.......Fische! Genau, die schwimmen immer rund um so eine AIDA.
So, endlich mal ein zumindest irgendwie Kurzbericht von den vielfach denunzierten Kegelclub-Sauf-Kurztouren!
Vorab:
Die oftmals vorgetragene Behauptung, auf derartigen Kurztouren würde es wie am Ballermann zugehen: Derjenige war wahrscheinlich noch nie am Ballermann (damals) oder Bierkönig, Megapark und ähnlichem Soddom & Gomorrha Etablissements und neigt daher m.E. zur Übertreibung. Es ist schon mit Blick auf die Gäste schon eine leicht andere Reiseart, aber weit, weit entfernt vom Ballermann.
Ja, es wird mehr getrunken. Die Bars sind voll. Es wird in diesen Bereichen auch lauter gelacht und unterhalten. Asoziale Ausfälle oder ähnliches sind mir allerdings nicht aufgefallen. Je nach Sozialisation, persönlichem Befinden und Erfahrungen kann das von manchen überraschten Mitreisenden beim Blick durch den Monokel evtl. aber durchaus schon für die Orgien des Caligula gehalten werden.
Der Fremdschämfaktor hinischtlich des Verhaltens der Mitreisenden war auf meiner Karibik-Mittelamerika-Tour um Lichtjahre höher (siehe hier: Unter Geiern: AIDAmar Karibik & Mittelamerika 2 31.01.2017 - 14.02.2017)
Nun denn, genug des Weihrauchs!
Kiel- Oslo-Kopenhagen-Kiel (AIDA Selection)
Ja, ja! Eine Kurztour als Selection? Hat da jemand Etikettenschwindel gesagt?
Für eine Verallgemeinerung des „Konzeptes“(hüstel)* ist diese Kurztour sicherlich nicht repräsentativ. Unten an dem Sternchen dennoch meine bescheidene Einschätzung zu generellen Diskussion.
Wir waren nun also eine dieser abscheulichen, brandschatzenden, primitiven Gruppen. Acht beruflich, sportlich oder nur bekanntlich einander verwobene Männer. 2 x Vierer-Innenkabine, man gönnt sich ja sonst nix.
Eigene Anreise erfolgte mit dem IC von Essen Hbf um 06:55 Uhr direkt durch nach Kiel Hbf. Trotz Wagenentfall/-umverteilung kein Problem auf der Hinreise. Stress bestand nur, weil sich bereits kurz hinter Münster die mitgeführten Bierreserven offenbar einen Harry-Potter-Tarnumhang anlegten. Ankunft so gegen 11:30 Kiel Hbf, kurzer Fußmarsch von 15 Minuten zur Anlegestelle, Check-In im Eiltempo, Kabine noch nicht fertig.
12:10 Uhr somit direkt an der Pool-Bar gewesen. Wetter optimal für Ende September, 20 Grad und Sonne.
Skandal aber direkt zu Beginn: Es gab an der Bar anfangs keine Limetten zwecks Cuba-Libre Konsums.
Tja, und täglich grüßte dann das Murmeltier. Kurz von den Landgängen gestört lief jeder Tag ähnlich ab:
Rumsitzen, Rumlabbern, Rumtrinken in AnytimeBar oder OceanBar, abends AIDA-Bar und dann Tanzbein schwingen in der durchaus vollen Anytimebar. Dabei immer wieder begleitet mit den Morsezeichen des Teilzeitsäufers: Lang, Kurz, Lang, Lang, Kurz, Kurz, Lang, Long Island. Alles aber im Rahmen eines Verhaltens, dass dem Homo Sapiens und einem aufrechtem Gang würdig ist. Keine Sauflieder, Trinksprüche, keine Anmachen, nix. Unterhaltungen und Gelächter.
So lief das dann ab. Insgesamt wies die Summe der Bordrechnungen aller acht Reiseteilnehmer am Ende der Reise den stolzen Betrag von rund 2.200 € auf. Bis auf ein für die daheimgebliebene Tochter gekauftes AIDA-Plüschtier generierte sich dieser Umsatz nur aus Getränken.
Wobei durchaus mehr Umsatz drin gewesen wäre…wenn..ja wenn…der Service:
Kabinenpersonal top. Restaurantpersonal passabel.
Barpersonal: Desaströs (Anytime Bar), noch ausreichend (AIDA Bar), gut (Ocean Bar).
Selbst wenn kaum etwas los war tagsüber an der Anytime-Bar, wartete man ewig auf die Aufnahme der Bestellung, die Umsetzung dauerte noch länger. Dazu begleitet von akuter Bocklosigkeit und Unfreundlichkeit. Auch waren oftmals Getränke dort nicht bestellbar, weil die Zutaten fehlten. Um Nachschub wurde sich dennoch nicht gekümmert. In der Form noch nicht auf einem Schiff erlebt. Verwunderlich, wo doch Getränke ein guter Umsatzfaktor für AIDA ist.
Die Reiseteilnehmer:
Bunt gemischt. Nicht die breite Masse, aber größtenteils Gruppen jeglichen Geschlechts mir mehrheitlich Männern, vornehmlich Generation Ü40. Eine Schulklasse auf Abschlussfahrt. Paare, Familien mit kleinen Kindern.
Das Essen:
War in Ordnung. Kein Ausreißer nach oben oder unten. Normale AIDA-Kost von heutzutage.
Der Hauswein in den Giraffen wie bisher nicht trinkbar. Am Zapfhahn Berliner Pilsener lässt einen auch schnell gehen nach Essensaufnahme
Die Ziele:
Die Ziele wurden auf eigene Faust erkundet.
Oslo –
In Norwegen gibt es deutlich interessantere und schönere Städte. Einmal gesehen, Rückkehr nicht notwendig.
Ursprünglich war auf Wunsch eines Gruppenmitgliedes eine Fahrradtour zum Holmenkollen geplant.
Gott sei Dank nahmen wir vorher (nach Blick auf das Streckenprofil und unserem vermutlich auf der Reise desolaten Kreislaufzustandes) auf meine Intervention hin davon Abstand.
Mit der U-Bahn dann hochgefahren und beim Anblick der Steigungen auf dem Weg dorthin, dem grauen Betonklotz aka Skisprungschanze und der diesig-nebligen Aussicht wäre vermutlich bei Buchung der Fahrradtour (so wir denn überhaupt angekommen wären) der Fahrradtourwünscher erschlagen worden.
Opernhaus nett, aber bei weitem nicht so spektakulär wie vorgestellt.
Zudem merkt man, dass Oslo eine der weltweiten Boomstädte ist: Selten so viele Bauprojekte in Innenstadtlage gesehen.
Kopenhagen –
Eine der angenehmsten Städte (mindestens Top 10), die ich bisher erlebt habe: Entspannte Atmosphäre, stilvoll, schön, sauber, interessant und freundlich. Ein toller Tag beim Flanieren und einer Wegstrecke von handgemitschrittzählten rund 21 Kilometern.
*AIDA Selection ist:
Ein silbriges Label, dass AIDA marketingtechnisch auf diverse Reisen schmückend drapiert, größtenteils damit aber das identische Angebot wie sonst auch raushaut mit Ausnahme eines geringen Anteils von besonderen Reisen, für die ein höheres Budget aufgrund des Buchungsverhaltens der Gäste zur Verfügung steht.
Und nun suchen alle wegen dieses Silberlogos verzweifelt die Unterschiede, interpretieren und bemühen die Phantasie.
Am Ende bleibt der Satz: Du kannst ruhig einen Esel schwarz-weiß anmalen, es wird noch lange kein Zebra draus.