Ach, die Fjorde sind in Natura viel schöner wie im Fernsehen ... Mutti glücklich in Bergen

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Reisedatum von
28. April 2011
Reisedatum bis
3. Mai 2011

1. Mai 2011, angekommen in Bergen, 15 Grad, heiter, nächste Etappe 551 Seemeilen (1020 km) bis Hamburg


Der neue Tag erwachte für mich um 5.07 Uhr, ich wieder raus auf den Balkon, Kamera in der Hand, eingewickelt in einer Wolldecke, um die Einfahrt in den Fjord – durch die Linse festzuhalten.

Vorbei an kleinen Inseln ging die Fahrt Bergen entgegen, die Stadt, die eingebettet zwischen 7 Bergen liegt und am inneren Byfjord liegt. Die Luna gleitet dahin und es ist, als ob ich ganz alleine auf der Welt wäre, wieder weite Sicht, klare Luft, einsame Stille und das Wasser in einem Blau, wie man es für den Norden nicht möglich hält. Leise schleiche ich wieder in die Kabine zurück und halb sieben Uhr klingelt der Wecker. Ist schon etwas früh, aber wenn 3 Weiber sich in einem Bad schön machen wollen, bedarf es eines guten Zeitmanagements. Allein schon die Frisur ist jeden morgen ein großes Thema. Muttis Kopf muss jeden morgen „gerichtet“ werden, schließlich will sie gut aussehen. Zwischendrin schaut sie immer wieder nach draußen und ist total angetan an dem Landschaftsbild.


Lange rumtrödeln war für meine Schwester und mich an dem morgen nicht angesagt. Wir wollten den Vormittag noch gut nutzen und Mutti wünschte sich, eine Weile warm angezogen auf dem Balkon zu sitzen, auf die Landschaft zu schauen und ein „Blättchen“ zu lesen. So sind wir drei doch zu einem guten Kompromiss gekommen und jeder war zufrieden.


Sobald das Schiff angelegt hatte, verließen wir die Luna und waren so gut wie alleine unterwegs in Bergen. Die Geschäfte waren geschlossen und es war Sonntag. Wir beeilten uns und fuhren schon um kurz nach 9 Uhr mit der Floyen-Bahn hinauf auf den Berg oberhalb von Bergen. Geld hatten wir keins umgetauscht und so zahlen wir mit der Bankkarte, alles total entspannt. Nach einer rasant steilen Fahrt zur Bergstation eröffnet sich dort oben vor uns der Fjord, das Panorama Bergens und natürlich konnten wir auch die Luna im Hafen sehen. Das Foto zeigen wir sofort Mutti, wenn wir wieder an Bord sind.
Auf dem Rückweg schlenderten wir die Hafenmole entlang, bestaunten die bunten Holzhäuser Bryggens und fanden uns zum Mittagessen wieder auf der Luna ein. Im Restaurant war nicht so viel los, denn die meisten Passagiere waren unterwegs und so fanden wir gleich einen Platz und Mutti's Lieblingskellner fragte gleich, ob sie Wein wolle. "Nein, erst heute Abend! Wasser bitte, wir machen noch einen Ausflug nachher."


Am Nachmittag stand die gebuchte Tour „Bergen mit Boot und Bus“ auf dem Programm. Die Bustour brachte uns einen kleinen Einblick in die Geschichte Bergens und natürlich auch zur Hanse. Die Hanse-Häuser wurden früher zum Be- und Entladen der Schiffe direkt am Hafenbecken gebaut und bildeten so einen Kai, die Brygge.

Früher hiess Bryggen auch Tyskebryggen (Deutsche Brücke). Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1702 wurde der größte Teil wieder aufgebaut und heute steht Bryggen auf der UNESCO-Liste der weltweit erhaltenswerten Kulturdenkmäler.  

Mutti hält sich wacker und läuft ohne zu murren. Na ja, nicht ganz so flott wie wir, aber immerhin sie läuft mit uns.

Wir müssen wieder zum Bus, es geht weiter. Unterwegs sahen wir in den Parkanlagen Menschen, die sich zu einem sonntäglichen Picknick getroffen haben oder einfach nur in der Sonne lagen und den Tag genossen. Entlang des Fjords ging es dann zur einer Anlegestelle, wo ein Katamaran-Boot uns abholte.

Vorbei an bewachsenen Felsformationen im Wasser sahen wir kleine bewohnte Inseln, auf denen Holzhäuser standen. Als wir am Anleger ankommen, sehe ich, wie Mutti kurz Luft holte und die Augen zusammen kniff. Jetzt fehlte nur noch, sie sagt, sie steigt nicht ein. Neee, sagte sie nicht und stieg ein. So ein kleines Boot ist doch was anderes wie unsere Luna und wir wissen, dass ihr kleine Boote nicht so geheuer sind. Sie suchte sich einen Platz im Innenbereich und eh wir uns versahen, unterhielt sie sich mit den Nachbarn und sah ganz zufrieden aus.



Wer sich auf dem Oberdeck ein Plätzchen gesucht hatte, bekam den Fahrtwind gut zu spüren. Ich hatte mich auf das Achterdeck zurückgezogen und bekam so manche Gischtspritzer ab.


Natürlich sahen wir auf der Fahrt auch das im viktorianischen Stil erbaute Haus von Edvard Grieg in Troldhaugen. Wie ein kleines Schlösschen thronte es oberhalb des Ufers. Grieg war Norwegens berühmtester Komponist und nach seinem Tod im Jahr 1907 wurde eine Urne mit seiner Asche in einer Felsgrotte auf dem Gelände beigesetzt.


Wir unterfahren die große Spannbrücke kommen zurück zum Hafen

und haben einen schönen Blick auf die Stadt und auch auf die Luna, die dort liegt. Mutti ist begeistert, sie sieht sogar unseren Balkon und meint, das Schiff sei eine Schönheit mit den Augen und dem Kussmund. Meine Schwester und ich haben das Gefühlt, sie hat sich in das Schiff verliebt. Zurück an Bord sind wir uns einig, der Ausflug war für uns ein Höhepunkt der Reise: wie haben viel gesehen, viel erfahren und hatten ein traumhaftes Wetter - was für Bergen ja nicht so selbstverständlich ist.


Um 17:30 Uhr hieß es dann wieder „Sail away“ und das Abendprogramm konnte beginnen. Im Theatrium hieß es dann zur vorgerückten Stunde: Varieté, Varieté und waghalsige Akrobatik stand auf dem Programm. Natürlich ohne Netz, sahen wir die Akrobaten in der Kuppel schweben, aber auch auf dem Boden verzauberte das Show-Ensemble uns mit den Darbietungen. Eine grandiose Vorstellung! Unauffällig beobachten wir Kinder unsere Mutti wie sie die Vorstellung verfolgt und begeistert applaudiert. Einfach schön ... Danach wollte unsere Mutti auf's "Zimmer" - der Tag war lang für sie und sie wünschte uns noch viel Spaß und wir sollten es doch bitte nicht übertreiben. So sind Mütter eben, und Kinder bleiben immer Kinder, egal wie alt sie sind.


Wir zwei überlegten noch, ob wir in die AIDA-Bar gehen sollten zum „Alpenglühen“, aber wir blieben im Theatrium. Yes, i want it all!! Die Musik von Queen versetzte uns zurück in eine Zeit, die doch schon etwas lange zurück lag, die 70er. Freddy Mercury's unvergessliche Songs nahmen uns gefangen. Von Rock bis zarter Schmelz, alles kam vor und wurde toll vom Ensemble präsentiert, da hätten wir gerne noch mehr gesehen. Diese Musik konnte nun auch kein Alpenglühen mehr toppen und so tranken wir noch einen Absacker in der Luna-Bar, schauten den Spielern im Casino zu und genossen einen Moment auf unserem Balkon.

2. Mai 2011, 2. Seetag, 14 Grad, sonnig


Endlich, kein Wecker, kein Telefon und endlich habe ich mal ausgeschlafen, kein Land in Sicht, nur wir - einfach mal faul sein. Beim Mittagessen etwas Aufregung, wir treffen die Blu. Ich schnell hoch, vor der Anytime-Bar finde ich noch ein freies Plätzchen und dann sehe ich die Schwester, wie sie etwas entfernt von uns vorüber fährt. Schön sieht sie aus, wie sie dort durch das blaue Wasser sticht. Mutti fragt gleich, können wir der auch mal eine Tour machen? "Wie, du möchtest nochmal eine Reise machen?"fragen wir zeitgleich. "Ja, warum nicht, ich habe ja schließlich Zeit!" ist ihre Antwort.

Die Anytime-Bar war an dem Nachmittag unser Fixpunkt. 15 Uhr, meine Schwester und ich auf dem Weg zum angemeldeten Cocktail Workshop.

Wir hatten Glück, es hatten sich 4 weitere Passagiere(männliche) angemeldet und so waren wir zu sechst, eine kleine aber lustige Truppe. Es wurde geshakt, was der Becher her gab. Wir lernten, wie man die Bar-Utensilien benutzt, dass der Strohhalm Trinkhalm heißt und wie man ohne Maß die richtige Menge Alkohol oder Zutaten in den Becher bekommt. 21, 22, 23 … eingießen im Sekundentakt. Heraus kamen trinkbare Cocktails, wir probierten sie alle und die Stimmung wurde immer gelöster. Ich konnte einen meiner Lieblings-Cocktails mixen, den Cosmopolitan und meiner Schwester hat der Mai Thai besonders gut geschmeckt. Die Barkeeper-Crew hat viel dazu beigetragen, dass der Nachmittag so richtig nett war. Unsere Mitshaker natürlich auch. Nach einer kurzen Rast am Pooldeck, wir lachten immer noch, trafenwir auf der Kabine ein. Mutti saß auf dem Balkon und als sie uns sah, wußten
wir sofort wir können ihr nichts vormachen. Das war schon früher so. Auf einen Blick meinte sie nur „… Alkohol gab es ja wohl genug für euch heute!“ Wir ließen ein paar Schlucke aus dem Glas probieren. So richtig war das nicht ihr Geschmack. Sie steht mehr einen leichten Wein oder ein Gläschen kaltes Bier. Voller Stolz präsentierten wir ihr unsere Auszeichnung. Nun sind meine Schwester und ich Besitzer einer Urkunde, die bescheinigt, wir sind Hobby-Barkeeper. Na, wenn das nichts ist … Ihr Kommentar dazu,“ jetzt könnte ihr zu Hause ordentlich Party machen“. Köstlich, was für Sprüche sie manchmal von sich gibt. Das kann ja noch heiter werden.

Weil es unser letzter Abend an Bord war, haben wir wieder in
unserem Lieblings-Restaurant, dem „Weite Welt“ gegessen und uns so richtig Zeit
gelassen
. Jedesmal, wenn Mutti sich was holt, kommt sie wieder und erzählt, was für tolle Obstschnitzereien es gibt. Sogar der Osterhase schon da.

Auf dem Rückweg zur Kabine zeige ich den beiden noch den Waschsalon. Boah, die Waschmaschinen sehen aber Klasse aus, platzt meine Schwester raus.


Rechtzeitig waren wir zum Farewell-Sekt auf dem Deck.

Beim Sonnenuntergang saßen wir am Pool und genossen den Moment des Abschiedsnehmens. Abschied auch von der Crew, dem Show-Ensemble und natürlich von der Luna. Nach „We are familiy“ hieß es für uns dann auch noch „Hands up“ in der Kabine, Kleiderbügel raus aus dem Schrank und alles rein in den Koffer.


3. Mai 2011, wir sind bald in Hamburg


Wie die Tage vorher, ich werde einfach wach, es ist 3.12 Uhr. An der Luna fährt ein hell erleuchtetes großes Segelschiff vorbei und ich stehe wieder leicht frierend mit meiner kleinen Camera auf dem Balkon, tauche ein in die stille, dunkle Nacht, lausche den Wellen und bin ganz wehmütig. Drei Stunden später fährt die 80 Jahre alt "Sea Cloude" an uns vorbei und ich sehe im Morgenrot das Elbufer. Meine zwei haben sich inzwischen dazu gesellt und so erleben wir gemeinsam die Fahrt auf der Elbe in Richtung Anlegestelle.

Dann legt die Luna in Altona an. Später sitzen wir beim Frühstück im Marktrestaurant, ein wenig ruhig und als wir noch eine Runde um den Pool machen wollen, sehen wir, das Deck ist eine Baustelle geworden. Handwerker wuseln herum, die Flächen sind mit einem Schutzbelag versehen, ein riesiger Kran befördert einen Container aufs Pooldeck – die Luna wird überholt. Sie wird anschließend eine Woche in Hamburg ins Dock gehen und wieder Seefein gemacht. Um halb zehn verlassen wir das Schiff und fahren mit dem Shuttle zum Hauptbahnhof. Von dort aus machen wir noch eine Stadtrundfahrt, noch ein wenig Hamburg schauen, wenn wir schon mal hier sind.  

Später im Bahnhofsrestaurant und wir denken an die Luna, an das schöne Restaurant und das leckere Essen. "Mutti, ab morgen ist wieder selber kochen angesagt!" flüstert meine Schwester ihr zu. "Hör mir bloß auf, Küche muss ich dann auch selber aufräumen" kontert sie. Ich sitze zwischen ihnen und muss lachen... "Mutti und kein junger Mann weit und breit in Sicht, der dich umschwärmt". "Also die Jungs waren wirklich sehr freundlich, dass muss ich schon sagen. Kein einziger war muffelig, wie der Typ, der uns das Essen gerade gebracht hat" ist ihre Antwort. Tja, da hat sie recht.

Ach, was war das doch eine gelungene Reise. Ein Lächeln ist zurückgekehrt, meine Schwester und ich sind glücklich, unserer Mutter hat es sehr gut gefallen und sie sagte sogar, als wir in Altona abfuhren „AIDA-sehen“. Ich denke, wir werden mit ihr noch einmal eine Reise wagen.



"Und wenn ein Tal noch so voller Tränen ist, gibt es immer eine Möglichkeit,

sich zu retten. Und seien es nur ein paar Tage an einem anderen Ort mit lieben Menschen“

Perlenfee, Mai 2011



... Und mit der nächsten Reise haben wir nicht so lange gewartet. Im November flogen Mutti und ich sogar zum Abfahrtshafen, weit weg von Deutschland!


Der Blick in die Ferne öffnet einen Horizont, der unendlich ist ... :)
und auf dem Meer kann ich besonders weit schauen :Boot1:
ab 2008 Orient-Mittelmeer-Kanaren-Ostsee-Rotes Meer-Südamerika-Mar/Fantour-Amazonas-oft Südostasien-Adria-Karibik-Südstaaten/Mexiko-Pur Tour- Dubai/Mallorca-westl. Mittelmeer-Vietnam/Hongkokg/Philippinen-Transreisen und die Lust auf AIDA ist ungebremst :abfahrt:4 Reisen warten schon wieder
:foto: https://www.youtube.com/user/Perlenfeechen/videos

Kommentare 3

  • Bergen hat so viele attraktive Winkel und Ecken, dass man immer überrascht wird, wenn man denkt, dass man alles kennt. Für den Nordlandfan ist diese Stadt ein Muss - Ihr habt´s erneut erfahren!

    • Das stimmt. Ich war inzwischen mehrfach dort gewesen mit Mutti. Sie findet die Stadt auch wunderschön.

  • Ganz tolle Reisebeschreibung und super dass ihr das mit eurer Mutter macht!


    Viel Spaß für die nächsten Reisen