25. Mai 2010 - Oslo
Ich schlich mich vorsichtig aus der Kabine. Ein herrlicher, aber auch kühler Morgen.
Glücklicherweise war ich früh wach, sonst hätte ich die märchenhafte Landschaft des Oslo-Fjords verpasst.
Der Blick auf‘s Schraubenwasser wirkte wie bereits am Tag zuvor entspannend. Ohne spürbare Schiffsbewegung glitt die Cara der norwegischen Hauptstadt Oslo entgegen. Auch das war eine Premiere für uns. Bisher ging es immer nur gen Süden. Ich musste mich von dem Anblick losreißen, Trödeln war heute nicht. Oslo wartete auf uns. Vorher stärkten wir uns mit Kaffee und leckerem Frühstück. Entspannt war anders. Gefühlt suchten alle Gäste die Restaurants zeitgleich auf.
Die Fassade der Oper wurde fast ausschließlich aus weißem italienischen Carrara-Marmor gebaut. Für mich sah es aus wie frisch gefallener Schnee. Das Gebäude war bereits vom Schiff gut zu erkennen. Es soll an einen treibenden Eisberg erinnern. Da wollten wir lieber nicht drüber nachdenken. Eine weitere Premiere wartete auf uns, nämlich der erste Landgang. Den Ausflug hatten wir bereits vor der Reise ausgesucht und gebucht, die leuchtend orangefarbenen Tickets lagen bei unserer Ankunft in der Kabine. Wir begaben uns zu dem dort angegebenen Treffpunkt auf dem Schiff. Kurze Vollständigkeitskontrolle, und los ging‘s. Ein Scout vorneweg, wir folgten wie die Lemminge und gingen gemeinsam zum Bus. Bis zu jenem Moment, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte glaubte ich, den Seegang gut überstanden zu haben. Ähnlich einem Zustand von Trunkenheit hatte ich Mühe, mich unauffällig fortzubewegen. Ohne erkennbaren äußeren Einfluss schwankte der Boden, und zwar ziemlich heftig. Erst nachdem der Bus einige Kurven gefahren ist ging es mir langsam wieder besser. Was war das denn für ein Anfall? Landkrank? Gibt es so was?
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Zunächst war die Holmenkollen-Sprungschanze unser Ziel. Bei diesem Stopp hatten wir eine schöne Aussicht auf Oslo, den Fjord und die Umgebung. Nicht nur das, wir hatten auch genau die Sicht, die die Sportler neben der Anlaufspur haben, wenn sie sich zum Absprung bereit machen. Eine enorme Höhe, von der sich die Athleten wie Adler in die Lüfte erheben.
Unsere Busfahrt führte durch das Stadtzentrum, vorbei am Parlamentsgebäude, der Universität, dem Theater und dem Schloss. Fotos davon gibt es leider nicht. Einer von vielen Anfängerfehlern, ich habe daraus gelernt. Heute ist die Kamera fast immer griffbereit. Damals war das noch anders.
Beim Schreiben gehen meine Gedanken in eine ganz andere Richtung. Gut ein Jahr nach unserem Besuch hat der Rechtsradikale Anders Behring Breivik zunächst eine selbst gebaute Autobombe in der Innenstadt gezündet. Sind wir damals dort entlang gefahren? Ich weiß es nicht. Mehrere Menschen wurden durch die Explosion getötet. Anschließend richtete Breivik auf der Insel Utøya ein Blutbad an. Ein Anschlag, der mich (und vermutlich auch alle Blog-Leser hier) nach über 10 Jahren immer noch fassungslos macht.
Zurück auf dem Schiff erfuhren wir von dem nächsten dummen Anfängerfehler. Ängstlich und skeptisch wie wir vor der Reise waren, hatten wir nur diesen einen Ausflug gebucht. Erst Abwarten war unsere Devise, ob das mit den Tickets klappt, wie das so mit der Organisation läuft und wie uns die Tour gefällt. Nun, unser Misstrauen wurde bestraft, für uns war kein passender Ausflug in Kopenhagen mehr verfügbar. Ein Besuch bei der Meerjungfrau sollte unbedingt im Programm integriert sein. Die Scoutine tröstete uns und meinte, die Meerjungfrau ist fußläufig zu erreichen, ganz einfach nur am Ufer entlang gehen.
Aber auch Schönes passierte in Oslo. Wenige Stunden bevor das erste Halbfinale des 55. Eurovision Song Contest begann verließen wir Oslo. Beim Finale waren wir schon wieder zu Haus und konnten am Fernseher miterleben, wie Lena Meyer-Landrut den Gesangswettbewerb gewann.
26.05.2010 – Kopenhagen
Einen Wecker brauchten wir heute nicht. Wir hatten mehr Zeit als erwartet. Ausschlafen war dennoch nicht möglich. Die Cara weckte uns geräuschvoll beim Anlegen. Für ein gemütliches Frühstück war reichlich Zeit.
Von einem Flyer namens „Hafeninfo“, der bei der Rezeption zum Mitnehmen bereit lag, wussten wir nichts. Smartphones waren zu der Zeit auch nicht üblich, falls es die überhaupt schon gab. Also zogen wir los und machten Kopenhagen unsicher. Wir sollten immer am Wasser entlang gehen, so der Tipp der Scoutine. Gut, machten wir. Eine Meerjungfrau sahen wir nicht. Uns kamen Gäste vom Schiff entgegen. Prima Sache, diese Schlüsselbänder. So kann man andere Gäste an Land schnell erkennen. Wir blieben lieber unerkannt und nutzten die Bänder nur an Bord. Meine Freundin sprach das Ehepaar freundlich an und erkundigte sich nach dem Weg. Beide ballten das Gesicht zur Faust, sagten mürrisch „Die ist weg“ und gingen weiter. Noch ein Schlüsselband, also noch ein Versuch. Diesmal war ich dran mit fragen. Hier lautete die Empfehlung, dass wir uns den Weg sparen können. Taten wir dann auch und folgten dem Weg, den die meisten Menschen einschlugen. So erreichten wir das Schloss Amalienborg. Es kam noch besser, gleich begann die Wachablösung.
Ein nettes Eiscafé hatten wir später auch entdeckt und schon war die Meerjungfrau vergessen. Nach Kopenhagen kommt man sicher noch einmal und sie wird schon nicht davon schwimmen.
Wieder auf dem Schiff spielten wir die Wachablösung nach. Zunächst packte meine Freundin ihren Koffer. Ich nutzte diese letzte Gelegenheit und ging auf „unser“ kleines Sonnendeck. Auch wieder genau zur richtigen Zeit.
Die Sicht hätte besser sein können, aber die Öresundbrücke war zu erkennen. Sie verbindet Kopenhagen mit Malmö. Ob ich wollte oder nicht, dann wurde ich zur Wachablösung aufgefordert.
Ein letztes Abendessen. Haben wir zu Beginn der Reise schon gestaunt, dieses mal staunten wir noch mehr. Gab es tatsächlich Hummer? Ja, gab es. Toll, auch wenn es eine Pfingstreise war, das hatten wir nicht erwartet. Was mag es dann erst zu Weihnachten geben. Auch die Dekoration war sensationell. Was man aus Obst und Gemüse alles zaubern kann! Oder war es eine gut gemachte künstliche Attrappe? Ich weiß, es gehört sich nicht. Aber konnte nicht anders, ich musste es tun. Ich musste eines dieser Kunstwerke mit den Fingern berühren. Oh, die waren echt! Und ich hatte wieder keinen Fotoapparat dabei.
Ein Höhepunkt erwartete uns am Abend im Theater. Kapitän Sven Gärtner verabschiedete sich von den Gästen und gab uns noch gut gemeinte Hinweise auf den Weg mit. Mögen wir doch bitte bei unseren Reiseerzählungen daran denken, dass die Beaufort-Skala nur in 12 Windstärken aufgeteilt ist. Die 12 hatten wir erlebt, aber mehr geht nicht. Auch ein Highlight für die Frühaufsteher kündigte er an. Man sollte unbedingt vor dem Einlaufen pünktlich an Deck sein. Wie so oft auf dieser Reise, wir waren schon wieder ahnungslos. Vielleicht gibt es ein leckeres Pool-Frühstück.
Nach der Ansprache folgte die Farewell-Show „Best of Motown“. Tolle Musik. Motown, das sind Titel wie "Dancing In The Streets", "My Guy", "ABC", "Papa Was A Rolling Stone und "Heard It Through The Grapevine" (Danke khimmi).
Auf die anschließende Poolparty verzichteten wir. Wir hatten es uns stattdessen in der Aida-Bar bei einem Gläschen (pssst, nicht weitersagen ….. es waren etwas mehr) gemütlich gemacht und kannten nur ein Thema: Dieser Kurzurlaub. Wir vergaßen die Zeit.
Bevor es ins Bett ging habe ich noch den Wecker gestellt und den Fotoapparat bereit gelegt.
Es wurde eine kurze Nacht.
Fortsetzung folgt…………
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