Samstag, 19. Mai 2018
„Congratulations, Meghan and Harry!“
Das ist das erklärte Motto des heutigen Tages.
Wer mag, kann die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle heute Mittag im Theatrium verfolgen.
Wir mögen nicht, vielen Dank.
Wir schauen uns lieber Kopenhagen an.
Nach dem ausführlichen Frühstück im Weite Welt Restaurant (drinnen) machen wir uns um 10 Uhr auf den Weg.
Es verspricht sonnig zu werden, auch wenn jetzt noch einige Wolken am Himmel sind.
Die AidaBella liegt am Liegeplatz „Langelinie“, der ziemlich dicht am Stadtzentrum platziert ist.
Wir schlendern gemütlich in Richtung Innenstadt und kommen dabei an der kleinen Meerjungfrau vorbei.
Diese ist vor allem daran zu erkennen, dass davor eine Horde Japaner wild herumspringt und allen die Sicht versperrt.
Das Wahrzeichen der Stadt Kopenhagen ist ziemlich klein und nicht wirklich spektakulär, aber wir fotografieren es natürlich trotzdem. Traurig sieht die Meerjungfrau aus, finde ich. Aber gut, das Märchen, aus dem sie stammt, hat ja auch kein Happy End.
Außerdem hat die Dame in den 105 Jahren ihrer Existenz schon einiges mitmachen müssen: Sie wurde im Laufe der Jahre mutwillig geköpft, verstümmelt, mit Farbe besprüht und im Jahr 2003 sogar äußerst brutal von ihrem Felsen gesprengt.
Da würde ich wahrscheinlich auch nicht allzu fröhlich dreinschauen.
Den Körper der Figur hat der Bildhauer Edvard Eriksen übrigens nach seiner Ehefrau geformt.
Aber wer jetzt denkt, dass das ein großer Liebesbeweis war, hat sich getäuscht: Es war reine Zweckmäßigkeit, denn die Primaballerina, deren Antlitz der Kopf der Meerjungfrau zeigt, weigerte sich standhaft, sich als Aktmodell zu betätigen.
Und so musste die arme Frau Eriksen einspringen und kann sich damit trösten, dass ihr verewigter Körper von tausenden Touristen täglich bewundert und fotografiert wird.
Dann geht es weiter, immer am Meer entlang.
Bei dem herrlichen Wetter ist dieser Spaziergang einfach nur wunderbar.
Die Innenstadt erreichen wir zunächst in Form der Kirche St. Alban, die sehr schön anzusehen ist mit ihrer Brücke und dem großzügigen Brunnen.
Auch von innen können wir sie besichtigen.
Danach geht es immer weiter geradeaus und dann sind wir auch auf dem Schlossplatz angekommen.
Schloss Amalienborg strahlt in der Sonne, allerdings ist die königliche Familie heute natürlich nicht hier, sondern in London bei der royalen Hochzeit.
Macht nichts, wir fotografieren dann halt eben die Wachposten, die mit ziemlich merkwürdiger Fellmütze und Machete herumstolzieren.
Kopenhagen gefällt uns, und vor allem gefällt uns das Wetter. Die Sonne scheint, es ist schön warm, so muss ein Hafentag sein.
Wir schauen uns diverse Kirchen an und bestaunen die überaus volle und heute mit südamerikanischen Tänzern überfüllte Haupteinkaufsstrafe Stroget.
Kopenhagen kann man problemlos zu Fuß erkunden, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind recht nah beieinander.
Einen Aufenthalt wert ist auf jeden Fall Nyhaven, der als Hafen zwar kaum Bedeutung hat, aber mit seinen wunderschönen Häusern sehr ansehnlich ist. Voll ist es hier, die Menschenschlangen ziehen sich lang vor den Anlegestellen der Kanalboote. Wir hatten auch erst überlegt, mit einem dieser Boote zu fahren, aber so viel kostbare Zeit mit Anstehen zu verbringen – nein, da laufen wir lieber weiter.
Zwischendurch treffen wir immer mal wieder auf Aida-Gäste, allerdings nicht allzu oft, da die Stadt heute seeeehr voll ist.
Wir erstehen Postkarten, kleine Andenken, und natürlich – Nele strahlt selig – eine Starbucks-Tasse.
Und dann beschließen wir, den „Ronde Turm“ hochzusteigen.
Hierbei handelt sich übrigens um das älteste funktionsfähige Obervatorium Europas und es gibt sogar einen Asteroiden, der nach dem Turm benannt ist.
Der Ronde Turm trägt seinen Namen zu recht, und was besonders schön ist:
Er kommt ganz ohne Treppen aus und der Aufgang ist sehr breit.
Nele freut sich, endlich mal kein enger Turm mit ewig vielen Treppenstufen.
Aus Gründen der Anonymisierung habe ich das folgende Foto ein wenig bearbeitet, man verzeihe mir meine nicht vorhandenen künstlerischen Fähigkeiten.
Aber Neles Grinsen habe ich ganz gut getroffen.
Oben angekommen werden wir mit einem tollen Blick über Kopenhagen belohnt.
Nach dem vielen Sightseeing sind wir etwas erschöpft und sind froh, als wir mehr durch Zufall am Eingang des Königlichen Parks bei Schloss Rosenborg vorbeikommen.
Das Schloss schließen wir direkt ins Herz, es hat zwei niedliche Türme und sieht so aus, wie man sich ein Schloss aus dem Märchenbuch vorstellt.
Der Park ist weitläufig, überall haben es sich Menschen im Gras gemütlich gemacht.
Nele breitet eine dünne Decke aus (ich habe ja schon erwähnt, dass sie immer alles dabei hat was man braucht, ein bisschen wie Mary Poppins) und wir lassen uns nieder.
Die Vögel zwitschern, die Sonne strahlt auf uns herab und Schloss Rosenborg ist völlig unbeeindruckt davon, wie malerisch es aussieht.
Ich bin mal wieder unglaublich dankbar, reisen und solche Augenblicke erleben zu dürfen.
Das ist ein großes Privileg, manchmal vergisst man das ja leider und hält es für ganz normal.
Ist es aber nicht.
Ich beschließe, dass dies der richtige Platz für meine Urlaubskarte ist.
Seit ein paar Jahren schreibe ich mir aus jedem Urlaub selbst eine Karte nach Hause, was vielleicht etwas merkwürdig klingt, für mich aber mittlerweile ein sehr schönes Ritual ist. Wenn ich nach dem Urlaub nach Hause komme und die Karte im Briefkasten finde, erinnere ich mich wieder an den Moment des Schreibens und habe ein Stück Urlaubsfeeling zu Hause.
Hinterher kommt die Karte natürlich ins Urlaubs-Fotoalbum (ja, ich oute mich, ich klebe immer noch ganz altmodisch Fotos in ein Album ein – mein kleiner Bruder würde jetzt sagen „Du bist echt voll 90er, Laura!“). Wann immer ich die Karte aus Kopenhagen betrachte, spüre ich die Sonne auf der Haut, höre das Zwitschern der Vögel und sehe die verspielten Türmchen von Schloss Rosenborg vor mir.
Aber genug der Nostalgie, irgendwann ist auch der schönste Ausflug einmal zu Ende.
Wir machen uns langsam wieder auf den Rückweg, vorbei am proppenvollen Nyhaven und zurück auf die Promenade.
Nele verknackst sich den Fuß, kommt zum Glück aber im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine.
Gegen 17 Uhr sind wir wieder auf dem Schiff.
Kopenhagen hat uns richtig gut gefallen.
Jetzt kommt die härteste Herausforderung des Urlaubs für Nele: Das Kofferpacken.
In Bezug auf Ordnung sind Nele und ich grundverschieden.
Ich habe noch nie verstanden, warum sie ihren Koffer am Ende einer Reise so überaus perfektionistisch packen muss.
Aber man muss ja auch nicht alles verstehen.
Ich verziehe mich eine Dreiviertelstunde lang in eine Kuschelmuschel auf Deck 11 und lese entspannt ein Buch.
Keine Ahnung was Nele jetzt auf der Kabine macht, aber es scheint Schwerstarbeit zu sein.
Dann kehre ich in die Kabine zurück, dusche und packe innerhalb von dreieinhalb Minuten meinen Koffer. Schön sieht er nicht aus, aber das kommt ja sowieso alles in die Wäsche.
Nun schnell aufs Deck, es ist kurz vor sieben.
Wir bekommen noch gerade so das Auslaufen mit und stoßen zum letzten Mal mit einem Auslauf-Cocktail an.
"Sail away, Sail away, Sail away..."
Hach, ist das schön.
Dann gehen wir zum letzten Mal Abendessen im Weite Welt Restaurant.
Das asiatische Essen zum selbst Zusammenstellen werde ich vermissen, das leckere Nachtischbuffet auch.
Und natürlich die netten Kellner, die immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen haben und nie um einen Scherz verlegen sind.
Mit einem von ihnen unterhalten wir uns länger, er ist schon viele Monate auf dem Schiff und vermisst seine Familie auf den Philippinen.
Das Geld, was er hier verdient, schickt er fast komplett in die Heimat und sorgt so dafür, dass die Familie versorgt wird.
Ich werde ein bisschen rot bei dem Gedanken, dass ich mich manchmal über so nebensächliche Dinge aufrege.
Was haben wir es doch gut.
Ich schaue Nele an, sie nickt mir zu.
Wir sind manchmal ein bisschen wie ein altes Ehepaar und verstehen uns auch hier ohne Worte.
Nach dem Essen ziehen wir uns kurz in der Kabine um – Jacken vor allem.
Denn um zwanzig nach neun steht die Farewell-Party auf dem Pooldeck an.
Dort ist es kalt, alle holen sich Decken.
Wir beobachten den letzten Sonnenuntergang auf unserer Reise, der noch einmal alles gibt.
Wir ergattern einen windgeschützten Platz vor der Pizzeria Mare, wo sich kurz darauf auch die gesamte Crew versammelt.
Und dann geht es los, Entertainment Managerin und General Managerin verabschieden uns mit einem Glas Sekt.
Die ganze Crew kommt unter großem Geklatsche auf die Bühne, alle springen einmal hoch und winken.
„Auf Aidasehen!“ ruft die Crew, und wir sind etwas wehmütig, dass unsere Reise nun ein Ende nimmt.
Den letzten Cocktail unserer Reise nehmen wir an der BellaBar zu uns.
Dort sitzen heute Abend recht merkwürdige Gestalten, zum Beispiel Ingrid und Walter, die sich bei dem Barkeeper über ihren Gin beschweren.
Was genau an dem Gin falsch sein soll verstehen wir nicht, beneiden den Barkeeper aber nicht um die Diskussion.
Wir kommen mit netten Mitreisenden ins Gespräch und haben Spaß, und um kurz vor Mitternacht machen wir uns dann auf in Richtung Kabine.
Die Koffer werden final gepackt und vor die Tür gestellt, der Urlaub ist fast vorbei.
Gute Nacht.
Es war eine richtig schöne Woche mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen.
Traumhafte Sonnenuntergänge, faszinierende Städte, lustige und interessante Begegnungen mit Menschen, eine motivierte Crew und ein Schiff, auf dem wir uns richtig wohlgefühlt haben.
Am nächsten Tag legen wir wieder in Kiel an und machen uns auf den Weg in die Heimat.
Nele und ich fangen in Gedanken schon an, unsere nächste Reise im Jahr 2020 zu planen.
Ob es wieder aufs Schiff gehen wird, oder doch ein Roadtrip?
Mal schauen.
Nach der Reise ist vor der Reise!
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