So geflasht geht es jetzt zur „Wüstensafari zum Sonnenuntergang“. Da hat sich der Teddy aber hoffentlich mal was ganz Feines ausgedacht. Für knapp 70 € bei „Bakadi Dreams“ im Vorfeld gebucht, warten wir vor dem Terminal auf Abholung. Überraschenderweise nur 2 weitere Kreuzfahrtgäste warten mit uns. Die sind übrigens auch im Wasserurlaub-Forum und die Teddys sind erstmals auf der Reise enttarnt. Nach und nach fahren einige Geländewagen vor und in traditioneller Kleidung begrüßt uns unser englischsprachiger Fahrer.
Platz nehmen und es geht direkt los. Dann sind die zurückbleibenden Fahrzeuge wohl für andere Anbieter da.
Eigentlich glauben wir, dass wir erstmal zu einem zentralen Treffpunkt in der Stadt fahren, aber die Frage des Trägers in radebrechendem Englisch bringt keine rechte Erleuchtung. Und so fahren wir und fahren wir, quer durch die Stadt und erst nach einer Stunde -jetzt wird klar warum wir schon um 14:30 Uhr losgefahren sind- hört die dann auf und es wird karg. Wir haben das zukünftige Bauland erreicht, die Wüste, rechts und links eingezäunt, wohl wegen der Kamele.
Aber dann ist der Weg frei...
Der Fahrer verlässt den Asphalt, fragt noch kurz unsere Abenteuerbereitschaft ab –im Flugzeug würden jetzt die Anschnallzeichen aufleuchten- und es geht ab. Weniger über Stock und Stein, sondern eher über und zwischen Sanddünen durch den Staub.
Und dies gar nicht mal so langsam. In der Hoffnung, dass der Fahrer sein Handwerk versteht, liegen wir bei diesem Auf und Ab beim seitlichen Driften, dem „Dune-Bashing“, teilweise so schräg, dass man sich wundert und sich fragt wann denn der Neigungswinkel zum Umkippen erreicht wird und der Überrollbügel einem unfreiwilligen Test unterzogen wird.
Verwacklungsfreie Fotos sind jetzt ohnehin nicht mehr möglich. Die Kamera kann getrost eingepackt werden. Dann findet man sie nach dem Abrollen auch besser wieder. Außerdem haben mittlerweile auch die Scheiben den einen oder anderen Sandschwall abbekommen und sind in ihrer Transparenz eingeschränkt.
Die unter diesen Umständen zwischenzeitlich aufkommende Frage, ob es denn hoffentlich auch sein eigener Wagen ist den er da schindet, wird vom Fahrer jetzt nur mit einem Grinsen beantwortet. Eine Antwort die eher nicht zur Beruhigung beiträgt. Offenbar also nicht sein Auto...
Mitten in der Wüste, umgeben von Sand, treffen wir auf 2 Wegelagerer.
Ob die sich festgefahren haben, dem Verdursten nah? Denen muss jetzt sofort geholfen werden. Wir halten an. Und wir werden denen jetzt helfen, aber irgendwie anders. Denn die haben wahrscheinlich doch Wasser, haben sich auch nicht festgefahren und sind auch nicht sooo zufällig hier. Und auch das wir sie „entdeckt“ haben war wohl nicht so zufällig, löst aber Freude aus.
Ehe wir uns versehen, bekommen die verhinderten Samariter, vermutlich aus Dankbarkeit, trotzdem jetzt so Arabertücher um den Schädel gewickelt. Da sie sich nicht wehren, müssen sie nun auch die Rechnung zahlen, 15 Dollar das Stück. Unsere Größe wäre sicher billiger gewesen, haben die aber nicht dabei. Teddys scheinen hier wohl eher selten vorbeizukommen…
Unser Fahrer fragt später nach dem von uns bezahlten Preis, möchte bei der Provisionsberechnung auf Nummer sicher gehen. So ganz traut er den Gesellen wohl doch nicht.
Fesch sehen sie jetzt aus, unsere Aushilfsbeduinen. Das war es den Spaß wert. Standesgemäß umgestylt mit neuem Look wird die Fahrt bald fortgesetzt. Die armen Wegelagerer stecken offenbar noch immer fest und bleiben dort. Sie warten auf die nächsten „Helfer“…
Aber erstmal stapfen wir zur Orientierung noch die nächste Düne hoch.
Das unser Fahrer die Zeit jetzt nutzt, seinen Gebetsteppich auszurollen und gen Mekka zu beten,
wirkt im Hinblick auf die bevorstehende Weiterfahrt jetzt erstmal nicht so vertrauensbildend, wird aber vom Ty mit religiösem Brauch und bezüglich dem zeitlichen Zusammenhang mit Zufall erklärt, also genauso wie das Treffen mit den Wegelagerern…
In der Ferne erkenne ich ein Kamel und dann noch mehrere. Die ziehen dort, wahrscheinlich auch zufällig…, zwischen den Dünen ihre Bahnen und verbreiten Wüstenflair. Menschen sehe ich keine und auch keine Stricke an denen die plötzlich aufgetauchten Showstars geführt werden. Aber… ich glaube, die lassen hier aber auch nichts aus, uns zu bespaßen. Egal, die Illusion ist perfekt und es kann weitergehen.
Allzu lange dauert es nun nicht mehr, bis unser Fahrer inmitten und trotz des ganzen Sandes dennoch das Wüstenkamp „The Desert Gate“ findet. Andere scheinen nicht so viel Glück zu haben und irren wohl noch orientierungslos durch die unwirtliche Wüste. Jedenfalls sind wir hier noch nahezu allein.
Nun, es ist jedenfalls nicht so „unwirtlich“ wie da draußen. Wir werden erstmal mit Softgetränken bewirtet, All In.
Jetzt aber, so kurz vor dem Sonnenuntergang erstmal hoch zu den Kamelen. Anders als die von eben, haben die diesmal einen Sattel und einen Strick.
Der aufmerksame Teddy weiß jetzt übrigens warum die Beduinen und Scheichs immer so einen Strick um den Kopf haben. Das ist genau dieser Mehrzweckstrick, den die immer dabeihaben mussten. Damit hat man Kamele geführt, den gegen Weglaufen um die Beine gebunden und auch den Wassereier zum Wasserschöpfen am Brunnen daran festgebunden. Und weil sie nicht wussten wohin damit, wenn die gerade keines dieser Dinge gemacht haben, kam ein findiger Mensch auf die Idee, sich den um den Kopf zu binden. Da hat er wenigstens nicht gestört und ging nicht verloren. Heute ist es bei den meisten wohl nicht mehr der gleiche Strick wie sie vorher für die Kamele verwendet haben, sondern eher ein Modeaccessoires. Denn nicht jeder hat heute noch mit Kamelen zu tun. Zumindest nicht mit solchen für die man einen Strick braucht… Und ich habe bisher immer gedacht, dass der Strick das Tuch auf dem Kopf hält.
Wir steigen jetzt erstmal auf ein besonders kräftiges Kamel rauf, habe ja schließlich den Ty dabei… Wer möchte kann hier übrigens eine kurze Strecke auf dem Kamel reiten. Wir aber kommen keinen Schritt voran. Unseres ist wohl Reserve und festgebunden.
Unser Blick geht in die Ferne. Da hinten wird gerade die Sonne in den Sand gesteckt.
Und als sie darin verschwunden ist, wird es noch besser mit den Farben, um nicht zu sagen romantisch.
Man hätte hier auch noch mit einem Buggy durch den Sand fahren können. Aber da versaut man sich sicher und kostet auch extra. Was hier nicht angeboten ist, das ist das Sandsurfen. Wird aber sicher bei einem anderen Camp angeboten, denn vom Kamelrücken aus konnte ich mindestens noch zwei weitere erkennen.
Tja, so ganz alleine sind wir hier wohl nicht mit unserem „Desert Gate“. Merkt man auch, denn immer wieder sieht man zwischen den Dünen Scheinwerferlichter von den Fahrzeugen anderer Expeditionsteilnehmer, auf dem Weg zu ihrem „Desert Gate“ oder einfach nur Camp.
Irgendwo da hinten wird wohl auch der Aida-Ausflug Zuflucht gefunden haben. Hier ist er jedenfalls nicht. Wahrscheinlich waren die Fahrzeuge heute Mittag am Terminal für die bestimmt. Aber ob die für ihre 40 oder 50 € mehr jetzt auch unbedingt noch mehr geboten bekommen? Wir sind mit dem Programm hier ja auch noch lange nicht am Ende. Es fängt ja eigentlich erst an, das touristische Abtauchen in die orientalische Kultur.
Wir sitzen mit unseren Begleitern auf einer Art Sitzhocker um einen flachen Tisch herum.
Vor uns, in der Mitte des Camps die große Bühne, hinter uns das Buffet.
Masken auf, das Buffet ist eröffnet. Strategisch günstig sitzen wir und Hunger haben die wohl auch. Und so schaufelt man auf und bei nicht allem weiß man, was sich da eigentlich hinter verbirgt, aber dann doch wohlschmeckend im Abgang ist. Es ist reichlich vorhanden.
Der Träger hat eben noch so Teigfladen mit gegrilltem Schabfleisch besorgt. Dabei hat man ihm im Halbdunkel auch so einen braunen porösen Klotz in die Hand gedrückt. Erst wusste er nicht so recht was damit anzufangen, wunderte sich und dachte es wäre ein Lavastein zum Wärmen der Speisen. Eine Nachfrage brachte die Lösung. „Falafel“, frittierte Bratlinge aus pürierten Bohnen oder Kichererbsen und essbar. Durchaus auch nicht etwa hart, wie von der panierten Oberfläche her zu vermuten schien. Und im Ergebnis lecker.
Und hatten wir anfangs noch befürchtet, hier nahezu alleine zu sitzen und sich das Interesse von Souvenirhändlern und sonstigem ausschließlich auf uns konzentrieren würde, ist das Camp nun auch mit Touristen gut gefüllt. Die Tische sind gut besetzt, der Sprache nach haben viele Franzosen den Weg hierhin gefunden. Einzig die VIP-Logen weisen noch Lücken auf. Warum sitzen da eigentlich nicht die Teddys?
Auch die Wegelagerer von vorhin haben es bis hier rein geschafft, das Geschäftsmodell umgestellt und verkaufen nun in der Wüste Sand, -in Reagenzgläsern und bunt. Wir haben vorhin aber schon den einfachen, einfarbigen eingetütet, -für die Sammlung zuhause im Glas. Danke.
Auch nach Sonnenuntergang ist es, anders als damals in der Wüste Wadi Rum/Jordanien, hier immer noch warm. Schon lange hat der Träger bemerkt, dass diese von den geschäftstüchtigen Wegelagerern günstig erworbene arabische Kopfbedeckung zwar ein durchaus stilechter Sonnenschutz ist, es darunter aber unangenehm warm wird. Und da wohl auch kein Sandsturm zu befürchten ist, reißt er sich das Tuch jetzt vom Schädel. Da greife ich mal zu.
So stilecht werde ich mich ab sofort „Scheicha Teddy bin Kaufhof“ nennen. Das „bin“ bedeutet ja hier, dass man aus der Familie „von…“ stammt. Und ich bin nun mal von Kaufhof, wie man an meiner Knopfmarke lesen kann. Nur kurz dürfen auch „Teddy bin Ty“ und „Tiger bin Eschnapur“ mal anprobieren.
Ich wäre dann jetzt so weit vorbereitet. Lasset die Spiele beginnen. Licht aus, Spot an. Die Show beginnt, „bin Kaufhof“ lauscht, schaut und staunt.
Auf der Bühne werden Säbel geschwungen und Abdullah dreht sich so schnell und lange in seinem Lichterkleid, dass man nur darauf wartet, dass ihm die Sicherung rausfliegt, bzw. er schwindelig von der Bühne. Zum Abschluss noch eine Bauchtänzerin
und Licht an, dass ist das Zeichen zum Aufbruch, auch ohne das Weihrauch angezündet werden muss.
Wie versprochen hat unser Fahrer, dessen Namen wir natürlich längst vergessen haben, gewartet. Und nur weil er auf uns zukommt, erkennen wir ihn auch wieder, -zwischen den ganzen identischen „Kaftans/Abayas“ der Fahrer.
Abfahrt in die finstere Nacht, in das große Abenteuer unbarmherziger Irrgarten Wüste. Einmal um die Ecke und schon nach 300 m die Überraschung: Wir stehen vor der asphaltierten Schnellstraße und sind dort längst nicht allein. Egal, die Illusion war bisher so perfekt, dass wir die Nähe zur Zivilisation gar nicht bemerkt haben. Und der Ausflug war toll, unser Wüstenabenteuer zum Sonnenuntergang. Klar war es touristisch und aus dem Teddy ist auch nur vom Namen und Kopftuch her ein Aushilfsbeduine geworden und freut sich jetzt doch wieder auf sein Federbett. Aber es war unterhaltsam, außergewöhnlich und sein Geld in jedem Fall wert.
Die Wüste scheint auch bei den Einheimischen beliebt und so erkennt man im fahlen Mondscheinlicht und unter dem Sternenhimmel einige Lichter und davon zumindest diejenigen Kleingruppen und Familien, die hier mit oder auch ohne Zelt in der Nähe vom Straßenrand Picknick machen.
Wir erreichen die Zivilisation und bevor wir die Wolkenkratzer erreichen, fahren wir am grellbunt beleuchteten Freizeitpark Global Village, beleuchteten Dinos und anderen Dingen vorbei. Unser Fahrer erzählt, dass viele solcher Dinge nur das halbe Jahr im Winter, also nur bis etwa Ende März geöffnet haben, weil es bei 40 oder gar 50 Grad ohne Klimaanlage dort unerträglich heiß ist.
Kurz vor der Hafeneinfahrt scheitert der Verkehrsfluss jetzt an einer Errungenschaft, die man in Dubai unbedingt noch haben wollte, -eine Straßenbahn. Die fährt nämlich jetzt so häufig, dass sie den Verkehr behindert. Und so warten wir mit dem fluchenden Fahrer 8 Minuten, bis das grüne Licht der Ampel endlich auch uns erreicht. Ein Grünlicht welches hier auch mit LED-Lichtern in den Straßenbelag eingelassen ist. Jetzt noch am hell erleuchteten Foodtruck-Markt vorbei, den es wie im Hafen von Abu Dhabi, natürlich wieder etwas größer als dort, auch hier gibt.
Und jetzt schauen sich unsere Leute die Sache bei einem Drink mal von oben, Deck 12, bei Dunkelheit an. Diese schon im Sonnenlicht so imponierende Skyline und Umgebung, in welche unser Liegeplatz eingebettet ist, jetzt also bei Dunkelheit. Die Marina mit den beleuchteten Ausflugsbooten
und dort hinten, aber so nah, das gigantische Riesenrad „Dubai Ain“ in immer wechselndem Farbenspiel.
Ein langer Tag mit 2 tollen Ausflügen geht zu Ende. Noch kein Ende aber haben an der Steuerbordseite die Yachten mit ihrem optischen und akustischen Kräftemessen gefunden. Sie schwimmen noch lange die flüssige Flaniermeile auf und ab. Und in der Ferne leuchtet das Hotel Atlantis markant am Ende der künstlichen Palmeninsel.
Balkontüre zu und Ruhe ist. Wollen ja morgen früh einigermaßen ausgeschlafen zum Burj Khalifa.
-- Fortsetzung folgt --
Am morgigen Tag geht es zunächst mal auf das derzeit "noch" höchste Gebäude der Welt, den Burj Khalifa, -zumindest für den menschlichen Teil unserer Combo...
Ein angebliches Missverständnis, welches von der Außenwelt glücklicherweise aber nicht unbemerkt bleibt...
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