Suezkanalpassage
Wir werden wach und ich zweifle, ob die uns überhaupt im Konvoi mitgenommen haben. Ich höre und merke so gar nichts davon. Doch Vorhang beiseite und ich sehe ein nahes langsam vorbeiziehendes Ufer. Wir sind drin!
Raus und der erste Blick nach vorn. In der Ferne sehe ich diese einzige Brücke über den Kanal und hinter uns ein Riesen-Containerschiff.
Zwar noch verklärt im leichten Dunst, aber ich errechne mindestens 5000 Container. Na dann halt aber mal Abstand. Weiß nicht wieviel Knautschzone die Bella mir bietet. Ich habe mich hier ja fast beim Heck eingerichtet. Aber der Abstand ist reichlich. Damals in der Schleuse von Panamakanal konnte ich dem Matrosen vom Containerschiff hinter uns ja fast die Pfote reichen.
07:00 Uhr, ich ziehe noch kurz den Ty mit dem kleinen Tiger aus den Federn und ab jetzt beziehen wir Beobachtungsposten auf dem Balkon. Nichts will ich von dem Spektakel verpassen. KM-Stein 30 zieht gerade vorbei. Erst KM 162,5 markiert das Ende. Bis etwa 15:00 Uhr werden wir jetzt ohne jegliche Nahrung ausharren. Unsere Leute jetzt nicht so…
16 Schiffe sind wir und die Bella wohl ziemlich weit vorne. Der Abstand untereinander ist aber tatsächlich so groß, dass ich vom Heck aus höchstens immer 1 oder 2 Schiffe vor und auch hinter uns sehe.
In kurzen Abständen von wohl höchstens 500m stehen am Ufer Wachtürme/Wachposten und die sind eigentlich auch alle besetzt.
Der Kanal wird zu beiden Seiten geschützt. Einmal sehe ich jetzt auch, wie sie von einem Kasernengelände aus auf Kommando nach draußen laufen und in Erdlöcher springen. Eine Übung also. Alles scheint sicher, die Teddys können sich entspannt zurücklehnen.
Lange Mauern schirmen selbst mitten durch die Sinai-Wüste, die an der Backbordseite vorbeizieht, den Kanal ab.
Sogar Soldaten mit einem Metalldetektor sehe ich auf der Bahntrasse laufen. Diese läuft in diesem Abschnitt noch am Ufer entlang und mit großem Signalgetöse kündigen sie sich von weitem die Züge an.
Das fand ich damals schon so klasse, als ich von Süd nach Nord hier runtergefahren bin. Ja, der Teddy hat sich jetzt nicht verschrieben. Beim Suezkanal fährt man von Süd nach Nord tatsächlich runter. Die Kilometrierung läuft nämlich von Nord nach Süd. Auch der Ty bestätigt dem verwunderten Tiger: Wir fahren gerade den Kanal rauf.
Und so erreichen wir jetzt die einzige Brücke.
Die "Friedensbrücke", etwa 70 m Durchfahrtshöhe, -und die Perspektive täuscht...
-es passt...
Es gibt ansonsten Fähren
und für den Ernstfall sind für das Militär am Ufer immer mal wieder Pontons gelagert. Nicht immer bin ich mir vom optischen Eindruck her sicher, ob die dann auch noch schwimmen.
Früher gab es statt der großen Brücke die wir vor einiger Zeit passiert haben, eine Schwenkbrücke. Ob die noch funktioniert, dass weiß ich nicht. Aber es wird gerade dran gearbeitet. Hoffentlich nicht nur zur Schrottausbeute…
Was jetzt einzig nervt, das sind die vielen ägyptischen Fliegen, welche zur Begrüßung intensiven Körperkontakt suchen. Also wenn das wirklich klappt, nächstes Jahr mit der Transmauritius, dann nehme ich ne Fliegenklatsche mit.
Den vielen Fischern, die hier in ihren kleinen Booten mit Angeln und Netzen ihr Glück versuchen, geht es offenbar wie dem Träger. Ich sehe nicht einmal, dass da auch nur irgendetwas Fischartiges aus dem Wasser geholt wird. Leider müssen die davon leben…
Der Rest der Bevölkerung scheint hier beim Kanal entweder beim Militär zu sein, oder aber sie sind beim Bau. Hier wird überall noch, quasi mitten in der Wüste, gebuddelt und gebaggert. Der Tiger fragt, ob die die Wüste wohl leerbuddeln wollen…, wenn mitten in der Wüste der Sand von A nach B gefahren wird.
Aber die werden schon wissen schon was sie tun. Der Kanal ist ja auch nicht von selbst so entstanden.
Und neben dem Profit hat man sich ne Menge Arbeit damit eingehandelt...
Zur einen Seite meist nur die karge Sinai-Wüste,
gibt es auf der anderen Seite immer wieder interessante, abwechslungsreichen Details und manchmal sogar Ortschaften zu entdecken.
Und obwohl wir nur eines von 15000 Schiffen sind die hier im Jahr durchfahren, scheinen hier insbesondere jetzt zu uns alle freundlich zu sein. Was so ein Kussmund doch ausmacht. Denke mal dass es daran liegt. Will ausnahmsweise mal nicht so vermessen sein, dass die Teddys gemeint sind. Sie pfeifen und grölen jedenfalls unverständliches Zeug zu uns rüber. Ich denke mal, dass das freundlich gemeint ist, denn viele winken auch dabei.
Bei den Ferngläsern scheint allerdings keine 1:1 Ausstattung gegeben zu sein. Ich sehe 4 Soldaten, die sich plötzlich um ein Glas streiten.
Der Blick geht an eine bestimmte, offenbar interessante Stelle des Schiffes. Denke nicht dass da Technikinteresse zu diesem Streit geführt hat. Teddy hat da so eine Ahnung… Zu uns geht der Blick jedenfalls nicht. Die Teddymädchen sind weiterhin züchtig angezogen, - auch bei jetzt 28,5 Grad.
-- Fortsetzung --
Im nächsten Teil erreichen wir den Bittersee. Früher eine große Wartezone für den Begegnungsverkehr, haben hier heute wieder die Fischer und Flamingos die Oberhand. Man hat umorganisiert, den Kanal ausgebaut, geht "neue Wege"...
Und dann kündigt nicht nur der Muezzinruf an, -wir erreichen das orientalische Meer. Und "Land in Sicht" wird für 5 Tage zur Nebensache...