Letztes Jahr bin ich auf diese schöne Route mit 5 Häfen in Island aufmerksam geworden und habe dann ziemlich schnell die Reise gebucht.
Es war nach einigen Reisen mit AIDA, Mein Schiff und MSC unsere erste Reise mit Costa. Gereist sind wir als Paar.
Was mir wichtig ist: Alle Beschriebene ist mein persönliches Empfinden und meine Wahrnehmung. Dieser Bericht ist keine objektive Bewertung.
Die Route
Bremerhaven-Seetag-Seetag-Seyðisfjörður-Akureyri-Ísafjörður-Grundarfjörður-Reykjavík-Seetag-Kirkwall-Invergordon-Seetag-Bremerhaven
Bremerhaven als Starthafen kannten wir noch nicht und so waren wir (obwohl wir nicht so weit weg wohnen und am Wochenende auch ab und an nach Cuxhaven fahren) zum alleresten Mal in Bremerhaven. Die Stadt hat mich total positiv überrascht. Sehr hübsch, sehr kurze Wege und durchaus auch mal einen längeren Aufenthalt wert!
Den Parkplatz P1 direkt am Cruise Terminal hatte ich online gebucht, das hat alles sehr gut geklappt und würde es wieder so machen.
Nach einem chaotischen Check-in mussten wir dann mehr oder weniger direkt zur Seenotrettungsübung. Diese hat wegen digitaler Probleme so wie früher stattgefunden. Wir mussten also alle mit Weste zur Musterstation, die Bordkarte wurde gescannt und dann kam die Einweisung. In dem Moment ist mir wieder bewusst geworden, wie entspannt die Seenotrettungsübung seit Corona normalerweise ist.
Danach ging es 18:00 ins Hauptrestaurant zum Maitre um die Tischzeit zu ändern. Wir hatten 20:30 zugeteilt bekommen, was uns aber zu spät ist und konnten daher problemlos auf 18:00 wechseln.
Die ersten beiden Seetage haben wir dazu genutzt die Kreditkarte zu registrieren, ein wenig durch die Läden zu stöbern, das Schiff kennen zu lernen und überhaupt erst einmal anzukommen.
In Seyðisfjörður war es dann Zeit für den ersten Ausflug - Elfen und Papageientaucher. Der Ausflug war mit über 200,00 EUR sehr teuer, hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Nach einer schönen Panoramafahrt ging es zum Elfenhügel und danach zum absoluten Highlight dem Felsen mit den Papageientauchern.
Für Akureyri hatten wir ein Auto bei Akureyi rent a car im Vorfeld gemietet. Der Mitarbeiter hat uns direkt nach Verlassen des Schiffes empfangen. Alternativ gibt es auch ein Büro von Europcar. Ein Mitreisender hat uns berichtet, dass er auch ohne Reservierung ein Auto mieten konnte, ob das immer klappt, weiß ich nicht, ich würde lieber im Vorfeld reservieren.
Wir sind dann einen Teilabschnitt des Diamond Circles gefahren, u.a. mit dem Goðafoss Wasserfall und Myvatn. Insgesamt waren wir ca. 350 km unterwegs, was sehr gut zu schaffen war.
Beim nächsten Stopp in Ísafjörður hatten wir wieder ein Auto, diesmal bei Europcar, gemietet. Achtung: Das Büro direkt am Hafen ist geschlossen und das Büro in der Stadtmitte, in 5-10 Min entspannt zu Fuß zu erreichen, befindet sich im Ísafjörður Hotel. Dies ist leider weder in der Buchungsbestätigung noch durch irgendwelche Schilder am Hotel ersichtlich, so dass ich vor dem Hotel ein wenig rumgeirrt bin und telefonisch nachfragen musste wo ich denn das Auto abholen könnte.
Zunächst sind wir zum Dynjandi Wasserfall gefahren und von dort abgebogen und ins Hochland gefahren. Hier hat sich der 4x4 als Gold wert heraus gestellt. Die Straße 60 ist ab dort unbefestigt und zum Teil sehr schmal, die Fahrt war teilweise durchaus abenteuerlich. Die Tour bescherte uns eine unglaublich schöne Natur mit spektukulären Ausblicken über die Fjorde und war ein Highlight der Reise.
In Grundarfjörður haben wir wieder einen Ausflug mit Costa "Die Wunder des Westens" rund um die Halbinsel Snæfellsnes gemacht. Der Ausflug führte auch wieder über eine sehr schöne Landschaft.
Unsere letzte Station in Island war Reykjavík. Hier hatten wir wieder einen Mietwagen über Europcar. Die Station war nicht in Hafennähe, sondern ca. 35 Minuten zu Fuß entfernt. Da es als wir von Schiff runter sind in Strömen geregnet hat, haben wir uns ein Taxi gegönnt, der Preis lag bei 25,00 EUR. Los ging es dann zum Golden Circle. Was für ein genialer Abschluss für Island! Überall dampft und raucht es. Höhepunkt waren der Þingvellir-Park und natürlich Geysir.
Die Häfen Seyðisfjörður, Ísafjörður und Grundarfjörður waren Tenderhäfen. Das war aber überhaupt kein Problem und von Costa wirklich sehr gut organisiert, so dass es hier zu keinen größeren Wartezeiten kam.
Nach einem entspannten Seetag erreichten wir pünktlich um 13:00 Kirkwall. Für den Facecheck hatten wir feste Zeiten zugeteilt bekommen. Das funktionierte leider überhaupt nicht. Erst kamen die englischen Behörden, um genau zu sein ein einziger Mitarbeiter, verspätet an Bord und dann bildeten sich endlose Schlangen. Unsere Zeit war eigentlich 13:30, beim Facecheck waren wir letzendlich um 15:00. Aufgrund der fortgeschritten Zeit und der Tatsache, dass wir auf den Orkneys schon einmal mehrere Tage während eines Landurlaubs waren, sind wir an Bord geblieben. Es gab am Hafen kostenfreie Shuttlebusse in die Stadt, die Organisation der Schotten war, was wir so hörten, sehr gut.
Unser letzte Stopp dieser Reise war Invergordon. Die meisten Mitreisenden sind nach Inverness gefahren oder haben einen Ausflug in die Highlands gemacht, was mit Sicherheit die richtige Entscheidung war. Wir sind in Invergordon geblieben, ein kleiner Ort, der nicht wirklich viel zu bieten hat. Gelohnt hat es sich trotzdem, denn ich habe, wie ich es mir fest vorgenommen hatte, mit Blick aufs Wasser einen Cider genossen.
Das Schiff
Das Schiff war mit ca. 2.400 Passagieren nicht gut gebucht, trotzdem war es wuselig und teilweise unruhig. Die ersten zwei Tage habe ich mich etwas verloren und unwohl gefühlt, es wurde dann im Laufe der Reise besser.
Das Schiff wirkt irgendwie verbaut, so kann man nicht auf allen Decks durchgehen, z.B. ist es nicht möglich auf Deck 3 vom Artrium im vorderen Bereich zum Heckrestaurant Duca D'Orleans zu gelangen. Das Design, das auf Fotos und Videos doch sehr gewöhnungsbedürftig ist, wirkt in Echt viel dezenter und stört zumindest nicht.
Für diese Reise hatten wir wegen der Mitternachtssonne eine zum Schlafen schön dunkle Innenkabine gebucht. Die Kabine war vollkommen in Ordnung. Stauraum ist ausreichend vorhanden, der Duschvorhang sauber und damit kein Thema, das ist Bett bequem. Zwar gibt es nur eine Steckdose für EU Stecker, aber am Nachttisch auf der rechten Seite gibt es noch einen USB Stecker, so dass es kein Problem war z.B. das Handy zu laden.
Insgesamt ist der Zustand des Schiffes gut, mit Ausnahme der öffentlichen Toiletten, was insbesondere im Heckbereich auf Deck 9 aufgefallen ist. Die Toiletten waren teilweise komplett gesperrt. Die Herrentoiletten am letzten Tag, die Behindertentoilette ging während der ganzen Reise eigentlich nie und auf den 3 Damentoiletten konnten die Türen nicht geschlossen werden.
Die meisten Bars befinden sich "in Reihe" auf Deck 5. Dadurch ist es immer etwas unruhig, die Animation ist teilweise sehr laut und anstrengend.
Sehr schön ist die Bar im Artrium und auf Deck 9 im Aussenbereich, die ein klein wenig an die Ocean Bar auf den Sphinxen erinnert. Aufgrund der Temperaturen in Island war es zum draussen sitzen oft zu kalt, leider stellt Costa keine Decken zur Verfügung und das Poolhandtuch wärmt nur bis zu einem bestimmten Grad.
Der Service
Der Service war immer gut. Die Bedienung freundlich und die Costa Mitarbeiter ausgesprochen hilfsbereit. Herausragend war der Umgang mit Passagieren mit eingeschränkter Mobilität.
Essen & Trinken
Das Essen im Bedienrestaurant Duca d'Orleans war mittags und abends durchweg sehr gut, besonders der Fisch und die Desserts. Am letzen Tag waren wir in der Pizzaria Pummid'Oro. Das war top, wer mit Costa reist, sollte das Restaurant unbedingt besuchen und das Tiramisu mitbestellen!
Das Buffetrestaurant hatte abends immer eine Auswahl an einer Sorte Geflügel, Fleisch und Fisch sowie Pasta und Beilagen. Das hat geschmeckt, aber der Fokus von Costa ist ganz klar auf den Bedienrestaurants.
Mittags haben wir das Bedienrestaurant sofern wir nicht an Land waren statt Frühstück gerne genutzt und waren nicht im Buffet. Mittags kann man während der Öffnungszeiten jederzeit kommen und hat freie Platzwahl.
Mit der festen Tischzeit, dem Dresscode, der langen Dauer (2-2,5 Stunden) und ganz ehrlich noch viel mehr mit dem festen Tisch am Abend habe ich mich sehr schwer getan. Fairerweise muss ich dazu sagen, das wusste ich vorher und da ich mich kenne, habe ich auch geahnt, dass das so gar nicht meins ist. Daher waren wir abends meistens im Buffet.
Übrigens gibt es zwischen 15:00 und 18:00 Uhr Hamburger, Hotdogs, Pommes und Salat im "Hallenbad". Für einen Snack nach dem Ausflug ein nettes Angebot.
Das Frühstück war durchaus in Ordnung und für ein italienisches Schiff haben sie durchaus ein gutes Angebot für die deutschen Gäste gehabt. Es gab immer 4 Sorten Aufschnitt, 1 Sorte Käse, Brötchen und sogar Vollkornbrot. Eierspeisen waren ebenfalls im Angebot, wobei das Rührei aus der Tüte nicht gut war. Wer es zum Frühstück gerne süß mag, wird mit den Teilchen, Croissants etc. bestimmt sehr glücklich.
Das Frühstück (identische Produkte) wurde wahlweise im Buffet mit Anreichen oder im Duca d'Orleans als echtes Buffet serviert. Wir empfanden das Duca als angenehmer und entspannter, Mitreisende genau umgekehrt. Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist!
Die Getränke waren gut, besonders der Caipirinha, der eher brasilianisch als deutsch zubereitet war, also mit Eiswürfeln statt Crushed Ice und fruchtiger. Nicht so gut fand ich einzig Tatsache, dass Wasser und die Softdrinks aus Plastikflaschen kam anstatt aus einem großen Gewinde.
Da bei Costa selbst zu den Mahlzeiten die Getränke extra bezahlt werden müssen, ist ein Getränkepaket sicher eine Überlegung wert. Wir haben bei Buchung gleich das All Inclusive gebucht und mussten uns so während der Reise um die Getränke keine Gedanken mehr machen. Ob sich das gerechnet hat weiß ich nicht, ich habe jedenfalls an Bord keine Lust mir Preise anzugucken.
Internet
Ein echter Schwachpunkt sind die angebotenen Internet Tarife. Es gibt ausschließlich Flatrates (Socialmedia, WhatsApp und "echtes" Internet). Da für uns ausschließlich die Internetflatrate interessant war, haben wir lange gehadert, ob wir das buchen sollen oder nicht. Letzendlich haben wir eine Flatrate für unglaubliche 168 EUR bestellt, an Bord wäre das ganze noch einmal teurer gewesen. Die Geschwindigkeit entsprach dem was wir von anderen Reedereien kannten.
Fazit
Wir hatten eine schöne Reise mit einer tollen, fazinierenden Destination und vielen netten Mitreisenden, mit denen wir sehr lustige Abende verbracht haben.
Costa ist durchaus eine Reederei, mit der man fahren kann und keineswegs so schlecht, wie es im Internet teilweise zu lesen ist. Auch das ewige Gemeckere der (welch Überraschung) deutschen Gäste empfand ich überzogen und nicht angemessen. Allerdings ist Costa für mich ein Produkt, das nicht ganz zu meinen Bedürfnissen passt.
Würden wir noch einmal mit Costa fahren? Auf einer besonderen Route wie dieser ja. Gäbe es aber eine vergleichbare Reise mit einer anderen Reederei würden wir diese bevorzugen.