Ein ganz langes und komisches Jahr ist es nun her. Und als wir damals in Thailand das Schiff verlassen haben, freuten wir uns schon auf die neuen Reisen. Wenn wir da schon gewusst hätten… Alles war mittlerweile so selbstverständlich...
Eigentlich wollten wir jetzt, genau zu dieser Zeit, auf großes Safari-Abenteuer gehen. Und ersatzweise auch mit dem Harz, „Braunlage statt Kapstadt“ als Alternative -und als Trost dabei die Aussicht auf Schnee- hatten sich die mittlerweile wieder genügsamen Teddys schon angefreundet. Aber auch das, -erledigt. Und zu allem Überfluss sollten wir nun nicht mal zuhause unsere Ruhe haben, denn unsere entsprechend missgelaunten Leute haben Zwangsurlaub. Das Fiasko droht sich also
zu komplettieren. Besser hätten wir gleich das ganze letzte Jahr verschlafen.
Und an diesem langweiligen Sonntag, von dem wir eigentlich nichts, aber auch wirklich gar nichts aus Richtung Frühstückstisch erwartet haben, -dann die Wende. Plötzlich kriegen wir ganz lange Ohren. Haben wir da eben „Reise“ gehört? Wie, jetzt doch? Und sogar Afrika?! Wenigstens fast. Die Richtung stimmt in etwa,
-die Kanaren. Egal, Hauptsache Schiff! Und mit diesen ganzen Einschränkungen haben wir ja meist eh nichts am Plüschkopf. Von wegen kein Buffet, kein Tanz, Masken,
-ist doch nicht unser Problem! Hauptsache die Kabine passt.
Gönnt euch (uns) mal was zum Jahresende! Genug gespart dieses Jahr! Wenn nicht jetzt, wann dann!“ –poltert der Teddy Kaufhof, natürlich nicht ganz selbstlos,
seinen unterstützenden Beitrag in die sich gerade noch zart entwickelnden Planungsgespräche an der anderen Seite des Zimmers.
Ob es seine Worte waren? Jedenfalls sitzen wir nun hier, Aida Perla, 16. Etage, Patio-Deck. Gar nicht mal so schlecht hier…
Wir denken zurück…
Was war das für ein Theater! Gerade gebucht und schon geht „dieser Wert“ auch auf den Kanaren wieder nach oben, und von da ab weiter Tag für Tag und nur in diese eine Richtung. Dieser Wert, der wohl nicht über 50 sein darf und dies aber schließlich 3 Tage vor Abreise ist. Eine Reisewarnung droht und damit das Ende aller Reiseträume. Und hier bei uns zuhause in Duisburg liegt der Wert sowieso schon lange weit über 200. Da braut sich was zusammen… Ausgangssperren drohen,
-nicht rein, nicht raus und erst recht nicht verreisen. Da ist ein negativer Covid-Test wohl noch das geringste Problem. Alles andere an Problemen erscheint da wahrscheinlicher. Da bleibt wahrlich nicht viel Raum für Vorfreude. Und eigentlich glaubt schon 2 Tage nach Buchung keiner mehr an das, wo wir jetzt tatsächlich sitzen. Das ist nach den letzten beiden Wochen zwischen Hoffen und Bangen alles andere als selbstverständlich.
Die letzten Tage zuvor ratterte immer wieder der Drucker. Baustein für Baustein der neuen Pflichten für das Verreisen wird erledigt.
Seuchentest unserer Gönner natürlich auch negativ. Aber wie gesagt, es war das einzige Negative was man als Gutes erwarten konnte.
Dann, und das ist das entscheidende Signal, wurden einen Tag vor der mutmaßlichen Abreise die Reisewarnungen aktualisiert… und… -die Kanaren (noch) nicht dabei! Also doch Koffer packen!
Und dann stehen unsere Leute tatsächlich mit den gepackten Koffern am Flughafen und die verwunderten Teddys im Rucksack.
Leerer Flughafen, recht übersichtliche Anzeigetafel,
fast leerer Check-in,
-eben alles anders als sonst. Zwar ist es gerade erst 04:30 Uhr am Morgen, aber wie war es sonst…?
Die Pässe noch gar nicht in der Hand, werden wir jetzt schon zum Schalter gewunken, -Blitz Check-in. Die Koffer sind die schon mal los,
- und später auch die Teddys mit dem Rucksack. Die übliche Fahrt durch das Röntgengerät endet nämlich diesmal in den Händen des Kontrolleurs und wir werden unsanft herausgerissen, gefilzt und dann wieder irgendwie reingestopft.
Und das alles nur, weil der Träger das elektronische medizinische Gerät nicht angegeben hatte.
Aber später, als sich die Türen des Fliegers schließen, haben nicht nur die beiden reisehungrigen Teddys das Ziel, allen Zweifeln zum Trotz, schon fast vor Augen.
Alle maskiert hier. Wir nicht, -sind ab jetzt befreit. Denn wir verlagern uns für die nächsten Stunden in den nicht öffentlichen Bereich.
Ausnahmsweise sind wir mal froh darüber, über dieses Gepäckfach, dem einzigen privaten Bereich hier.
Halt alles ein bisschen anders diesmal…
Aber eine Story haben wir dann wohl verpasst:
Natürlich hat sich schon auf dem Flug ein einzelner den Vollidiotenpokal abgeholt. Meinte, seinen Kaffee unbedingt stehend im Gang trinken zu müssen und dabei noch Geschichten in Richtung der unter ihm liegenden Sitzreihen zu erzählen. Maske natürlich dauerhaft in Höhe Hals. Als die Stewardess ihn bat, die Maske aufzusetzen, machte er noch den uneinsichtigen Affen. Ohnehin hatte er zuvor schon den Sitz zumeist eher zum Knien als zum Sitzen missbraucht. Salutierend hat er sich dann beim Aussteigen von der Besatzung verabschiedet. Was für ein Idi....
Dabei ahnen wir nicht, dass wir eigentlich gar nichts Wesentliches verpasst haben, dass dies nämlich nur seine Auftaktveranstaltung war und wieviel „Freude“ der die nächsten Tage nicht nur uns noch bereiten wird...
Beim Rausgehen, hinter dem Kofferband, fallen den Teddys viele Kameras auf, weshalb ich spontan extra freundlich in die Linsen grinse. Die freuen sich hier offenbar so sehr über die Ankunft der Kreuzfahrer, das die einen Film drehen. Man weiß gar nicht, in welche Kamera man winken soll. Selbst Teddy Kaufhof neben mir, ringt sich ein gequältes Lächeln ab. Doch unsere Illusionen vom Filmstar werden schnell zerstört, als wir hören, dass das alles Geräte zum unbemerkten kontaktlosen Fiebermessen sind. Mir ist unterdessen zwar tatsächlich ganz schön heiß, scheint aber eher am Wetter zu liegen. Jedenfalls dürfen wir unbehelligt weiter.
Noch einmal Papier vom heimischen Drucker rausholen, ein beantragter QR-Code für die Einreise wird gescannt und dann sitzen wir auch schon bald im Transferbus.
Auf dem Weg zum Hafen liegen draußen zwei AIDA-Schiffe vor Anker,
die „Stella“ und die „Bella“, mit der wir vor einem Jahr unsere letzte Tour gemacht haben. Und dort in Asien wäre sie jetzt sicher auch wieder gerne, -im Moment aber braucht man sie dort leider nicht.
Und auch die „Sea Cloud 1“ und die „Nr. 2“ fühlen sich derzeit ziemlich überflüssig und dümpeln gelangweilt vor sich hin.
Aber wenigstens ein Schiff erwartet eine Aufgabe, für die es eigentlich gebaut worden ist. Gäste und Crew und vor allem aber auch die Teddys durch die Weltmeere zu fahren, wenn es hier auch nur bei den Gewässern um die Kanaren bleiben wird. Hauptsache Kreuzfahrt.
Und da erscheint sie vor meinen Augen, die AIDA Perla. Und die liegt nicht draußen auf Reede, sondern an der Kaimauer.
„Mensch Teddy,“ bricht es aus mir raus, „ich glaube, dass wird dieses Jahr doch noch was mit unserer Kreuzfahrt!“
Mann ist die groß die Perla, denke ich noch, als ich mit dem Aufzug nach oben befördert werde.
Und dann bin ich da, wo meine Geschichte eben begonnen hat. Ganz oben, 16. Stock, Patio-Deck. Und Teddy Kaufhof preist es gerade als ausschließlich seine geniale Idee an.
Egal aber wer es wann war und wie es kam, dass ich jetzt hier sitze, Hauptsache ich bin da. Nach dem ganzen langen Jahr des Wartens hätte ich mich fast selbst schon mit dem Maschinenraum zufrieden gegeben, aber so ist natürlich auch nicht schlecht, - um es mal vorsichtig auszudrücken.
Ich glaube ich muss gleich weinen...
So, das hätte also bisher insgesamt auch schlechter laufen können. Um nicht zu sagen, kaum besser. Und was unsere Leute so von dem
uns bisher weitgehend verborgenen Außenleben erzählen, verfestigt diesen Eindruck.
Es sind wohl nur etwa 700 Passagiere auf dem eigentlich 4000 Gäste fassenden Dampfer. Weitgehend leere Restaurants und eine Rettungsübung zu dritt. Und das auch nur, weil da zufällig gleichzeitig mit meinen Leuten noch jemand aufgekreuzt ist. Die Leute von der Crew müssen an verschiedenen Punkten den lieben langen Tag stehen, auf Kundschaft warten und immer wieder das Gleiche erzählen. Aber für unsere Leute ist es gut. Dann sind die wenigstens schnell wieder auf der Kabine und können berichten.
Am Abend sitzen die dann wohl beim Abendessen, als die Alarmsirene losgeht. Nur kurz erschrecken wir, denn die Übung war doch wohl schon. Aber gerade deshalb… Ist das jetzt also echt? Wir gehen unter und die Westen liegen hier auf der Kabine. Wer soll uns jetzt retten? Teddy Kaufhof, mein Sitznachbar, grinst.
„Mann Ty, das ist doch nur die Übung für alle anderen, die vorher nicht dagewesen sind.“
Und da kommen auch schon unsere Leute in Seelenruhe und zur Zufriedenheit gesättigt in die Kabine. Das ist wie immer, aber sonst ist eben vieles anders hier… Und das nicht nur, weil wir das erste Mal auf diesem Schiff sind. Manche Gänge wirken hier wohl wie ausgestorben, manche Bars sind ohne Gäste und wenn man sich mal verläuft, dann kann es sein, das man Mühe hat jemanden
zu treffen, um nach dem Weg zu fragen.
Manchmal fast ein Geisterschiff.
Das Auslaufen um 22:00 Uhr werden wir heute nicht mehr erleben. Es verschiebt sich erstmal aus mir nicht bekannten Gründen. Ist auch egal, die beiden Teddymädchen sind hundemüde und werden wohl einen Bärenschlaf haben.
Mitten in der Nacht aber werde ich dann doch noch mal wach. Ich habe wohl irgendwie geträumt, dass ich auf einem Schiff bin, wider Erwarten also eine Kreuzfahrt mache und dabei gefühlt fast alleine an Bord bin. Wo bin ich denn eigentlich tatsächlich hier? Jedenfalls wohl nicht zuhause auf dem Regal.
Ich liege in der Horizontalen, im weichen Bett und neben mir der Teddy Kaufhof. Ich glaube, das ist gar kein Traum! Aber kann das sein?
Mein felltragender Schlafnachbär ist mittlerweile auch wach und reibt sich verdutzt die schlaftrunkenen Augen. Ob der das Gleiche geträumt hat? Jedenfalls schaut er mich aus dem Halbdunkel heraus an, ich schaue ihn an und wohl beide stellen wir uns die Frage:
„Sind wir überhaupt losgefahren?“
Denn etwas fehlt, das es uns wirklich glauben lässt. Wo sind die typischen Schiffsgeräusche, wo dieses Schaukeln, das uns Teddys sonst immer so schön in Schlaf wiegt? Alles war so perfekt bisher und jetzt? Doch keine Kreuzfahrt, –der berühmte Haken an der Sache…?
Ein Spalt im Vorhang bringt die Erleichterung. Wir erkennen Lichter und die zum Glück in der Ferne. Das Geisterschiff gleitet offenbar auf Schleichfahrt durch den ruhigen Atlantik. Es ist also doch wahr, wir sind nicht nur auf dem Schiff, sondern nun tatsächlich auch erstmal weg. Eine richtige Kreuzfahrt!
Gerade noch rechtzeitig vor dem Lockdown der uns zuhause erwarten wird und einer möglichen Reisewarnung für die Kanaren mit all ihren Folgen.
Aber jetzt erstmal: Wer will uns hier im Moment noch zurückholen!?
Später erfahren wir, dass das Schiff wohl tatsächlich erst um 02:30 Uhr in der Nacht abgelegt hat. Mann, ne Flucht habe ich mir bisher immer eiliger vorgestellt!
Seetag
Am Morgen dann, die erlebnishungrigen Teddys warten schon sehnsüchtig darauf, dass unsere Leute endlich mal wieder eine erste Regung zeigen, sind noch immer keine wesentlichen Elemente zu bemerken, dass wir auf einem Schiff und vor allem auf See sind. Aber wir wissen es ja jetzt besser.
In der Ferne ist eine dunstverhangene Insel zu erkennen. Es ist noch immer Gran Canaria. Na ja, wenn man so spät losfährt und dann noch offenbar ohne Eile durch das Meer gleitet, dann muss man sich nicht wundern, wenn man am nächsten Morgen nicht großartig vorangekommen ist.
Tatsächlich aber haben wir ja Zeit, denn heute ist erstmal der von den Teddys eigentlich so ungeliebte Seetag, den der Veranstalter vor die Abenteuer gesetzt hat. Unsere Leute dauernd unterwegs und die Teddys schmoren mit ihrer Abenteuerlust auf der Kabine. Der fremde Typ kommt irgendwann, räumt auf, fummelt an den Betten rum und wenn wir Pech haben, dann betatscht der uns auch noch. Tatsächlich ist es auch heute wieder so.
Aber dann, am Nachmittag, werden wir plötzlich in den Rucksack gestopft. Uns fallen alle Sünden ein. Na ja, nicht alle, sonst hätte es ja bis zum Abend gedauert. Doch tatsächlich bleiben unsere Sünden bei der folgenden Aktion wohl unberücksichtigt. Nach kurzer Zeit finden wir uns auf einem Lounge-Bed am Bug des Schiffs wieder. Die Teddys schwelgen im Luxus.
Das wird doch hoffentlich nicht nur für ein Foto sein?
Nein, offenbar dürfen wir bleiben, auch wenn unsere Träger wahrscheinlich nur zu faul sind, uns zurückzubringen, findet Teddy Kaufhof die Erklärung für diese überraschende Wohltätigkeit. Und obwohl wir hier auf den Polstern zu viert sind, wird der Platz nicht allzu knapp.
So ersparen wir uns auch alle diesbezüglichen Kommentare und genießen den eroberten Luxus.
„Hatte ich nicht schon bei der Buchung empfohlen, sich mal ein wenig Luxus zu gönnen?“ kann sich mein Liegenachbär das Strunzen nicht verkneifen. Das scheint jetzt wohl der verdiente Lohn für diesen damals schon wenig dezent formulierten Tipp zu sein.
Und auf dieser Welle der Glückseligkeit lehne ich mich entspannt zurück und lasse mich zu einer großkotzigen selbstgefälligen Frage hinreißen:
„Du, Teddy, möchtest Du noch mal arm sein?“
Unterdessen gleitet das Geisterschiff, ab dem Mittag auch sonnenbeschienen, auf südlicher Route, weiter langsam durch den ruhigen Atlantik.
Schräg Steuerbord voraus erkennt man immer mehr die Umrisse von Teneriffa. Was für ein Glücksgefühl.
Auch der Träger scheint tief beeindruckt als er uns, offenbar hochzufrieden, mit glänzenden Augen anschaut.
Den Blick voraus zum Horizont gerichtet, erkennen wir unterdessen durch die Glasscheiben so komische Wellen, die sich zur Krönung bei genauerer Betrachtung als eine Delfinschule entpuppen, welche schlagartig die Anzahl von sichtbaren Lebewesen hier erheblich erhöht.
Das war ja nun doch noch ein unerwartetes wenn auch recht kurzzeitiges Erlebnis. „Gar nicht mal so schlecht für einen Seetag“ fällt dann auch die Bilanz aus Teddysicht aus.
Ansonsten wahnsinnig leer hier. Z. B. kein Mensch im Klettergarten, außer natürlich das einsame Personal. Es ist der Wahnsinn.
Dieses große Schiff und 600 oder 700 Leute verteilen sich darauf. Schön für uns, aber es stimmt doch nachdenklich. Was die nahe Zukunft bringt, ob es möglicherweise schon wieder die vorerst letzte Fahrt wird, das sagt hier keiner und das weiß hier wohl auch "noch" keiner.
Im Internetforum tauchen unterdessen erste Berichte über einen unheimlichen Typen auf, der seit dem Check-in in Düsseldorf wohl keine Gelegenheit zur Selbstdarstellung auslässt. Auch auf dem Schiff hört man erste Storys. Nun gut, jenen hier offenbar allenthalben gemeinten Spreader aus dem Flugzeug haben wir und unsere Leute hier an Bord (bisher) noch nicht wieder gesehen. Wird aber bei den wenigen Leuten nicht mehr lange dauern.
Hoffentlich erwischen ihn mal die Richtigen auf frischer Tat... Man wird sehen, aber nach Möglichkeit nur hören.
Dies bleibt dann aber nur ein wahrlich frommer Wunsch….
Im 2. Teil sind die Teddys auf La Palma und beim Ganztagesausflug mit dem Geländebus unterwegs, sind in einer Lavahöhle
und eigentlich auch bei einer 2-stündigen Vulkanwanderung...
Aber so wörtlich man im Verlauf des Ausflugs den Begriff "Geländebus" nehmen muss, zeigt sich hier hingegen der Begriff "Reiseleiter" als wenig wörtlich zu nehmen.
Schade eigentlich, -es hätte so schön werden sollen...
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