Teddys ausgearbeiteter Rundkurs beginnt nun hier oben an der Republic-Street, einer der Hauptgeschäftsstraßen. Die führt nun geradeaus bergab -ersteres davon liegt an diesem geplanten Städtebau- bis hinunter zu Fort Elmo.
Wir aber schwenken immer wieder zur Seite aus. Schon unten fielen diese vielen an die Fassaden gebauten hölzernen und meist bunten Balkone mit ihren dekorativen Holzgittern und auch diese Fensterläden auf, einem arabischen Kulturelement, welches aber auch und vor allem praktischen Nutzen hat.
Die Konstruktionen sind Sonnenschutz, Lüftung und Sichtschutz nach innen. Kennen wir auch aus jedem alten oder auch neuen Film der in Arabien spielt.
Und schon beim Einlaufen fielen auch diese honiggelben Steine der Fassaden auf, die nicht nur die alten Wehrmauern, sondern auch die gesamte Skyline bestimmen. Wenn man das für so eine alte Stadt überhaupt so modern ausdrücken kann. Jedenfalls ist es hier typisch. Das liegt am Baumaterial, dem besonderen Kalkstein. Es sind Jahrtausende alte Meeresablagerungen, die Schalen und Sedimente von kleinen toten Lebewesen und Organismen.
Erster Schwenk nun zur weniger bekannten Shipwreckkirche. Die ist aber wider den ausgehangenen Öffnungszeiten wohl geschlossen und gibt von außen, jedenfalls wenn man in den engen Straßen direkt davor steht, wenig her. Wie übrigens später an der anderen Seite auch die St. Pauls Cathedral. Die große Kuppel die man bei der Einfahrt sieht, kann man, direkt davor stehend, nämlich nicht mehr sehen. Wir haben jedenfalls keine Möglichkeit für einen „Blickwinkel“ gefunden.
Ein besserer Blick gelingt auf die St. John`s Co Cathedrale, zumindest auf die Front. Hier ist zur Innenbesichtigung übrigens nur der Ausgang. Der Eingang ist um die Ecke rum, von der Seite her.
Dort wundert sich der Teddy über den hohen Eintrittspreis von 15 Euro pro Person. Bis er feststellt, dass man ihm zur Tourplanung eine so alte Schwarte von Reiseführer in die Pfoten gedrückt hat, dass hier nur etwa die Hälfte, genauer gesagt 8 Euro steht. Na ja, wenigstens nicht so alt, dass da noch DM-Preise aufgerufen werden…
„Das muss man aber mal gesehen haben!“ unterbindet der Ty ebenso entschlossen wie lauthals jegliche Zweifel. Und fügt dann noch grinsend und leise vor sich hin brummelnd den maßgeblichen Grund seiner spontanen Entschlussfreudigkeit an: „Ich brauch es ja eh nicht bezahlen.“
Drinnen ist es wirklich toll. Es gibt mehrere Seitenschiffe für verdienstvolle (Volks-) gruppen. In einem hängt ein gewaltiges Bild von jenem dem Teddy zwar bisher nicht bekannten, aber offenbar doch berühmten Maler „Caravaggio“.
Diese „Enthauptung von Johannes dem Täufer“ musste der damals malen, um in den Orden aufgenommen zu werden. Vergleichsweise also recht mühsam für ihn, -die Sache mit dem Clubstatus. Da haben es die Teddys schon einfacher mit dem Aida-Club. Die brauchen einfach nur Kreuzfahrten machen und den Trägern dafür das Geld aus der Tasche ziehen.
Der ganze Boden der Kirche ist mit bemalten Marmorplatten ausgelegt.
Ja, überhaupt stammt dieser ganze Reichtum von den Kapernfahrten der Johanniter. Immer aber nur selbstlos zu sein, ist jetzt in der Endabrechnung ebenso langweilig wie wenig lukrativ. Das haben auch die Teddys schon lange erkannt und sind mit der diesbezüglichen Anerziehung beim kleinen Tiger auch schon ziemlich weit fortgeschritten. So hatten auch die Johanniter irgendwann keinen Bock mehr darauf, immer nur Gutes für andere zu tun, wie z. B. auch mit dem frühzeitlichen Rundum-Sorglos-Paket für die ersten Touristen, die man früher Pilger nannte. Gerne hängten sie sich, dessen überdrüssig, dann auch mal den weißen Umhang mit dem roten Kreuz um, und taten auch mal was für sich, -als Ritter.
Dies aber dann so übertrieben, dass sie ziemlich gefürchtet waren. Manche sind auch direkt nur dafür, also als Hauptberuf zu den Johannitern gekommen. Oft waren es Söhne, die als dritt- oder noch ungünstiger geborene Fürsten- oder sonstigen Adelssöhnen keine Chance auf Ruhm und Ehre als Nachfolger hatten und jetzt wenigstens als „edle“ Ritter einer lukrativen Tätigkeit nachgegangen sind.
Nachschub an Rittern war ohnehin auch recht wichtig, denn das Kämpfen und Kapern brachte natürlich immer wieder personelle Verluste mit sich. Und hätte der Teddy sich mal vorher informiert, dann hätte er schon beim Reingehen gewusst, was sich unter den ganzen Marmorplatten verbirgt. Da liegen die Leichen drunter! Unter so ziemlich jedem Stein einer. Wir latschen also die ganze Zeit auf einem Indoor-Friedhof rum. „Leichen pflastern unseren Weg“. Etwa 400 Ritter sind hier begraben. Die bedeutendsten wohl beim Eingang. Und ich habe mich schon gewundert, warum auf den Platten so oft der Tod abgebildet ist…
Wer hier auch noch begraben liegt, dass ist dieser Jean de Valette, der Stadtgründer. Allerdings ist der im Keller untergebracht. Eine schmale Treppe runter und man kann in einen Raum blicken, wo unter anderem auch er in einem verzierten Steinsarg liegt. Welcher das jetzt genau ist, weiß ich nicht. Ich hab mir einfach alle angeschaut…
Zum Schluss rennt der Träger jetzt noch eine Treppe hoch, um von einer Empore aus den Friedhof zu sehen. Wir bleiben unten. Um beim Aufstieg Kraft zu sparen, drückt er unseren persönlichen Hopp on/Hopp off - Bus, den Rucksack, vorher der Reserveträgerin in die Hand. Oben angekommen merkt er dann, dass für das ultimative Foto jetzt ein Restaurierungskran im Weg steht…
Diesen komischen Namen „Co-Kathedrale“ hat dieses Bauwerk übrigens nicht, weil es 2 Türme hat, was hier ein Privileg des Bischofs ist, sondern weil es nur sein Zweitsitz ist. Der erste steht noch immer in der früheren Hauptstadt Mdina, -und hat dann wohl auch 2 Türme…
Abschließend stellt der Ty nun fest, dass unsere Leute eigentlich doch nur 14,50 Euro bezahlt haben. In der Kathedrale waren die schließlich auf der gesegneten Toilette. Und dafür, sogar ungesegnet, hätten die draußen sicher auch 50 Cent bezahlt. Insgesamt also ein echter Schnapper… Und sein Grinsen bei Verkündung dieser optimistischen Rechnung ist jetzt sowieso unbezahlbar.
In meine Tourplanung habe ich auch einen Punkt einbezogen, der im Stadtplan als „Market“ bezeichnet ist. Unsere Leute sind voller Vorfreude begeistert. Bestimmt so ein Markt mit allerlei Klimbim, fotogenen Obstauslagen und dekorativen toten Fischen. Als wir dort ankommen, steht da (mittlerweile) ein modernes Gebäude und nennt sich zwar „Market“ aber davor „Food“, -also ist es eine banale Fressmeile. Nun, auch für die genügsamen Teddys ist das jetzt nichts und unsere Leute sind ein wenig enttäuscht. Aber sorry, dann müsst ihr dem Teddy für die Tourplanung nicht so einen fragwürdigen veralteten Stadtplan in die Pfoten drücken. Denn der stammt natürlich auch aus diesem alten Reiseführer…
Der Großmeisterpalast ist jetzt zwar so groß wie der Meister wichtig war, macht aber von außen nicht so viel her, als dass er mir großartig Fotos wert wäre.
Trotz dieser kleinen Unzulänglichkeiten geht es nun zwar nicht stimmungsmäßig, aber rein topographisch bergab. Die Republic-Street bis ans Ende runter zum Fort St. Elmo. Diesen alten Wehrposten, natürlich honiggelb, schauen wir uns aber nur von außen an.
Nicht das der Tagesetat etwa durch den Eintritt zur Kathedrale aufgezehrt wäre, es ist eher das Begehren nach einer Sitzpause etc., welche uns nach rechts daneben treibt. Und wir entdecken, eigentlich beim Toilettengang, einen einfachen Selbstbedienungs-Imbiss mit einer an der Rückseite versteckten zwar unscheinbaren, aber genialen Außenterrasse.
Von hier blickt man von oben auf die kleinen Fischerhäuser die ich schon heute Morgen bei der Einfahrt gesehen habe und gegenüber liegt das Fort Ricafort. Die Teddys bestehen spontan auf einen Fototermin.
Jetzt aber dann auch ab zu den Lower Barrakka Gardens, bzw. erstmal zu der großen Glocke oberhalb des Wassers.
Der eigentliche Garden, diese kleine Parkanlage liegt oberhalb der Straße.
Im Stadtkern wird jetzt noch die Sammlung von Motiv-Weihnachtskugeln ergänzt. Der Neuzugang ist schnell gefunden und eingetütet. Das haben wir schon schwieriger erlebt.
Irgendwie ist jetzt auch die Sonne weg, aber Teddy hat als vorletztes noch den …Tritonenbrunnen am oberen Ende der Republic-Street auf dem Zettel.
Auf geht´s und eines sei schon verraten, das letzte Ziel, die Waterfront direkt beim Schiff, wird später sinnbildlich werden. Ein Umstand, der im direkten Zusammenhang mit der sich bewahrheitenden Prophezeiung der Wettervorhersage steht.
Aber nach dem Brunnen muss sich ja unbedingt noch vor ein Kaffee „am besten Platz“ gesetzt werden… Der Umstand, dass der Preis mit 5,40 Euro für einen Latte und einen großen Kaffee auch hier wieder überraschend günstig ist, wiegt im Ergebnis nicht die Tatsache auf, dass nun erste leichte Regentropfen fallen. Später wird mir klar, was die Kellnerin mit den Worten meinte: „When it rains, it rains“. Wobei sie damit bei der Menge in jedem Fall untertrieben hat. Es wirkt fast verniedlichend, aber möglicherweise kennt sie auch nicht das englische Wort für Sintflut. Ich übrigens auch nicht. Denn jetzt schüttet es wie aus Kübeln.
Nicht jeder ist jetzt offenbar darauf vorbereitet. Und ich hatte mich heute Morgen schon gewundert, dass manche offenbar so gar keine Jacke dabei hatten und im T-Shirt losgezogen sind, -trotz der eigentlich recht miesen Wettervorhersage. Aber vielleicht sind die auch schon früher wieder heim. Wenn nicht, dann… ist es denen aber auch nicht so viel anders ergangen als gleich unseren Leuten, trotz Regenjacke.
Aber auch Einheimische sind wohl überrascht. Wahrscheinlich aber nicht so nachhaltig, wie die junge Shopping-Queen die mit einer großen Tüte neuerworbener Mode an uns vorbeiläuft und genau in Höhe unseres Tisches jetzt überraschend feststellt, dass die Tüte zwar immer noch groß, aber nun restlos leer ist. Papiertüten sind für Platzregen halt nicht geeignet. Der Boden ist durchgeweicht und der Designerfummel liegt nun wohl irgendwo auf der Straße rum. Hoffentlich hat der mögliche Finder auch die richtige Größe für seine günstige Neuerwerbung.
Wie gewonnen so zerronnen. Aber das Regenwasser rinnt nun nicht nur, sondern läuft in Sturzbächen die Straßen runter. Dorthin, wo wir jetzt hinwollen. Schnell vom schützenden Vordach des Cafes zur nächsten Unterstellmöglichkeit. Aber schon dieses Stückchen hat gereicht, es gar nicht mehr zu versuchen, dem Wasser halbwegs zu entkommen. Ab jetzt ist alles egal. Nasser geht nicht. Auch der Aufzug nach unten bringt nur kurzfristige Erleichterung. Und das Wasser war schneller als wir. Hier steht es teilweise schon 10 cm auf der Straße. Was für ein Spaß.
Da brauchen wir eigentlich auch keine Waterfront mehr, kurioserweise meinen letzten Tourpunkt. Aber den nehmen wir jetzt auch noch mit, sind aber damit ähnlich schnell durch wie die Textilien und dabei vor allem die Schuhe unserer Leute. Die Schuhe machen jetzt beim Laufen komische Geräusche. Ich mache mir Sorgen um die Auslegeware. Aber es ist ja eigentlich nur Wasser. Und die Sohlen waren noch nie sooo sauber.
Unnötig zu erwähnen, dass der Regen kurz vor Erreichen des Schiffes wesentlich nachlässt.
Das Wasser versickert nach und nach in der Kanalisation und der überschüssige Rest aus den Hosenbeinen weiter in die Schuhe. War das Timing zum Rückweg, diese Entscheidung am Cafe also eher suboptimal, war das restliche Timing, insbesondere bezüglich des Ausflugsstarts vom Glück beseelt. Hätte alles auch schlimmer kommen können, -zum Beispiel mit Regen beim Start.
Valetta war auch ohne viele so besonders herausragende Einzelbauten in seiner Gesamtheit schön. Es sind diese vielen kleinen Nebensächlichkeiten die hier insgesamt begeistern. Und dabei meine ich die Stadt, keine sonstigen Randerscheinungen. Die waren nur lustig.
Und nicht nur die neue Weihnachtskugel wird uns an Malta erinnern, sondern möglicherweise auch etwas anderes. Malta exportiert nämlich Christsterne. Und wer weiß, ob man nicht, ganz unbewusst, in der Weihnachtszeit ein Stück Malta als Pflanze zu Hause stehen hat? Die meisten bei uns in Deutschland kommen nämlich genau hier her.
Mit dem pünktlichen Auslaufen wird das jetzt nichts. Gab es für die Bella zum Frühstück schon eine ordentliche Portion Schweröl, wurde der Diesel hingegen nicht wie bestellt pünktlich zum Mittag aufgetischt. Das üppige Mittagessen wird gerade erst jetzt geliefert, wo wir eigentlich ablegen wollten. Mit 4 ½ Stunden Verspätung schließlich, geht es dann auf die nächste Etappe. Und die ist gar nicht mal so kurz, -bis Kreta.
Doch der Kapitän ist trotzdem noch optimistisch, dass wir es pünktlich dorthin schaffen. Wird halt der Gashebel entsprechend gedrückt.
Aus dem Hafenbecken raus und es stellt sich uns etwas in den Weg, -starker Gegenwind, der spätestens am Ende des nächsten Tages immer mehr zum Sturm mutieren wird. Aber erstmal geht es mit 18 Knoten immer in die Wellen hinein. Die Bella wird dabei ganz schön durstig sein.
Das hat die Bella jetzt mit uns gemein: Wer hart arbeitet muss viel trinken.
-- Fortsetzung folgt --
Im dritten Teil stellt sich die Bella bei Sonnenschein durstig gegen den Orkan, erreicht dennoch Kreta und in Heraklion entdecken wir einen griechischen Artgenossen, der offenbar sogar Kapitän ist.
Nach erfolglosem Versuch dort anzuheuern, fallen wir in Heraklion wieder auf den alten Reiseführer rein und geraten in eine Armenspeisung...