17. Dezember 2021, Fuerteventura – 19 Grad, leicht bewölkt
Unser zweiter Besuch von Puerto del Rosario steht an. Alles, was wir vor einer Woche angeschaut haben, lassen wir heute fast aus – denn wir wollen ja nur kurz einen Bummel machen. Es ist immer ein abwägen, wenn die Sonne scheint. Es lockt einerseits das Pooldeck mit einem Sonnenbad auf der Liege – oder andererseits doch noch mal loslaufen und Neues in der Stadt entdecken. Die Neugierde hat natürlich gesiegt!
Schon vor dem Schiff ist es menschenleer. Der größte Teil der Passagiere ist unterwegs, entweder per Ausflug oder einfach durch die Stadt schlendern. Auf dem Weg zum Rathaus lass ich mich treiben und freue mich über interessante Fotomotive, wie die träge sich im Wasser wiegenden Boote. Das Schattenspiel der Pergola an der Uferpromenade hat ein tolles Muster und das riesige Gehäuse der Muschel hat auch ihren Reiz.
Beim vergangenen Besuch haben wir ja schon verschiedene Kunstwerke angeschaut und ich nehme den Brunnen „Fuente de la Explanada“, eines der bedeutendsten Werke des Skulpturenparks, ins Visier. Er wurde von den Künstlern Amancio González und Nicolae Fleissig geschaffen. Die Figuren sind mächtig und ich überlege die ganze Zeit, was sie darstellen sollen. Im Internet werde ich fündig. Sie symbolisieren die Arbeit der Steinmetze, der Fischer und der Männer, die auf den Feldern gearbeitet haben. Und ganz oben steht eine Frau mit Kind. Das Kunstwerk drückt für mich aus, dass das Leben für die Menschen auf der Insel schwer und anstrengend war.
Es ist schon vorteilhaft für mich, dass ich nicht hinter einer Gruppe herlaufen muss. So hat mein Mann mich besser unter Kontrolle, weil er ständig befürchtet ich könnte im Gewusel verloren gehen, die Erfahrung hat er schon gemacht. So ist es viel entspannter für ihn und ich kann mich in Ruhe auch den kleinen Dingen widmen.
Ein
verzierter Briefkasten, ein bronzener Türgriff und der geschmückte
Weihnachtsbaum vor blauem Himmel sind ein Foto wert.
Die Fenster des Rathauses tragen weihnachtlichen Schmuck und der ernste Blick des Mannes davor ist sehr beeindruckend. Im vorbeigehen lese ich noch, er war einer der Gründungsväter der lokalen Stadträte auf verschiedenen kanarischen Inseln.
Die großflächigen Malereien auf der Straße ziehen nach wie vor Besucher an, aber es gibt auch versteckte Winkel, in denen man fündig wird. Für Liebhaber großer Wandmalereien ist die Inselhauptstadt sicher lohnenswert, denn man sieht sie an vielen Stellen.
Und
plötzlich sind wir etwas außerhalb gelandet und stehen gegenüber
des Busbahnhofes, aber eher auf der Rückseite.
Wieder im Stadtzentrum angelangt findet vor der Kirche eine Kundgebung zum „Tag der Migranten“ statt. Alles ist friedlich, die abseits stehenden Ordnungshüter sind gelassen.
Spuren der Vergangenheit sind an vielen Stellen innerhalb der Stadt präsent. An einer Straßenecke, die auf eine lange Geschichte zurück blickt, steht der erste Sozialbau, der 1947 fertiggestellt wurde. Das bunte Schild „La Barriada de Nuestra Senora del Carmen“ erinnert daran.
Inzwischen ist es fast 14 Uhr und der kleine Hunger meldet sich. Ein Glück, wir finden einen freien Platz unter blauem Himmel und genießen den Augenblick. Ein leckeres Stück Tortilla und ein kühles Bier, über uns fliegen die Maschinen in kurzen Abständen hinweg und der Verkehr auf der Straße ist leise zu hören. Unsere Mar sehen haben wir auch im Blick, sie liegt fest verzurrt im Hafen.
In der Fußgängerzone in dem großen Metallherz sind weitere Plastikschraubverschlüsse hinzugekommen und die Ansammlung der gefüllten großen Plastikflaschen hat sich ebenfalls vermehrt. Das wird dem sozialen Projekt, für das hier gesammelt wird, mehr Spendengeld einbringen.
Gestärkt
machen wir uns auf, ein letzter Blick auf die riesigen Wandmalereien
und dann schauen wir in ein Shopping-Center rein. „Nein, da darf
ich jetzt nicht stehen bleiben“, flüstere ich meinem Mann zu.
Kurz vor dem Hafen gibt es eine Stelle, wo das Wasser sanft auf das Ufer trifft.
Wir können nicht anders, schnell Schuhe und Socken aus und Füße kurz ins Wasser halten. Ui, warm ist es nicht gerade. „Na, so was schreckt dich Wasserratte nicht wirklich ab. Denk nur mal an die 15 Grad im französischen Atlantik!“, kommt von meinem Mann. „Da haste jetzt auch recht, aber ohne Badeanzug gehe ich hier nicht rein“, kontere ich. „Das will ich doch stark hoffen, möchte die nicht abführen lassen wegen öffentlichem Ärgernis!“ brummt er zurück.
An Bord verstaue ich meine Sachen und liege noch etwas faul in der Sonne, bis es um 17.30 Uhr auf dem Pooldeck heißt „Ho-Ho Hoch die Gläser“, denn da ist das legendäre Offiziersshaken angesagt. Der Copacobana war sehr süffig und dann müssen wir schon los, uns umziehen für den Abend und freuen uns auf das Essen.
Draußen ist es inzwischen dunkel geworden, die Stadt entschwindet langsam unseren Blicken und wir nehmen Platz im Buffalo. Lange müssen wir die Karte nicht studieren. Ceasar-Salat vorweg und hinterher ein Filet mignon und fertig.
Mein Mann ist ein Schatz, er geht nach dem Essen nochmal auf die Kabine und holt mir meine Jacke, denn auf dem leicht kühlen Pooldeck ist Stimmung angesagt. „Crew meets Band“ und das wollen wir einfach miterleben. Die Band Smooth Connection ist bereit, die Crewmitglieder zu begleiten und so steht irgendwann auch Niels auf der Bühne gibt alles. Ich sage einfach Bravo, allen, die aufgetreten sind – toll gesungen haben sie.
Später drehen wir unsere obligatorische Deckrunde und wie immer, bleiben wir an der Poolbar hängen. Ich habe keine Ahnung, womit ich das verdient habe – Hellfire und noch einen Cocktail. „Hoffentlich geht das gut mit dem Treppen laufen nachher“, sage ich zu unseren Hockernachbarn. Sie lachen, denn auch sie haben eine kleine Batterie vor sich stehen. Na dann, zum Wohl und weg mit dem Feuer!
Etwas Wehmut packt mich schon, denn morgen Abend wir es hier auf dem Gang anders aussehen – Koffer stehen bereit für die Abholung. Letzte Nacht an Bord. Aber schnell schiebe ich den Gedanken zur Seite, denn morgen haben wir ja noch einen vollen Tag auf Teneriffa.
Gute Nacht und schöne Träume wünsche ich uns.