Was war denn das? Auf der Backbordseite gab es ein komisches Gestell? Eine Bank? Ja – mit 757,75 m Länge die längste Parkbank der Welt.
Was man nicht alles tat, um ins Guinness-Buch zu kommen. Wahrscheinlich war sie nur am Tag der erneuten Einweihung im September 2014 voll besetzt – mit 781 Kindern aus Schulklassen und KiTas. Den Thüringern aus Ronneburg wurde eine lange Nase gezeigt – sie lagen auf einmal um 25 m zurück …
Nun wurde es aber doch Zeit, – wie Kreuzfahrergerd es drei Tage vorher formuliert hatte - „andere Bekleidung an die Körper zu machen“. Und zwar für das Abschiedsessen, bei dem es auch Abschiedstorten gab.
Sehr merkwürdig – der Konditor schien einiges nicht mitbekommen zu haben … Waren wir in Visby? Nee, fiel aus wegen starken Winds. Sollte bereits am NOK-Tag die Reise zu Ende gegangen sein? Nee, erst einen Tag später, am 16. Juli … Aber immerhin – der Konditor wusste, dass wir in den vergangenen Tagen die Ostsee unsicher gemacht hatten … Aber lassen wir das – Irren ist menschlich! Und zurück zu unserer Kanalfahrt. Schon wieder gab es etwas für zwei Sinne. Für den Gaumen das ausgezeichnete Abschiedsessen. Für das Auge die an uns vorüberziehende Landschaft bei Schülp.
Und wir schafften es auch, zwischen zwei Bissen (War es der Hummer?) die Auslöser zu aktivieren und festzuhalten, wie die Jevenau ihr Wasser in den NOK entließ.
Die Ausweichstelle bei Breiholz ließen wir links und rechts von uns liegen.
Die Landschaft hatte sich inzwischen geändert. Es wurde nach und nach eben; die Hügel des ersten Teils der Kanalfahrt lagen schon weit hinter uns.
Oldenbüttel wurde erreicht. Und damit auch die Fähre, die unsere Vorbeifahrt abwarten musste.
Danach wurden wir von oben abgelenkt. Nein, kein Regen – der hätte uns gefehlt … Nein, ungewöhnliche Wolkenformationen, die uns für einige Minuten vergessen ließen, was links und rechts zu sehen war.
Nicht weit von der Kanalfähre Fischerhütte drosselte Kapitän Krüger die Geschwindigkeit. Wir wurden informiert, dass uns ein richtig großer Pott entgegenkam. Containerships VI, der sogar unter deutscher Flagge fuhr. Schiffe dieser Größenordnung bedürfen
Unterstützung vorne und hinten
und haben eine eingebaute Vorfahrt im NOK, da sie im Gegensatz zu kleineren Schiffen nicht so schnell stoppen können. Die Schlepper helfen übrigens auch bei Kurvenfahrten. Für uns und die uns folgenden Schiffen bedeutete es, dass wir an einer Ausweichstelle anhalten mussten bis Containerships VI außer Reichweite war. Auch ein Erlebnis, das von oben mitzubekommen.
Und schon fuhren wir auf die Grünentaler Hochbrücke zu.
Es handelte sich um eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke; letztere für die Bahnstrecke Neumünster (schon wieder – der Nabel Schleswig-Holsteins?) – Heide.
Bei Lütjenbornholt hatten wir wieder viele Zuschauer und Fotografen, die unsere Schönheit (die von der AIDAcara!) mitnehmen wollten.
Und dann nahte sie, die Hochbrücke Hohenhörn. Sie ist Teil der A 23, die von Hamburg Richtung Heide führte. Merke also: Alle Wege führen nach Heide!
Von weitem sah es so aus, als ob es eng werden könnte. Aber es gab keine Probleme, wie die Fotos zeigen.
Ein Blick zurück bestätigte, dass die Sonne langsam verschwinden wollte.
Das hielt uns aber nicht davon ab, weiter von ganz oben mitzuerleben, was an den beiden Seiten des NOK auffiel. Wie die Kanalfähre Hohenhörn, die wie ihre „Kolleginnen“ brav wartete bis wir vorbei waren.
Doch zwischendurch mussten wir eine Seepause, pardon, Sehpause machen und dickere Jacken holen. Auf dem Weg nach unten wurden wir daran erinnert, dass es nicht mehr lange dauern sollte bis die flüssige Stärkung freigegeben werden sollte.
Aber dazu gab es noch nicht die Gelegenheit, denn ein weiteres Brückenhindernis baute sich vor uns auf.
Die Eisenbahnhochbrücke Hochdonn, die mit einer Gesamtlänge von 2.218 m die viertlängste Eisenbahnbrücke in Deutschland ist. Ab 1992 lag sie in vieler Munde. Im Zusammenhang mit dem sogenannten „Fäkalienprozess“, in dem schließlich 1995 das Oberlandesgericht Schleswig der Klage eines Hausbesitzers recht gab, der ein Ende der Fäkalienemission aus den damals noch offenen Plumpsklos der Eisenbahnwaggons verlangte, die von der Hochbrücke regelmäßig auf sein Grundstück herniederging. Die Bahn wurde dazu verurteilt, binnen fünf Jahren nur noch Züge mit geschlossenen Toilettensystemen auf der Hochbrücke einzusetzen. Nachdem dies bis zum Jahr 2000 noch nicht vollständig möglich war, wurde vorübergehend den Reisenden die Toilettenbenutzung auf der Brücke per Durchsage untersagt (Zitat Wikipedia).
Vor der Brücke standen auf entsprechender Parkmöglichkeit einige Wohnmobile. Die Fahrer als Fans standen am Rande des Kanals und jubelten uns zu. An dieser exponierten Stelle ließ Kapitän Krüger mit einer überdimensionierten Hand zurückgrüßen.
Ganz schön stämmig, diese Brückenpfeiler …
Und auch bei dieser Brücke nahmen wir mit Erleichterung auf, dass es „passte“:
Dann kam der vielfarbige Stress – der Abschiedssekt wurde freigegeben und
einige Gläser schnell zu unserem Stammplatz verlagert. Wir hatten noch keine Zeit, anzustoßen und zu trinken. Warum? Wir mussten fotografieren!
Aber dann … ein Hoch(donn) auf uns und die nächste (gemeinsame?) Reise! Und absetzen … nicht ex!
Das wahre Stilleben … Dann legte sich ziemlich schnell die Dunkelheit auf uns, unsere AIDAcara, den Kanal und die an uns vorüber gleitende Landschaft.
Und es dauerte nicht mehr lange bis wir den Industriehafen des am Rande von Brunsbüttel gelegenen Ortsteils Ostermoor erreichten.
Gut, dass wir bei Dunkelheit ankamen – da sahen die beleuchteten Industrieanlagen ganz attraktiv auf.
Am Nachmittag war die Einfahrt in den NOK bei Kiel-Holtenau sehr interessant; jetzt in der Nacht war die Schleuseneinfahrt am anderen Ende des Kanals in Brunsbüttel auch nicht ohne.
Nach den vielen Erlebnissen dieses Tages übermannte uns allmählich die Müdigkeit – wir suchten die Koje auf …
16. Juli 2017 – Hamburg
Schon wieder hatten wir das Anlegen verschlafen … Als wir aufwachten, lag die AIDAcara bereits am Kai. Nun gut, machte auch nix, denn an diesem Tag ging es nach einer wunderschönen Kreuzfahrt wieder nach Hause. Schnell ging ich nach oben, um nach dem Rechten zu sehen. Die Norwegian Jade lag schräg gegenüber unserer Anlegestelle.
Die fehlenden Fotos stelle ich aus technischen Gründen erst nach und nach ein.
Der Michel grüßte uns und schien uns zuzurufen: „Kommt bald wieder!“ Aber gerne …
Und hinter Hafenkränen und Lagerhäusern erhob sich die tatsächlich bereits fertiggestellte Elbphilharmonie.
In der Tat – wir befanden uns in Hamburg … Was erwartete uns? Natürlich ein Hamburger Frühstück im Bauch unserer AIDAcara. Nach und nach trudelten weitere Mitglieder der Zehnerbande ein. Das Henkersfrühstück? Nein – bestimmt nicht! Denn bei unserem wie immer lockeren, wenn auch „angetrauerten“ Frühstücksgespräch wurde eins ganz groß herausgestellt:
WIEDERSEHEN MACHT FREUDE!
In diesem Sinne zählten einige von uns die Tage bis zum nächsten Entern einer AIDA. Und es hat sich inzwischen ergeben, dass wir nicht alleine fahren werden … schön, bald wieder einige der Zehnerbande wiederzusehen …