- Offizieller Beitrag
Barcelona Sonnenaufgangstour, Soft-Active, September 2003, Wertung ******
Meine zweite Tour
Diese Tour hat aus mir – nachdem ich schon zum Aida-Junkie geworden war - einen Aida-Bike-Junkie gemacht. Lest selbst, warum:
Da standen wir nun, mit unserer Ausflugsbestätigung "Barcelona Sonnenaufgangstour", Treffen 5.45 Uhr , Abfahrt 6.15 Uhr. Ob das alles so richtig ist. Wir sahen uns fragend an.
Nun ja, gebucht ist gebucht und sooo früh ist es auch wieder nicht. Am Abend vorher hing eine Nachricht der Biker an der Kabinentür. Der erste Gedanke war: Die Tour fällt aus, Geld gibt's zurück, wir können ausschlafen. Aber wie das so ist im Leben, es kam anders. Treffen
vorverlegt auf 5.15 Uhr Nun, gebucht ist gebucht und soooo früh ist das auch wieder nicht .
Die Nacht war nur kurz, viel zu schnell schrillte der Wecker. Wir schafften es irgendwie unter die Dusche, anziehen gelang mit Mühe, und dann tapperten wir auch schon durch das noch schlafende Schiff zum Treffpunkt. Wir versammelten uns in der Morgenkühle auf dem Kai, etwa 20 Verrückte in kurzen Hosen und unser Guide Wolfgang. Zur Belohnung sozusagen gab’s funkelniegelnagelneue Räder, die hatten die Biker erst 2 Tage vorher an Bord genommen. Während wir den Vortrag über die Funktion der Bremse und der Schaltung hörten, kamen die letzten Mitglieder der Crew heim, die in Barcelona zum Feiern waren. Schließlich ist hier Overnight, und das muss man ausnutzen.
Während wir es schafften unsere Räder durch den Scanner der Guardia Civil zu schieben - natürlich landwärts - hatte eine junge Dame, die aus der Stadt zurückkehrte schon Schwierigkeiten, sich und ihre Pumps ohne zu stürzen hindurch zu bringen. Schiffwärts natürlich. Sie lieferte uns und den Gardisten eine nette Show, sogar die sonst so finster blickende Guardia musste lächeln.
Langsam wurden wir wach, dafür sorgte eine leichte Morgenbrise und der Fahrtwind. Es war allerdings warm genug für kurze Hosen. Die Fahrt führte kurz durch eine Stadt, die noch genauso müde war, wie wir. Dann begann auch schon der Anstieg zum Mont Juic, dem Hausberg Barcelonas. Unser Ziel sollte das Castell de Montjuic ganz oben sein, mit einem Zwischenhalt am olympischen Fußballstadion. Nun, der Berg hat es in sich. Höhenunterschied von NN zum Fort sind etwa 213 Meter, und schon bei unserem ersten Halt am Stadion fröstelte niemand mehr.
Weiter ging’s, immer nach oben. Die Gruppe zog sich lang auseinander, und man konnte das schnaufen und keuchen hören. Aber alle wollten rauf, alle kamen rauf. (Meinen ewigen Respekt verdiente sich an diesem Berg Eva aus Ösiland, die den etwas schwächelnden Dieter kurzerhand den Berg raufgeschoben hat.) Und alle konnten nun die Aussicht genießen.
Wir genossen einen großartigen Blick auf eine erwachende Stadt. Auf dem Meer ging die Sonne auf, und tauchte den Berghang, die Häuser, das Meer und vor allem unser Schiff in eine orangefarbene Glut. Wir meinten, mitten in einer Postkarte zu stehen. Das war so kitschig, dass es schon wieder schön war. Es wurde heller und heller, die Sonne stieg höher, und langsam wurde es wärmer (nicht, dass es noch irgendeinem von uns kalt gewesen wäre).
Dieser Ausblick war alle Mühen wert, das frühe Aufstehen und auch die Plackerei am Berg (Diese Tour ist nicht für Brötchen-mit-dem-Rad-Holer, ein bisserl mehr Fitness darf es schon sein.) Selbst die leichte Dunstglocke, die über der Stadt lag, schillerte in den Farben der aufgehenden Sonne und bekam so eine gewisse Schönheit.
Dann wurden wir zur Abfahrt gerufen. Wir düsten nun hinunter, zurück in die Stadt. Die Abfahrt machte deutlich mehr Spaß, als der Anstieg, die Bremsen mussten zeigen was sie aushalten können. Nach wenigen Minuten war der Spaß schon vorbei, es ging zurück zum Hafen, vorbei am Schiff und endlich würde es Frühstück geben.
Wir versammelten uns in einem kleinen Café am Yachthafen, und labten uns an Bocadillos con Jamón oder Croissants, dazu Café con L?che oder Cacao..hmmmmm.. großartig, alle mampften vergnügt vor sich hin. Es war inzwischen halb 9 geworden, die Sonne lachte von einem wolkenlosen Himmel herab und wir schwangen uns wieder auf die Räder. Sightseeing war nun angesagt. Seit den Olympischen Spielen 1992 verfügt Barca über eine hervorragende Infrastruktur, und auch an Radwege hatte man gedacht.
So erkundeten wir nun die Stadt. Es ging kreuz und quer: Parc de la Ciutadella, vorbei am Zoo und durch den Triumphbogen; Sagrada Familia, Placa Catalunya, Gaudi-Häuser - fragt mich nicht welche -, La Cathedral. Abenteuerlich wurde es allerdings, als wir vom P.Catalunya die Ramblas hinunter Richtung Hafen fuhren, denn die Stadt war nun zum üblichen pulsierenden Leben erwacht. Schon damals lernte ich etwas, was mir auch bei späteren Touren immer wieder auffiel: Fußgängerzonen üben auf die Biker der AIDA eine magische Anziehungskraft aus. Es geht immer mittendurch.
Einem Herrn im besten Alter, also so um die 80, der seine zwei ja, was denn - also Hunde traue ich mich kaum zu sagen - ausführte, dem passte unsere Truppe gar nicht. Er schimpfte wie ein Bierkutscher, gut das wir ihn nicht verstanden haben. Allerdings bemühte er sich auch nach Kräften, uns mit seinem Krückstock vom Rad zu prügeln, während seine Hunde unablässig kläfften. Ein Riesenauftritt, und nicht ganz ungefährlich. Seitdem erwarte ich eigentlich in jeder Fußgängerzone dieser Welt, durch die uns der jeweilige Biking-Guide führt, dass ein Irrwisch um die Ecke kommt, und versucht, uns von Rad zu prügeln.
Durch die engen Gassen des Barri Gotic ging’s dann zurück zum Schiff, und gegen 11.00 Uhr waren wir da. Zwei von uns sprinteten ins Calypso und deckten noch schnell einen üppigen Frühstückstisch für alle, der Rest gab Räder und Rucksäcke zurück. Und während gerade die letzte Spätaufsteher vom Schiff gingen, um die Stadt zu erkunden, konnten wir uns müde aber zufrieden zurücklehnen und mit einem feisten Grinsen und stolzgeschwellter
Brust erklären, wo wir schon gewesen sind, und vor allem WANN. Wenn ihr also nach Barcelona kommt, dann überwindet den Schweinehund und den Caipi-Kater, schwingt euch aufs Rad und genießt einen der schönsten Momente, den AIDA zu bieten hat: Der Blick aufs Schiff und die Stadt vom Mont Juic bei Sonnenaufgang.
Die *-Wertung spiegelt meinen persönlichen Eindruck wieder, immer im Vergleich mit den anderen Touren, die ich gefahren bin. Dies soll eine schnelle Einschätzung ermöglichen und ist völlig subjektiv ohne „harte“ Kriterien.