Prolog:
„Der Nebel, wenn er steigend sich erhält, bringt Regen, doch klar
Wetter, wenn er fällt.“
Wieviel Wahrheit diese alte Bauernweisheit beinhaltet, erfuhren wir an
Bord von AIDAmar auf der Route „Ostsee 2“ vom 18. bis 25. Mai 2013.
Anreise
Zunächst jedoch war von Nebel noch nichts zu spüren, begann unsere Reise mit drei
Erwachsenen und einem zweijährigen Kleinkind doch am frühen Morgen des
17. Mai in strömendem Regen. Nicht umsonst witzeln Karnevalisten seit
langem, dass unsere Heimatregion, das Bergische Land östlich von Köln,
zwar sehr schön sei, man es aber überdachen müsse… Ein
Dach hat unser Auto zum Glück, und gut geschützt nahmen wir so Kurs auf
die Ostseeküste, wo wir schon am Mittag eintrafen und zunächst das uns
schon bekannte und gerade mit Kindern sehr sehenswerte „Karls
Erlebnisdorf“ in Rövershagen bei Rostock besuchten. Hier herrschten
übrigens Temperaturen von über 20 Grad und Sonnenschein! Nach
ausgiebigem Bummel über das Gelände und Nutzung der gastronomischen
Einrichtungen ging die Fahrt weiter über den Warnemünder Ortsteil „Hohe
Düne“ und via Warnowfähre zu unserer Ferienwohnung, die uns für eine
Nacht Bleibe im (inoffiziellen) AIDA-Heimathafen sein sollte. Am
Kreuzfahrtterminal lag bereits die „Norwegian Star“, und bei der
Vorbeifahrt mit der Fähre steigerte sich unsere Vorfreude noch: schon am
nächsten Tag würde dort AIDAmar liegen und uns erwarten!
Nach einem
Spaziergang durch Warnemünde und Einkehr in einem Restaurant am Alten
Strom suchten wir die Wohnung mit den in ihr befindlichen Zeitmaschinen
auf: den Betten! Kaum hingelegt, war die Nacht schon vorbei und der
Abreisetag da. Das Frühstück mit (fast) allem drum und dran nahmen wir
schon im Schatten unseres stolzen Schiffes zu uns, denn das Angebot von
„Karls Zwiebelschuppen“ direkt neben dem Cruise Center am Passagierkai
ließ für gerade mal 2,50 Euro pro Person kaum Wünsche offen – inkl.
Kaffee „all you can drink“! Anschließend konnte man schon die Koffer
abgeben, und ich machte mich auf den Weg, unser Auto zu parken. Meine
Internetaufklärung im Vorfeld ergab, dass man auf dem gut 10 km vom
Terminal entfernten Parkplatz P4 im Überseehafen (Adresse: Am Seehafen
7, Rostock) für eine Wochengebühr von nur 7 Euro parken kann. Selbst
wenn man die Fahrten mit dem Taxi (jeweils ca. 20 Euro inkl. Maut für
den Warnow-Tunnel) hinzurechnet, ist das wesentlich günstiger als der
Parkservice am Terminal (ca. 160 Euro pro Woche!).
Beim
Einchecken durften wir die VIP-Schalter nutzen, diese stehen neben
„hochrangigen“ AIDA-Clubmitgliedern und Suitengästen auch
Schwerbehinderten und Familien mit Kinderwagen offen, was die Wartezeit
in der erschreckend langen Schlange der gut 2500 Passagiere der
Pfingst-Reise massiv verkürzte. Nach der Sicherheitskontrolle suchten
wir an Bord umgehend das Bella-Donna-Restaurant auf. Die
Grundarchitektur dieser AIDA-Generation war uns von vorigen Reisen (2 x
Bella, 1 x Luna; siehe auch meine anderen Reiseberichte hier!) noch gut
bekannt, so dass wir uns auf Anhieb zurechtfanden. Kaum war das erste
Bord-Gelage abgeschlossen, wurde per Durchsage mitgeteilt, dass unsere
Kabinen bereits bezugsfertig seien. Perfekt! Also ab auf Deck 4 und
Quartier bezogen: erstmalig hatten wir eine Vierer-Innenkabine gebucht,
um die mitreisende Oma mit uns zusammen unterbringen zu können. Wir
haben das nicht bereut, denn nach unseren Erfahrungen ist man ja ohnehin
nur zum Duschen, Schlafen und Umziehen in seiner Kammer. Die nötige
Kleinkind-Ausstattung (Treppchen fürs Waschbecken, Töpfchen,
Kinderbettwäsche) mussten wir bei der Rezeption anfordern, es wurde nach
und nach alles geliefert. Als Babyfon hatten wir die Oma mitgebracht.
Falls die einmal länger aufbleiben wollte oder für den Mittagsschlaf der
Kleinen hatten wir wieder die PMR-Funkgeräte (Private Mobile Radio,
Motorola TLKR 6) dabei, die sich im letzten AIDA-Urlaub mit Kind bewährt
hatten.
Um 17 Uhr fand die Seenotrettungsübung statt. Wichtige Sache,
zweifellos, aber auch wieder eine harte Geduldsprobe für Kleinkinder.
Nach moderaten Quengeleien und der Erlaubnis, Kindern die unbequemen
Westen abzunehmen (natürlich erst, nachdem alle Passagiere registriert
wurden) war auch das überstanden, und AIDAmar war seeklar. Sail away!
hieß es mit leichter Verspätung um 18.10 Uhr, und wir waren unterwegs –
begleitet von drei Ausflugsschiffen, die durch ihre Hornsignale für
Gänsehaut sorgten.
Nach Abendessen und Willkommens-Sekt lernten wir erstmalig
Club-Direktor Konstantin Burkämper und Entertainment-Manager Martin
Schwarz kennen – die beiden erweckten die ganze Reise über den Eindruck,
ein gutes Team zu sein und traten mit angenehmem Witz und
Redegewandtheit auf. Auch zum Show-Ensemble mit seinen Sängern und
Tänzern gibt es nur ein Wort zu sagen: professionell! Selten haben uns
die Shows an Bord so gut gefallen, wie die auf AIDAmar. Ganz besonders
hervorheben muss man die beiden Schauspieler – exzellent! Die können
nämlich auch noch singen und tanzen – man sollte keinen Auftritt
verpassen! Das haben auch viele andere an Bord schnell gemerkt, denn auf
unseren vorigen Reisen war das Theatrium bei den Schauspielerauftritten
auch am frühen Abend nie so gut gefüllt, wie bei den Aufführungen
dieser beiden Profis! Sympathisch auch: die Schauspieler sah man bei
anderen Auftritten des Show-Ensembles ganz oft im Publikum, sie
klatschten und freuten sich mit ihren Kollegen.
Bald nach der Welcome-Show auf dem Pooldeck zwangen uns deutlich
sinkenden Temperaturen zu einem Imbiss in den California Grill
(unbedingt probieren: die frisch auf Bestelllung zubereiteten Burger!)
und anschließend in die Kojen, wo wir alle vier eine erholsame erste
Nacht auf See verbrachten.
Nebel über der Ostsee
Gibt man den Begriff „Ostsee“ in gängigen Internet-Suchmaschinen ein,
so stößt man schnell auf die Definition, die Ostsee sei ein Nebenmeer
des Nordatlantiks. Dies ist nicht korrekt. Vielmehr müsste es heißen:
die Ostsee ist ein NEBELmeer des Nordatlantiks. Den Blick aus dem nicht
vorhandenen Kabinenfenster ersetzte die Bug-Kamera im iTV des Schiffes.
Und dort sah man – quasi nichts! Warum das um diese Jahreszeit nicht
überraschend war, klärte sich bei der 10-Uhr-Durchsage von Kapitän Jörg
Miklitza von der Brücke: Treffen wärmere Luftmassen auf das noch kalte
Ostseewasser, so bildet sich schnell dichter Nebel.
Zum
Zeitpunkt dieser Erklärung befanden wir uns bereits im Kid’s Club, wo
der Krabbeltreff für unter 3-jährige Kinder stattfand. Neben
Informationen über die Räumlichkeiten des Clubs gab es ein wirklich
nettes AIDA-Frühstücksbrettchen als Willkommensgeschenk für jedes Kind
und die Möglichkeit zum Kennenlernen und Austausch zwischen den Eltern.
Hierbei wurde alsbald klar, dass sämtliche Kinderwagen, die auf Gängen
etc. standen, verschwunden waren. Sinnvoll, denn im Ernstfall behindern
diese die Evakuierung des Schiffes. Einem Gefühl folgend, suchte ich
umgehend den „Parkplatz“ unseres eigenen Buggys auf und stellte fest:
auch wir wurden gewissermaßen „abgeschleppt“. Dazu muss man jedoch
wissen, dass unser Wagen an einer Stelle stand, die uns fast genau ein
Jahr zuvor auf der AIDAluna zugewiesen wurde. Dort übernahm AIDA
natürlich keine Verantwortung dafür, dass die Wagen nicht beschädigt
oder entwendet werden, aber man tolerierte ausdrücklich das Abstellen
von Kinderwagen an bestimmten Stellen, z.B. in Blindräumen unter den
Treppen im untersten Deck oder vor den Aufzügen. An genau so einer
Stelle hatten wir unseren Wagen abgestellt; jetzt mussten wir und andere
Eltern neben den sichergestellten Kinderwagen auch die Belehrung
abholen, dass der Sicherheitsoffizier der „Mar“ keinerlei abgestellte
Gegenstände außerhalb der Kabinen toleriere. Sicher sein gutes Recht,
und wer in postcostaconcordialen Zeiten die Sicherheitskeule schwingt,
darf kaum Gegenrede erwarten, aber bedauerlich war es schon. Zumal die
Massen von Gepäck, die am Abend vor der Abreise die Gänge verstopften
(da waren wir auch noch in voller Fahrt mehrere Stunden auf hoher See
unterwegs) offenbar kein Problem darstellen…
Wie dem auch
sei, zusammengeklappt passte der Wagen so eben in die Kabine. Leider
kam man sich in den nächsten Tagen beim Verlassen des Schiffes immer mit
den Housekeeping-Wagen in die Quere, die ein Passieren mit dem
fahrbereiten Kindertransporter unmöglich machten, so dass mir die
Aufgabe zukam, den unhandlichen Wagen zusammengeklappt zum Ausstiegsdeck
zu tragen. Gottseidank gab es genug zu essen an Bord; so verließen mich
nicht die Kräfte
Der 1.Seetag
auf dem Weg nach Tallinn verlief, wie so ein Seetag eben ist: Show und
Cocktail auf dem Pooldeck, Mittagessen, Schiffflitzen mit unserer
Tochter, Spielen, Cocktail, Kaffee & Kuchen, Abendessen – und
plötzlich, um 19.22 Uhr, fuhr AIDAmar raus aus dem Nebel, und wir
stellten fest: es gibt einen Horizont! Die Sonne hatte gesiegt, wenn
auch nur vorübergehend… Mit dem Nebel lichtete sich auch der Vorhang im
Theatrium, und die Vorstellung der nautischen Offiziere und des Kapitäns
begann. Kapitän Miklitza machte das wirklich gut, neben den üblichen
Kapitänswitzen (keine Zitate hier, ich will Erstreisenden den Spaß nicht
verderben) gab es auch interessante und unterhaltsame Infos. Das galt
übrigens auch für jede seiner Ansagen von der Brücke: Neben dem
Kursverlauf, dem Wetter und ähnlichen Dingen erinnerte er gar an die
Bedeutung des Pfingstfestes und lud regelmäßig den Lektor ein, neben
seinen ausführlichen Vorträgen im Theatrium kurze Informationen über den
jeweiligen Zielhafen per Durchsage zu machen. Wir fanden das sehr gut.
Nach der Offiziersvorstellung folgte die AIDAmar-Show „Kauri“, die
eigens für dieses Schiff geschaffen wurde. Bombastische Musik, viel
Bewegung auf der Bühne, dafür keine im Schiff. Das galt für die gesamte
Reise, die so mehr einer Flusskreuzfahrt glich: die Ostsee platt wie ein
Ententeich, die „Mar“ lag darauf ruhig wie ein Brett, und wir lagen
alsbald ruhig im Bett.
Tallinn
Die
estnische Hauptstadt empfing uns mit Nebel, der sich aber noch im
Verlauf des Frühstücks auflöste und den Blick auf das bekannte Panorama
freigab. Hat man wie wir keinen Ausflug gebucht, kann man
den kurzen Weg vom Liegeplatz in die Altstadt von Tallinn
(UNESCO-Weltkulturerbe) problemlos zu Fuß zurücklegen (vorher
kostenlosen Stadtplan an der Information am Pier holen). Dafür wird man
mit einer sehr schönen mittelalterlichen Kulisse belohnt. Den kurzen
Aufstieg über die Treppen „Lühike jalg“ zur Alexander-Newski-Kathedrale
(Eintritt frei – wunderschöne orthodoxe Kirche) sollte man unbedingt
machen, belohnt wird man auch mit einer schönen Sicht zum modernen Teil
Tallinns bis zum Hafen. Wieder zurück im Zentrum, lohnt das Rathaus aus
dem Baujahr 1402 einen Besuch. Unweit davon, in der Straße
Varna tug 1, liegt das mittelalterliche Gasthaus „Olde Hansa“.
Unbedingt einkehren! Schöne Terrasse, stilechte Bedienung und ein
Innenraum ohne elektrisches Licht. So merkwürdig der Rat klingen mag:
auch die Toiletten sollte man besuchen. Etwas vergleichbar Geniales habe
ich noch nirgendwo gesehen. Eine Empfehlung ist auch das Kräuterbier,
das im Tonkrug serviert wird, wie überhaupt alle Speisen sehr gut
aussahen (und auch schmeckten!). Die großen Menüs sind zwar nicht billig
und man sollte sich dafür Zeit nehmen, aber auch für den kleinen Hunger
hat die Karte etwas zu bieten (z.B. Suppen oder den Kräuter-Ofenkäse).
Nach etlichen Stunden Altstadt-Bummel fragten wir dann einfach den
Fahrer eines zufällig entdeckten Costa-Busses, der für die neben der
AIDAmar liegende Costa Luminosa im Shuttleverkehr fuhr, ob
er uns auch mit zur AIDA nimmt, was er sofort bejahte. So kommen wir
inklusive Kinderwagen wieder kräfteschonend und kostenlos zurück an
Bord. Übrigens kommt man mit Englisch ganz hervorragend zurecht, sowohl
in Restaurants als auch in Souvenirläden oder eben mit den Busfahrern.
Zurück an Bord genossen wir Essen, Showprogramm und Getränkeangebot und folgten der Costa Luminosa Richtung Russland…
St. Petersburg
Nachdem in
der Nacht zum zweiten Mal auf der Reise die Uhren vorgestellt wurden und
somit wieder eine Stunde Schlaf fehlte, trieb uns der im iTV zu sehende
blaue Himmel jedoch schnell aus den Betten. Herrlichstes Wetter empfing
uns in Russland! Zwar konnte man die Aussicht auf den Hafen mit seinen
riesigen Wohnblocks aus Sowjetzeiten kaum genießen, wohl aber die Sonne
auf dem Pooldeck. Da unser gebuchter Ausflug erst nachmittags startete,
hatten wir Zeit genug, uns an Deck bei sommerlichen Temperaturen die
Zeit zu vertreiben.
Nach dem
Mittagessen an Bord wurde es Zeit, den russischen Grenzbehörden
gegenüberzutreten. Im nagelneuen Terminal geht es streng zu: anstellen,
einzeln in einen verspiegelten Gang vor der Grenzerkabine eintreten,
Gesicht und Passfoto vergleichen lassen und einen Stempel erhalten. Bloß
die Landgangskarte (Gruppenvisum) nicht vergessen! Sonst keine
Einreise. Da merkt man erst mal, wie einfach das Reisen innerhalb der EU
ist… Dennoch reagierte die Dame hinter Glas freundlich auf mein in
perfektem Touristenrussisch vorgetragenes „Guten Tag“ (Dobry djen) und
„Danke!“ (ßpaßibo). Auch hier scheint man die Bemühung anzuerkennen.
Rein in den
Bus, und unser Ausflug „St. Petersburg & Shopping“ begann. Etwa eine
Stunde Stadtrundfahrt folgte, in denen die Reiseführerin von „Arctur
Tours“ Informationen über passierte Gebäude und sonstige
Sehenswürdigkeiten gibt. Von ihr erhielten wir auch kostenlose
Stadtpläne. Das war in Ordnung. Nach dem Ausstieg bei der Blutskirche
führte sie uns zum Newskij Prospekt, einer großen Haupt-Einkaufsstraße.
Hier eilte sie allerdings einfach vorneweg und nahm keine Rücksicht auf
Familien und Gehbehinderte in der Gruppe, die einfach zurückblieben. Das
war weniger gut. Schließlich haben aber alle das Ziel erreicht, wo nun
eine Stunde Freizeit anstand.
Generell ist
die Innenstadt von St. Petersburg wie die jeder anderen Großstadt,
dabei auch recht sauber. Alles ist sehr voll und hektisch, jedermann
fummelt mit Smartphones rum und hat mp3-Player auf den Ohren, der
Verkehr ist Wahnsinn. Wir zogen uns deshalb schnell in den schönen und
gepflegten Park neben der Blutkirche zurück, bevor die Zeit schon rum
war und wir die Rückfahrt zum Schiff antreten mussten. Zwischendurch
wurde noch an einem großen Souvenirladen gehalten, wo es neben mehr oder
weniger hochwertigen Andenken auch einen gratis Wodka gab. Na sdarovje!
Kleiner Schreck bei der Ankunft am Terminal: eine laaaange Schlange bis
ums Eck vor der Ausreisekontrolle. Hilft nix. Augen zu und durch. Und
sich darüber freuen, einen klaren Vorteil der EU erkannt zu haben:
einfach rein ins Land, einfach raus aus dem Land.
War dieser
Ausflug sein Geld wert? Knapp 40 Euro hat die Tour pro Erwachsenem
gekostet. Eingedenk der Tatsache, dass man sonst ohne zuvor beantragtes
Visum (Kosten: ca. 70 Euro pro Person!) gar nicht vom Schiff runterkäme
und dann ja erst einmal nur im Hafen steht, von dem das schöne Zentrum
noch weit entfernt ist, spricht alles deutlich für AIDA-Ausflüge in St.
Petersburg!
Zurück auf
dem Schiff, stürzten wir uns umgehend ins Abendgelage, gefolgt von der
Open-air-Party auf dem Pooldeck, die für die beeindruckende Vorbeifahrt
an der verlassenen Festung Kronstadt auf der Insel Kotlin vor St.
Petersburg kurz unterbrochen wurde. Anschließend erlebten wir die „White
Russian Pool Party“ bei schönstem Wetter und Helligkeit bis in die
Nacht! Durch die zwei Stunden Zeitverschiebung und die Lage relativ hoch
im Norden bleibt es bis weit nach Mitternacht hell. Die Zeit der
berühmten „weißen Nächte von St. Petersburg“ beginnt Mitte Mai, und es
war ein beeindruckendes Erlebnis! Ebenso wie die Darbietung des
Show-Ensembles zu bekannten Russland-assoziierten Liedern und die
Getränkespecials des Bar-Teams.
Helsinki
Die
Hauptstadt Finnlands empfängt uns mit „flüssigem Sonnenschein“, wie
Kapitän Miklitza sagte. Leider sollte dies den ganzen Tag so bleiben,
aber wir ließen uns von einer Erkundigung der Stadt nicht abhalten.
Bedauerlicherweise hatten wir keinen stadtnahen Liegeplatz und waren auf
den AIDA-Shuttlebus für 10 Euro pro Person angewiesen (keine
Ermäßigungen für Kleinkinder oder Behinderte). Der Bus fuhr etwa
halbstündlich und entließ uns unweit des Esplanaden-Parks im Zentrum
Helsinkis. Bereits im Vorfeld der Kreuzfahrt hatte ich über das Internet
einen kostenlosen Stadtführer und einen Stadtplan beim Tourismusbüro
angefordert. Nach einem kurzen Rundgang und einem Besuch beim Dom
trockneten wir uns in einem Shopping-Center und in einem Cafe bei
landestypischem Gebäck, bevor wir über den Markt zurück zur
Shuttlebushaltstelle gingen. Immerhin war für 16 Uhr das
Offiziers-Shaken angesetzt, bei dem es wohlschmeckende
Cocktail-Kreationen aus den Händen der Offiziere des Club- und
Entertainmentbereichs zum vergleichsweise günstigen Preis (0,1 l für
2,10 Euro) gibt. Allerdings trat das ein, was wir schon befürchtet
hatten: aufgrund des schlechten Wetters fand die auf dem Pooldeck
geplante Veranstaltung (vorerst) nicht statt. Stattdessen
also zum Kaffeetrinken. Hier hat AIDA unseres Erachtens ein bisschen
gepatzt: es war ein Regentag, sehr viele Passagiere kommen deshalb
früher wieder an Bord, und einzig das Bella-Donna-Restaurant hatte zum
Kaffeetrinken geöffnet und war darüber hinaus auch nur zur Hälfte mit
Kuchen bestückt. Da knubbelten sich die Kaffee- und Kuchenliebhaber dann
doch ein bisschen. Vielleicht hätte man hier flexibler reagieren und
ein weiteres Restaurant öffnen können.
Nach dem Abendessen konnte der interessierte Gast auf
der Leinwand im Theatrium erste Blicke auf die neue AIDA-Generation
werfen, die in Japan gebaut wird und 2015 auf Jungfernfahrt geht. Für
die 86tägige Überführung des Schiffes nach Europa wurde schon kräftig
geworben. Später am Abend dann ein Klassiker in neuem Gewand: die
ABBA-Show mit dem Show-Ensemble. Sensationell und immer wieder gut!
Die Ansage des Kapitäns vor dem Ablegen preiste die Schönheit der
Schären, die wir am frühen nächsten Morgen auf dem Weg nach Stockholm
durchfahren würden. Also wurde der Wecker für den nächsten Tag extra
früh auf kurz vor 5 Uhr gestellt, ich stahl mich mit Videokamera und
Fotoapparat aus der Kabine, eilte auf Deck 12 und sah – nichts als
NEBEL!
Stockholm
Ab und zu
tauchten schemenhaft einige Strukturen auf, die wohl die Schären
darstellten. Sieht sicher schön aus, wenn man was sieht. So allerdings
brachte es nicht viel, und ich wollte schnell zurück in die Kabine,
stellte jedoch fest, dass ich meine Bordkarte in selbiger vergessen
hatte.
Um nicht die
ganze Familie aufzuwecken, beschloss ich, einen Rundgang zu für mich
ungewöhnlicher Zeit über das Schiff zu machen. Wer hätte das gedacht: Da
waren noch mehr Leute auf! Einige kehrten enttäuscht um, als sie den
Nebel bemerkten, auch sie wollten wohl die Schärendurchfahrt genießen.
Die Joggingstrecke wurde schon genutzt, und im Fitnesscenter waren
überraschend viele Geräte besetzt. Am beeindruckendsten aber sind die
vielen Besatzungsmitglieder, die unbemerkt von den meisten Passagieren
überall für Sauberkeit und betriebsbereite Einrichtungen des Schiffes
sorgten! Noch ein Abstecher in den California-Grill: der
Frühaufsteher-Kaffee war sehr gut besucht – jeder Tisch besetzt. Drei
Tassen Kaffee später konnte ich es wagen, bei meiner Familie
anzuklopfen. Langsam musste auch dort die Morgenroutine beginnen.
Nach dem
„richtigen“ Frühstück, übrigens wie immer im East Restaurant, wo es
nicht ganz so hektisch zuzugehen scheint wie in den anderen und das
darüber hinaus von auffallend vielen Besatzungsmitgliedern genutzt wird
(immer ein guter Hinweis), machten wir uns auf, Stockholm zu erkunden.
Der morgendliche Nebel hat mittlerweile aufgelockerter Bewölkung Platz
gemacht und versprach einen netten Tag. Der Liegeplatz „Stadsgarden 167“
liegt gut 2,5 km von der Altstadt entfernt. Wir entschieden uns gegen
geschätzte 25 Minuten Fußmarsch und nutzten die
Hop-on-hop-off-Sightseeing-Boote, die direkt neben der AIDAmar
haltmachen und in einem Rundverkehr wichtige Haltepunkte
Stockholms anfahren. Das kostet 120 Schwedische Kronen (=knapp 15 Euro)
pro Person, Kinder bis 5 Jahre fahren frei, das Ticket gilt 24 Stunden
und kann mit Kreditkarte direkt an der Touristeninformation am Kai
bezahlt werden. Dort gibt es auch Gratis-Stadtpläne. Unser erstes Ziel
war die Altstadt („Gamla stan“), wo wir durch wunderschöne Gässchen und
Plätze spazierten und um 12.15 Uhr den täglichen Wachwechsel der
königlichen Garde am Schloss erlebten.
Sollte man
nicht verpassen, das ist gemessen an den Zuschauerzahlen sicher eine der
Hauptattraktionen! Anschließend Mittagessen in einem schönen
Hinterhof-Restaurant-Cafe, in dem man windgeschützt draußen sitzen kann.
Schwedische Kronen haben wir uns in einer Wechselstube besorgt (kostet
ca. 5 Euro Gebühren), man kann auch auf dem Schiff an der Rezeption
tauschen, aber da hatte sich schnell eine lange Warteschlange gebildet.
Besser, man erledigt das schon am Vortag oder sucht einen Geldautomaten
(wir haben allerdings keinen gefunden, als wir einen brauchten). Nächste
Station war Östermalm, ein Stadtteil mit zahlreichen, auch teuersten
Einkaufsmöglichkeiten, bevor wir das vorletzte Boot (um 16 Uhr) zurück
zum Schiff nahmen. Kurz frisch gemacht, und schon luden die Offiziere
zum nachgeholten Offiziers-Shaken auf dem Pooldeck ein. Während der
laufenden Veranstaltung kam es dann doch noch zu Regenschauern, aber der
Großteil des Events war gelaufen. Auf die arme kleine
Restmenge an Cocktails, die nach dem Rückzug der Offiziere noch auf den
Tresen stand, stürzten sich die Massen, als gäbe es nie wieder Alkohol
zu trinken. Nun denn. Was es auf jeden Fall noch gab, war reichlich zu
essen, und das nahmen wir an diesem Abend im Brauhaus zu uns. Rustikale
Speisen, die am Tisch serviert werden, begleitet von dafür zwar nicht
inkludierten, aber wohlschmeckenden Bieren, stärkten uns für das
Abendprogramm im Theatrium, während draußen die Schärenlandschaft
diesmal gut sichtbar vorbeizog.
Zoff am Zapfhahn
Wer schon
andere Reiseberichte von mir gelesen hat, weiß um die Problematik mit
vergewaltigten SB-Zapfhähnen in den Buffetrestaurants. Auch auf dieser
Reise gab es wieder einige mehr oder weniger lustige Dinge zu
beobachten. Allen voran der ältere Herr, der zum Kaffeetrinken(!) im
Bella-Donna-Restaurant den abgeschlossenen Zapfhahn mit aller Gewalt
tatsächlich so weit bewegen konnte, dass ein kleines Rinnsal Bier in
sein Wasserglas tropfte. Erst ein Restaurantmitarbeiter konnte ihn
stoppen…
Verschiedene
Phasen wurden am Zapfhahn durchlaufen: Am Anfang der Reise
Selbstbewusstsein („Ich zapf gleich für euch alle mit“ – er drückte den
Hahn allerdings immer nach hinten, so kommt nur Schaum!!!), dann Wut und
Ärger („Was ist das für eine Sch… hier!“) und schließlich Resignation
(„Können Sie mir eins machen, ich kriege das nicht hin!“). Und man kann
immer wieder nur sagen: es ist durchaus möglich, perfekt
durch zu zapfen, einfach das Glas sehr schräg drunter, voll aufgedreht
und mit steigendem Bier das Glas aufrichten. Ohne Schwenken, auf und ab
oder ähnliche Verrenkungen. Und: Bier will nicht aus dem Hahn gequetscht
werden! Voll öffnen!
Immerhin
stellt AIDA zu Stoßzeiten offenbar einen Mitarbeiter ab, der den
Zapfhahn bedient, im Marktrestaurant habe ich das mehrfach gesehen.
Sicher eine kluge Entscheidung gegen den Schankverlust… Am 2. Seetag
dann eskalierte die Situation mittags im Bella Donna: ein Herr
blockierte über Minuten die Zapfstelle, bis die Warteschlange die Geduld
verlor, offen auf den Bieramateur schimpfte und zwei Leute die Sache
mit sanfter Gewalt selbst in die Hand nahmen und ihm halfen.
Ansonsten
gibt es aber an den Restaurants mal wieder nichts auszusetzen. Es war
abwechslungsreich und lecker, wir haben mit vier Personen immer einen
Platz gefunden und mussten auch nicht übermäßig lange irgendwo am Buffet
anstehen (das Kaffeetrinken in Helsinki mal ausgenommen).
Wir vertrieben uns den – übrigens wieder nebligen - Seetag mit Tischtennis, Shuffleboard und – natürlich – Essen.
Nachmittags lud Kapitän Miklitza zur nautischen Fragestunde ins gut
gefüllte Theatrium. Er ging sehr nett auf alle Fragen ein, sowohl von
Kindern als auch von Erwachsenen, und hatte meist die Antworten parat.
Wenn das mal nicht der Fall war, scheute er sich auch nicht, das
zuzugeben (Frage: „Was kostet die AIDAmar?“ – „Keine Ahnung. Googeln Sie
das doch mal.“). Durchaus sympathisch. Nicht sympathisch waren die
Handvoll Zeitgenossen, die immer wieder die Frage nach dem Betrieb des
Schiffes mit Schweröl stellten. Merkwürdige Leute: kurz vor dem Ende der
Kreuzfahrt, die sie sicher in vollen Zügen genossen haben, stellen sie
das Konzept in Frage. Jemand fing am Mikrofon an zu vorzurechnen, wie
viel Kohlendioxid die AIDAmar auf dem Weg ausgestoßen habe und wie
vielen Millionen Autos das entspricht. Warum ist er dann nicht mit dem
Auto nach St. Petersburg gefahren? Das sah die breite Masse im Theatrium
auch so und begann, den Kritiker auszubuhen. Der Kapitän machte gar
kein Hehl daraus, dass die AIDAmar auch mit (schwefelarmem!) Schweröl
fährt. Es gibt halt noch keine ernstzunehmende Alternative für diesen
Treibstoff, der von Umweltorganisationen wegen des hohen Rußanteils im
Abgas kritisiert wird. Vergnügungsreisen können bei derzeitiger Technik
niemals wirklich umweltfreundlich sein. Und wer sich fortbewegt, kann
verunfallen. Das muss einem klar sein, wenn man auf Reisen geht, mit
welchem Verkehrsmittel auch immer.
Zurück zum
Seetag: Abends gab es die Aufführung des AIDA-Kid’s Club im Theatrium.
Schön, was die verschiedenen Altersgruppen der Kinderbetreuung die Woche
über geprobt haben. Mit professionellem Licht und Musik, dazu eine
tolle Maske und nette Kostüme – gute Unterhaltung (nicht nur) für Kinder
und Eltern. Später gab es noch die Farewell-Show auf dem Pooldeck, und
die Besatzung aus allen Bereichen verabschiedete sich von den Gästen,
inklusive Kapitän. Nach der letzten Nacht an Bord folgte das letzte
Frühstück; unsere Tochter ging noch ein letztes Mal im Kid‘s Club
spielen, während der Papa das Auto holte, und dann war er schon wieder
vorbei, der Urlaub. Unternehmen AIDA 2013 meldet sich ab.
Fazit: Wieder eine tolle Woche ohne gravierende Mängel an Bord eines
AIDA-Schiffes verbracht, schöne Städte besucht, lecker gegessen und
getrunken und viel Spaß gehabt. Wir kommen wieder!