Punta Arenas (Chile)
Soft(?)/Aktiv (als "Expeditionstour" deklariert)
Auch wenn diese Tour so wahrscheinlich nie wieder gefahren werden wird (und falls doch, sicher nicht als Soft-/Aktivtour), hier ein etwas ausführlicherer Bericht:
Startzeit war bei sonnigem Wetter, aber frischen Temperaturen irgendwo zwischen 10-15° und ziemlich starkem, böigen Wind, erst um 13:45. Grund war, dass das wieder einmal hervorragende Bikerteam, bestehend aus David und Benno (Benjamin), die Strecke morgens erstmal selber erkunden musste, da zum allerersten Mal eine AIDA einen chilenischen Hafen angelaufen hatte. (Dass die beiden sich das zum großen Teil hätten sparen können, konnten sie da auch nicht wissen). Angesichts einer ausgiebigen Verkostung des chilenischen Nationalgetränkes Pisco sour am Vorabend kam mir die späte Startzeit aber durchaus gelegen.
Los ging's, wie gehabt, mit der Ausgabe von Helm &Co am biker locker auf Deck 3. Benno hieß uns ca. 20 gut gelaunte Expeditionsbiker herzlich in Chile willkommen und erklärte den Neulingen den Ablauf. Auch die Radausgabe auf der Pier: wie immer, Benno hieß uns ganz herzlich in Patagonien willkommen. Wegen der örtlichen Bestimmungen mussten wir die bikes bis zum Hafeneingang schieben. Während der dort folgenden Satteleinstellung und ersten Fahrversuchen hieß Benno uns noch ganz herzlich in Punta Arenas willkommen und gab die erste grobe Richtung vor - uns wurden ca. 25 km und ungefähr 400 bis max. 500 Höhenmeter "versprochen".
Auf ging's - ein bisschen quer durchs Städtchen zum ersten (neudeutsch) poi: dem Magellandankmal auf der Plaza de Armas. Es heißt, wer den Zeh des zum Denkmal gehörenden Indianers berührt, der kehrt irgendwann hierhin zurück. Diese und weitere Erklärungen von Benno sowie ein letztes "herzlich willkommen in Chile, Patagonien, Punta Arenas" gingen allerdings angesichts zweier streunender Hunde, die mitten zwischen den Rädern ihren Trieben freien Lauf ließen, etwas unter.
Weiter ging's mal bergauf, mal parallel zum Hügel durch die Straßen von Punta Arenas, das topographisch so etwas an ein Bonsai-San Francisco erinnerte, ansonsten mit seinen bunten Häuschen und bei höheren Temperaturen auch auf Grenada oder einer anderen Karibikinsel hätte sein können. Am höchsten Punkt der Stadt (90m) genossen wir das Panorama mit dem Blick auf laut David "das schönste Hotel der Stadt - AIDAcara". Ein Pfahl mit Entfernungsangaben zu Stadten in der ganzen Welt bot mir die Gelegenheit, eine Bildungslücke zu schließen, nämlich, dass ich mich genau 6307 km von Schönstätt entfernt befand.
Von hier ging es parallel zur Küstenlinie unter den staunenden bis ungläubigen Blicken der sehr freundlichen Einwohner weiter durch die Wohnviertel. An diesem Tag (7.1.) waren übrigens ein Großteil der Häuser und Autos mit Trauerflor versehen, teils aus Bändern, teils aus schwarzen Müllsäcken. David und Benno vermuteten einen Trauertag, bis heute konnte ich aber nichts Genaues in Erfahrung bringen.
Am Stadtrand von Punta Arenas (von hier aus sollte es in die Natur gehen) und nach einem steilen Anstieg bei Gegenwind erwartete uns dann die erste Überraschung. Ein Gatter, das bei der morgendlichen Erkundung noch offen stand, war mittels Vorhängeschloss dicht. Glücklicherweise ließ der Stachelrahtzaun daneben den Durchstieg zu und in der latenten Erwartung wilder Stierherden setzten wir unseren von einzelnen Tierknochen gesäumten Weg über Schotter und Gras fort. Nach einigen Auf und Abs war am nächsten Gatter jedoch endgültig Schluss mit der geplanten Route und ab da machte die Expeditionstour ihrem Namen alle Ehre.
Nicht mehr Benno (David musste mit 2 Mitfahrern den Rückweg antreten), sondern der Trampelpfad bzw. das, was wir als solches deuteten, wies uns den Weg. Es wurde zu einer supergenialen Mountainbiketour über Stock und Stein durch fast unberührte Natur, 2-3 Bachquerungen (naja, eher breite Rinnsale) und Anstiegen und Abfahrten, bei denen das ein oder andere Mal alle - außer Benno - schieben mussten. Einfach phantastisch!! Unsere Abenteuerlust wurde neben reichlich Endorphin zu guter Letzt aber auch damit belohnt, dass wir just an demselben Gatter herauskamen, an dem wir die Zivilisation dereinst verlassen hatten. Von hier ging es entspannt (und nur bergab) zurück zum Schiff, wo wir nach gut 3,5 Stunden, exakt 20 km und 737 Höhenmetern erschöpft, aber mit breitem Grinsen ankamen.