- Offizieller Beitrag
41. Santarém, Brasilien, Soft, November 2010, Wertung ***
Biken am Amazonas, darauf habe ich gewartet, endlich mal biken am Arsch der Welt. Da Belém die schönste der drei Destinationen am Amazonas sein sollte (und auch war), entscheide ich mich für eine Biketour in Santarém, denn Belém werden wir zu Fuß erkunden.
Bei ca. 35° im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von 90% machen wir uns auf den Weg. Zunächst fahren wir auf asphaltierten Straßen durch die Stadt, es sieht aus wie überall in Mittel- oder Südamerika. Später biegen wir ab, und nun folgen fast ausschließlich Schotter- und Sandwege. Allerdings sind wir noch nicht im Umland, sondern es leben links und rechts dieser Straßen Menschen, unter mehr oder weniger ärmlichen Bedingungen. Der rote Staub der Pisten legt sich auf alles, Busse, kleine Windhosen oder Böen blasen den Staub in jede Ecke.
Steinerne Häuser mit Bretterzäunen lösen sich mit Wellblechhütten ab, relativer Reichtum neben Armut. Trotzdem begegnen uns die Menschen dort friedlich und freundlich. Daumen hoch, dieses internationale Zeichen für „Alles gut, alles prima“ wird hier gut verstanden. Meist begegnet man unserem „Daumen hoch“ mit einem Lächeln, manchmal aber auch mit einem finsteren Blick. Dann heißt es: Weiter.
An jeder Ecke treffen wir auf für uns exotische Früchte, Mangos, Cashews, Papayas oder Zitrusfrüchte, alles wächst hier einfach so in Gärten und an der Straße, davon haben die Menschen im Überfluss. Strom und sauberes fließendes Wasser hingegen sind nicht immer selbstverständlich. An einem kleinen Fluss, über den ein schräger wackeliger Steg führt, treffen wir auf badende Kinder, ein Pferd das getränkt wird und einen Biker, der sein Motorrad wäscht. Dem Wasser bringe ich allerdings für keine dieser Tätigkeit genügend Vertrauen entgegen.
Kurs vor dem Höhepunkt der Tour, dem „Monte Militar“ (wie heißt der eigentlich wirklich), pflückt René noch frisches Roucou und bemalt seine Indianer mit roten Streifen. Nun ist er endgültig unser Häuptling, und die Auffahrt kann beginnen. Obwohl wir über lediglich 120 Höhenmeter reden, kommen nur zwei aus der Gruppe im Sattel sitzend oben an: Laurent vom Showensemble und ein Pax. Es war einfach zu heiß, zu schwül, und der Anstieg wohl zu steil. Belohnt werden wir mit einem grandiosen Ausblick über Santarém bis hin zum Schiff.
Auf dem Rückweg halten wir bei einem Händler, der am Straßenrand Melonen verkauft. Ich kaufe eine Melone für alle, für zwei brasilianische Real – für einen knappen Euro - bekommen wir die köstlichste Melone der Welt. Der Rückweg führt uns durch die Stadt, wieder über asphaltierte Straßen, die Strandpromenade entlang. Dort werden wir – auf der Promenade und dem Bürgersteig fahrend – das erste Mal unentspannt empfangen. Wir deuten die Gesten und Rufe so, dass wir gefälligst auf der Straße fahren sollen.
Nach ca. 25 km sind wir zurück am Dampfer, und wir hatten die Gelegenheit, viele Eindrücke über das Leben in dieser Stadt im Nichts, zu bekommen. Die Tour war mit 49,95 Euro ausgeschrieben (Was soll eigentlich der Quatsch mit den 95 Cent hintendran?), belastet wurden dem Bordkonto aber nur 34,95 Euro, warum kann ich nicht sagen. Es mag daran liegen, dass der in der Beschreibung genannte Stopp im kulturellen Zentrum der Stadt fehlte, und die Tour dadurch kürzer war. Nun, mir fehlt nichts, viel mehr gibt es nicht zu sehen. Es gibt zwei Trinkflaschen, ich rate aber dringend dazu, mehr Wasser mitzunehmen. Außerdem den üblichen Riegel. Diese Tour kommt über 3*** nicht hinaus, hat aber Spaß gemacht.