7. September 2021 - Hellesylt/Geiranger
Wir folgten bereits vor der Reise dieser Aufforderung und buchten die im Titel genannte Ausflugsankündigung, nämlich den von AIDA vermittelten Tagesausflug „Faszinierende Ausblicke auf die beeindruckende Landschaft Norwegens“.
Als ich gegen sechs Uhr aufwachte befand sich unsere AIDAmar im Sunnlysfjord. Ein Blick aus dem Fenster: Dunkelheit, die Dämmerung kündigte sich an. Positiv. Aber es regnete … negativ … Egal, schnell geduscht usw. und rauf nach oben. Mit dem Frühe-Vogel-Kaffee bewegte ich mich slalommäßig durch die starken Regenströme. Mist – der Kaffee wurde verdünnt. Aber auch egal – er war stark genug und machte mich trotzdem wach. Was bekam ich mit?
Eine an sich grandiose Landschaft, die sich bei tief liegenden Wolken einigermaßen attraktiv zeigte. Hoch aufragende mit Bäumen bewachsene Fels- und Bergwände, dazwischen der heute leider grau erscheinende Sunnlysfjord. Ab und zu sich zwischen blankem Fels und Baumgruppen ausbreitende Weiden mit einzeln stehenden Bauernhäusern. Immer wieder Wasserfälle, die bei dem andauernden Regen kein Problem hatten, uns zu zeigen, dass Gesamtnorwegen – und nicht nur Bergen – Wasser en masse hatte.
Die AIDAmar steuerte Hellesylt und ich die Ohschän-Bar an.
Schöööööön – dort gab´s eine Überdachung, unter die ich mich mit anderen Frühaufstehern drängte. Aber nicht zu lange, denn das Frühstück rief! Wir stärkten uns vor unserem Ausflug und kurz vor der Freigabe des Schiffes machten wir auf Deck 6 einen Orientierungsrundgang. Hellesylt hatte sich seit unserem letzten Besuch kaum verändert.
Die Kirche stand noch immer oberhalb des Dorfes, die Brücke verband und der Hellesylt-Fossen trennte noch immer die beiden Ortsteile von Hellesylt.
Dann war es so weit – runter vom Schiff und wir eilten durch den immer noch starken Regen zum Ausflugsbus, vor dem uns unser Reiseleiter Hans-Werner, ein gebürtiger Deutscher, und der Fahrer erwarteten. Nach Händedesinfektion durften wir in den Bus. Prima, es war auf einmal trocken uns warm. Nach der Begrüßung und vor der Abfahrt erhielten wir den Hinweis, dass während der Busfahrt Maskenpflicht bestand. Sie wurde – soweit wir es beobachten konnten – befolgt. Daumen hoch, liebe Mitausflügler!
Aufgrund des Regens unterblieb der übliche Fotostopp am Hellesylt-Fossen. Also weiter über die Brücke und dann entlang am Sunnlysfjord bis wir auf der Höhe der Einmündung des Geirangerfjordes anhielten. Wer wollte, konnte bei schwächer gewordenen Regen die Kamera beschäftigen. Wir wollten …
Na ja, es sah nicht gerade heimelig aus. Aber immerhin schien sich die Sonne anzustrengen, den Geirangerfjord besser aussehen zu lassen. So war es auch … und auch bei uns. Kurz hinter der Fjordeinmündung verließen wir den Fjord und wir fuhren landeinwärts Richtung Stranda. Dorthin, wo wir per Seilbahn auf das Dach des Fjordlandes gebracht werden sollten. Links und rechts zog die typische norwegische Landschaft vorbei. Weiden, Wälder, Baumgruppen, kleine Ortschaften, Einzelhöfe. Alles frisch geduscht und sauber. Und – oh Wunder – um unseren Bus ließ der Regen nach. Hans-Werner vermittelte uns während der Fahrt allerlei Wissenswertes rund um Norwegen und speziell über die Gegend, die wir gerade durchfuhren. Bis auf einmal kurz vor Stranda das Mikrofon abgestellt wurde und im Bus zwischen Hans-Werner und Fahrer ein Getuschel begann. Wir bekamen eins mit: Die Seilbahn sollte nicht fahren. Als wir deren Talstation erreichten, informierte uns Hans-Werner, dass aufgrund starker Winde auf dem Plateau die Seilbahn nicht in Betrieb genommen werden durfte. Er würde sofort ein Alternativprogramm abstimmen. Mist – wir hatten diesen Ausflug gebucht, da wir den Programmpunkt Seilbahnfahrt auf die Bergspitze noch nicht absolviert hatten, alles andere kannten wir schon. Aufregen lohnte sich zu diesem Zeitpunkt nicht – abwarten … Immerhin durften wir den Bus verlassen, unsere Beine vertreten und was sahen wir?
Norwegen, wie wir es mögen. Birken, ein vor sich hin plätschernder Bach, dann ein Wanderweg, sich auf die Hügel hochziehende Nadelwälder. Aber man durfte sich nicht umdrehen: Baumaschinen, schweres Gerät, ein davon beeinträchtigter Parkplatz. Allerdings gab es einen Lichtblick: Es tropfte nur noch von oben; Flecken blauen Himmels kamen in unsere Richtung. Das sollte doch noch etwas werden …
Hans-Werner forderte uns auf, zur Weiterfahrt den Bus zu besetzen. Er informierte uns, dass nach Abstimmung mit der Agentur ein Alternativprogramm erarbeitet wurde. Wir sollten uns überraschen lassen. Das taten wir … folgsam, wie wir waren … Und wir konnten nach einigen Minuten Busfahrt in Stranda den Bus verlassen. An der Fährstation. Ach ja, da hinten kam sie schon, die Fähre.
Brachte sie uns den Flecken Sonne mit, der hinter ihr lag? Hoffentlich. Und schon saßen wir wieder im Bus und Minuten später stand er auf der Fähre. Los ging´s über den Storfjord. Logisch, dass wir den Bus verließen, um die den Fjord begrenzende Landschaft zu fotografieren. In einer Richtung sah es nicht gerade toll aus …
Egal, es war nicht unsere Richtung! In unserer sah es nicht allzu schlecht aus. Nach kurzer Zeit waren wir mit unserem Bus wieder auf festem Boden. An der Landschaft hat sich nicht viel geändert. Norwegen pur und – ich wiederhole – sauber geduscht. Vor uns tauchte ein Städtchen auf.
Stordal. Und vor Stordal eine Kirche, an der wir außerplanmäßig – oder auch planmäßig nach dem Ausfall der Seilbahnfahrt – hielten.
Es war die aus dem Jahre 1789 stammende Rosenkirche; sie war Teil einer Hofsiedlung mit vier schönen, urigen Gebäuden; die Pfarrstube stammte aus dem Jahre 1850, ein Speicher aus 1750 und ein für diese Gegend typisches Lehrerhaus aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Regelmäßige Gottesdienste werden nur zweimal im Jahr gehalten, und zwar am Nationalfeiertag 17. Mai und am 29. Juli zum Gedenken an den heiligen Olav. Daneben noch auf Wunsch zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten und Taufen.
Schade, dass keine Innenbesichtigung machbar war; kurzfristig war wohl kein Termin zu buchen. So konnten wir uns leider nicht die Dekorationen im barocken Renaissancestil auf Wänden, Decken und Säulen anschauen. Ebenso nicht die antiquierte Einrichtung, vor der ein großer Teil aus der 1788 abgerissenen Stabskirche, die im Mittelalter an derselben Stelle stand, stammte.
Und wieder los im Bus. Nicht lange, denn nach kurzer Zeit hielt er vor dem Restaurant Nilsgardstunet, das für uns ein leckeres Buffet aus heimischen Produkten vorbereitet hatte. Besonders der Ofen- und Räucherlachs schmeckten ausgezeichnet!
Nach dem Essen wurde uns ca. eine halbe Stunde Zeit gegeben, uns im Ort umzuschauen. Wohin zog es uns direkt? Selbstverständlich ans Wasser – an den Storfjord.
Ausblicke, wie sie Norwegenfans wie wir lieben … Aber wir mussten weiter – zunächst über Land bis zum Norddalsfjorden, den wir gemütlich im Bus sitzend beobachten konnten. Bis zum Örtchen Sylte. Von dort aus ging´s wieder ins Landesinnere – ins Valldalen (Valltal), das norwegische Hauptanbaugebiet für Erdbeeren. Vor zehn Jahren kosteten wir sie während eines Ausflugs – lecker … Aber weiter – lange begleitete uns der Fluss Valldøla. Reißend und auch reizend. Es ging langsam, aber stetig bergauf. Auf einmal bewegte sich der Bus im ungewohnten Schneckentempo weiter. Traktor vor uns? Nein – Hans-Werner wies auf eine Besonderheit hin. Auf ein klitzekleines, ca. 100 Jahre altes Kraftwerk,
das noch immer ein nahe liegendes Örtchens mit Elektrizität versorgt. Etwas Besonderes? Nein, vielmehr war das links vom Kraftwerk liegendes Gebilde außergewöhnlich. Wir sahen eine Lachstreppe, die parallel zum Bau des Kraftwerkes erstellt wurde, damit der Lachsreichtum der Valldøla durch die Wasserentnahme nicht beeinträchtigt werden sollte.
Nicht weit von der Lachstreppe durften wir endlich wieder den Bus verlassen. Wir standen vor der Schlucht Gudbrandsjuvet.
Sie war ca. 5 m breit und zwischen 20 und 25 Meter tief. Und hier war wieder die Kraft des Wassers zu bestaunen: es fräste Gletschermühlen ins Gestein und schuf bizarre Felsformationen. Wir konnten Schlucht und brausendes Wasser vollkommen gefahrlos genießen, denn beides war im wahrsten Sinne des Wortes begehbar. Architekten und Ingenieure mit großer Phantasie waren am Werk, die einen stählernen, sich über den reißenden Fluss schlängelnden Gehweg mit ungewöhnlichem Geländer geschaffen haben – es passt zu der Landschaft. Und wir sahen noch mehr – Hans-Werner wies uns darauf hin, dass wir durch dieses Felsenloch
bis zum Mittelpunkt der Erde sehen konnten. Wir ließen uns nicht davon abhalten. Aber so richtig glaubten wir Hans-Werner nicht … Tja, der Lückenfüller Gudbrandsjuvet für die Seilbahnfahrt war ganz nett, aber wir hatten ihn bereits vor 10 Jahren besucht und er konnte den Ausfall der Seilbahnfahrt mit Anschlussprogramm keineswegs wettmachen.
Zunächst egal, wir lösten uns vom Mittelpunkt der Erde und ließen uns weiter kutschieren. Zunächst ein wenig bergab, noch unterhalb der Baumgrenze,
und dann wieder bergauf. Bis wir kurz darauf Wälder und Bäume hinter uns ließen und fast nur noch von Felsen und Felsplatten umringt waren
mit einem Fernblick ins Isterdal.
Und schon wieder dauerte es nicht lange bis wir den Bus auf dem Parkplatz des Trollstigen Besucherzentrums verließen.
Wir befanden uns auf einer Passhöhe, auf dem Bergsattel bei Stigrøra auf 858 m Höhe; nicht nur von hier aus hatten wir bei guter Sicht phantastische Ausblicke auf die gigantische Bergwelt Norwegens … So sahen wir die Berggipfel Bispen (Bischof, 1.462 m hoch), Kongen (König, 1.614 m);
die Dronninga (Königin, 1.544 m) hielt sich versteckt. Stellen wir einfach fest: Wir befanden uns somit in sehr illustrer Gesellschaft …
Schade, dass wir nicht die Zeit hatten, dem Bischof aufs Dach zu steigen. Oder: Vielleicht war es besser so … So einfach wie 2014 in Santiago de Compostela wäre es nicht gewesen …
Nun gut, wir vertrieben uns die Zeit und schauten in die Ferne.
Zur Freude von uns Touristen hatte man vor Jahren zwei Aussichtsplattformen installiert. Eine ganz oben und bequem, die andere etwas weiter unten und über einen gut ausgebauten Weg zu erreichen.
Ob wir auf dieser im wahrsten Sinne des Wortes herausragenden – oder exakter ins Freie hinausragenden – Plattform standen, erfahrt Ihr im nächsten Bericht.
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