
So, jetzt geht wohl auch noch unsere schon lange gebuchte Transmauritius-Reise vom November baden. Aber Baden nur noch unter Aufsicht, ob das ohnehin noch das Richtige gewesen wäre…?
Gebucht im Februar 2020, gleich nach Erscheinen des neuen Kataloges, -damals gab es ja sowas noch-, zu einer Zeit also, als Schweinepest, Geflügelpest, Vogelgrippe und weitere Plagen den Vergleich mit Covid 19 vermeintlich noch nicht scheuen mussten. Hätte damals nicht geglaubt, dass diese Seuche sooo lange dauert.
Aber wie gesagt, 25 Tage ohne freien Landgang wären wohl eh nicht nach unserem Geschmack gewesen… Da muss jetzt also erstmal ein kleines Trostpflaster her. Und warum diese beim Arbeitgeber unwiderruflich angemeldete Urlaubswoche nicht nochmal mit einer Woche Kanaren ausfüllen? War doch gar nicht mal so übel die Tour im Dezember, mit den vielen Ausflügen. Um nicht zu sagen, wir fanden sie sogar irgendwie klasse.
Hatte damals noch mein Nebenan, der Teddy Ty begeistert darüber berichtet, so darf beim nun schon 13. Reisebericht mal wieder ich, der Teddy Kaufhof ran. Hoffentlich ist die Zahl 13 da kein schlechtes Omen, zumal man mich ja vergleichsweise eigentlich nicht so schnell begeistern kann.
Gegen das schlechte Omen würde ja schon mal die richtige Kabinenauswahl helfen. Aber da sind wir unseren Sponsoren ja leider ausgeliefert. Konnte ich mich letztens noch mit meinem Schrei nach einem Tick Luxus bis zur Panoramakabine auf dem Patiodeck durchsetzen, haben die diesmal wohl nen Igel in der Tasche, gehen lieber Risiko und spielen (mit uns) das grausame Kabinenlotto. Andere nennen es wohl auch verniedlichend „Vario“ oder auch „Pauschal“. So ein Mist, da ist das Patiodeck schon mal raus
und wir können uns das Loungebed der letzten Reise von der Backe schmieren.
Auf das hätte eigentlich auch noch der kleine Tiger gepasst.
Ja, wir haben Zuwachs bekommen. Bisher hat er sein Dasein als Schlüsselanhänger vom Opa gefristet und nach dessen Tod haben wir den Tiger adoptiert. Und da man ein Andenken in Ehren halten soll, darf er nun mit.
Und das Omen? Also erstmal, so von der Papierform her, hat es sich wohl leider erfüllt… Erste Stimmen im Netz verkünden es, die Kabinennummern sind zugeteilt! Also „My Aida“ auf den Bildschirm gerufen und zur Spannungssteigerung wird, zu unserer ganz persönlichen Auflösung des Rätsels, ein Sichtschutz langsam von links nach rechts geschoben, die Sache also regelrecht zelebriert. Was man sich, im Nachhinein betrachtet, bei dem folgenden Ergebnis auch hätte sparen können. Denn als endlich der Blick freigegeben wird, auf die erste Ziffer, erscheint… die „5“! Na sauber, im Vergleich zum letzten Mal satte 11 Decks nach unten gerutscht! Kann man noch tiefer fallen? So tief unten waren wir bisher noch nie. Ist das überhaupt noch über dem Wasserspiegel?!
Was für eine Pleite, lasse ich meinem Frust freien Lauf. Mit der abgedroschenen Phrase vom „Glück im Unglück“, versucht man uns zu besänftigen und wirft dazu einiges Fragwürdiges in die Waagschale. Wenigstens Glasscheiben und keine Stahlbrüstung! Und relativ wind- und regengeschützt soll er sein, versucht man den Stahlkasten schön zu reden.
Und nun - Zeitsprung - sitzen wir hier, alle 3,
wo wir im Dezember noch 11 Etagen drüber gesessen haben. „Ist halt ein anderer Blickwinkel und näher am Meer ist man auch“, versuchen jetzt auch wir uns mit unserer neuen „Bärenhöhle“ anzufreunden. Und der Tiger, der nichts anderes kennt, ist ohnehin schon mal tief beeindruckt. Dem hätte man allerdings auch ein Bullauge als tollen Balkon verkaufen können…
Auch diesmal aber blicken wir nicht nur aus der Höhle nach vorn, sondern während unsere Leute jetzt beim (übrigens auch an Ausflugstagen) zeitlich verlängerten Mittagessen und später bei der (individuellen) Rettungsübung sind, zunächst noch mal zurück zum Anfang:
Reise gebucht und die urlaubsreifen Teddys erstmal begeistert. Aber diesmal soll wohl nicht nur die Taktik bei der Kabinenauswahl, sondern auch sonst irgendwie noch einiges anders gemacht werden. Das eingesammelte Bordguthaben soll diesmal größtenteils zur Ausflugsbuchung an Bord und Sonstigem genutzt werden. So jedenfalls die Theorie! Wenn die Getränke durch den Tarif doch schon inkludiert sind, dann macht das ja auch Sinn. Eigentlich schon,… aber dann müssen die Wunschausflüge an Bord auch noch verfügbar sein. So kann man natürlich auch für Spannung und für (kein) Abenteuer sorgen...
Den ganzen Driss drum herum übrigens, von dem der Ty ja schon bei der Dezember-Reise erzählt hat, also PCR-Test, Einreiseanmeldung SPHT, mit dem wir aus der damals noch 300er–Inzidenz aus Duisburg geflüchtet sind, den spare ich mir jetzt, weil ja mittlerweile noch genug weitere Hürden dazu gekommen sind… Die Fluchtvorbereitung muss jetzt noch um einen Antigentest am Tag vor dem Abflug ergänzt werden. Und mittlerweile lohnt es sich ohnehin, das Handgepäck um eine Aktentasche zu erweitern. Eine Aktentasche mit Registerordner für die ganzen Formulare und Unterlagen…
Die Spannung von damals, ob das denn auch alles klappt, war zwar irgendwie auch toll, aber als Wiederholungstäter des Reisens in diesen Zeiten scheint die Luft jetzt diesbezüglich raus. Wirklich?
Na ja, wenn man versucht, die Spalten des SPHT-Formulars am Vortag der Reise mit der Anleitung vom Dezember auszufüllen, weil die andere plötzlich nicht mehr bei My Aida zu finden ist, ja da kann man es doch noch mal spannend gestalten. Da verzweifeln die nämlich an dem Ausfüllen der Ortsspalten, die sich plötzlich nicht mehr wie damals befüllen lassen. Immer wieder ein "Fatale Error". Mann, was da für Worte gefallen sind... Bis die dann endlich merken, dass dieses Einreise-Formular zwischenzeitlich eine kleine, in der vergangenen Stunde aber durchaus folgenreiche Änderung erfahren hat, -die Anordnung der Spalten. Gut, wenn man dann irgendwann auch mal das Kleingedruckte unter den Spalten "aufmerksam" liest. Und dann klappt es und unsere Einreise wird doch noch genehmigt.
Trotzdem gänzlich negativ sind auf der anderen Seite unsere Leute. Negativ getestet. Also im Ergebnis sind jetzt mal alle wesentlichen Ausreisehürden genommen...
Unser Ergebnis steht sowieso schon, trotz aller Umstände, im Vorfeld fest: Wir sind positiv, positiv eingestellt. Und das nimmt uns erstmal keiner.
Wir kommen!
Und dann ist der Tag auch schon da, der Tag der Abreise, es geht ab zum Flughafen. Einzig Tiger ist vor seiner ersten großen Reise kaum mehr zu beruhigen und hat uns schon die ganze Nacht Löcher in den Schaumstoffbauch gefragt. Bis wir ihm beim Thema „Aussicht aus dem Flieger“ die ernüchternde Antwort geben können, dass er da wirklich super Aussichten hat, Aussichten auf einen dunklen Platz im Gepäckfach. Dann ist er endlich still. Und später merkt er, dass wir in diesem Punkt Recht behalten sollten...
Ein erster Unterschied zu damals zeigt sich dann schon am Abfertigungsschalter. Ein Stück Normalität. Wir stehen in der Schlange, wie früher...
Kleine Randerscheinung für uns aus NRW, große für andere: Die Kanaren sind ab Sonntag nun wieder kein Risikogebiet mehr. Damals direkt nach unserer Rückkehr waren sie es und seither die ganzen 5 Monate geblieben. Was jetzt aber ohnehin an Bedeutung verloren hat, da die Regierung die CoronaschutzVO fast zeitgleich dahingehend geändert hat, dass auch die anderen bei der Rückkehr aus einem „normalen“ Risikogebiet nicht mehr in die Quarantäne hätten müssen.
Hat der Ty noch bei der Dezemberfahrt mit den 700 Passagieren von einem Geisterschiff erzählt, sind es nun schon ein paar mehr Seefahrer. Aber wohl immer noch ist alles recht übersichtlich und entspannt, auch vom Skywalk aus betrachtet,
so zumindest unsere Leute mit einer ersten Lageeinschätzung an Bord.
Die wahren Geisterschiffe liegen aber immer noch draußen. Auf Reede!
Bei unserem Kabinenleben hat sich auch nichts großartig geändert. Und auch essenstechnisch soll sowohl vom Geschmack, als auch vom „mitessenden“ Auge und vor allem aber auch vom Ablauf her alles unverändert toll sein. Spätestens am Ende des Tages werden sie jedenfalls (fast) immer einen zufriedenen Eindruck hinterlassen, wenn sie wieder die Kabine bevölkern.
1.Seetag
Okay der Wind hat in der Nacht ein wenig durch die undichte Türdichtung gepfiffen, aber ansonsten ist alles wie immer. Wir hatten einen Bärenschlaf und anders als beim letzten Mal, als wir wegen der Ruhe in der Nacht schon Panik hatten, ob wir überhaupt losgefahren sind, hat man wenigstens gemerkt das wir auf See sind. Das liegt nicht nur an unserer Kabine nahe dem Wasserspiegel, sondern es war wohl auch das Zusammenspiel von den 60 km/h Wind und den damit verbundenen Wellen.
Zu unserer großen Erleichterung konnte sich der kleine Tiger bei dieser Feuertaufe zwar natürlich nicht als See“bär“, aber als offenbar „seefest“ erweisen. Eine Sichtkontrolle seines Nachtlagers bestätigt dies dann auch augenscheinlich, -keine verräterischen (Auswurf-)Spuren. Unbedarft wie er noch ist, hält er das mit dem Seegang sowieso für selbstverständlich. Mal schauen ob er noch die Gelegenheit bekommt, sich zu wundern, dass die See auch ruhig sein kann. Im Moment ist dieser Zeitpunkt jedenfalls noch nicht gekommen. Wasser schlägt auf die paar Restmeter von Schiffrumpf zwischen unserem Balkon und der See.
Tja, unser Balkon, die Verandakabine vor der wir solche Sorge hatten. Dicke, dabei nochmals verstrebte Stahlwände grenzen uns rechts und links blickdicht von der Nachbarschaft ab, die wir daher niemals kennenlernen werden.
So scheint es von diesem optischen Gesamteindruck her, als ob dieser Balkon einer der wesentlichen Stützpfeiler des gesamten Schiffrumpfs ist.
Zum Wasser hin aber ein echter Lichtblick... Zwei von ebenfalls dicken Stahlträgern eingerahmte Scheiben geben den Blick frei.
Und schon am gestrigen Abend, beim diesmal pünktlichen Auslaufen, das dann also sozusagen als unser persönliches Sandmännchenprogramm stattfand,
ja da erkennen wir einen ganz entscheidenden Vorteil dieser wie in einem Aquarium zwischen Stahlrahmen eingepassten Scheiben. Auf der Stahlstrebe unten, da kann man prima sitzen und sich die Nase an der dicken Scheibe plattdrücken. Echt super! Und erste Überraschung, das wollen wir jetzt immer so haben.
Und auch unsere Leute, die uns das vermeintliche Übel eingebrockt haben, finden jetzt immer mehr Gefallen an der Lage dieser Verandakabine mit dem stählernen Balkon.
Vor neugierigen Blicken geschützt, ruhig, nirgends sonst so nah am Wasser und mit einem solch direkten Blick darauf, als in dieser 5. Etage. Also alles auch eine Frage der Perspektive…
Und die Kabinen mit dieser tollen Lage sind momentan knapp, denn zumindest bei uns an Steuerbord hinten trennt uns eine geschlossene Stahltür mit der Aufschrift „Crew Only“ vom mittleren Bereich ab. Möglicherweise, so unsere Vermutung, verbergen sich dahinter Kabinen für eine eventuelle Quarantäne. Die meines Wissens zum Glück aber bei unserer Tour leer bleiben werden.
Dieser gesperrte Gang bedeutet auch, dass der direkte Weg nach vorn auf unserer Ebene versperrt ist. Man muss Umwege gehen. Und die muss man erstmal finden. Das wird uns dann auch schon bei der Ankunft klar, als wir alte Seebären uns plötzlich in einer Sackgasse wiederfinden.
Ansonsten gibt der heutige Seetag für uns nicht viel her. Bisher haben wir nicht mal so nen Typ wie das letzte Mal getroffen, -den unheimlich dreisten trinkfreudigen Maskenverweigerer, für den es in einer Kurzreise geendet hat, als er dann nebst Anhang etwas früher ausgestiegen ist… Da hatte der Ty damals wenigstens was zu erzählen.
So widmen sich unsere Leute jetzt erstmal lieber der regelmäßigen Nahrungsaufnahme statt den Teddys, sprechen dabei aber trotzdem von einem „Bärenhunger“. Einen Zusammenhang den wir unter diesen Umständen nicht verstehen, wenn nicht sogar unpassend finden.
Einen kleinen Nachteil, und dieses Adjektiv passt in diesem Zusammenhang, kann ich bei aller Lobhudelei über die „Verandakabine-Einfach“ nun doch nicht verschweigen. Denn der fällt jetzt auf, als uns kein Seewind mehr um die Nase weht, weil wir halbwegs gelangweilt drinnen hocken. Es ist der eine Quadratmeter der fehlt, der eine Quadratmeter, den die Kabine kleiner ist. Der fehlt ausgerechnet da, wo wir sonst zwischen Bett und Scheibe auf dem Hocker rumlümmeln. Da kann man nur hoffen, dass der Zimmerservice immer möglichst früh kommt, denn erst dann beginnt unser „Seh“tag, wenn wir uns endlich auf das Bett platzieren können.
Auf dem Sonnendeck taucht ein seltsamer Mann auf. Strohhut auf dem Kopf, Druckflasche auf dem Rücken und Druckspritze in der Hand, sieht er auf den ersten Blick nach einem Imker aus. Ein Ansatz zur „grünen“ Kreuzfahrt scheint sich also offenbar auch schon auf das Sonnendeck auszuwirken. Alles Öko hier? Weit gefehlt. Wer sich hier dösend, gedanklich mal kurz von der bitteren Realität in eine heile Welt verabschiedet hat, der wird schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Statt Bienen mit Wasser beruhigt, werden gerade alle aktuell unbenutzten Liegen besprüht. Hier werden Keime bekämpft. Insgesamt eine bizarre (aber leider wohl notwendige) Szenerie an diesem Ort. Wer jetzt gerade kurz eingenickt ist und die Augen öffnet… Normal ist jedenfalls anders. Aber wird es nochmal wieder normal. Und wenn ja, wann?
Normal ist für die Brücke im Moment, das man recht starken, seitlichen Gegenwind hat. Der Wachoffizier erzählt in seinem Wort am Sonntag, der Mittagsansprache, dazu Interessantes. Derzeit muss man, um den Kurs von ich meine 270 Grad zu halten, 20 Grad übersteuern, also tatsächlich auf 290 Grad steuern. So stark also ist wohl die Drift die man hier ausgleichen muss, wenn ich das als Möchtegernkapitän richtig verstanden habe. Ansonsten haben unsere Leute uns das eben falsch erzählt...
-- Fortsetzung folgt --
Im nächsten Teil sind wir auf La Palma. Und während die für uns den preiswerten "Bleib auf der Kabine" - Ausflug gebucht haben, verprassen die unser Erbe und vergnügen sich in der "Exklusiv-Sauna". Und da die da alleine sind, ärgern sie uns später noch mit ihren Fotos...
Und das egoistische Treiben setzt sich auch am nächsten Tag fort. Statt "Komm an Land" gibt es für alle "Bleib an Bord", aber für die natürlich trotzdem wieder "For ever young -Vergnügungen" im 4. Element.
Aber unsere Zeit wird kommen, am nächsten Tag im "Loro-Park". Und nur mit dieser Aussicht können die uns Stubenhocker noch bei Laune halten...
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