Hallo zusammen,
angespornt durch den Beitrag AIDA - DAS ALTERSHEIM möchte ich gerne einen Thread zur Reise vom 09.-23.12. beginnen.
Es sollte unsere Hochzeitsreise sein und im Rückblick auf die Reise kann ich nur sagen, dass es in der Tat eine denkwürdige, eindrucksvolle und bewegte Reise war.
Es ging los am 09.12. in Palma, wo Kapitän Leitzsch schon in seiner ersten Durchsage ankündigte, dass es etwas schaukeln würde, wenn wir erst den Schutz der Insel Mallorca verlassen. So kam es dann auch - 5 Meter hohe Wellen direkt von Backbord, die gegen unser Kabinenfenster auf Deck 4 schlugen, umfallende Wasserflaschen, aufgehende Schranktüren und hin-und-herschlagende Duschtüren, das war die erste Nacht bei Windstärke 9 mit Böen bis 120 km/h. Es begleiteten uns Gewitter, links und rechts des Schiffes schlugen die Blitze ein und es kam mir manchmal vor, als würden wir direkt in die Hölle einfahren. Entsprechend leer war das Frühstück am ersten Seetag; das Schiff war eh nur mit etwa 800 Gästen belegt, von denen bestimmt die Hälfte den Seetag im Bett oder auf der Krankenstation verbrachten... das Schiff überall hübsch mit Kotztüten dekoriert und VIIEEEL Platz in den Restaurants. Deck 6 und Deck 11 gesperrt, draußen strömender Regen und nach wie vor eine sehr unruhige See, die den ganzen Seetag über anhielt und uns bis Palermo verfolgte. Frohe Stimmung, als wir den Hafen erreichten - Verschaufpause! Palermo selbst erreichten wir mit erheblicher Verspätung erst gegen 14 Uhr - die Cara konnte im Sturm über Stunden nur mit 6 Knoten fahren statt der geplanten 19 Knoten. Die Stadt erlebten wir in einer dreistündigen Regenpause, dann ging es auch schon wieder an Bord, da die Weiterfahrt nach Kreta anstand.
An der Nordküste Siziliens ging es ostwärts und wir durchfuhren die Straße von Messina. Die engste Stelle begann genau um Mitternacht und wir ließen es uns nicht nehmen, die Passage dieser historischen Meerenge im starken Wind auf Deck zu erleben. Im Schutze der Landmassen dachten viele Gäste, dass nun das Geschaukel vorbei sei, aber weit gefehlt! Nachdem wir den Schutz des italienischen Stiefels verlassen hatten, legte der Wind wieder zu gewohnter Stärke zu, allerdings aus anderer Richtung, so dass sich zum Rollen des Schiffes nun auch ein fröhliches Stampfen gesellte. Dieses begleitete uns den ganzen Seetag über bis nach Kreta, wobei natürlich erwähnt werden sollte, dass der Wind im Mittel nur noch Stärke 7 bis 8 erreichte. Nach den Erfahrungen der Passage Mallorca-Sizilien für erfahrene Seebären wie uns ein Klacks. Zwar aß Frau immer noch am liebsten Zwieback und Kräcker - aber das war kein Problem, da immer reichlich davon am Buffet nachgeliefert wurde (leider wurde am Ende der Reise nicht über den Zwieback-Verbrauch gesprohen...). Kreta selbst erlebten wir bei sehr diesigem, bedecktem Wetter und niedrigen Temperaturen - aber es war TROCKEN, wie schön!
Von Kreta ging es weiter - ohne Seetag - nach Marmaris/Türkei. Es sollte der schönste Tag der Reise werden. Ein wunderschöner Sonnenaufgang in der Bucht, dazu Windstille und eine flache See, wie herrlich und erholsam für unsere geschundenen Seelen nach 5 Tagen "Schietwetter" und Sturm. In der Türkei schien den ganzen Tag die Sonne, es war mit knapp 20 Grad angenehm warm und einfach nur schön, schön, schön. Zum Nachmittag allerdings frischte der Wind merklich auf, aber Windstärke 5 ist nun wirklich ein Klacks nach den Erfahrungen der Vortage. Es sollte weitergehen in Richtung Zypern. Die Überfahrt gestaltete sich wieder schaukelnd, aber nicht unangenehm.
Zypern erreichten wir am nächsten morgen pünktlich bei Sonnenschein, aber es war frischer geworden. Dennoch auch hier ein schöner Tag, der nur von negativen Begleitumständen beeinflusst wurde, für die wir selbst verantwortlich waren (weil wir uns von einem Taxifahrer abzocken ließen...).
Es ging weiter nach Beirut. Eine interessante Stadt, aber wirklich vom Landausflugs-Wetter her der beschissenste Tag überhaupt. Aber - es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung... also machten wir uns auf den Weg, Beirut am Vormittag mit AIDA zu erkunden und am Nachmittag auf eigene Faust loszuziehen. Vomittags goss es wie aus Kübeln, Straßen standen unter Wasser, aus allen Ritzen der Stadt quollen Rinnsale und dazu war es sehr sehr stürmisch. Zerzaust wurden wir beim Besteigen der Marienstatue, nass beim Abstieg. Aber es war dennoch sehr interessant! Nachmittags dann wurde es trockener, es gab Regenpausen, doch der Wind war unangenehm heftig und es war kalt, kaum 10 Grad wurden erreicht. Einige Schauer der heftiger Sorte durchnässten uns, aber dennoch nahmen wir tolle Eindrücke aus Beirut mit. Unterdessen lag die AIDA am Kai uns musste die Motoren anwerfen, um vom heftigen Landwind nicht abgetrieben zu werden, wie Kapitän Leitzsch am letzten Abend mitteilte. Seine abendliche Durchsage ferner sollte nichts gutes verheißen - er kündigte für die nächtliche Überfahrt nach Ägypten wieder Sturm an, verbunden mit dem Hinweis, dass es aufgrund des Zeitdrucks (Port Said kann nur zu bestimmten Zeitfenstern angelaufen werden) kaum möglich sei, die Fahrt wie zwischen Palma und Palermo zu drosseln. Also warf sich die AIDA mit 19 Knoten in die Wellen, es krachte und schepperte, es wankte und schaukelte bis kurz vor Erreichen von Port Said. Dabei waren NATÜRLICH auch wieder Gewitter.
In Port Said selbst ein wunderschöner Sonnenaufgang und bald darauf sollte es losgehen in Richtung Kairo und Pyramiden. Die Sonne schien (noch) - wie herrlich - und wir erwarteten das Beste. Die Reiseleiterin berichtete von dem freundlichen Klima Nordägyptens mit nur 6 Regentagen in Kairo und wir freuten uns. Doch - wie sollte es anders sein - ab den Mittagsstunden zog es sich zu und just an den Pyramiden von Giseh erlebten wir einen ersten (zugegebenermaßen winzigen) Regenschauer. Ägyptische Schulkinder waren davon sichtlich beeindruckt, den regenerfahrenen Mitteleuopäer hingegen beeindruckte weniger der Regen selbst als die Tatsache, dass einen das Pech wohl bis in die Wüste verfolgt. Nunja, die Tropfen trockneten schnell und abends ging es zurück Richtung Schiff - diesmal allerdings im wirklich strömenden Regen. Zwischen Kairo und Ismailija goss es mal wieder wie aus Kübeln, die Autobahn stand unter Wasser, wir fuhren kaum 50 km/h und Port Said kam einfach nicht näher... irgendwann erreichten wir dann doch das Schiff, es war wieder trocken und wir fielen müde, sehr müde nach der "Abwehrschlacht" mit den ägyptischen Kleinwarenhändlern ins Bett. Die Überfahrt nach Alexandira war... ruhig und ereignislos!
Alexandria war nach Marmaris der schönste Tag - von morgens bis abends Sonnenschein und Wärme, knappe 20 Grad, Erholung pur! Aber nicht lange, zwei Seetage standen uns vor Erreichen der Insel Malta bevor. Und der Kapität hatte nichts wirklich gutes anzukündigen... es sollte STÜRMISCH werden. Und es wurde stürmisch. Aber das kannten wir schon und ließen uns den Spaß nicht nehmen... es schaukelte wie üblich, die AIDA machte die üblichen Geräusche (die Wasserflaschen hingegen konnten schon seit der ersten Nacht nicht mehr umfallen - die waren sicher liegend deponiert und wurden auch vom Zimmerservice nicht aufgerichtet...), es quietschte und arbeitete überall, Deck 6 war wie üblich gesperrt. Doch nach dem ersten Seetag wurde es besser, der zweite Seetag gestaltete sich angenehm, sonnig und in die Decke eingerollt ließ es sich an Deck endlich einmal gepflegt ausruhen.
Malta selbst erlebten wir dann im typsichen Reisewetter - es regnete. Dennoch das Fazit: eine tolle, wirklich schöne Insel mit einer phantastischen Hafenanlage - hier lohnt sich die Anreise per Schiff wirklich sehr! Die Reise neigte sich nun dem Ende entgegen - und dieses sollte sehr versöhnlich sein! Den letzten Seetag auf dem Weg nach Palma wurden wir nur so verwöhnt. Ein wunderschöner Sonnenaufgang, ein toller, durchweg sonniger Tag und ein noch farbenfroherer Sonnenuntergang ließen uns die Strapazen (für einige auch die Qualen) der vergangenen Tage vergessen und einfach nur das Leben genießen - Cocktails an Deck, Frühstück draußen - wie herrlich, so muss eine Kreuzfahrt sein. Und so ging es dann auch in die letzte, sternenklare und absolut ruhige Nacht um am 23.12. sollte unsere Reise dann in Palma wieder enden - mit Sonnenschein!
Unser Fazit als AIDA-Neulinge: es war - trotz (oder gerade auch wegen...) der geschilderten Unbilden des Wetters - eine einmalige Reise. Schade, dass AIDA uns kein "Seefahrer-Diplom" ausstellte, denn immerhin wurde uns von oberster Stelle attestiert, dass dies keine gewöhnliche Kreuzfahrt gewesen sei, sondern eine echte Seefahrt. Dermaßen anhaltend stürmisches Wetter hatten selbst die langjährigen AIDA-Crewmitglieder selten erlebt und so waren wir doch ein wenig stolz. Wie langweilig muss eine Reise sein, bei der zwei Wochen lang die See wie ein Brett unter einem liegt, keine Welle sich kräuselt und kein Tropfen vom Himmel fällt. Wie herrlich ist es, die Gischt auf Deck 11 um den Kopf wehen zu lassen, welch ein Gefühl ist es, auf Deck 6 zu stehen und zu sehen, wie der Schaum auf Augenhöhe vorbeifliegt. Und welches Gefühl ist es schließlich, nachts von der Brandung am Zimmerfenster auf Deck 4 (und auch noch im vorderen Bereich von Deck 5) geweckt zu werden?
Um noch kurz Bezug zu nehmen auf das "Altersheim" - tatsächlich waren überwiegend Rentner an Bord, die Generation 60PLUS hatte das Schiff "geentert". Dies hatte unserer Meinung nach erheblichen Einfluss auf die mitunter wirklich vollkommen lustlose Animation. Gut - wir haben schnell Kontakt zu den wenigen jungen Leuten an Deck gefunden und hatten unseren Spaß mit "den vielen Mumien". Und wir haben sicher auch aufgrund des Reisezeitraumes keinen Kindergarten erwartet. Aber das der Altersschnitt SO HOCH sein würde, dass haben weder wir noch unsere Berater im Reisebüro so erwartet.
Dennoch - trotz Sturm etc. eine tolle, eine eindrucksvolle Reise, die ich persönlich jederzeit so wiederholen würde. Meine Frau hingegen würde dann doch eine Route mit weniger Sturm vorziehen, lag sie doch selbst einige Tage wirklich flach (kam aber ohne Spritze aus!).
Ich möchte mit diesem Beitrag keinesfalls AIDA in irgendeiner Form schlechtreden. Nein! Aber man muss eben den Tatsachen ins Auge blicken und feststellen, dass eine Kreuzfahrt nicht zwingend bedeutet, zwei Wochen strahlenden Sonnenschein zu haben. AIDA kann niemals was fürs Wetter und so liegt es an jedem selbst, das beste daraus zu machen. Ich denke, wir haben das sehr gut hinbekommen und werden nicht zuletzt gerade wegen dieser Sturmbegleitung die Reise lange in Erinnerung behalten!
Ich würde mich freuen, wenn auch andere noch ihren Reiseeindruck schildern.
Herzlichen Gruß,
Matthias