14. Dezember 2021, Madeira – 17 Grad, wechselhaft, Regen möglich
Ein wenig bin ich schon aufgeregt, was der heutige Tag uns Neues bieten wird. Nach einer Woche sind wir ja wieder in Funchal angekommen und werden einen Ausflug mit Inacio machen – wohin?, keine Ahnung. Nun aber erst in Ruhe frühstücken und dann sehen wir weiter. Der Himmel sieht ganz manierlich aus, als ich auf Deck 5 rausschaue.
Kurz vor 10 Uhr marschieren wir los zum Treffpunkt und mit Schrecken stelle ich fest, unten am Terminal steht kein Bus, keine Reisegruppe und kein Inacio. Wir wundern ein wenig herum und dann sehen wir ihn etwas abseits stehen und er winkt uns zu. Uffz, dann ist er doch da. Ich frage ihn, wo denn der Rest der angemeldeten Gruppe sei? „Keine da, nur ihr 2!“ Okay, wir schauen uns fragend an und er lacht „natürlich fahre ich, nur mit euch zwei. Los einsteigen, Frau vorne, Mann hinten.“ Und schon sitzen wir im Van, ich auf dem Logenplatz, damit ich fotografieren kann.
Kurz erklärt er uns, wo es hin geht und starten den heutigen Ausflug in die entgegengesetzte Richtung der Insel. Stadtauswärts, entlang der Küste nach Südwesten, vorbei an Bananenplantagen und dem wohl wichtigsten Anbaugebiet für den Madeirawein, erreichen wir das erste Ziel. Am Ortsanfang von Camara de Lobos steigen wir zwei aus und laufen zur Ortsmitte. Die portugiesische Stadt besticht durch einen schönen Ortskern und einem kleinen malerischen Fischereihafen. Die bunten Boote liegen auf dem Kai, darüber entdecke ich flache Häuser und den ganzen Berg hoch wachsen Bananenstauden. Welch ein Anblick auch.
Der Name Lobos ist die landessprachliche Bezeichnung für Robben (lobos-marinhos) und sie wurden vor Jahren vom Seefahrer Zarco und seinen Männern in der geschützten Bucht entdeckt. Und weil die Kolonie so riesig war, hat man das Gebiert kurzum „Camara dos lobos“ genannt. Im Wappen der Stadt sind übrigens auch 2 Seehunde zu finden.
Ein großer britischer Politiker hat die Insel in späteren Jahren auch berühmt gemacht. Es war Premierminister Winston Churchill, der im Luxushotel Reid's Palace in Funchal abgestiegen war. In dem kleinen Fischerdorf gibt es ein hübsches Denkmal an den prominenten Gast, der auf einem seiner Gemälde den Ort auf die Leinwand gebracht hat. Madeira ist bis heute bei den Briten ein sehr beliebtes Urlaubsziel.
Wir bummeln ein Stück vor auf eine Landzunge und haben von dort eine gute Sicht auf die westliche gelegene zweithöchste Steilklippe der Welt (580 m), auf das Cabo Girao.
Ich bin froh, dass wir eine Regenausrüstung dabei haben und so tanze ich kurz mit meinem Schirm im Regen zu „Singing in the rain“. Mein Mann lacht und sagt, „mit der Nummer könntest du ja im Theatrium der Mar auftreten!“ Haha, das wäre noch was. Kurzer Blick auf die Uhr, wir müssen zurück zum Treffpunkt, wo wir erwartet werden.
Der Regen hält sich noch eine kurz Weile, als der Van die kurvige Straße hoch fährt und an der nächsten Bucht ist der Himmel schon wieder blau und es ist trocken. So ist das mit dem Wetter auf Madeira, abwechslungsreich in den Regionen und immer für Überraschungen zu haben.
Inacio fragt, ob wir schwindelfrei seien? Natürlich sind wir das, wer schon mal über die Verbindungsbrücke der Twin-Towers in Kuala Lumpur gelaufen ist, fürchtet keinen Blick in die Tiefe. Dann ist ja gut, meint er lachend und biegt ab und wir erreichen das Cabo Girao (Kap der Umkehr), nicht weit entfernt von Camara. Ein schmaler Weg führt uns vor bis Aussichtspunkt, der sich als eine Glasbodenplattform entpuppt. Es ist schon ein Erlebnis, wenn man vorsichtig die Glasplatten betritt und runter schauen kann bis zum Wasser, das 580 Meter unter uns ans Ufer schlägt. Am untereren Teil gibt es Terrassenfelder an den Hängen.
Die Felder, so haben wir gehört, waren in früheren Zeiten nur mit Booten zu erreichen. Seit 2003 gibt es eine Seilbahn hinunter, deren Station etwas weiter entfernt in Rancho zu finden ist. Auf der Weiterfahrt werden wir da einen kleinen Halt einlegen, aber nicht mit der Bahn die steile Abfahrt machen. Man kann nicht alles haben an einem Tag. Ich glaube, wir müssen nochmal nach Madeira kommen, um wirklich alle Schönheiten der Insel zu erkunden.
Inacio informiert uns, er müsse noch schnell sein Auto waschen gehen bzw. fahren. Er biegt ab, auf eine schmale Straße entlang der Küste und erzählt, dass dies die alte Verbindungsstraße nach Funchal sei. Dank Fördergelder der EU hat man inzwischen ein modernes Straßennetz mit Autobahnen gebaut. Es gibt unzählige Tunnel und Brücken und der große Vorteil, man kommt schneller von A nach B. Früher haben die Fahrten kreuz und quer über die Insel und entlang der Küste Stunden gedauert, viele Kurven, schmale Passagen, Gesteinsbrocken manchmal auf der Straße. Dann sagt er zu mir: „mach dich bereit mit der Kamera, die Waschstraße liegt vor uns!“ Ich zücke mein Handy, Videofunktion aktiviert und dann sehe ich den Wasserfall vor der Tunneleinfahrt. Inacio lacht und fährt vor und zurück und vor und zurück und dann meint er, sein Auto sei nun sauber. Ich höre beim schreiben noch das Trommeln der Wassertropfen auf dem Autodach. Etwas entfernt stehen ein paar Touristen, die dieses Waschspektakel filmen.
Nächstes Ziel ist die Stadt Ponta do Sol. Fast kann man es erraten, was das bedeutet: Sonnenpunkt, würde ich das übersetzen. Hier soll die Abendsonne besonders schön leuchten. Diese Gemeinde hat auf Madeira die meisten Sonnenstunden und daher ist die Luft und das Wasser immer etwas wärmer, als an anderen Orten der Insel.
Der Van hält an, wir steigen aus und haben Zeit für einen kleine Erkundungstour. Wir merken uns den Treffpunkt, damit wir das Auto wiederfinden und los geht es.
Schmale steile Gassen mit Treppen führen vorbei an hübschen Herrenhäusern und ich konzentriere mich auch auf die Weihnachtsdekoration. Was für ein Aufwand, aber wunderschön anzuschauen.
Der Ortskern steht unter Denkmalschutz. Die im 16. Jahrhundert erbaute Kirche Igerja Matriz leuchtet weiß in der Sonne und vor dem Rathaus stehen schon die Elche bereit, den Weihnachtsmann irgendwo hin zu bringen.
Pünktlich sind wir am Ausgangspunkt zurück und jetzt haben wir noch ein paar Minuten Zeit, einen Aussichtspunkt aufzusuchen. Der freie Blick auf den Strand der Stadt und die geschützte Badebucht ist ein Foto wert.
Als wir wieder im Auto sitzen, erfahren wir, dass noch zwei Dinge anstehen: a) Besuch der Bergstation der Rancho-Seilbahn und b) einen kleinen Bauernmarkt besuchen. An der Bergstation steht ein Pritschenwagen, der gerade mit Bananenstauden beladen wurde. Ja, das sei jetzt schon sehr praktisch für die Plantagenbesitzer dort unten am Wasser, dass sie die Ernte so hoch transportiert bekommen, denn früher, da musste ja alles auf Boote verladen und zu einem Hafen transportiert werden. Die Hunde an der Bergstation liegen faul in der Sonne und kümmern sich nicht um uns. Siesta.
Keine 10 Minuten später stehen wir vor einer kleinen Halle, die sich für mich als ein kleines Paradies entpuppt.
Frisches Obst und Gemüse liegt in Kisten schattig in einem kühlen Raum und wartet auf Einheimische, die einkaufen kommen. Kleinbauern liefern hier ihre Ente an und so muss man nicht unbedingt nach Funchal fahren, um einzukaufen. Wir probieren unterschiedliche Sorten an Bananen, Tomaten, Avocado und die Cerimoya-Frucht.Jeder Bissen ist ein Genuss, denn die Früchte sind reif geerntet worden. Ich entdecke ein Schild, auf dem steht, dass es am 17. Dezember frisches Fleisch zu kaufen gibt. Kurze Nachfrage, ja, da kommen die Einheimischen und kaufen es, manche verzehren es an Ort und Stelle. Nein, natürlich nicht roh. Gegenüber der Markthalle gibt es ein kleines Gebäude mit einem Grill, man brutzelt das Fleisch, setzt sich an Tische und genießt gemeinsam und vielleicht trinkt der ein oder andere hinterher auch einen Zuckerrohrschnaps, wie wir zum Abschluss.
So, der kleine Hunger ist gestillt und Inacio drückt mir noch einen Tüte in die Hand mit den kleinen Bananen – für später. In Funchal wieder angekommen, steigen wir in der Nähe der Markthalle aus und bedanken uns bei unserem tollen Reiseführer und Fahrer für den fünfstündigen Ausflug. Es war wieder ein super Erlebnis, mit diesem sympathischen Einheimischen unterwegs gewesen zu sein. Wir sehen ihn später an Bord wieder, dann trinken wir seinen bekannten Poncha. „Also, bis nachher dann!“ und weg ist er.
Wir lassen uns noch ein wenig treiben, verweilen, schauen und landen schließlich im „Museu de Fotografia da Madeira – Atelier Vincente's“. Das kleine Museum in einem echt schönen Gebäude wurde 2019 wieder eröffnet. Es ist im ehemaligen Atelier des Fotografen Vincente Gomes da Silva untergebracht. Da ich mich für alte Fotoapparate interessiere, bin ich voll auf meine Kosten gekommen. Auch die vielen historischen Aufnahmen von Madeira sind sehenswert. Der Fotograf hat die österreichische Kaiserin Sissy fotografieren dürfen, als sie auf Madeira verweilte.
Auf dem Weg zum Hafen kommen wir nochmal am Rathaus vorbei, trödeln und sind eine knappe Stunde später wieder am Check-In angelangt. Rucksack ab auf die Kabine und wir suchen die Ocean Bar auf, um den Sonnenuntergang bei einem Gläschen Prosecco zu genießen. Das Leben ist schön gerade.
Nach dem Abendessen sputen wir uns, damit wir noch einen Platz im Theatrium bekommen zur Prime Time mit Nils. Zu Gast ist Inacio und der sprüht voller Temperament, als er die Fragen beantwortet. Er hat von der Verwaltung der Insel eine Ehrenmedaille erhalten, für seine Verdienste um den Tourismus – zu Recht, finde ich.
Das Kamera-Team macht ein paar Filmaufnahmen und dann ist die Bühne frei für Dana Zich, die das Publikum mit Schlagern unterhält.
Oben auf dem Pooldeck drehen wir noch eine Runde und schauen auf die bunt erleuchtete Inselhauptstadt, bevor wir den legendären Poncha trinken. Ja, er schmeckt wirklich lecker und findet auch reißenden Absatz.
„Was machen wir mit dem Rest des Abends?“, fragt mich mein Mann. „Oh, ich würde sagen, die Crew an der Poolbar besuchen!“, ist meine Antwort. Es gibt noch freie Plätze an der Theke und Marc und Luna sind bereit, uns wieder mit ihren Zauberkünsten zu überraschen. Es gibt viel zu lachen auf beiden Seiten.
Nach Mitternacht ist Feierabend für uns, das Bett ruft und das Pooldeck hat eine kleine Dusche abbekommen, dass sich die Lichter spiegeln. Gute Nacht und morgen können wir ausschlafen, denn wir sind auf See und Ausflüge sind nicht geplant, hihihihiiiii. Obwohl, wir gehen ja zum Weihnachtsmarkt.
Mehr davon und über den Tag auf Lanzarote gibt es im nächsten Teil.
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