La Palma
Es soll das Highlight aller Ausflüge werden,
„Im Geländebus zur Vulkanwanderung und Lavahöhle“.
-hier auf der Insel La Palma, die wir alle, selbst der Aufschneider Teddy Kaufhof, heute das erste Mal betreten.
Gegenüber von uns, an der anderen Seite des Hafenbeckens, macht der Kapitän bei seiner Morgenansprache auf einen alten Segelschoner aufmerksam,
der wohl noch heutzutage im Warenverkehr nach Südamerika eingesetzt ist.
Kaum zu glauben bei der Größe. Was will der transportieren? Briefmarken?
Jedenfalls wünscht man denen ruhige See, aber uns doch lieber unseren großen Dampfer hier.
Schon eine Viertelstunde zu früh, unsere Leute sind gerade erst vom Frühstück zurück, wird der Ausflug über TV-Kanal 6 aufgerufen. Treffen unten am Bus. Zum Glück ist der Rucksack schon gepackt und vor allem sind die Teddys da schon drin. Nicht das da in der Hektik Wesentliches vergessen wird... Jetzt aber hurtig runter zu Deck 3. Den Aufruf sollten wir ja auf dem Zimmer abwarten und haben nun einen weiten Weg, aber andererseits auch 6 Aufzüge zur Verfügung. Und obwohl man ohnehin nur mit maximal 3 Personen fahren darf, werden wir auch in Zukunft eigentlich immer nur allein sein. Alles sehr entspannt hier.
10 Personen + 2 Teddys ist die karge Bilanz der Teilnehmerzahl an diesem im Vorfeld überall hochgelobten Ausflug. Das ist ja fast privat und steigert nochmals die Erwartungshaltung.
Neben den Busfahrer setzt sich dann noch so ein Typ (nicht der Typ vom Flughafen, der spielt erst später wieder mit) in den Bus. Ob das der Reiseleiter ist? Erstmal aber lässt er es sein Geheimnis sein.
Scheint er aber zu sein, denn irgendwann nach Abfahrt lässt er ein paar karge Worte in die Runde fallen. Aber wie er heißt, weiß ich bis heute nicht. Da gibt es nur Vermutungen. Wesentlicher ist jetzt erstmal, dass wir zunächst noch zum Excursion-Center fahren müssen, von ihm Vergessenes abholen. Ein Indiz mehr dafür, dass es sich bei dem Typ da vorne wohl tatsächlich um den Reiseleiter zu handeln scheint.
Die Fahrt geht bergauf und noch vor dem Excursion-Center hält der Bus an einem Punkt von wo man das Schiff sehen kann.
Dahinter die „Europa 2“, bei der mir heute Morgen diese lustigen Rattenteller aufgefallen sind. Sollen bei anderen Schiffen vergleichsweise banale und langweilige Teller die Ratten am Klettern über die Taue hindern, setzt man hier zusätzlich auf das „Feindbild“.
Der Typ mit der Mütze sagt nun tatsächlich erste 3 Sätze zu La Palma. Das diese die äußerste der kanarischen Inseln ist und früher insofern von Bedeutung war,
das es die letzte Station zur Frischwasseraufnahme etc. vor einer Atlantiküberquerung in Richtung Südamerika war. Gerne auch wurde sie fast regelmäßig von Piraten „besucht", welche bei einer solchen Gelegenheit die Stadt Santa Cruz, wo wir heute angelegt haben, wohl etwa um 1500 auch mal bis auf die Grundmauern niedergebrannt haben. Da fielen spätere Besuche dann wohl sicher eher karg aus. Wie blöd muss ich sein, meinen Urlaubsort niederzubrennen?
Für die Teddys jedenfalls besteht hierfür kein Grund. Wir sind hier auf friedliche Weise angelandet und einfach nur erlebnishungrig.
Karg wie damals das abgebrannte Santa Cruz sind weiter auch die Infos des Typen mit der Kappe, von dem ich nun doch überzeugt bin, das er der Reiseleiter ist. Und Surfer ist er wohl auch, wenn er sich mal gerade nicht als gefühlter Fremdkörper in eine Touristengruppe einschleicht… Nun, soviel kann der Teddy schon verraten, der wird demnächst wieder mehr Zeit fürs Surfen haben…
Und dabei, also beim Surfen, muss man wohl, wie auch beim Schwimmen hier vor La Palma, an vielen Stellen auf gefährliche Unterströmungen achten, die einen gerne auch mal unter das teils unterhöhlte Land ziehen. Und zur Not regen unbedarfte Schwimmer auch den Appetit der hier recht häufig vorkommenden Hammerhaie an. Das hätte ich jetzt gar nicht gedacht, -bereitet mir aber andererseits als bauartbedingter potentieller Nichtschwimmer auch eher keine Sorgen.
Und das Thema Sorgen nimmt nach diesen 3 Sätzen zum Land nun erstmal einen größeren Raum ein. Es ist bei „Land und Leute“ sein Beitrag zum Thema Leute, namentlich sich selbst. Kurz zusammengefasst: Beziehung kaputt, nur 2 Stunden Schlaf und daher nicht fit und wenig redselig. Außerdem kratzt die Maske beim Sprechen. So also beschreibt er das, was uns für den Rest des Tages von seiner Seite aus erwartet… Also sollen wir Verständnis haben und sonst ist auch egal,
so lautet sein Resumee. Da kann man jetzt Verständnis für haben, aber was der weitere Ablauf des Ausflugs auf Grund dessen nun bringen wird, muss man es tatsächlich aber nur sehr begrenzt. Er sollte im Gegenzug auch Verständnis dafür haben, dass meine Leute die 129€ p. P. nicht ungefragt zur Unterstützung seiner Probleme abschreiben möchten.
Nach kurzem Pit-Stopp am Excursion-Center geht es jetzt zur Lavahöhle.
Es beginnt zu nieseln, -er rennt im T-Shirt los.
Nicht nur mit der Kleidung des vermeintlich erfahrenen Guides scheint etwas nicht zu stimmen, auch der Höhlenexkursion steht jetzt noch etwas im Wege.
Am Eingang des Besucherzentrums wird er mit der Tatsache konfrontiert, dass sich –wohl coronabedingt- nur maximal 6 Personen + Guide in die Höhle begeben dürfen. Wir sind aber 10! Also läuft es auf 2 Gruppen hintereinander hinaus. Das kostet Zeit. Zeit kostet den wortkargen Reiseleiter auch die Einsicht, bei dem Nieselregen falsch gekleidet zu sein. Diese späte Erkenntnis kommt ihm nämlich leider erst kurz vor dem Höhleneingang, weit unten. Und so muss er eine ganze Strecke bergauf zurück zum Bus…
Jetzt aber mal zu einem positiven Teil des Ausflugs. Mit einem völlig motivierten und gesprächigen einheimischen Guide geht es nun auf Stegen über ein Lavafeld
und später in die Höhle.
Das unser Reiseleiter wegen seinem Kleidungs-Fauxpas die Hälfte der Zeit als Übersetzer fehlt, fällt nicht weiter ins Gewicht, da selbst der Einheimische schnell gemerkt hat, dass die ohnehin wenigen übersetzten Sätze teilweise falsch sind und er ihn mehrfach –schon leicht angesäuert- entsprechend korrigiert. Als Reaktion darauf stellt er die Übersetzungen dann auch immer mehr ein und reduziert sie sukzessive bis auf Null.
Behelmt und mit Kopflampe geht es in die bestimmt 100 bis 200m lange dunkle Höhle unter dem Lavafeld.
Insbesondere für uns Teddys ist es hier zeitweise noch finsterer als für die anderen, da wir aus dem Rucksack heraus ja eigentlich zumeist nach hinten schauen.
Und wenn da keiner mehr leuchtet…
Es gibt wohl oben am Besucherzentrum noch eine touristisch erschlossene beleuchtete Höhle, aber diese finstere hier erforschen wir recht exklusiv als Kleingruppe. Die andere sollen wir angeblich „vielleicht später noch“ besuchen, machen wir dann aber doch nicht.
Okay, die Teddys sind mit dem gebotenen Teil-Abenteuer trotzdem ziemlich zufrieden. Und unsere Leute darüber, dass sie Helme getragen haben. Nicht immer ist es nämlich von Vorteil, größer als die Teddys zu sein…
Und sorry wenn ich nicht so viel von den Erklärungen verstanden habe. Das lag nicht nur daran, dass der sogenannte Reiseleiter, der als solcher enttarnte Typ mit der Kappe, später das Übersetzen eben gänzlich eingestellt hat, sondern auch daran, dass wir alle ziemlich fasziniert von der Höhle waren und gar nicht mehr versucht haben etwas zu verstehen, geschweige denn, etwas davon zu behalten.
Die anderen 4 aus unserem Bus haben in der Zwischenzeit draußen gewartet. Während die nun auch mit engagiertem Guide und dem stummen Typ unter das Lavafeld eindringen, schickt er (natürlich ohne begleitende Worte für die Allgemeinheit) den Busfahrer mit uns zum Zwischenintermezzo, in eine mir auch jetzt noch nicht bekannte nahegelegene Ortschaft. Fällt übrigens gar nicht auf, dass der Kappenträger nicht dabei ist, als wir in dem Ort 10 Minuten für die Erkundung eines Platzes bekommen, bei dessen Gestaltung Antonio Gaudi seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. Weiß aber wohl keiner von uns, denn wir sind ja einfach nur mal kurz da, ohne Info vorher und natürlich auch nicht nachher.
Diese kleine Stippvisite ist ohnehin außerhalb des Programms, aber weniger eine Zugabe, als eine Zeitüberbrückung. Aber ehrlicherweise muss ich sagen,
dass es bei dieser Tour noch eine der besseren Improvisations-Ideen des stummen Programmgestalters ist. Eine Idee, von denen die 2. Gruppe übrigens nicht profitieren kann. Die fahren während unseres Höhlenbesuches nicht zu dem Platz und langweilen sich. Aus der Höhle sind sie dann auch irgendwie sehr schnell wieder raus. Das ist wohl nicht nur gefühlt, sondern auch tatsächlich so, denn der indisponierte Möchtegern-Reiseleiter quält sich sogar eine Entschuldigung für die Hetze raus.
Ist die zeitraubende ungeplante Gruppenteilung nur bedingt diesem kappentragenden Improvisationstalent anzukreiden, überrascht er im Bus nun aber die gesamte Belegschaft mit der Frage, ob wir denn alle wissen, was wir gebucht haben. Ty und der Teddy Kaufhof neben mir schauen uns an und denken erst, dass er das ähnlich meint wie „wisst ihr alle, auf was ihr euch da eingelassen habt“ und sind nun umso mehr gespannt. Er aber wohl auch, denn er erwartet wohl Antworten von der Gruppe. Antworten zum Ausflugsverlauf. Es scheint immer mehr, dass er das selbst tatsächlich nämlich nicht so genau weiß. „Da soll ja wohl auch eine Wanderung dabei sein“ kommt es zögerlich und eher fragend aus seinem Munde. Wir bestätigen ziemlich einhellig.
Mal sehen was der Tag noch tatsächlich bringt....
Im 3. Teil fehlt es dem vermeintlichen Reiseleiter nicht nur weiterhin an Worten und der Kenntnis des Programms, sondern offenbar auch an einer Regenjacke. Und so wird aus der gebuchten Wanderung eine ungebuchte Geländefahrt an den Abgrund...
Auf Teneriffa erleben wir dann ein ungewöhnliches Schiffstreffen...
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