...Fortsetzung Fuerteventura
Von hier, also von Betancuria im Landesinnern, fahren wir den Weg zu den Piratenhöhlen, die natürlich, wie für Seefahrer üblich, an der Küste liegen. Bei dieser Überlandfahrt glänzt der Reiseleiter wieder mit interessantem Nebenwissen. Ist ja auch fast schon ein Einheimischer, dieser schon vor langer Zeit immigrierte Belgier.
Er schätzt das gemäßigte Klima der Insel, wo man bei karger Landschaft eher ein heißes Wüstenklima vermuten würde.
Trocken ist es, aber selten heiß und über 25 Grad. Und dies liegt an den nördlichen Passatwinden. Zu seinem Glück nur selten, so erzählt er zufrieden, steigt das Thermometer auf 30 bis 35 Grad. Das ist immer dann der Fall, wenn der Wind gedreht hat und damit der Scirocco-Wind aus Richtung Afrika kommt, und dies dann mit dem Saharasand, der die Landschaft einnebelt und Autos, wie Häuser einfärbt.
Auch der Nichteinheimische braucht wenig Phantasie unter welchem Begriff dieser Berg hier bekannt ist.
Ich sage es aber trotzdem. Es ist der „Busenberg“, teilweise aber sogar noch umgangssprachlicher benannt...
Ein Foto fehlt mir hingegen von einer anderen Kuriosität, dem kanarischen Weihnachtsbaum. Dazu nutzt man hier statt der Tanne die Agave, bzw. den Blütenstand dieser häufigen einheimischen Pflanze. Etwas spirrig, aber durchaus innovativ. Wie unsere mittlerweile bald 100 Motivkugeln und Sonstiges aus aller Herren Länder da dran passen sollten…? Zum Glück haben wir zuhause Tanne und 2,40 m Deckenhöhe.
Und noch ein Foto werde ich immer vermissen… An einem Aussichtspunkt in den hier nur bis zu 600 m hohen Bergen, fällt dem Teddy zwar auch ein großer Rabe auf, welcher dort auf einer Mauer sitzt,
aber vor allem auch ein Schild, welches das Füttern von Eichhörnchen u. ä. verbietet.
Das macht uns jetzt aber neugierig und beim Blick über die Mauer entdecke ich tatsächlich ein, zwei und dann sogar drei genauso niedliche wie flinke Streifenhörnchen. Die aber haben wohl Angst vor dem Raben, oder natürlich vor uns 2 Bären. Jedenfalls wuseln die so hektisch und flink herum, dass der Träger selbst unter unserer wildesten Anfeuerung es nicht schafft, sie mit der Fotolinse einzufangen. Und dann sind sie schließlich weg. Na, an uns kann es nicht liegen. Wir sind doch wohl weder laut, noch schrecklich.
Erstmal aber nun genug der Nebensächlichkeiten. Jetzt kommen wir mal zu dem Grund, warum genau wir auf diesen Ausflug
„Die Piratenhöhlen von Ajuy“
bestanden haben. Erinnert es uns doch an unsere Transmauritiusreise, wo wir am Horn von Afrika, unter höchster Aufmerksamkeit, durch die gefürchteten Gewässer der Somalia-Piraten gekreuzt sind. Damals, als die Teddys durch stete Ausschau die Schiffbesatzung freiwillig bei der Bewachung der Aida Blu unterstützt haben.
Außerdem hoffen wir bei der Höhlenbesichtigung auf das Finden einiger liegengebliebener und bisher unentdeckter Beutestücke der Piraten. Ausnahmsweise mal wollen wir aus dem Rucksack klettern und so zwischen den Steinen am Boden suchen. Hierbei spielt uns unsere Größe in die Karten. Zumindest sind wir so auch schon bauartbedingt am nächsten dran, um bisher Übersehenes aufzuspüren. So also der Plan.
Erstmal erreichen wir jetzt aber dieses Ajuy.
Vom Parkplatz aus läuft die Gruppe einen kurzen und direkten Weg durch das Dorf runter zum Strand. Und dieser Weg ist sehr kurz, weil der Ort sehr klein ist. Nur etwa 100 Einwohner hier und davon lerne ich auch schon etwa die Hälfte gleich kennen. Soviel sind nämlich gerade hier vor den Lokalen und am Strand. Auch hier also alles sehr beschaulich.
Weniger beschaulich hingegen geht es an den beiden öffentlichen Toiletten zu. Denn da strömt unsere Busgesellschaft jetzt erstmal hin.
Durch glückliche Umstände in taktisch günstige Position geraten, sind wir, bzw. der Träger mit uns im Rucksack auf dem Buckel, hier Erster. Glück gehabt, unverriegelt, also frei. Weniger glücklich die Umstände für den weiblichen Toilettengast an der anderen Seite der Türe. Schwungvoll aufgerissen, muss ja jetzt schnell gehen damit alle…, gibt die geöffnete Tür den Blick auf diesen dort unvermuteten Gast erstmal frei. Konnte ja keiner ahnen, dass hier die Abschließfunktion defekt ist. Von außen wurde jedenfalls „Frei“ angezeigt. In diesem unglücklichen Moment textilmäßig noch nicht ganz abmarschbereit, sichtlich überrascht und von der Gesamtsituation eh noch erschrocken, hält sie zum Glück dennoch schnell dagegen. Und später vermeidet es der Träger aus Diskretionsgründen, beim geplanten Besetzungswechsel unbedingt den Blickkontakt zu suchen. Ja, das sind so Situationen, die kann man nicht unbedingt vermeiden, sind mehr oder weniger peinlich, aber auch irgendwie unvergesslich.
Touristisch wesentlicher aber ist das, was sich vor der Toilette auftut, -der tiefschwarze naturbelassene und daher liegenfreie Strand. Der ist allein schon wegen der Farbe eine Besonderheit auf dieser Insel.
Auch früher schon war die Bucht hier etwas Besonderes, nämlich der Hafen von Betancuria.
Und auch die Piraten fühlten sich davon eingeladen und nutzten hier öfters die Gelegenheit zum Anlegen. Und da dies nicht immer ganz widerstandslos geduldet wurde und daher oft blutig verlief, hat der Strand aus dieser Zeit den schaurigen Namen
„Playa de los muertos“ (Strand der Toten).
Na, das hört sich nach Abenteuer an, denke ich begeistert und voller Vorfreude, als wir auf dem schmalen Felsenweg zu der Höhle gekraxelt werden. Die liegt weit ab vom Strand in einer schwer zugänglichen Felsenbucht. Macht ja auch Sinn, denn sonst wäre es ja kein Versteck mehr gewesen. Und früher war hier natürlich nicht so ein Weg bis zu den Höhlen angelegt und vor allem nicht mit einem Geländer gesichert.
Auf dem Weg zur Höhle sind noch die alten Kalkbrennöfen vorhanden und zu erkennen.
Die haben jetzt aber nichts mit den Piraten zu tun. Denn der Hafen wurde nicht nur zur Verschiffung von Piratenbeute, sondern ansonsten auch für seinen gewollten Hauptzweck, dem Handel und dem Verschiffen von gebranntem Kalk aus der Umgebung von Ajuy genutzt. Noch heute ist die Verladeplattform zu erkennen.
Die Piratenhöhlen ganz in der Ecke der Bucht dienten da eher weniger der Lagerung von fair gehandelten Gütern, -also nicht nur wegen dem Namen der schwarzfarbigen Bucht „Caleta Negra“, namentlich dem Schwarzhandel. Ob daher auch der Name „Schwarzmarkt“ kommt, das weiß ich jetzt nicht… Jedenfalls lagerten die Piraten die frische Ware/Beute erstmal hier zwischen, um sich für weitere Beutezüge in der Nähe erstmal nicht zu belasten. Denn mit nur einem Überfall gingen die noch lange nicht nach Hause. Der u. U. weite Weg in diese Region musste sich ja schließlich lohnen.
Es sind sogar 2 dieser Höhlen hier vorhanden, in die wir nun hinunterklettern.
Schön geräumig ist es, da passt ne Menge rein.
Übrigens auch ne Menge Wasser, -falls Wind, Wellen und Strömung mal ungünstig sind, wie wohl bei dem Ausflug in der letzten Woche. Da waren die Höhlen wohl überschwemmt und unbegehbar. Gut so, meint der Teddy Kaufhof. Die konnten hier schon mal nichts rausräumen. Das erhöht jetzt unsere Chancen bei der Schatzsuche.
Die 2. Höhle erreicht man durch ein großes Loch mit ein wenig Klettern seitlich von der ersten aus.
Diese 2. Höhle, der Durchgang ist zwischen den hellen Felsen, geht noch viel tiefer in den Fels, angeblich sogar bis zu 600m. Ob das stimmt, weiß ich nicht. So weit kommen wir nicht Es wird immer finsterer und enger. Schon nach wohl nur 10 Metern müssen wir unsere Excursion abbrechen. Aber genau da hinten, wo sonst keiner hinkommt, liegen bestimmt noch Schätze, welche ich wegen der mangelhaften Ausrüstung jetzt nicht entdecken kann. Im Taschenlampenschein hätte es bestimmt gefunkelt. Vorne finden wir ersatzweise nur fossile Ablagerungen an der Wand und der Decke. Die kann man aber nicht einstecken und mitnehmen.
Anders als für die anderen Gäste, fällt die Bilanz für die Teddys also eher dürftig aus. Kein Geld, kein Gold und keine Edelsteine. Es bleibt bei den Buttons als unsere größten Schätze. Aber reich kommen wir trotzdem aus den Höhlen, reich an Eindrücken… Und die sind ja sogar unbezahlbar. Und ohnehin ist dies ja schon mehr, als die verhinderten Reisegruppen letzte Woche finden konnten.
Wieder am Bus soll es das dann wohl gewesen sein mit der heutigen Tour. Das Programm ist jedenfalls sauber abgearbeitet.
Aber jetzt gibt es zu unserer Überraschung nicht nur eine, sondern sogar zwei kleine Zugaben.
Schon vorhin hatte er etwas von einer „Indianerkirche“ erzählt. Und die will er uns jetzt noch zeigen. In dem Ort Pajara steht diese kleine Kirche mit ihrer außergewöhnlichen Fassade.
Und wirklich, jetzt sehe ich warum sie bei den Insidern diesen Beinamen hat. Vermutlich aztekische Indianerköpfe, Schlangen und anderes in dieser Richtung, sowie auch die getünchte rot-bräunliche Farbe lassen eine Verbindung zum mexikanischen Raum und der Epoche von solcherart spanischen Eroberungszügen erkennen.
Nicht alle aber sind sich bis zum heutigen Tage so sicher, ob man historisch wirklich so weit ausholen muss. Manche meinen auch, dass der Erbauer sich schlicht nur von Abbildungen in einem frühen Bildband hat leiten lassen, weil er es einfach nur außergewöhnlich und schön fand. Die Geschichte wird sich wohl nie klären lassen und ist mir eigentlich auch egal. Denn ob jetzt mit oder ohne große direkte historische Bezüge, wir finden das Ergebnis außergewöhnlich schön und interessant.
Egal ist es uns dann auch bei der zweiten kleinen Zugabe, dass das Käsemuseum dort geschlossen hat. Eigentlich geht es in der Schnelle hier nämlich nur um die Mühle davor, die jetzt bereits in der einsetzenden Dämmerung liegt. An so vielen Mühlen sind wir heute schon vorbeigefahren, da ist es schön, zum Abschluss auch mal einer davon einen kurzen Besuch abzustatten.
Und wo ich jetzt nicht nur die Mühle, sondern auf dem nun nur noch kurzen Weg zum Schiff den ganzen tollen Ausflug noch mal Revue passieren lasse, merke ich, dass es mir jetzt schon Mühe macht, alles noch so auf die Reihe zu kriegen. Und daran erkenne ich wie wichtig es ist, sich alles aufzuschreiben.
Ohne, dass ich es hätte aufschreiben müssen, geht mir eines aber schon den ganzen Tag nicht mehr aus dem Sinn. Und so fragt sich nicht nur der Teddy, in Erinnerung an die vergangenen Tage und insbesondere sein gestriges Glanzstück, wie lange man hier an Bord noch einen, nicht nur im Verhalten derart unverschämten, sondern bezüglich Maskenhandhabung auch für andere nicht nur gesundheitsgefährdenden Typen duldet.
Nach dem Ausflug, an der Rezeption, erhält der Träger die Antwort. Es bedarf nur eines ersten Satzes und alle 4 Mitarbeiter werden hellhörig, stehen beim Träger und erklären einhellig und vielsagend, zu wissen wer gemeint ist. Und der zweite geplante Satz ist schon nicht mehr nötig, denn da ist sie, die (Er)lösung! „Der Gast ist heute Morgen abgereist!“ …Es gab da wohl ein Gespräch…
Na das ist ja mal eine gute Nachricht, die uns da auf die Kabine gebracht wird. So hat sich die ihm gestern entgegnete Prognose also doch erfüllt.
Heimweh war es dann wohl eher nicht, das ihn zu dieser „Entscheidung“ gebracht hat. Die Storys welche von ihm selbst noch auf dem Rückflug von vielen Seiten durchdringen, bekräftigen diese Denkrichtung.
„Nie mehr AIDA!“ diesen Slogan hat man in letzter Zeit so viel gehört und ist in so viel Beiträgen geschrieben worden. Ihm wird diese Entscheidung nun hoffentlich abgenommen. „Nie mehr Aida mal anders!“ Hoffentlich!
„Masken machen krank!“ „Keine Masken machen einsam!“
Bei diesen Gedanken habe ich noch ein letztes Mal dieses überhebliche Grinsen aus dem maskenbefreiten Gesicht vor Augen. Und in den Ohren haben die Teddys jetzt einen „Ohrwurm“ der „Fantastischen Vier“. Immer wieder klingt es dort: „Er ist weg… und wir sind wieder allein, allein…“
Ob der noch immer am Flughafen steht? Wir jedenfalls sitzen die nächsten 2 Tage noch hier auf dem Schiff, beobachten heute Abend das Ablegen und freuen uns auf den nächsten Tag. Lanzarote erwartet uns.
Erstmal aber erwartet unsere Leute heute Abend noch das Casino. Es ist jetzt nicht so, dass uns das Taschengeld ausgegangen ist und sie jetzt verzweifelt versuchen…. Vielmehr gehen sie jetzt dort einfach die beiden Gutscheine für die Club-Mitgliedschaft verprassen und wir Teddys rechnen mit keinem sonderlich abendfüllenden Programm…
Und tatsächlich geht es dann doch recht schnell, bis man nur noch einen einzigen letzten Chip hat. Das Glück scheint durch die verfrühte Abreise des Typen wohl doch arg strapaziert und offenbar aufgebraucht. Ist dann aber doch nicht so. Ein Fünkchen Restglück bringt noch die überraschende Wende und am Ende zahlt sich die Club-Mitgliedschaft mal wieder aus. „Man darf nicht zu viel erwarten und manchmal sogar besser gar nichts erwarten und vor allem auch nicht gierig sein“ klingt es neben mir. Ich kann jetzt gar nicht glauben, dass dies ohne Schamesröte ausgerechnet aus Teddy Kaufhofs Munde kommt… Woher aber der Bonus stammt, der überraschenderweise plötzlich noch auf die Gewinn-Auszahlung des Automatenroulette oben drauf gekommen ist, das wissen unsere Leute bis heute nicht.
Was die Teddys aber schon direkt seit Ankunft auf dem Schiff wissen ist, dass es für sie mal wieder keinen Ausflug bei der Sternstunde gibt. Aber unsere Leute registrieren wohlwollend, dass es ersatzweise einen Gutschein für ein 3-Gang Menü mit Flasche Wein, wahlweise im Rossini oder im Steakhouse gibt, oder auch ganz anders, eine Massage. Wenn schon keinen Ausflug mit den Teddys, dann lieber allein ins Restaurant. Diese abendfüllenden Gruppen-Naschorgien im Rossini wollte man eh nicht mehr besuchen. Ist nicht so ihr Ding…
Allen Unkenrufen zum Trotz, -die Clubvorteile sind gar nicht mal so schlecht…
Im nächsten Teil erreichen wir "Lanzarote",die letzte Station unserer Reise zu den Vulkaninseln. Im "Timanfaya Nationalpark" müssen wir uns trotz vorheriger Zweifel davon überzeugen lassen, dass es wohl doch kein Touristennepp ist, wenn man hier über einem Loch halbe Hähnchen ohne Holzkohle grillt.
Und hat die Jungfrau tatsächlich mitten in der Lavalandschaft, auf diesem heißen Pflaster ihren Mantel vergessen...?
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