Auf zur 2. Kreuzfahrt und zum 2. mal mit der AIDAcara.
Dass es außer Premium noch weitere Tarife gibt, dass erfuhren wir auf unser ersten Reise von Tischnachbarn. Die Frage war damals eigentlich harmlos. „Wie sind sie denn mit ihrer zugeteilten Kabine zufrieden?“. Zugeteilte Kabine? Was folgte war ein „Beratungsgespräch“, wie ich es mir vom Reisebüro gewünscht hätte. Auch wenn es künftig nur eine Kurzreise im Jahr wird, bei dem Reisebüro wollte ich mich „bedanken“, indem ich dort nicht mehr buchte. Bereits einen Monat später setzte ich diesen Vorsatz in die Tat um. Mal eben im Internet ein paar Felder ausfüllen und dann mit dem Mauszeiger auf den großen grünen Button klicken. Geschafft!
Aber der Reihe nach. Die Sache mit nur einer Kurzreise im Jahr ging so nicht! Nicht, wenn man infiziert ist. Der eigentlich große Bekanntenkreis schüttelte beim Thema Kreuzfahrt vehement mit dem Kopf. Wie sollte ich mir da Linderung verschaffen? In mir reifte ein Plan, zwar sehr zögerlich, aber die Idee ließ mich nicht los.
Ich musste ein neues Experiment wagen!
Nach reiflicher Überlegung war es passiert, eine Reise war gebucht. Wie einfach das doch im Internet geht, und wie verführerisch das ist! Zwischen Buchung und Buchungsbestätigung lagen 3 Tage Bedenkzeit. 3 Tage mit Zweifeln, ob ich da tatsächlich das Richtige tue. Ich sagte mir, für nur 3 Tage wird es schon irgendwie gehen. Dann war die Frist abgelaufen und eine Kabine automatisch fest gebucht – für mich ganz allein. Die Zeit nach der Buchung war nicht weniger aufregend wie jene im Mai, kurz vor der ersten Fahrt.
27.08.2010 - Kiel
So kam es, dass ich mich ohne Begleitung auf den Weg nach Kiel gemacht habe. Diesmal waren die Bedenken ganz anderer Art. Allein auf dem Schiff, wie komme ich wohl mit dieser Situation zurecht? Ich gehe nicht einmal allein in ein Restaurant oder Café.
Die Bahnfahrt verlief problemlos, der Weg zum Schiff war einfach und die Abläufe beim Checkin kannte ich. Dann stand ich wieder vor ihr, vor der immer noch riesigen AIDAcara. Auf den Tag genau vor 3 Monaten hatte ich genau in diesem Hafen das schwimmende Hotel verlassen. Hätte ich da schon geahnt, dass es ein baldiges Wiedersehen gibt, ich wäre nicht so traurig gewesen.
Ich wohnte wieder auf Deck 7, diesmal nur nah am Bug. Die Einrichtung war identisch. Es gab nur einen Unterschied, das zweite Bett war als Sofa hergerichtet. Richtig gemütlich. Ich fühlte mich sofort willkommen und zu Hause.
Dann kann es losgehen, das Experiment „Kreuzfahrt allein“.
Zum Auslaufen hatte ich meinen "Stammplatz", dem kleinen Sonnendeck auf Deck 7 eingenommen.
Das Essen war wieder Top! Überrascht hatte mich, dass die hübsche Dekoration wieder da war. Toll! Wir hatten gedacht, so etwas gäbe es nur an Feiertagen. Das Tagesprogramm war im Prinzip dasselbe, also Sektbuffet, Begrüßung, Sailaway-Show „Earth, Wind & Fire“, Poolparty und Lasershow.
Sektbuffet, da war doch was. Auf der ersten Reise war es plötzlich verschwunden. Diesmal ließ ich es nicht aus den Augen. Kurz danach traute ich meinen Augen nicht. Ich konnte nur denken: Amazonas! Man sagt, dass ein Stück blutiges Fleisch (oder ein verletztes Lebewesen) ausreicht, um Hunderte von ihnen wie aus dem Nichts anzulocken. Die Skelettierung dauert nur wenige Minuten und dann sind die nur ca. 15 cm großen Fische ebenso schnell wieder verschwunden. Genau das passierte dem Sektbuffet! Ich spielte ganz schnell Piranha um herauszufinden, was da so lecker ist, dass es eine derartige Massenbewegung auslöst. Mein Fazit, ganz ok, kann man trinken. Man kann es aber auch lassen. Vermutlich war der Preis ausschlaggebend und nicht der Geschmack. Nun gut, bei der nächsten Reise werde ich wohl nicht wieder zum Fisch mutieren.
Die Show habe ich mir gern noch einmal angesehen, aber dann war Feierabend. Der Tag war ziemlich anstrengend.
28.08.2010 – Göteborg
Mein Vormittagsplan war heute schlicht und einfach Erholung. Ein gemütliches Frühstück, lesen auf dem Pooldeck, die Fahrt durch die Schären vor Göteborg genießen, mehr nicht. Gegen Mittag legten wir an. Mir fehlte ehrlich gesagt der entspannte Seetag, daher bin ich an Bord geblieben. Meine Entdeckungstour fand auf dem Schiff statt. Man soll es kaum für möglich halten, aber ich habe tatsächlich noch öffentliche Bereiche auf dem Schiff entdeckt, die uns bei der ersten Fahrt verborgen geblieben waren. Außer der Verabschiedung der Cara durch eine örtliche Musikkapelle ist an diesem Tag nichts erwähnenswertes mehr passiert.
29.08.2010 – Kopenhagen
Aus Schaden wird man klug. Den Ausflug „Kopenhagen auf einen Blick“ hatte ich schon von zu Haus aus gebucht.
Die Fahrt führte am Rathaus, dem Tivoli, Nyhavn und Schloss Rosenborg entlang.
Auch dem Gefion Brunnen haben wir einen Besuch abgestattet. Er zeigt die Göttin Gefion und ihre vier Söhne, die in Ochsen verwandelt wurden. Das Schloss Amalienborg, dem Wohnsitz der königlichen Familie haben wir von außen besichtigt.
Der letzte Stopp auf diesem Ausflug war bei der kleinen Meerjungfrau. Ihr erinnert euch, auf der ersten Reise haben sie einige Gäste unabhängig voneinander nicht finden können. Mir ging die Sache einfach nicht aus dem Kopf. Wie kann man eine 175 kg schwere Jungfrau nicht finden? „Nach Kopenhagen kommt man sicher noch einmal und sie wird schon nicht davon schwimmen.“ Dieses Zitat spiegelte unsere Gedanken Ende Mai wider. Sie war auch nicht davon geschwommen, sondern davon geflogen! Einmal um die halbe Welt bis nach Shanghai. Anstelle der kleinen Meerjungfrau erwartete uns ein großer Monitor, auf dem ein Live-Bild der Dame von der Expo übertragen wurde. Die Weltausstellung fand vom 1. Mai bis 31. Oktober 2010 unter dem Motto „Eine bessere Stadt, ein besseres Leben“ statt. Na ganz toll. Wir konnten also gucken wie andere gucken. Auf ein Foto habe ich verzichtet. Obwohl sie zu den kleinsten Wahrzeichen der Welt gehört, hatte die kleine Meerjungfrau bisher ein sehr bewegtes Leben. Sie wurde öfter das Opfer von Vandalismus, u.a. wurde ihr zweimal der Kopf und einmal ein Arm abgesägt. Auch von ihrem Felsen wurde sie gestürzt und Farbanschläge musste sie auch über sich ergehen lassen.
Schon früher waren meine Landurlaube immer von Pleiten, Pech und Pannen begleitet. Sollte sich das auf Kreuzfahrten fortsetzen? Erst der Orkan im Skagerrak, jetzt die verreiste Mehrjungfrau. Alles in allem war es ein sehr schöner Ausflug mit einem unerwarteten Ende.
Zurück auf dem Schiff habe ich noch ein paar Sonnenstrahlen genossen und dann die wenigen Sachen in den kleinen Koffer gepackt.
Beim Abendessen gab es tatsächlich wieder Hummer. Einfach so, ohne Feiertag. Auch der Rest des Abendprogramms war gleich, nur der Kapitän war Detlef Harms und nicht Sven Gärtner. Die Namen schreibe ich immer auf die Bordkarte. Erinnert hätte ich mich an beide nicht. Es wurde auch wieder die Motown-Show aufgeführt. Klasse, dass ich sie noch einmal sehen durfte.
30.08.2010 – Kiel
Die Cara ist zurück in Kiel, Zeit für ein Fazit.
Allein reisen hat Vor- und Nachteile. Ein ganz großer Vorteil ist die Kabine. Keine Absprachen, wer an den Schrank oder ins Bad gehen darf. Kein schlechtes Gewissen, wenn man schon früh aufsteht. Man kann abends noch ein paar Seiten lesen ohne mit dem Licht zu stören. Kein Schleichen, wenn man nachts raus muss. Durch die kleine Umgestaltung ist aus einer zweckmäßigen kleinen Kabine ein gemütlicher Raum geworden. Dafür bezahle ich gern 20 % Aufschlag. Dank der beiden Buffetrestaurants bin ich auch nicht verhungert. Ich käme allerdings nie auf die Idee, mich allein im Rossini bedienen zu lassen.
Andererseits ist natürlich Niemand da, mit dem man sich über das Erlebte austauschen kann.
Dennoch, allein reisen ist zwar gewöhnungsbedürftig aber durchaus machbar.
Wo mich die Cara bei der nächsten Reise hinführt verrate ich im nächsten Teil.
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