10. Dezember 2021, Fuerteventura – 20 Grad, leicht bewölkt
Und wieder haben wir vom Anlegemanöver so gar nichts mitbekommen. Es war wohl nach Mitternacht, auf jeden Fall haben wir ruhig geschlafen. Wir haben keine Eile nach dem aufstehen, gemütlich richten, frühstücken. Dann geht es los, die Hauptstadt der Insel, mit den melodischem Namen „Puerte del Rosario“ kennen zu lernen. Katrin und Michael sind nicht dabei, sie machen eine Radtour. Ich muss an die beiden denken, als ich meine Nase aufs Pooldeck raus halte – es windet. Da werden sie ordentlich treten müssen. Wir sind sehr gespannt, was sie berichten werden.
Die Insel Fuerteventura, ist nach Teneriffa die zweitgrößte Insel der Kanaren. Liebevoll wird dieses Eiland auch „viejo Pais Canario“, altes Land genannt. Rund 90 Kilometer von Afrika entfernt sollen sich die Menschen und die Ziegenherden sehr ähnlich sein. Ich verfalle in kurze Grübelei, es tut sich die Frage auf – verhalten sich die Menschen zickenhaft oder ist der Menschtyp gemeint? Gute Frage oder?
Da es selten regnet, gibt es hier nicht so viele Pflanzen. Und das, was angebaut wird, braucht natürlich Wasser und so gibt es Wasserauffangbecken, die gut bewacht werden. Eine wichtige Einnahmequelle der Insulaner ist der Tourismus, denn es gibt traumhafte Strände, mit strahlend weißem Sand. Ja und der Wind, der lockt viele Surfer hierher.
Im Laufe der Geschichte hatte die Insel mehrere Hauptstädte, bis im Jahr 1797 der Ort Puerto de Cabras (Hafen der Ziegen) gegründet wurde. 1957 wurde die Hauptstadt dann umbenannt und heißt heute Puerto del Rosario (Hafen des Rosenkranzes). Von hier aus fahren Fähren hinüber zu den anderen Inseln. Die Frage nach dem Namen der Insel ist schnell erklärt. Man sagt, der Conquistador Jean de Bethancourt hat wohl den Satz fallen lassen, als er die Insel erblickte, „Que fuerte ventura“ , was übersetzt bedeutet, was für ein großes Abenteuer. Und es wird auch spekuliert, dass der Name vom ständig wehenden steifen Wind herrühren könnte – Bris el viento Fuerte. Wie dem auch sei, mir gefällt der Namen und ich bin gespannt, was wir sehen werden.
Schon gleich in unmittelbarer Nähe zum Hafen präsentiert sich die Liebe zur Kunst. Moderne Skulpturen, bemalte Bänke, kunstvoll bemalte Hauswände ziehen mich in ihren Bann. Ich bleibe stehen und staune, was sich Künstler so einfallen lassen. Harmonisch ergänzt sich die Bild mit den weißen Häusern, die den Hang hoch gebaut wurden. Schmale Treppen führen nach oben und kantiges Gestein lugt an einigen Ecken hervor. Einfach toll. Bei dem Koffer schoss mir eine Melodie durch den Kopf, ein Lied von Hildegard Knef, die gesungen hat „Ich habe noch einen Koffer in Berlin“. Ob der Künstler auch seinen Koffer hier abgestellt hat, um immer wieder zu kommen?
Der größte der Teil der Häuser ist im guten baulichem Zustand und zwischen drin laden kleine Parkanlagen zum verweilen ein. Leuchtend rot stehen die blühenden Weihnachtssterne in einem großen Beet und die Bäume tragen gehäkelte Ummantelungen. So was habe ich auch schon in Schweden gesehen.
Der alte Teil des Rathauses musste nicht einem Neubau weichen und so steht er in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche „Iglesia Nuestra Senora des Rosario“. Sie ist der Schutzheiligen der Stadt, der Rosenkranzmadonna gewidmet.
Schräg gegenüber befindet sich ein riesiges Verwaltungsgebäude, dass wir später noch anschauen wollen.
Jetzt locken uns die bunten Malereien auf der Straße. Leider kann ich kein spanisch und habe daher keine Ahnung, für was sie stehen. Fragen kann ich auch niemanden, denn die Straßen sind wie leergefegt.
Und so schauen wir einfach auf die Dinge, die uns auffallen. Mit dem Stadtplan in der Hand, laufen wir kreuz und quer und landen irgendwann in der Fußgängerzone.
Hübsch ist das öffentliche Bücherregal, in dem leider nur ein paar für die Kinder stehen. Wahrscheinlich hat auch hier Corona dafür gesorgt, dass das öffentliche Leben eingeschränkt wurde.
Mitten drin steht ein großes Herz, das bis zur Hälfte mit farbigen Plastikschraubverschlüssen gefüllt ist. Sie werden für soziale Zwecke gesammelt und ich vermute einfach, dass sie verkauft werden und der Erlös einer Wohltätigen Einrichtung zugute kommt. So kenne ich das aus Frankreich. Eine gute Sache und sorgt auch dafür, dass die Teile nicht in der Gegend herumliegen.
Kleine
flache Häuschen stehen dicht aneinander gedrängt hinter niedrigen
Mauern, Wäsche flattert im Wind und ich sehe durch eine Straße
meerwärts unser Schiff dort liegen. Alles macht einen friedlichen
und entspannten Eindruck auf uns.
Auf
dem Rückweg zum Hafen kommen wir noch an ein paar interessanten
Gebäuden vorbei und trödeln die Uferpromenade entlang.
Mächtig erhebt sich über unseren Köpfen das Skelett eines Bryde-Wales. Das weibliche Tier wurde 2006 angeschwemmt und die Organisation Senda de los Cetaceos hat sich des Fundes angenommen und das Skelett später in das Freilichtmuseum eingebracht. Entlang der Küsten von Fuerteventura findet man weitere 6 Skelette verschiedener Meeresbewohner.
Weil wir noch etwas das Pooldeck bei dem herrlichen Sonnenschein nutzen wollen, geht es zurück. Unterwegs kommen wir an einer Tankstelle vorbei und meine Augen werden groß, wie günstig der Sprit auf der Insel ist.
Mein
Mann verzieht sich mit einem Buch auf eine Liege und ich sitze im
Strandkorb und lasse mich von der Sonne verwöhnen. Später treffen
wir unsere zwei Radfahrer auf dem Pooldeck. Schnappen uns 4
Cocktails, die von den Offizieren unter dem Motto „Ho-ho hoch die
Gläser“ angeboten wurden und suchen uns einen Stehtisch in der
Anytime-Bar (da windet es nicht so) und stoßen auf den wunderschönen
Tag an.
Pünktlich um 18 Uhr zieht ein Schlepper die Mar ein Stück von der Kaimauer weg und das „Sail away“ erklingt. Später trennen sich unsere Wege, wir gehen ins Buffalo und unsere Freunde ins Marktrestaurant. Ich habe wieder die „Verschiebetechnik“ angewandt und meinem Mann einen Teil meines Steaks auf den Teller getan und so blieb noch etwas Platz für den Nachtisch.
Eins ist auch klar, während der Reise wird ordentlich gegessen und gesündigt und zur „Strafe“ laufen wir nach dem Essen noch 2 Deckrunden und landen in der AIDAbar, wo die Band Smooth Connection wieder für gute Musik sorgt. Kurz nach Mitternacht wird nochmal frische Luft geschnappt, das Pooldeck ist feucht vom leichten Regen und wir verziehen uns auf die Kabine.
Morgen früh um 10 Uhr ist Treffpunkt vor dem Schiff mit Katrin und Michael und es ist die Erkundung von Santa Cruz de Teneriffa angesagt. Ladekabel ans Handy, Wecker gestellt, Rucksack gepackt, Licht aus, das Schiff gleitet durch die Nacht – schöne Träume wünsche ich uns.