Inzwischen war auch ein Reporter der „Ostsee-Zeitung“ eingetroffen und holte an einer windgeschützten Stelle mehrere Teleobjektive aus den Tiefen seiner großen Taschen.
Er staunte nicht schlecht, als er sich mit einem Paar unterhielt, das ihm erzählte, es sei extra der Taufe wegen von Berlin nach Warnemünde gereist. Okay, dachte ich mir so, Berlin ... Alles schön und gut ... Aber ein „Katzensprung“ im Vergleich zu dem, was ich ihm gleich erzähle. Damit lasse ich ihn gleich mal noch mehr staunen. Und das tat der Gute dann auch, als ich ihm sagte, dass ich rund 500 Kilometer gefahren bin, um den Erstanlauf und die Taufe von AIDAstella erleben zu können. Ich sage ja, die wahren Fans ...
Klar, dass wir den Umsatz der „Ostsee-Zeitung“ am Montag ankurbelten, denn diese Ausgabe musste mit auf die Reise in die ferne Heimat gehen. Auf einer Sonderseite wurde über Erstanlauf und Taufe berichtet.
Doch keine „Fata Morgana“?! Noch flimmerte der ferne Horizont. Noch verschwamm die Grenze zwischen Luft und Wasser und auch das sich nähernde nagelneue Kussmundschiff wirkte noch etwas verzerrt, so dass man meinen konnte, der Lippenstift des großen roten Mundes sei ausgelaufen. Dennoch blieb keinerlei Spielraum mehr für Spekulationen. Die Konturen waren eindeutig. Nein, es war keine „Fata Morgana“. Zwar war es ein Traum – ein wunderschöner schneeweißer Kreuzfahrttraum. Doch der Traum war real und er näherte sich stetig …
Der Reporter wurde dann so langsam uninteressant, denn aus der am Horizont auftauchenden „Fata Morgana“ entwickelten sich nach und nach die unverkennbaren Formen eines großen AIDA-Schiffes. Uns alle zog es vor zum grün-weißen Seezeichen. Hier wollten wir AIDAstella zuwinken, sie begrüßen an diesem Kaiserwettermorgen in Warnemünde. Und nicht nur wir, die wir da inzwischen seit über einer Stunde in der Kälte ausharrten. Aus Richtung Seekanal und Altem Strom kamen nach und nach immer mehr Fischerboote, Begleitschiffe mit begeisterten Passagieren, Schlepper und was weiß ich, noch alles. Und alle fuhren gen Norden, AIDAstella entgegen, um ihr einen Empfang zu bereiten, den ihre Passagiere (Reisebüro-Mitarbeiter, der Sohn einer ehemaligen Kollegin war zu diesem Zeitpunkt auch an Bord) und ihre Besatzung hoffentlich niemals wieder vergessen würden.
Aus dem undeutlichen hellen Fleck, der „Fata Morgana“, wurde schließlich und endlich AIDAstella, das jüngste Kussmundschiff, als sie sich mit jeder Minute weiter näherte. „Ah´s“ und „Oh´s“ waren zu hören, Kameras liefen heiß und Taschentücher wurden gezückt (okay, okay – auch von mir!).
Immer höher ragten ihre Aufbauten aus der Ostsee, der Kussmund leuchtete und darüber wirkten die beiden geöffneten Manöverklappen wie zu tief geratene Ohren am schneeweißen Schiffskörper. Ein unglaublicher Anblick.
Ich denke, keiner der hier in der Eiseskälte des Morgens des 16. März 2013 ausharrenden AIDA-Fans wird diesen Moment jemals wieder vergessen. Ich möchte zu gern wissen, wie diese ganze Szenerie von der Brücke der AIDAstella aus gewirkt haben muss. Ein Königreich für einen Blick in diesem Moment von dort obrn herunter auf die ganzen Schiffe und Boote und auf uns „Ameisen“ auf den beiden Molen ...
Mit Wasserfontänen begrüßten die Schlepper stilvoll das schöne Schiff.
Zum allerersten Mal gibt sich AIDAstella in Warnemünde die Ehre, fachmännisch auch "Maiden Call" genannt.
Schnell näherte sich AIDAstella uns, wurde von Minute zu Minute größer, länger, höher ... Ein Superlativ eines Kreuzfahrtraums! Das durchdringende Typhon ertönte, ein Gänsehaut-Moment, aber nicht wegen der Kälte.
Um 07:45 Uhr passierte sie die beiden Molenköpfe, begleitet von Hupkonzerten und Wasserfontänen der vielen Begleitschiffe und sich dafür artig mit dem immer wieder ertönenden Typhon bedankend. Fotografieren, Filmen, Winken, Taschentücher zücken – Schwerstarbeit für uns Schaulustige. Hundertprozentig hatte mindestens die Hälfte der schaulustigen AIDA-Fans Tränen in den Augen. Doch, derjenige, dem ein solcher Moment nicht ans Herz geht, der hat keine Gefühle.
Viel zu schnell zog das wunderschöne weiße Schiff in Warnemündes Morgensonne an uns vorbei in Richtung „Pier 7“, im „Schlepptau“ die vielen Fans, die sich einer Völkerwanderung gleich von den beiden Molen in Richtung Warnemünde Cruise Center in Bewegung setzten.
Doch man möge es mir verzeihen, auf Höhe eines verlockend aussehenden Cafés musste ich doch erst einmal „rechts abbiegen“, um meine an zwei Eisklumpen erinnernden Hände an einem leckeren heißen Café Crema wieder aufzutauen. AIDAstellas Typhon habe ich sogar hier gehört.
Auf dem Weg dorthin entdecke ich dann doch ein paar zaghafte Vorboten des Frühlings in diesem Endloswinter des Jahres 2013 …
Innerlich wieder aufgewärmt und auch meine Finger endlich wieder uneingeschränkt bewegen könnend, machte auch ich mich eine halbe Stunde später auf den Weg über die den Alten Strom überquerende Brücke, durch die wenig einladende Unterführung, in der leider so mancher Abfall rumlag und der ein eigenartiger Geruch entströmte, auf in Richtung „Pier 7“. Was war doch hier schon los – so gar kein Vergleich mehr mit gestern Abend. Und da war sie auch schon – AIDAstella in ihrer vollen Schönheit. Sicherlich höchste Konzentration auf der Brücke, denn Kapitän Nico Berg und seine Offiziere widmeten sich gerade den letzten Metern, die den rund 50 Meter hohen und 253 Meter langen neuen Traum der Weltmeere noch von der Kaimauer trennten.
Um 08:45 Uhr schließlich war das schöne Schiff fest vertäut und konnte seiner Taufe entgegensehen, die uns Fans in rund 11 Stunden erwarten sollte.
Doch erst einmal kurz zurück ins Hotel zum Aufwärmen. Hier war inzwischen schon alles erwacht. Warnemünde ist so ein schöner Ort, dass es einfach nur schade wäre, die kostbaren Stunden am Meer nicht optimal auszunutzen.
Und schon mache ich mich wieder auf den Weg. Noch ein paar Stunden, bevor auch meine zwei Freundinnen mit dem Zug ankommen. Die Zeit bis dahin weiß ich auch allein sinnvoll zu nutzen. Das schöne Seebad bietet so viele Möglichkeiten.
Fortsetzung folgt …
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