Teneriffa 2. Tag
Schon im Vorfeld haben wir ihn zu unserem absoluten Highlight der Reise auserkoren, den Ausflug zum Loro-Parque. Endlich mal wieder normale „Leute“, … die Verwandtschaft. Und in unserer Vorfreude haben wir uns diesmal sorgsam vorbereitet und den Uralt-Film „Qrca der Killerwal“ im Fernsehen angeschaut. Aber ob das so gut war…? Jetzt wissen wir gar nicht, ob wir da noch hin wollen. Jedenfalls würde uns ausnahmsweise mal ein Platz ganz hinten enorm beruhigen. Damals in den Sümpfen Floridas war die Freude über den Platz ganz vorne im Luftkissenboot ja plötzlich auch ruck zuck verflogen, als dann ein Alligator direkt vor mir lag.
Ich bin doch nicht lebensmüde. Will ja schließlich noch was erleben. Irgendwann habe ich ja mal festgestellt, dass mein bisheriges Leben auch hätte schlechter laufen können. Es macht schon einen Unterschied, ob man zerfleddert in einer Spielzeugkiste landet oder von vermeintlich Erwachsenen zum Reiseteddy auserkoren worden ist…
In diesem Zustand innigster Dankbarkeit betreten wir nach einer guten halben Stunde Busfahrt quer über die Insel Richtung Puerto de la Cruz das Areal unserer Träume.
Und wir betreten es gemeinsam mit gerade mal etwa 300 Passagieren exklusiv, wo sich sonst täglich bis zu 8000 Personen durch die Wege schieben. Unsere Leute atmen tief durch, sofern es durch die Maske geht. Endlich frei! Damit meinen die, dass wir uns die nächsten Stunden jetzt zwischen den Zäunen frei bewegen können und an keine Gruppendisziplin gezwungen sind.
Haben wir uns auf den ersten Blick zwar teuer erkauft, aber am Ende werden wir feststellen, dass wir keinen Cent davon bereuen müssen. Ein Erlebnis, dass in dieser Form wohl einmalig bleiben wird.
Am Eingang noch kurz informiert über die Showzeiten von Papageien, Seelöwen, Delfinen und Orcas,
und den Plan abfotografiert.
In Papierform sucht man solche Infos hier aus Umweltschutzgründen übrigens vergeblich. Die Shows sind zeitlich und lauftechnisch so hintereinander geschaltet, dass man theoretisch alle nacheinander besuchen kann. Aber dann sind schon mal locker 2 von den 5 Stunden der Ersatzsafari weg und es wird mehr als knapp all die anderen Dinge hier zu entdecken. Und davon gibt es viele. Sich zu beschränken fällt den Teddys zwar von Natur aus schwer, aber um den Rest des Besichtigungsprogramms nicht zu gefährden und auch alle mehr oder weniger Verwandte zu besuchen, siegt die Neugier auf das Ganze und wir beschränken uns mal wie verabredet auf die Delfin- und Orca-Show.
Und bis die anfangen, geht es jetzt erstmal in die verdunkelte Halle mit den Pinguinen. Eine Stimme vom Band wird nicht müde zu verkünden:
„Es ist dunkler Winter am Südpol.“
Langsam fährt ein Rollband vor den dicken Scheiben vorbei, die hier Arktis von den Kanaren trennen. Auf diese fahrende Weise kann man sich ganz auf die Landschaft konzentrieren und braucht weder Fotografen um kurven, noch Drängler befürchten.
Und wem die Polarfahrt zu schnell geht, der geht halt wieder zum Eingang um die Ecke und fährt noch eine Runde. Zumindest dann, wenn der Park wie heute nur 300 Besucher hat. Dann geht das ganz ohne Anstehen. Möglicherweise werden die Leute sonst auch schneller hier durchgeschleust, damit möglichst viele einen Blick auf die Eiswelt im Halbdunkeln werfen können, in der es zeitweise sogar schneit. Ohnehin dürfte ein nicht unwesentlicher Sinn dieser kontrollierten Besichtigung darin liegen im „Normalbetrieb“ den Besucherstrom zu kontrollieren. Erinnert ein wenig an das Rollband im Londoner Tower, welche die Besucher unaufhaltsam rastlos an den Kronjuwelen vorbeifährt.
In dieser Eiswelt ist kein Platz für meine Eisbärenverwandtschaft. Es macht schon aus verschiedenen Gründen Sinn, dass die einen naturgemäß auf der Nordhalbkugel und die anderen auf der anderen Seite leben. Und hier ist eben die andere Seite, also die Südhalbkugel gestaltet. Jedenfalls wäre sonst, wie in der freien Natur der Friede doch recht einseitig empfindlich gestört, -so mit Pinguin und Eisbär. Soll ja hier kein Schnellimbiss sein… Die reinen Fellträger ohne Jeanshöschen, Pulli und Buttons sind da wohl auch sonst irgendwie anders als wir…
Hier stören heute also nur mal ausnahmsweise polübergreifend und dies aber exklusiv das Eisbären-Teddymädchen und Friends. Und die dicke Scheibe hätte es von meinem rein touristischen Ansinnen her gar nicht gebraucht. Ist aber ein praktischer Kälteschutz. Auf die eisige andere Seite hätte es den urbanisierten Eisbären-Teddy trotz Jeans und Hoodie eh nicht gezogen.
Nicht nur wegen unserer Kleidung sind wir hier im Park als Bären übrigens exklusiv. Und das Gorilla-Männchen wundert sich, wo plötzlich diese verkleideten Bären herkommen. Misstrauisch beäugt er uns Bären,
denn außer uns gibt es mit diesem Namen hier höchstens noch den Ameisenbär und vielleicht auch noch einen Nasenbär. Letzteren habe ich aber nicht gesehen.
Da hat es der kleine Tiger schon besser angetroffen. Der ist ganz verzückt als er sieht, wie groß er denn eigentlich noch werden könnte, wenn er denn weiß wäre…
So jedenfalls, mit dieser offenbar nur sehr entfernten Verwandtschaft, versuchen wir ihm eine Erklärung zu liefern, warum der Tiger da drüben nicht wie er in den Rucksack passt. Und das wird sich, ob weiß oder getigert, ja auch nicht ändern. Das sagen wir dem kleinen Tiger aber nicht. Und ob der das wirklich will, -groß werden. Dürfte sonst allgemein schwierig werden mit dem gerade erst erwachten Reisefieber...
Bei den Alligatoren
kann ich jetzt auch mal die Story „Auge in Auge mit dem Alligator“, damals in den Sümpfen von Port Canaveral loswerden. Als damals noch Alleinreisender kann ich die Sache dabei scheinbar problemlos auch noch ein wenig ausschmücken, bzw. -natürlich nur aus rein dramaturgischen Gründen- ein wenig passend machen…
Tiger ist jedenfalls tief beeindruckt, saugt jedes meiner Worte begierig auf und fasziniert klebt er dabei förmlich an meinen Lippen. Die Worte meiner Heldentaten aber verstummen und ich dränge zum Weitergehen, als ich merke, dass der misstrauische Ty, der mich nun leider doch schon etwas länger kennt, bisher aber geschwiegen hat, mir schon wieder den zweifelhaften Titel „Käpt`n Blaubär“ androht. Und ehe der dem Tiger nun den Spaß nimmt…
Ohnehin, werfe ich noch schnell zur Ablenkung ein, ist jetzt Zeit für Action!
Ohne Schlange stehen und Gedränge geht es, wie man neudeutsch sagt „coronakonform“, auf die Tribüne. Und selbst wenn das jetzt fast alle 300 Leute sind, optisch sind es nicht viele die sich auf der Tribüne verlieren.
Wir starren auf das Wasser unter uns, aber tatsächlich beginnt die Show über uns. Damit haben wir jetzt nicht gerechnet, dass jetzt erstmal Papageien mehrmals von A nach B über das Becken fliegen.
Na ja, ist ja ursprünglich eigentlich auch ein Vogelpark hier. Aber nun geht es auch im Wasser los und die Delfine zeigen mehrfach ihre Sprungkünste.
Was wir dabei interessant finden und für uns persönlich mitnehmen ist die Erkenntnis, dass die nach jeder noch so kleinsten Bewegung eine Belohnung bekommen. Zwar stehen wir ja grundsätzlich nicht so auf Fisch, aber unsere Leute sollten sich da schon mal Gedanken machen, ein wenigstens vom Prinzip her ähnliches Belohnungssystem auch für uns mal zu überdenken, sollten sie an Bewegung interessiert sein. Und wer weiß, vielleicht…. Ansonsten können die jedenfalls noch ewig warten…
Ewig warten brauchen aber weder die noch wir nach den 20 Minuten Delfinshow jetzt nicht. Die nächste Show findet nämlich schon wenige Minuten später, nicht weit entfernt von diesem Becken statt...
-- Fortsetzung folgt --
Im nächsten und damit schon vorletzten Teil geht es weiter im Loro-Park und damit zu den Orcas. Und bei Showende erkenne ich im Rahmen meiner Verhaltensforschungen erstaunliche Parallelen zu menschlichen Verhaltensweisen nach einer Flugzeuglandung. Später werden wir noch von Haien umzingelt, ich entdecke einen alten Bekannten und wir legen den Grundstein für zukünftiges Glück. Wobei der Stein eigentlich eine Münze ist...