5. Dezember 2021, Gran Canaria – 22 Grad, leicht bewölkt
Womit soll ich anfangen zu berichten? Am Besten von den Tagen vor der Anreise zur Mar. Also, ich habe mir eine Check-Liste gemacht, was alles anliegt. Ganz wichtig und oben auf der Liste: Einreiseformular für Spanien ist frühstens 72 Stunden vorher zu erledigen - abgehakt. Der kleine Kasten mit den vielen Punkten, sprich Qr-code, kam ziemlich bald per Mail und so konnte ich das Papier schon mal ausdrucken. Ich brauche was in der Hand zum Vorzeigen am Flughafen. Kontrolle der Apps auf dem Handy, ob alle Impfzertifikate von uns vorhanden sind – abgehakt. Zur Vorsicht haben wir auf unseren Handys die Daten gegenseitig abgespeichert. Man hört von kuriosen Vorkommnissen, dass sich ein Handy plötzlich verabschiedet, verschwindet und sogar im Klo unabsichtlich versenkt wurde. Neee, können wir nicht brauchen und wie gesagt, doppelt ist sicherer.
Am Samstag standen wir bei eisiger Kälte fast 1 ½ Stunden beim kostenlosen Bürgertest an, für den erforderlichen Corona-Schnelltest – da gab es einen Ausdruck, auch in englischer Sprache – also abgehakt. Mannomann, vor Corona war vieles unkomplizierter, aber sich jetzt darüber aufregen, bringt niemanden was. Regeln sind dazu da, eingehalten zu werden oder?
Koffer? Meiner war, im Gegensatz zum Koffer meines Mannes, am Freitag noch nicht gepackt, das erledige ich nach dem Schnelltest am Samstag, war mein Plan. Letzter Drücker sozusagen. Egal, wenn ich was vergessen habe, ist es eben so. Wenn mein Mann sich etwas belustigt über mich, nennt er mich immer „Schatzi“ und so sagt er gegen Samstagmittag: „Schatzi, wenn du so viel einpackst, könnte der Koffer zu schwer werden!“ „Ja mein Hasi“, kontere ich zurück „das Übergewicht kommt dann in deinen Koffer“. Und schon sind wir am lachen. Normalerweise reden wir uns mit Vornamen an und gebrauchen die Kosenamen nur in Ausnahmefällen. Ich freue mich, endlich für eine Weile die Wintersachen ablegen zu können. Barfuß in ein paar Sandaletten zu schlüpfen, ist schon der halbe Sommer für mich. Koffer zu – Kabinennummer dran, abgehakt.
Das restliche Brot wurde zu Stullen verarbeitet, denn der Wecker klingelte Sonntag früh um 2 Uhr. Eigentlich hätten wir gar nicht ins Bett gehen brauchen, aber erstaunlicherweise haben wir beide doch gute zwei Stunden geschlafen. Ein letzter kontrollierender Blick in die Reisetasche, alles dabei: Ausweise, die Ausdrucke, die Reiseunterlagen und die Powerbank für mein Handy, alles ist da. Rasch geduscht, eine Tasse Kaffee getrunken, Koffer geschnappt und schon sitzen wir in der Taxe, die uns zum Flughafen bringt.
Welch ein Segen, keine Gedränge beim Check-In-Schalter der Fluggesellschaft. Wer fliegt jetzt auch schon so früh in den Urlaub? Das Koffergewicht lässt noch Spiel für ein paar Einkäufe während der Reise und so können wir noch genüsslich unsere Stullen essen und igitt, ein Wasser dazu trinken. Das nette Café hat leider noch nicht geöffnet. Ach, fällt mir ein, heute ist ja der 2. Advent. Irgendwie ist diese Vorweihnachtszeit an mir vorbeigerauscht dieses Jahr.
Die meisten der Passagiere sind gleich zum Gate marschiert und wir tun es auch. Diszipliniert tragen 99 Prozent der Leute die vorgeschriebenen Masken korrekt und nicht als Schnupfenbremse unter der Nase. Ich hatte uns vorweg Plätze im Flieger reserviert und so freue mich schon auf den Sonnenaufgang unterwegs. Die Maschine ist gerade mal mit 30 Prozent an Passagieren besetzt und wir haben niemanden vor und hinter uns. Die vier Stunden Flug sind angenehm, wir dösen etwas und als ich wach werde, ist der Himmel rosafarben.
Unter uns erkenne ich die Küste von Gran Canaria und schon setzen die Reifen auf und wir sind angekommen. Auf das Gepäck müssen wir nicht lange warten und die Kontrolle der erforderlichen Unterlagen – Impfnachweise und Einreiseformular - ist schnell erledigt und draußen werden wir mit freundlichen Worten empfangen. Leute, ganz ehrlich, ich gebe zu, dieser Moment hat mir so lange gefehlt. „Herzlichen Willkommen …“
Der Flughafen liegt rund 30 Minuten vom Hafen entfernt, ich mache ein paar Schnappschüsse unterwegs und schon erreichen wir die Av. De Canarias, wo die Mar im Hafen liegt.
Normalerweise geht es dann gleich zum Check-In und rauf auf das Schiff. In Coronazeiten läuft es anders. Erstmal müssen alle Passagiere einen PCR-Test machen, was ich persönlich vorbildlich finde. Auch wenn diese Bohrerei in der Nase nicht sehr angenehm ist. Dann gehen wir sofort – ohne Umweg – direkt auf die Kabine und verharren dort 90 Minuten. Wenn das Telefon in dieser Zeit nicht klingelt, ist der Test negativ – also positiv für uns, wir dürfen an Bord bleiben. Ich studiere das Faltblatt „AIDA Heute“, um zu sehen, was heute noch geboten wird. Alles eigentlich wie gehabt, am Abend, 22.15 Uhr „Wellcome an Bord“ auf dem Pooldeck. Die Kabinenpost wird kurz gesichtet. Ich rufe die 5000 an und bestätige meinen Sushi-Workshop morgen und auch unseren Abend im Rossini. Allein schon auf der kleinen Bank zu sitzen, ist wunderschön.
Das Gepäck ist noch nicht da, also schlafen wir ein Stündchen und dann entscheiden wir, es wird sich bewegt. Rettungsweste aus dem Schrank holen, wir begeben uns zum Sammelpunkt für die Seenotrettungsübung. In kleinen Gruppen werden aktuell die Passagiere in die Sicherheitsvorkehrungen eingewiesen und ruckdiezuck ist das Prozedere vorbei. Mir gefällt es so besser, denn es gibt keine Gedränge in den Treppenaufgängen, die Passagiere müssen auf keine Schlafmützen warten …
Kurzer
Blick auf die Uhr. Unsere Freunde sind inzwischen auch gelandet und
wir treffen uns später rechtzeitig zur ersten innerlichen
Desinfektion. Mein lieber Mann möchte noch etwas bummeln und so
gehen wir an Land, streifen ein wenig im Hafen herum.
An das
riesige Einkaufszentrum kann ich mich gut erinnern. Diesmal begnügen
wir uns mit einem Blick auf die Fassade und genießen die frische
Luft. Der Himmel bezieht sich etwas und von der erträumten Wärme
ist nicht viel zu spüren. In einer Woche werden den Busbahnhof aufsuchen, der unter dem großen Sonnensegel zu finden ist. Wir werden eine Busfahrt machen ... auf den Spuren der Vergangenheit - unserer Vergangenheit.
Ich bin froh um meine Jacke, als wir an der OCEAN-Bar eintreffen. Unsere Freunde sind schon da und es gibt ein frohes Wiedersehen, nach Monaten.
An der Bar dürfen wir uns demaskieren und stoßen auf unsere gemeinsame Reise an.
Super war es, dass man sich eine Wolldecke holen konnte, wenn man wollte – so bleibt alles schön warm. Das Barteam ist gut gelaunt, ich hätte so gerne ihre Gesichter gesehen. Aber wenn man genau hinschaut, die Augen sprechen für sich ... Die haben meine große Hochachtung, denn sie müssen die ganze Zeit, während sie arbeiten, mit der Maske herumlaufen.
Die
Sonne geht unter und der Hunger meldet sich.
Der obligatorische Wellcomesekt wird nicht später auf dem Pooldeck ausgegeben, sondern drängelfrei im Restaurant serviert. Ich muss schon sagen, es hat eine Menge organisatorische Aktionen im Vorfeld gegeben. Schließlich haben wir auch besondere Zustände gerade. Okay, aber darüber werden wir während der Reise nicht viel sprechen. Zwei Wochen einfach nur mal Luft holen, abschalten, Energie tanken und die Zeit genießen. Dafür bin ich sehr dankbar. Übrigens ist es gerade so an Bord, dass die großen runden Tische nur für 4 Personen gedeckt sind, sprich zusammengehörende Personen können dort sitzen. Die 4er-Tische sind für 2 Personen gedeckt – ausreichend Abstand ist gewährleistet. Setzen darf man sich, wenn auf dem Tisch eine Karte auf der grünen Seite mit einem Haken liegt. Das bedeutet, der Tisch ist desinfiziert. Liegt die Karte auf der Seite mit dem X, kann man sich nicht setzen. Simples System, aber gut durchdacht. Tischecken gibt es keine, ist dem Fall auch hygienischer und der Besteckständer ist auch verschwunden. Fein säuberlich verpackt liegt das Besteck in einer Serviette auf der Tischplatte. Und zum Essen, ich fand alles lecker ... und hier an Bord kann ich auch die Sachen essen, die mein Mann nicht mag und ich deshalb zu Hause nicht koche. Wie zum Beispiel Lamm und Leber ... Wenn sowas auf meinem Teller liegt, beginnt der erste Satz immer mit : "Schatzi, geküsst wird später!" Mehr muss ich jetzt nicht dazu sagen. Und zur Desinfektion der Hände am Eingang zu den Restaurants möchte ich kurz erwähnen: es wird kontrolliert. Freundlich Crewmitglieder mit Sprayflaschen stehen bereit und erledigen das zusätzlich zu den Ständern, falls mehrere Passagiere gleichzeitig hineinstürmen.
Auf dem Boden sind Pfeile aufgeklebt, in welcher Richtung man an den Auslagen vorbeigehen kann. Klappt ganz gut, bis auf ein paar, die gegen die Richtung „schwimmen“. Da aber alle Maske tragen, ist es noch akzeptabel. Und wenn jemand im Hungergefühl mal ohne Maske losrennt, ich gleich ein Mitarbeiter da und erinnert die Leute dran. Am Tisch kann man die Maske absetzen …. wäre sonst schwierig mit der Nahrungsaufnahme.
Pünktlich
sind wir auf dem Pooldeck, um den Kapitän zu sehen. Das Schiff legt
aus welchem Grund auch immer, nicht um 22 Uhr ab. Also kein erstes
„Sail away“ und kein dreimaliges Tut Tut Tut des Schiffshorns zu
hören. DJ Criss sorgt anschließend noch für etwas Stimmung auf dem
Pooldeck, aber es ist nicht viel los. Wahrscheinlich sind die Leute
alle etwas müde von der Anreise.
Uns ist
es jetzt eher nach Gemütlich und wir verziehen uns an die Poolbar.
Auf vielen Reisen haben wir gerne dort Platz genommen. Es ist nicht
so laut dort, man kann sich unterhalten und es ist ein
windgeschützter Platz. Und, was ich an dieser Bar sehr schätze, es
ist ein guter Ort, um sich auch mit Freunden zu treffen.
Lange
bleiben wir nicht, denn wenn wir ehrlich sind, wir sind echt müde. Aber vorher wird noch eine kleine Runde über die Decks gelaufen. In der Anytime-Bar ist nichts los, Musik spielt ... die Leute sitzen noch draußen in Decken gehüllt.
Auf dem Weg zur Kabine bewundere ich die Schönheit im Treppenaufgang
und dann heißt es, noch ein wenig Koffer auspacken und ab ins Bett. Zum Glück, morgen können wir ausschlafen, Seetag. Na ja, geht es mir durch den Kopf, bis 9 Uhr sollten wir aber schon hübsch gemacht sein, sonst wird es nichts mit dem Frühstück im Buffalo. Mein Mann murmelt was vor sich hin und macht sein Licht aus. Gute Nacht.