Mit der Carnival Legend durch das Mittelmeer - von Barcelona nach Venedig
Unsere mittlerweile zwölfte Kreuzfahrt war gleichzeitig die erste mit Carnival. Unsere bevorzugte Reederei ist bisher Royal Caribbean. Hier nun unser (natürlich völlig subjektiver) Bericht über unsere Reise und das Schiff.
Mit AIDA waren insges. 3 mal unterwegs, zu unserer letzten KF mit der AIDA Bella aus 2011 gibt es hier auch einen Bericht.
Als Fazit vorweg:
Die Unterschiede zwischen dem Funship-Konzept von Carnival und den Schiffen von Royal Caribbean sind nicht besonders groß. Es sind
allerdings einige Kleinigkeiten, die uns auch in Zukunft wieder eher bei Royal Caribbean buchen lassen werden. Wenn Route und Preis stimmen, kann aber auch Carnival jederzeit wieder in die engere Wahl kommen.
Eine Auswahl an Fotos der Reise findet ihr hier: http://www.flickr.com/photos/anton_huegli/sets/
Das Schiff:
Wir hatten uns für unsere Kreuzfahrt die Carnival Legend ausgesucht. Das Schiff ist schon älter, eine umfassende Renovierung auf "Funship 2.0" ist entweder Ende 2013 oder 2014 geplant. Das Alter sah man dem Schiff, den Räumen und auch
einigen Möbeln an. Aber alles war im Rahmen, es wirkte nichts irgendwie ungepflegt oder vernachlässigt.
2006 hatten wir eine Kreuzfahrt auf der Costa Atlantica gemacht. Die Atlantica ist ein Schwesterschiff der Legend, der "Grundriss" ist nahezu gleich. Also wussten wir, dass uns ein etwas verwinkeltes Schiff erwarten würde.
Positiv ist, dass es kaum Stellen gibt, die künstlich eng gemacht wurden.
Negativbeispiel ist da für uns immer das Theatrium der neueren AIDA-Schiffe, wo
viele Besucherströme zusammenprallen. Staus gab es an Bord der Legend nicht.
Abends spielt sich das Bordleben im Wesentlichen auf Deck 2 und 3 ab, hier sind die
Bars, das Casino und as Foyer. Auch der zweistöckige Speisesaal achtern verteilt
sich auf die beiden Decks.
Was uns fehlte, war eine schöne Bar mit Aussicht. Da ist die Viking Crown Lounge der
RCL-Schiffe für uns das Maß der Dinge. Einfach hoch oben über dem Meer sitzen
und über das Schiff schauen, geht auf der Legend nur auf Deck 9 draußen.
Aufgefallen ist uns die ziemliche dicke Abgasfahne, die das Schiff hinter sich herzieht.
Entweder war der Wind immer ungünstig und hat den Qualm nach unten gedrückt,
oder die Legend pustet mehr Russ durch die Schornsteine, als andere Schiffe.
Betroffen davon waren natürlich die Oberdecks hinter dem Schornstein. Besonders
im Serenity-Bereich gab es überall Rußflecken.
Das war schade, weil Carnival den Serenityberich auf Deck 9 wirklich schön gestaltet
hat. Mit Serenity wird auf der Legend ein Bereich für Erwachsene bezeichnet,
mit vielen Liegen, Sesseln und Hängematten.
Die Bordsprache war Englisch. Durchsagen in anderen Sprachen gab es nicht. Auch die
"Tageszeitung" an Bord, die sog. FUN-Times gab es wohl nur auf
Englisch. Eine deutsche Speisekarte war ebenfalls nicht verfügbar.
Im Gegensatz zu einigen anderen Schiffen von Carnival, bewirbt man die Legend aber
auch nicht als mehrsprachiges Schiff. Deshalb gibt esvon unserer Seite dazu auch
keine Kritik dazu, dass wussten wir vorher.
Laut Cruisedirector kamen die Gäste unserer Reise aus 27 Nationen, wobei Amerikaner, Briten und
Kanadier wohl den größten Anteil hatten. Genaue Zahlen habe ich nicht erfragt,
aber der Anteil deutscher Gäste dürfte zwischen 10-20 Personen gelegen haben.
Die Crew war da mit 63 Nationen deutlich internationaler.
Das Personal:
Hier kann man die Besatzung der Legend nur loben, alle waren durchweg freundlich und
hilfsbereit. Nur der Kapitän machte sich bis auf einen kurzen Auftritt etwas rar.
Unser Kabinensteward war stets freundlich und gesprächsbereit, wir wurden von ihm eigentlich
immer mit unseren Namen angesprochen.
Das Personal im Speisesaal war ebenfalls immer freundlich. Allerdings war der
Service nicht so gut, wie wir es von RCI kennen. Mehr dazu beim Punkt "Essen
und Trinken".
Die Kabine:
Wir hatten eine Balkonkabine "nach hinten raus", Kabine 5297. Der Balkon ist ein
wenig größer als die normalen Balkone. Trotzdem waren nur zwei Sessel und ein
kleiner Tisch vorhanden.
Die Kabine selber hat uns gut gefallen. Auch hier konnte man das Alter des Schiffs an
Kanten und Oberflächen sehen.
Nicht so gut gefallen hat uns die Balkontür, es war leider eine normale Tür, keine
Schiebetür. Nachts bei offener Tür zu schlafen, war etwas schwierig, man musste
die Tür immer mit einem Balkonstuhl blockieren.
Trotz offener Balkontür schaltete sich die Klimaanlage nicht ab. Auch eine
Reklamation brachte keinen Erfolg.
Wie oben schon erwähnt, scheint die Legend reichlich Russ in die Umwelt zu pusten. Unser
Balkon war davon allerdings kaum betroffen.
Essen und Trinken
Auch Carnival bietet eine freie Essensitzung an, es heißt "Your time dining". Der obere
Speisesaal auf Deck 3 ist dafür vorgesehen.
Erfreulich war die hohe Anzahl kleiner Tische, so dass wir häufig den "private table"
gewählt haben. Leider konnte man nicht für den nächsten Abend vorreservieren.
Das hatten wir letztes Jahr bei Celebrity ausführlich genutzt.
Bei Carnival reiht man sich in die Schlange hungriger Gäste ein. Ist aktuell kein
Tisch frei, bekommt man einen Pieper mit und kann in der nächsten Bar warten.
Ist der Tisch bereit, fängt der Pieper an zu blinken und zu reden.
Das Essen im Hauptrestaurant war gut, nur leider meistens nicht mehr besonders warm. Wenn
ich die Deckpläne richtig deute, müssen die Kellner aber auch immer 2 Decks
tiefer zum essen holen.Geschmacklich war das Essen in Ordnung. Uns kam es so vor,
als wären die Speisen kräftiger gewürzt, als auf anderen Schiffen, die wir
kennen.
Kritisieren müssen wir aber den Service beim "Your time dining". Die
Kellner arbeiteten in 3-Gruppen (ein Headwaiter, 2 normale Waiter). Wir wissen
nicht, wie lange es das "Your time dining" schon gibt, aber auf uns
wirkte der Service teils sehr unkoordiniert. Zweimal wurde eine zweite
bestellte Vorspeise nicht serviert, sondern direkt das Hauptgericht. Einige
Male dauerte es zwischen Vorspeise und Hauptgang bis zu 40 Minuten. Das ist
schon ziemlich lang.
Außerdem waren alle Waiter ständig damit beschäftigt Geschirr hin und her zu
räumen. Das führte dazu, dass die fertigen Gerichte länger als nötig
herumstanden und entsprechend kalt wurden.
Auch der Kaffee danach (also nach dem Hauptgang) wurde fast immer extrem spät
serviert. Bei RCCL bat man direkt beim Abräumen um eine Tasse und sie wurde
serviert, wenn die Speisekarte für das Dessert gebracht wurde. Hier war es oft
so, dass es den Kaffee erst nach mehrmaligem erinnern nach dem Dessert gab.
Ein Wort zum Kaffee. Dass der Kaffee aus SB-Automaten generell kein Knaller
ist, weiß man als Kreuzfahrer. Da machte auch die Legend keine Ausnahme. Hin
und wieder aber wurde dessen Qualität durch den Kaffee der Servicekräfte
unterboten. Der eine oder andere kennt vielleicht den „Bodenseekaffee“.
Mittagessen haben wir, wenn überhaupt nur im Buffetrestaurant auf Deck 9
eingenommen. Die Auswahl war recht eingeschränkt, aber es schmeckte.
An einer Stelle im Restaurant befand sich ein Pizzastand, dort konnte man rund
um die Uhr eine leckere Pizza bekommen. Freunde des Fastfood konnten sich von
morgens bis abends an einem anderen Stand mit Burgern und Hot Dogs versorgen.
Kommen wir noch zum Frühstück. Für viele Menschen ist dies ja die wichtigste
Mahlzeit des Tages. Auch für uns war ein ausgiebiges Frühstück wichtig, denn
nur gut gestärkt machen Landgänge Spaß.
Auf der Legend war das Frühstück komplett auf amerikanische Geschmäcker ausgerichtet.
Europäische Brotsorten oder Brötchen suchte man vergeblich. Es gab eigentlich
nur süße oder deftige Sachen, amerikanische Frühstücksgewohnheiten eben. Speck,
Würstchen und Rührei gab es reichlich. An mehreren Stationen konnte man sich
Eier oder Omelettes braten lassen. Leider war die Auswahl an frischem Obst
recht eingeschränkt.
Einmal haben wir das Frühstück im Speisesaal eingenommen, dort gab es die
gleichen Angebote wie am Buffet, aber man bestellt am Tisch und wird
entsprechend bedient. Leider war der Service ähnlich langsam wie abends.
Unterhaltung an Bord
Entweder hatten wir ein besonders feinfühliges Gehör oder Carnival mag es etwas
lauter. Die Musik in den Bars war meist so laut, dass eine Unterhaltung nicht
mehr möglich war. Zwar sind die Bars so angeordnet, dass nur wenig Musik in
andere Bereiche dringt. Einfach nur sitzen und die Musik mehr im Hintergrund zu
genießen, dass klappte nicht. Auch die Auswahl war sehr begrenzt, an allen
Stellen spielten jeden abend die gleichen Personen wahrscheinlich auch die
gleichen Stücke.
Die abendlichen Shows waren sehr Comedy-lastig. Deshalb haben wir die meisten
Shows gar nicht erst besucht. Wir können uns zwar ganz gut auf Englisch
verständigen, aber für amerikanische Comedy reicht das nicht. Wir haben zwei
Shows des Showensembles besucht, die waren beide gut.
Was ist sonst noch zu sagen?
Es gab zwei formelle Abende, jeweils an den Seetagen zu Beginn und gegen Ende
der Reise. Der Anteil an „normal“ gekleideten Mitreisenden war an beiden
Abenden recht hoch. Ich bin gespannt, ob die Reederein die formellen Abende
irgendwann aufgeben werden.
Natürlich hat Carnival in allen Häfen Landausflüge angeboten. Genutzt haben wir
das Angebot nicht. Die Ausflüge erschienen uns teurer, als z.B. bei Royal
Caribbean. Alle Ausflüge ließen sich vorher über die Internetseite von Carnival
buchen. Dort kann man die Ausflüge auch bewerten, auch einige negative
Bewertungen waren vorhanden. Das deutet darauf hin, dass Carnival da nicht
eingreift und löscht.
Zum Schluß unserer Schiffsbeschreibung wollen wir noch mal betonen, dass dies
unsere erste Kreuzfahrt mit Carnival war. Um sich wirklich ein Urteil über das
sog. Funship-Konzept zu machen, reicht die eine Fahrt sicher nicht aus. Da
müsste man auch mal auf die neueren oder renovierten Schiffe gehen.