Über Pfingsten haben wir nach etlichen Aida-Reisen die Gelegenheit wahrgenommen, das neue Flaggschiff der MeinSchiff-Flotte mal zu testen – es ging mit der MS4 von Hamburg über Kopenhagen nach Kiel.
Ankunft und Check-In
Beim Eintreffen am Bahnhof in Hamburg (ca. 11.40 Uhr) waren die Aida-Mitarbeiter samt der Sprinter-Crew für das Gepäck schon da, d.h., die Gäste der Aidasol konnten das Gepäck abgeben und hatten Zeit für einen Stadtbummel.
Von der Tui-Crew war eine Mitarbeiterin da, die darauf verwies, dass die Shuttle-Busse ab 13.00 Uhr fahren und das Gepäck nicht vorher abgegeben werden konnte.
Also: Koffer-Schließfach am Hamburger Hbf suchen – wer das schon mal an einem recht frequentierten Wochenende gemacht hat, weiß, dass das ein großer Spaß ist – 6 Euro berappen und dann auf zum Stadtbummel.
Der erste Punkt ging damit an Aida.
Etwa gegen 15.00 Uhr sind wir dann mit dem Shuttle in die Hafencity gefahren, es kamen mehrere Busse gleichzeitig am Bahnhof an und so ging es flott weiter. Das Einchecken lässt sich jetzt nicht auf einer fairen Grundlage vergleichen, da wir bei Aida aufgrund unserer Clubstufe schon eine Ewigkeit beim Einchecken keine nennenswerten Wartezeiten mehr hatten. Bei Tui haben Juniorsuiten- und Suitengäste einen gesonderten Checkin.
Was mir jedoch negativ aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Passagiere, die mobilitätseingeschränkt waren (Rollstuhlfahrer, Gäste mit Rollatoren) genauso in der Schlange warten mussten wie die anderen Gäste. Es hätte sicher nicht geschadet, diese Passagiere über den Suiten-Checkin abzufertigen.
Ansonsten unterscheidet sich das Einchecken nicht wesentlich von dem bekannten Verfahren. Man bekommt mit der Bordkarte eine sogenannte Handtuchkarte, die man gegen ein und in der Folge natürlich weitere Pooltücher eintauschen kann.
Kein Pfand wie bei AC, aber der Hinweis, sie nicht zum Liegenreservieren zu nutzen und sie bei Interesse käuflich zu erwerben anstatt den Koffer damit zu polstern. Einen gleichen Hinweis gibt es auch auf der Kabine bezüglich der dort vorhandenen Bademäntel, sie werden bei „Gefallen“ mit 59 € berechnet :-). Die bei Aida als hochgelobtes Gastgeschenk angepriesenen Frotteeslipper gibt es übrigens ohne Tamtam auf der Kabine, sie passen und sind stabiler als das Clubgeschenk.
Kabine
Wir hatten eine Balkonkabine auf Deck 8 – dem Muscheldeck - backbord erhalten und waren sehr gespannt. Die Kabine ist in hellen Farben mit hellbraunen Holztäfelungen eingerichtet, der Teppichboden ist blaugrundig gemustert.
Die Aufteilung entspricht der bei Aida, wir hatten allerdings eine Bettcouch anstatt eines Sessels, ein Komfort-Pluspunkt. Es gibt viel Stauraum in Schubladen, es gibt für jedes Bett einen Nachtkasten (einer noch mit zwei Schubladen, der andere betthoch mit zwei offenen Staufächern.
Der Kleiderschrank ist von zwei Seiten nutzbar, eine Seite (fensterseitig) enthält die Stange mit den Kleiderbügeln und drei (?) weiteren Innenfächer, in einem davon befindet sich auch die blaue Decke. Die andere Schrankseite neben dem Zugang zum Badezimmer hat im kleineren Teil noch einmal eine Kleiderstange – dort hängen auch die Bademäntel – und einen weiteren Bereich mit Fächern und Hängekörben in der Tür. Unter dem Schreibtisch befinden sich zwei weitere große Schubladen und eine kleine, in der oberen befindet sich der Fön, den man herausnehmen und frei anschließen kann. Steckdosen sind ausreichend vorhanden.
Ein weiteres Schrankelement steht unmittelbar angrenzend, darauf steht die Nespressomaschine (2 Kapseln /Tag und Kabine inkl., weitere werden mit 1 E/Stück berechnet, die Schatulle steht neben der Maschine). Dieser Schrank hat zwei weitere hohe Schubladen.
Über dem Schrank ist ein zweibödiges Regal mit Schlingerleisten angebracht, dort stehen zwei Espresso- und zwei größere Kaffeetassen, darüber eine Wasserkaraffe (Wasserspender auf den Gängen in der Nähe der Fahrstühle) und zwei Gläser.
Am Fußende des Bettes hängt über einem „Regal“ für die Reisekataloge ein großer LCD-Bildschirm, das Angebot entspricht dem von Aida bekannten. Hier können auch die Speisekarten der Bedienrestaurants eingesehen werden.
Der Badezimmertür gegenüber befinden sich vier Kleiderhaken.
Das Bad selbst dürfte von der Grundfläche her nicht größer sein als bei Aida, die Dusche ist jedoch m.E. aufgrund der anderen geometrischen Form (eher fünfeckig) besser nutzbar. Dusch- und Handwaschlotion sind vorhanden (m.E. gleicher Lieferant wie bei Aida), es gibt darüber hinaus Mini-Flakons Shampoo, Conditioner und Bodylotion sowie Nähzeug und ein kleines Abschmink-Kit dazu.
An Abstellflächen gibt es einen kleinen Unterschrank mit Schublade unter dem Waschbecken sowie zwei übereinander angebrachte kleine Regale mit Schlingerleiste. Der Platz neben dem Waschbecken ist bei ruhiger Schiffslage nutzbar, ansonsten dürften die dort aufgestellten Dinge recht schnell gen Fußboden wandern.
Der Balkon erscheint mir etwas größer als bei Aida, dort befinden sich zwei Stühle und ein kleiner Tisch, eine Vorrichtung für eine Hängematte habe ich nicht gesehen.
Die Kabine hat uns sehr gut gefallen und wir haben in dem bequemen Bett sehr gut geschlafen. Besonders aufgefallen ist uns, dass es sehr leise war in der Kabine. Die Kabine hatte eine Verbindungstür, von den Nachbarn haben wir in der Kabine nix gehört und auch die Schiffsgeräusche waren quasi nicht vorhanden.
Gastronomie
Das Schiff hat vier AI-Bedienstrestaurants, drei Bezahlrestaurants (nimmt man den Bedienbereich des Gosch hinzu, wo es bestimmte Gerichte gegen Zuzahlung gibt, wären es vier) und das Buffetrestaurant Ankelmannsplatz.
Die Bedienrestaurants sind das Atlantik Klassik (Deck 3) und das Atlantik Mediterran und das Atlantik Brasserie, beide auf Deck 4.
Frühstück
In diesen drei Restaurants kann man auch mit Service am Tisch frühstücken, das Klassik hat ein Frühstücksbuffet, das auch von den beiden anderen Bedienrestaurants aus aufgesucht werden kann – alle drei also quasi „Grünen-Frühstück“ (oder jetzt besser Gold-Frühstück) inklusive. Kaffee war sehr lecker, Tee gibt es über eine Teebar der Fa. Eilles, auch lecker. Eierspeisen – die Karte ist vergleichbar – und Früchte können bestellt werden, Sekt gern auch.
In allen Bedienrestaurants werden die Gäste platziert.
Mittagessen - nutzen wir nicht, kann ich also nichts zu sagen.
Abendessen
Das Bedienkonzept gilt auch am Abend. Vor allen drei Restaurants können über einen Bildschirm die Menüs abgerufen werden (auch schon für den Folgetag). Es gibt „Schlemmermenü“ und „Ganz schön gesund“- Menü.
Der Gast kann zwischen den Menüs frei wählen und sich so sein Essen selbst zusammenstellen. Die angebotenen Gänge waren sehr abwechslungsreich und im Ergebnis auch sehr lecker. Die „Portionen“ waren denen im Rossini vergleichbar, aber am Ende sollte niemand hungrig das Lokal verlassen haben. Es dürfen einzelne Gänge auch mehrfach bestellt werden.
Auch hier wird platziert; wenn kein Tisch mehr frei ist, erhält man eine Karte mit einer Tischnummer, die Gäste dürfen dann in der auf Deck 5 gelegenen „Schaubar“ (von den Restaurants über eine Wendeltreppe erreichbar) bei kleinen Häppchen und Getränken warten und werden dann abgeholt und an den Tisch gebracht.
Wir haben im Atlantik Mediterran zu Abend gegessen, am ersten Abend waren wir zeitig da und da der Andrang nicht so groß war, bekamen wir unsere ausgewählten Speisen im ICE-Zug-Tempo, d.h., zwischen zwei Gängen vergingen beim Ab- und Aufräumen gefühlt 30 Sekunden. In 45 Minuten waren wir mit dem
Essen fertig :-)))).
Am zweiten Abend sind wir dann etwas später gegangen, bekamen problemlos einen Tisch und da es schon etwas voller war, waren die Zeiten zwischen den Gängen angemessen, so dass man auch mit den Tischnachbarn ein Wörtchen reden konnte.
Das Restaurant Ankelmannsplatz ist das Buffetrestaurant und es befindet sich auf Deck 14, ebenso wie die“Backstube“ und Gosch.
Im Buffetrestaurant gibt es eine Wok-Station und die für ein Buffet üblichen Angebote.
Allerdings fanden wir das Buffet sehr unübersichtlich und verwirrend konzipiert. So gab es z. B. lose Butter an der einen Ecke, abgepackte Butter und Margarine sowie reduzierte Produkte an der anderen Ecke.
Das Obstangebot waren im Wesentlichen die üblichen Verdächtigen, also Ananas, drei Sorten Melone, Papaya, Kiwis. Mangos und Maracuja habe ich vermisst, die Aufschnitt“theke“ war etwas lieblos aufgehäuft.
Was mir gut gefallen hat, war die Eisbar. Dort wurde angereicht, d.h., der Gast benennt die Sorten (große Auswahl , Eis sehr lecker) und bekommt „seinen“ Teller mit den gewünschten Sorten gereicht, den er dann mit allen möglichen Zutaten on top verzieren kann. Nicht so eine Schmiererei wie bei Aida,die „Teller“-Belader müssen halt noch einmal kommen und jeder hat die Chance, von jeder Sorte zu probieren.
Gleiches gilt für die Smoothies und Obstsäfte. In einer Theke stehen Getränkegläser und jeder kann sich ein Glas nehmen und muss dann eben noch einmal gehen, wenn er noch ein Glas möchte. Bei Aida ist es leider eingerissen, sich mittels Bierglas an den Karaffen zu bedienen – Hauptsache, ich habe was, die anderen sollen sehen, wo sie bleiben.
Die Käseauswahl war für meinen Geschmack übersichtlich und nicht außergewöhnlich, da hier nicht zugereicht wurde, sah der Käsebereich nach ca. 30 Minuten aus wie ein Schlachtfeld.
Die Brotauswahl war gut, die angebotenen Brötchen sehr lecker.
Die angebotenen Speisen waren von Geschmack und Auswahl her durchschnittlich, ich persönlich würde die Bedienrestaurants bevorzugen.
Das Gosch-Restaurant ist in einen Buffet- und einen Bedienbereich eingeteilt, wir haben nur den Buffetbereich genutzt, das Angebot war an allen Tagen gleich – lecker wie bei Gosch üblich.
Die Backstube bietet eine große Auswahl an frischem Brot und Brötchen, hier kann man sich auch Sandwiches und Baguettes machen lassen – haben wir aber nicht genutzt.
Die Bezahlrestaurants haben wir wegen der Kürze der Zeit nicht genutzt.
Die Bars
Die Zahl der Bars ist schier unglaublich – wir haben nicht alle genutzt. In einigen Bars sind die Getränke zuzahlpflichtig (Café Lounge, Champagnertreff), in den anderen gilt das AI-Konzept bis auf die in der Barkarte gelisteten zuzahlpflichtigen Getränke.
Zur Außenalster-Bar auf Deck gehört eine Grillstation, die ab der Mittagszeit ständig Kleinigkeiten vom Grill und Salate anbietet.
Noch nicht fertig war die Eisbar (Eisdiele) am Außenpool, die sicher die Kinder sehr lieben werden.
In der Casino-Lounge kann man sein Glück versuchen und dort darf auch geraucht werden.
Freizeitmöglichkeiten
Spa und Sport haben wir in der Kürze der Zeit nicht genutzt. Schön ist der große Pool (25m) sowie der kleinere Indoor-Pool mit entsprechend gestalteter Poollandschaft. Das Dach lässt sich wohl nicht auffahren .-( Die Arena ist der Außensportbereich auf Deck 14 mit großer LCD-Wand, es gibt einen Indoor-Cycling-Bereich, ein Malatelier, einen großen Kids- und Teensbereich, man kann Bücher ausleihen uvm.
Entertainment
Herz des Entertainmentangebots sind das Klanghaus und das Theater. Genutzt haben wir nur das Theater für ein Alternativangebot (Naturfilm über Skandinavien mit Lesung und Live-Cello-Begleitung), da die Proben für die eigentlich geplante Show wegen des Seegangs auf dem Weg nach Kopenhagen abgebrochen werden mussten.
Dieses Theater gefällt uns deutlich besser als das bekannte Theatrium. Es ist ein abgeschlossener Bereich, ebenfalls in mehreren Ebenen angeordnet, die Sitzgelegenheiten sind bequem und haben all eine Rückenlehne und die Raumluft war sehr angenehm.
Es dürfen keine Getränke mit hinein genommen werden (was bei einigen natürlich wieder zu unerfreulichen Diskussionen mit der Crew führte), es gibt auch keine entsprechenden Abstellflächen.
Zu den Shows kommen viele Angebote aus dem Bereich Edutainment, die auch auf der Testfahrt angeboten wurden (es gab vier Verkostungsangebote – Fleisch, Wein, Sushi und Whisky – und einen Cocktailworkshop – alle gegen Aufpreis zwischen 20 und 30 Euro/Person.
Dies und Das
• Die Bordzeitung des Folgetages liegt abends in der Kabine bereit.
• Das Kabinenpersonal räumt wohl noch mal die Kabine auf, deckt das Bett auf und legt ein Betthupferl bereit – brauche ich persönlich nicht, meine Kabine kann ich selbst aufräumen – ist aber nett.
• Es gibt ausgewiesene Raucherbereiche auf Deck 14 (achtern backbord im Bereich der Außenalsterbar und vorn backbord an der Überschaubar) und Deck 5 (achtern backbord im Champagnertreff, im hinteren Drittel draußen bei den Rettungsbooten, ebenso vorne bei den Rettungsbooten sowie in der Casino Lounge und steuerbord vorn bei den Rettungsbooten) und nur dort wird geraucht. In den übrigen Bereichen wird das Rauchverbot umgesetzt und die Gäste gebeten, die Zigarette auszumachen. Auf dem Pooldeck und den anderen Freidecks wird nicht geraucht, auf den Kabinenbalkons darf geraucht werden. Trotzdem: Großer, dicker Pluspunkt für MeinSchiff.
• Das gesamte Schiff ist sehr geschmackvoll eingerichtet, es gibt viele Kunstwerke und Dekorationen zu bestaunen. Dafür gibt es sogar eine App.
• Man kann auf Deck 5 ungehindert um das ganze Schiff herumgehen.
• Die Crew war durchweg freundlich und höflich, kleine Ungereimtheiten werden sich einspielen.
• Die Musik in den Bars – viel Lifemusik - war sehr dezent und trotzdem vorhanden – sehr angenehm, wenn man sich trotz musikalischer Untermalung noch unterhalten kann. Die Band auf dem Pooldeck hat dagegen alles gegeben.
• Gar nicht gefallen dagegen hat uns die Auslaufmusik – gut, wir sind da vielleicht etwas einseitig vorbelastet, aber Feeling kam dabei gar nicht auf.
Fazit:
Es wird künftig nicht nur Aida geben. Die MeinSchiff4 hat uns sehr gut gefallen, das Konzept hat uns überzeugt.
Wir werden künftig eine Entscheidung nach Route, angelaufenen Häfen (hier hat Aida z. B. bei Transreisen und im Bereich Nordamerika (noch?) die Nase vorn), angebotenen Flugpaketen und natürlich unter dem Strich auch nach dem Preis treffen.
Und es wird sicherlich auch das eine oder andere MeinSchiff dabei sein.
Achtung: Dieser Bericht ist meine rein persönliche Meinung, andere werden es durchaus anders halt empfunden haben