Bei schönem Wetter in aller Frühe aufzustehen, ist ja keine Kunst. Dass der Wind immer noch stark wehte, konnte man durch die eine oder andere vorm Apartmentfenster heulende Bö in der Nacht hören. Und so hatte ich wieder einen Plan: Wellengucken am Strand. Immerhin bin ich dieses Mal bis kurz vor 6 liegen geblieben. Dann wieder das schon obligatorische „Morgenritual“: Zähne putzen, rein in die dicken Winterklamotten, Fotoausrüstung umgehängt und los ging´s.
Unterhalb des Hotels "Neptun" erklomm ich die Dünen, um dahinter in einiger Entfernung schon eine schöne Brandung zu erkennen. Eisreste, Wind und Sand formten eigenartige Gebilde. Weit und breit war ich die Einzige am breiten Strand. Aber genauso wollte ich es. Ich stand einfach nur da und ließ meinen Gedanken freien Lauf, während ich über die Weite der Ostsee schaute. Es war einfach nur wunderschön. Ein Moment, den man für immer festhalten möchte.
Stürmischer Wind und sandige Eisreste bilden solche "Strand-Figuren"
Am 4. Tag in Warnemünde mal nicht nur "Well-chen" ...
Ein stürmischer Morgen in Warnemünde
Winzig klein wirkte das Leuchtfeuer der Westmole aus dieser Perspektive, unwirtlich überragt von einer "Scandlines"-Fähre auf dem Weg nach Dänemark.
Wie ein kleiner Farbtupfer im tristen Grau blinkte das grüne Licht. Eine einsame Möwe fühlte sich scheinbar auch etwas verloren am stürmischen Strand.
Außer mir weit und breit kein Mensch am Strand …
Als ob der beginnende Tag in Warnemünde wüsste, dass ich bald wieder nach Hause fahren muss, schickte er mir gegen 06:45 Uhr ein paar zaghafte Sonnenstrahlen durch die an diesem Morgen geschlossene Wolkendecke. Genau zwischen Altem Leuchtturm und Teepott bildete sich eine Lücke, die von rot-goldenem Licht ausgefüllt wurde. Unsagbar schön und unvergesslich! Allerdings machte mir das den Abschied nicht unbedingt leichter.
Die Sonne quält sich sichtlich an diesem stürmischen Morgen
Für solche Momente hat sich das frühe Aufstehen wieder einmal gelohnt.
... ups, angestoßen ...?!
Trotzdem musste ich mich langsam wieder auf den Rückweg zum Apartment machen, da ich mit meinen beiden Freundinnen zum Frühstück verabredet war.
Das bedeutete endgültigen Abschied vom Strand … Wieder einmal … Und wieder einmal fiel er mir mehr als schwer.
Für meine Mama füllte ich noch eine kleine Flasche mit Ostseewasser, packte etwas Sand, ein paar kleine Muscheln, Steinchen und etwas Tang dazu. (Ergänzende Anmerkung vom 23.05.2021: Niemals hätte ich gedacht, dass es diese Flasche samt Inhalt acht Jahre später (!) noch immer geben würde. Gut konserviert im Kühlschrank sieht sie noch immer aus, als hätte ich sie gerade erst gefüllt. Wahnsinn.)
Nachdem wir unsere Taschen wieder gepackt hatten, gönnten wir uns ein letztes gemütliches Frühstück in einer Bäckerei mit Café am Kirchenplatz, während draußen leichter Flockenwirbel einsetzte. Ach nö, bitte keinen Schneefall an unserem letzten Tag am Meer! Doch das verrückte Märzwetter 2013 interessierte das wohl herzlich wenig, denn der Schnee wurde mehr ... Und mehr ... Und immer mehr ... Und es sollte stundenlang weiterschneien. Gut, dass wir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten …
Wie bei einem alten Ehepaar, das sich nicht mehr viel zu sagen hat, vertieften wir uns an unserem mit lauter Leckereien reichlich gedeckten Frühstückstisch kurzzeitig noch in die Lektüre von „Ostsee-Zeitung“ und „Norddeutschen Neuesten Nachrichten“. Klar, dass jede von uns ein Exemplar mit nach Hause genommen hat. Die Sonderseiten zum Erstanlauf und zur Taufe von AIDAstella bekamen natürlich einen besonderen Platz im Fotoalbum.
Auf unserem Rückweg zu unseren Apartments sind Straßen und Gehwege schon mit einer weißen Schneeschicht bedeckt.
Langsam wurde es dann leider Zeit, unsere Zimmer zu verlassen. Die Taschen stellten wir an der Rezeption unter, denn es dauerte noch ein paar Stunden, bis unser Zug in die Heimat zurückfahren sollte.
Bei starkem Schnee und böigem Wind verwandelte sich Warnemünde immer mehr in einen weißen Spätwintertraum. So farbig wie die ganzen Häuschen und Boote am Alten Strom noch gestern wirkten, heute war plötzlich wieder alles weiß.
Die wenigen Touristen, die in diesem Schneesturm unterwegs waren, hatten ihre Mützen weit ins Gesicht gezogen und die Kragen ihrer Jacken ganz hochgeschlagen. Nein, es war eigentlich kein Wetter zum spazieren gehen.
... und plötzlich war Warnemünde wieder in ein weißes Kleid getaucht
Doch wir wollten nicht nach Hause fahren, ohne uns vorher von der Ostsee verabschiedet zu haben. So machten wir uns noch einmal auf den Weg zur Westmole, was bei dem Gegenwind gar nicht so einfach war.
Der Winter will im März 2013 einfach nicht weichen
So gut wie keiner wollte am Alten Strom bummeln
"Meine Spuren im Schnee, die ich bald nicht mehr seh´ ..."
Rückkehr des Winters in Warnemünde
Selbst der Sturmmöwe schien dieses Wetter zu schlecht gewesen zu sein. Sie wirkt etwas verloren und verfroren.
Eine „Futterkrippe“ war für sie auch weit und breit nicht in Sicht. Einerseits war es noch zu früh, andererseits hatten die Kutter mit den leckeren Fischbrötchen sicher auch später nicht mit einem Besucheransturm zu kämpfen, da die wenigen Besucher ihrerseits gegen den Sturm anzukämpfen hatten.
Einsamkeit am Alten Strom – Wann erlebt man diese beliebte Flaniermeile schon mal so leer?!
Zu diesem Zeitpunkt waren wir hier ganz allein unterwegs. Kein Wunder, die Schneeflocken wurden uns vom Nordsturm ordentlich entgegen- und unbarmherzig in die Gesichter geweht. Angenehm geht anders …
Doch wir wollten unbedingt nochmal auf die Westmole und der Ostsee „Auf Wiedersehen“ sagen. Ob das so eine gute Idee war?!
Fortsetzung folgt …
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