleid von der Farbe her sehr gut dazu.
Ein letztes Selfi noch von uns beiden und dann ist noch Kofferpacken angesagt. „Ja, das machen wir jetzt noch, ich kann eh nicht einschlafen vor Aufregung, was wir heute alles erlebt haben“ flüstere ich meinem Mann zu. Viel Zeit für Schlaf bleibt uns allerdings nicht.
Der Wecker ist gestellt auf 7 Uhr, gute Nacht.
25. Januar 2020 – Bangkok – Wetter: gut warm
Pünktlich
um 9 Uhr stehen unsere Freunde vor dem Hotel und es geht quer durch
Bangkok zum Flughafen.
Da
heute viel Betrieb an Flughafen ist, wegen dem Neujahrsfest, sind wir
extra zeitig hier. Die Schlangen an den Schaltern sind endlos lang,
aber die Abfertigung geht zügig.
Heute, nach ein paar Monaten, wo ich endlich die Zeit gefunden habe für diesen letzten Teil meines Reiseberichtes, erfüllt sich mein Herz mit großer Dankbarkeit, dass wir diese Reise machen konnten und gesund geblieben sind. Kurz nach unserer Rückkehr am 26. Januar erfuhren wir, dass ein gefährliches Virus seine Runde um die Welt macht und eh wir uns versahen, war unser Leben nicht mehr so frei und unbeschwert. Einschränkungen, Geschäftsschließungen, es gab viele Infizierte und Tote in der Folgezeit, was uns sehr beunruhigt . Wir haben Freunde in verschiedenen Ländern der Welt und sind immer froh, zu lesen, dass es ihnen, trotz der wirtschaftlichen Einschränkungen, gut geht, beziehungsweise sie gesund sind.
Meine nächste Reise im Mai mit meiner Mutti wurde storniert und unsere Fernzielreise im April 2021 von Dubai nach Mallorca wurde auch gecancelt. Nun ja, so ist es jetzt eben - aber das wichtigste gerade ist doch, dass wir alle gesund durch die Krise kommen und dann sehen wir mal, was möglich ist. In diesem Sinne – Leinen los für Zuversicht … und zum Glück, Erinnerungen kann einem niemand nehmen.
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