Lanzarote
Kurz war der Weg rüber nach Lanzarote und schon in der Nacht haben wir unbemerkt wieder angelegt.
Auf dieser Insel ist man alles andere als Selbstversorger und 95% der benötigen Waren müssen importiert werden. Im Hafen sind die Tage der Warenankunft hauptsächlich der Dienstag und der Freitag. Und am heutigen Freitag importieren die dann eben zusätzlich mal die Teddys, -wenn auch nur als Tagestouristen. Heute Abend sind wir auch schon wieder weg.
Zur Gewöhnung an das frühe Aufstehen für den morgigen Rückflug haben wir uns schon zuhause für den Vormittagsausflug angemeldet. Wettermäßig dann wohl zufällig auch die bessere Wahl.
„Timanfaya Nationalpark und La Geria“
Der Bus fährt uns in eine bizarre Welt. Überhaupt sind die 7 Tage ja eine Reise zu den Vulkanwelten auf diesen Vulkaninseln, den Kanaren, die nach und nach, vor ewig langer Zeit aus dem Meer emporgestiegen sind. Und vor kurzem haben die Zuwachs bekommen. Offiziell sind es daher nicht mehr nur 7, sondern jetzt 8 eigenständige Inseln. Da hat aber jetzt nicht plötzlich eine zusätzliche Insel den Meeresspiegel durchbrochen, sondern eine kleine Insel vor dem Norden Lanzarotes hat es erreicht, als eigenständig anerkannt zu werden. Es ist die Insel La Graciosa, -mit der bei Weitem kleinsten Fläche und mit den bei Weitem wenigsten Einwohnern der jetzt also 8 Kanarischen Inseln.
Zeitweise werde ich bei der Fahrt zum Nationalpark an die siebenfarbige Erde von Mauritius erinnert.
Ob es nun auch genau 7 Farben sind, habe ich nicht nachgezählt.
Manches erinnert wohl landschaftlich auch an den Blick den unsere Leute beim Heli-Flug über La Reunion, besonders über den damals gerade aktiven Vulkan erleben durften. Wir Teddymädchen ja nicht… Kennen es nur von Fotos, durften ja nicht mitfliegen.
Aber lassen wir das, diese schmerzliche Erinnerung. Soll das jetzt die kleine Entschädigung sein? Nun, etwas ist wohl doch anders.
Hier blubbert jedenfalls keine Lava mehr. Alles ist versteinert.
Aber heiß ist der Boden an manchen Stellen immer noch. Ich werde später sehen, dass man darauf sogar noch Grillen kann.
Ein Schild mit einem Teufel drauf, am Straßenrand, -weist es uns den Weg zur Hölle?
Vorerst wohl nur auf den Beginn des Timanfaya Nationalpark. Es ist das Erkennungszeichen, das uns ab jetzt immer wieder begegnet.
Über Serpentinen ächzt der natürlich wieder nur halb gefüllte Bus hinauf zu einem großen schwarzen Gebäude. Dieser Cesar Manrique hat es, wie so Vieles hier auf der Insel, entworfen und gebaut. Gebaut auf einem Vulkankegel ist es ein Besucherzentrum für den Nationalpark, aber -noch viel bekannter- auch ein außergewöhnliches Restaurant auf einem Vulkan.
Und das das Außergewöhnliche dabei nicht nur der tolle Rundblick aus der vergläserten Kuppel ist, das kann man irgendwie schon am Namen erahnen, „El Diablo“. Das Rätsel dahinter werden wir aber erst gleich erfahren, sozusagen als Showdown.
Vor dem Gebäude wundere ich mich. Dort harkt ein Mann mit einem Rechen lauter kleine Lavasteinchen zusammen. Na, da hat er aber viel zu tun hier. Aber es muss wohl alles seine Ordnung haben wenn schon mal Besuch kommt. Ist aber wohl doch kein Gärtner oder so, wie sich jetzt herausstellt, sondern es gehört zur Vorbereitung einer Touristenshow, - eine Show für uns also.
Der Träger prüft jetzt mal den Boden auf dem er steht. Er ist jedenfalls kalt. Alles Mumpitz also. Denn dann kann es ja nicht so dolle sein mit dem Vulkan hier. Keine Gefahr also, uns das Viskosefell anzusengen.
So zwar nicht, aber aus einer nur etwa halben Meter tiefen Kuhle hebt er mit einer Schippe nun einige der kleinen Lavasteinchen heraus, die er erst kurz zuvor dort hineingekehrt hat.
Diese Zeit aber hat offenbar ausgereicht, sie so zu erhitzen, dass man, als er uns jeweils ein paar davon in die Hand gibt, sie kaum auf dem Handteller liegen lassen kann. Die Teddys verzichten dann lieber mal auf solche Experimente. Unsere Pfoten verschwinden in dem hoffentlich schwer entflammbaren Rucksack. Verdammt heißes Pflaster hier also.
Und es geht noch heißer her. In ein tieferes Loch zwischen Lavafelsen, vielleicht ist es auch eine Art Erdspalte,
steckt man einen kleinen Strohbüschel des Dornlattichs. Der fängt schon ziemlich bald zu qualmen an, bevor er genauso zügig lichterloh brennt.
Der Teufel auf den Schildern ist also ein Feuerteufel. Was geht da noch ab unter der Erde?
Das denke ich auch, als man einen Eimer Wasser vorsichtig in eine in die Erde gelassene Röhre gießt
und damit einen Geysir erzeugt. Obwohl wir ja eigentlich, spätestens seit Island wissen, was gleich mit lautem Zischen aus der Erde schießt, zucken wir dann doch alle zusammen, -und leider eben auch der Träger mit dem Fotoapparat. Hat aber trotzdem geklappt mit der Momentaufnahme, sind ja doppelt abgesichert, dank der Reserveträgerin.
Und jetzt geht es in die Grillküche des Restaurants, denn das ist ja ein öffentlichkeitswirksamer Teil des schwarzen, an einer Seite dafür vergläserten Gebäudes. Ein wohl noch wesentlich tieferes Loch als alle anderen vorher, sieht aus wie ein großer Brunnen und darauf liegt der große Grillrost. Ausgedacht hat sich das alles wohl auch dieser Manrique. Auf dem Rost liegen schon ein paar Kartoffeln und sogar schon etwas Fleisch.
Und ich denke noch so, was das wieder für eine übertriebene Touristenshow ist. Auch Teddy Kaufhof fühlt sich sichtlich verarscht und winkt ab. „Alles nur Deko. Bestimmt Plastik. Die lassen hier aber auch nichts aus!“ Und zur Show gehört wohl auch, dass ausgerechnet jetzt ein Koch mit entsprechender Mütze auftaucht und demonstrativ ein halbes Hähnchen auf den Rost knallt.
Wie soll das klappen? Das wird doch niemals gar.
Tatsächlich grillen und kochen die hier aber wirklich, -und genau über diesem Loch. Und als der Rucksack mit uns nur kurz etwas näher vorbeistreift merken wir, dass da doch eine ordentliche Hitze aus dem Loch kommt. Aber im heimischen Garten werden wir, wegen der weitgehend anderen geologischen Gegebenheiten, die Hitze wohl weiterhin mit Holzkohle unterstützen müssen. Hier wird das hoffentlich
nicht so sein… Die misstrauischen Teddys sehen jedenfalls auf die Schnelle nichts Verdächtiges, wie etwa Holzkohleverpackungen und Anzünder, was für einen Touristennepp spricht.
Das Restaurant ist übrigens leer. Na ja, ist ja auch noch nichts gar, haben wir ja gerade gesehen. Ich weiß übrigens nicht, ob es jetzt ein Übersetzungsfehler ist oder Schwierigkeiten bei der Wortwahl sind, aber der spanische Reiseleiter bezeichnet die Speisen hier nur als „eigentlich ganz gut“. Klingt jetzt nicht sooo überzeugend…
Das mögliche Problem stellt sich jetzt aber eh keinem von der Truppe, denn für uns geht es weiter mit dem Bus, auf asphaltierten Straßen, auf dem Rundweg durch die Lavalandschaft.
Ein kurzzeitiges Problem stellt sich aber jetzt offenbar doch noch, -für die Kinder im Bus. Die martialische Musik, mit der die Fahrt durch die Spuren der Inselvergangenheit untermalt wird, verfehlt bei denen offenkundig zeitweise sein Ziel, welches sicher nicht Angst und Tränen ist.
Es ist der „Mantel der Jungfrau“, ein Lavafelsen an dem man–wenn man es weiß- zumindest die Mantelform erkennen kann. Warum der nun aber gerade von der Jungfrau ist…? Ist irgendwie genauso wie mit dem „Finger Gottes“ auf Teneriffa. Man muss es vorher wissen und daran glauben. Hat also wohl etwas mit Glaube zu tun. Sieht jedenfalls aber beides gut und interessant aus.
Und manches hier erinnert jetzt auch an die Wüste von Wadi Rum in Jordanien.
Aber ob es jetzt da draußen auch so staubig wie dort ist, das weiß ich jetzt nicht, denn wir schlängeln uns hier mit einem geschlossenen Bus durch und halten nicht an.
Das ist auch verboten hier, also das Aussteigen. Laufen und vor allem auch wandern darf man nur nach Anmeldung, also mit Erlaubnis.
Alles naturgeschützt hier.
Einzig die Bauern, die das geschützte Gebiet noch zum Feigenanbau nutzen, dürfen sich hier frei bewegen. Sind übrigens keine Feigenbäume, sondern eher nur Sträucher.
Die Straße führt auch durch einen Lavatunnel.
Aber im Dunkel verschwinden wir deshalb jetzt nicht. Es ist nämlich nur ein ehemaliger Tunnel. Der obere Teil ist schon vor langer Zeit und wohl noch vor dem Straßenbau eingestürzt. Den hat man also nicht extra gesprengt, nur damit die Touris hier bequem mit einem ganzen Bus durchfahren können und den mal so eben im Durchfahren besichtigen können, statt wie die Lava damals, sich erstmal einen Weg bahnen zu müssen. Wer sowas sehen will, der muss schon noch zu Fuß unterwegs sein, wie wir am Anfang der Woche auf La Palma.
Im nächsten Teil fahren wir Richtung Küste und schauen uns an was passiert, wenn das Magma ins Wasser läuft.
Ja, und dann ist es fast schon Zeit Abschied zu nehmen und vor allem mal Zeit für ein Fazit, ob eine Kreuzfahrt unter und mit den Corona-Bedingungen...