Es bleibt leider nur bei der äußeren Ähnlichkeit – schneeweiße Strände, äußerst feiner Sand, glasklares Wasser. Aber die Temperaturen … auch im Juni waren Jacken unverzichtbar …
18. Juni 2012 - Oban
Weit war es wirklich nicht von Greenock bis Oban: Luftlinie ca. 40 bis 50 km. Doch wie schafft man die AIDAcara über das Land nach Oban??? Überhaupt nicht – so blieb Kapitän Kurc nichts anderes übrig, als die 172 sm = 319 km auf den üblichen Wasserwegen um die Halbinseln Kintyre und um die Hebrideninseln Islay und Jura zurückzulegen.
Allein die Aussicht, zwischen den Inneren Hebriden den nächsten Hafen anzusteuern, brachte uns wieder vor sechs Uhr nach oben. Und es lohnte sich. Es war frisch, Regenwolken waren nicht zu sehen, aber leichte Wolken begleiteten uns. Doch der blaue Himmel war nicht fern. Die beste Voraussetzung für einen unvergesslichen Tag. Und der sollte es werden! Allein das Wasserleuchten …
Dann ging es aber flott zum Frühstück, denn unser Treffen zum Ausflug „Schottische Inselimpressionen Mull & Iona“ fand bereits um 8.45 Uhr statt. Zunächst musste noch unbedingt ein Foto geschossen werden: wie wir uns langsam, aber wie immer sicher Oban näherten.
Oban ist eine Hafenstadt am Firth of Lorn, hat ca. 8.500 Einwohner und ist aufgrund des Schutzes durch die knapp 2 km vor dem Festland liegende Insel Kerrara ein beliebtes Wassersportgebiet. Im Hafen konnten keine Schiffe in der AIDAcara-Größenordnung anlegen. Also ging es per Tender an Land. Dort wartete schon unsere Reiseleiterin. Sie informierte uns, dass noch genügend Zeit war, um zu Fuß um den Hafen herum die Anlegestelle der Fähre zur Insel Mull zu erreichen. Bei bestem Wetter war es ein sehr schöner Spaziergang. Da Ebbe war, gingen wir unterhalb der Befestigung auf dem Strand entlang und genossen die Stadtsilhouette mit alten Häusern auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Ausblicke auf die Hafeneinfahrt.
Rauf ging es auf die Fähre MV Isle of Mull und wir bekamen einen guten Platz auf dem oberen Deck. Und was sahen wir? Zunächst noch einmal die Stadtfront von Oban. Ein wenig fiel ein größeres, über der Stadt thronendes Gebäude aus dem Rahmen, eines der wenigen Sehenswürdigkeiten des Ortes. Das Gebäude erinnert an ein Kolosseum. Der McCraig´s Tower sollte ein Denkmal für diesen Bankier und für seine Familie sein. Und ist es mit Sicherheit auch geworden, auch wenn der Bau aufgrund des Todes von McCraig vor der Fertigstellung zum Erliegen kam. Seine Erben hatten mit dem auf sie zugekommenen Vermögen anderes vor … Nichtsdestotrotz sollte sich eine mögliche Besichtigung lohnen – besonders der Blick von oben auf Oban, auf den Hafen und die zum Meer führende Wasserstraße. Wir genossen diesen Ausblick nicht; waren aber mit dem zufrieden, was wir nach dem Auslaufen vom Deck der MV Isle of Mull aus genießen durften.
Unterwegs verabschiedete uns die auf Reede liegende AIDAcara – aber nur für eine relativ kurze Zeit.
Die Fährüberfahrt dauerte ca. 45 Minuten, war aber keine Sekunde langweilig. Wir blieben immer im Blickkontakt zum Land, ließen die Ufer von Festland und Hebrideninseln an uns vorüberziehen, genossen den Anblick der ansteigenden Berge auf dem Festland und die unterschiedlichsten Grüntöne, die zum Gipfel führten und zusätzlich durch von den Wolken verursachten Schatten verändert wurden. Ein schneeweißer, noch auf dem Festland stehender Leuchtturm der Insel Lismore
begrüßte uns und auf den Ausläufern der Insel Mull mahnte uns das trutzige Duart Castle, welches im 13. Jahrhundert als eines der ersten schottischen Steinfestungen errichtet wurde zur Vorsicht. Kurz darauf erreichten wir den Fähranleger von Craignure und wurden sofort in den Bus „gescheucht“ (bitte nicht wörtlich nehmen …). Es begann eine rd. 1 ½-stündige Landschaftsfahrt über die viertgrößte Insel Schottlands. Die Straße war anfangs einigermaßen breit, später schmaler und mitunter recht eng, besonders bei der Fahrt durch Ortschaften oder über alte Brücken. Wir sahen viel – weite Ebenen, grüne, immer enger werdende lang gestreckte Täler, die vom 966 m hohen alten Vulkankegel Ben More überragt werden.
Unterwegs zeigten sich ab und zu Dörfer, vielfarbige Blumen verschönerten Gärten und auch die Weiden – ein Ergebnis des auch Mull erreichenden Golfstromes. Plötzlich wurde der Bus langsamer: links von uns waren einige der von unserer Reiseleiterin als Wuschelkühe bezeichneten Tiere zu sehen – sogar mit einem Kälbchen! Wuschelkühe – das sind die dunkel falbenfarbigen Kühe mit Beatlefrisur (schon wieder …) und langem Fell … und dann, als wir uns dem Meer näherten, auch eine Gänsefamilie mit Jungen. Unverdorbene Natur pur!
Je mehr wir uns dem von Iona trennenden Meeresarm näherten, um so mehr veränderte sich die Landschaft. Die Berge wurden flacher, Wasser kam in Sicht und damit auch andere, wassertypische Pflanzen.
Schon näherten wir uns dem Fährhafen Fionnphort – welch´ ein Name! Ob er schon Dichter und Denker inspiriert hat??? Übrigens ist dieser Ort eine Mull-Großstadt mit immerhin 70 Seelen …
Beim Anblick der Küste kam allmählich so etwas wie ein Karibik-Feeling auf. Welch` ein Strand (wenn auch nicht so breit und weitläufig wie Jamaikas Negril), welch´ ein weißer und feiner Sand, welch´ verschwiegene (?) Buchten … und die leicht auf dem glasklaren Wasser schaukelnden Boote …
So, nicht träumen und raus aus dem Bus und nach wenigen Minuten rauf auf die nächste Fähre. Ein einwandfreies Timing, denn wenn wir die Fähre verpasst hätten, wäre es zulasten unserer Zeit auf Iona gewesen. 15 Minuten Überfahrt für die ungefähr 1,6 km, die gut begann. Mit einem märchenhaften Blick auf die Kulisse der Insel Iona.
Wir verließen die Fähre und bekamen direkt große Augen. Ein wunderschöner Fleck in dieser ansonsten so rauen Umgebung. Klares, türkisblaues Wasser, blauer Himmel, herrliche kleine, von Felsen unterbrochene Sandstrände, satte Farben auf dem Land: grüne Wiesen und viele bunte Blumen – nur die Zeit, alles in Ruhe zu besuchen, fehlte leider, auch wenn Iona mit 8,8 qkm und mit dem wahnsinnig hohen Berg Dùn Ì (101 m) recht übersichtlich ist.
Der Touristenpulk unseres Busses marschierte los und folgte einer der wenigen Straßen der Insel. Schon bald hielten wir vor den ersten auf unserem Weg liegenden Ruinen an. Es waren die Reste eines um 1200 von Reginald, dem Sohn eines gewissen Somerled of the Isles, eines militärischen und schottischen Anführers aufden schottischen Inseln,gegründeten Nonnenklosters. Praktischerweise war die erste Priorin seine Schwester Beatrice. Die Nonnen folgten dem Orden der Augustinerinnen; das Kloster hieß gälisch „An Eaglais Dhubh“, was soviel wie „Die schwarze Kirche“ nach der Farbe der Tracht der Nonnen hieß. Das Kloster wurde nach der Reformation aufgelöst und ging in das Eigentum der MacLeans of Duart, Eigentümer des Duart Castle, über.
Einige Meter weiter umringten wir das MacLean´s Cross, ein frei stehendes Hochkreuz aus dem 15. Jahrhundert mit keltischen Motiven, das die Zeit gut überstanden hat.
Während unserer Spaziergänge über einen leider nur kleinen Teil der Insel genossen wir die Gärten. Eine Blumenpracht … und sehr oft im Hintergrund die Fähranlegestelle von Mull.
Dann sahen wir die Hauptattraktion der Insel: die frühgotische Abteikirche Iona Abbey aus dem Jahre 1203.
Es war einmal – so beginnen bekanntlich Märchen … Es war einmal ein irischer Prinz, der aus seiner Heimat vertrieben wurde und im Jahre 563 auf der fruchtbaren Insel Iona an Land ging – und das ist kein Märchen! Er, der spätere schottische Apostel St. Columba, gründete die Iona Abbey, die langsam, aber stetig wuchs. Die Mönche bekehrten zunächst die Bewohner der Westküste Schottlands, später die Einwohner ganz Schottlands sowie Nordenglands und darauf große Teile der skandinavischen Bevölkerung zum keltischen Christentum. Somit ist diese Insel als Urstätte des nordeuropäischen Christentums anzusehen. Die keltische Klosteranlage wurde um 800 mehrfach von den Wikingern zerstört und jeweils wiederaufgebaut und bestand bis ins 11. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert siedelten sich die mit Macht ins Land drängenden Anhänger der römisch-katholischen Kirche in dieser Gegend an, gründeten ein Benediktinerkloster und legten somit in diesem Jahr den Grundstein für die Abteikirche.
Die St. Oran´s Kapelle wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist der älteste erhaltene renovierte Kirchenbau auf der Insel. Neben der Nutzung als Kapelle ist er Begräbnisstätte der Mitglieder des MacDonalds-Clans, den Lords der Inseln.
Dass die Insel mit dem geschilderten kirchlichen Hintergrund den nordischen Herrschern so wichtig und heilig war, erkennt man daran, dass neben der Iona Abbey 48 schottische, 4 irische, 8 norwegische Könige und unzählige Clanchiefs der westlichen Hebriden ihre letzte Ruhe fanden. Deren Grabsteine wurden im Laufe der Jahrhunderte anderweitig genutzt. Man vermutet, dass viele sterbliche Reste der Regenten unter dem abgebildeten Hügel liegen.
Bemerkenswert sind mehrere keltische Hochkreuze – im Original und als Nachbildung – auf dem Abteigelände und im kleinen angeschlossenen Museum. Original und Fälschung – nein, Original und Nachbildung. Aus nahe liegenden Gründen wurde das Original des im 8. Jahrhundert geschaffenen St. John´s Kreuzes im schützenden Museum auf- und ausgestellt.
Auf Iona und speziell in der Iona Abbey fand die 1938 von George MacLeod, Pfarrer der Church of Scotland, gegründete Iona Community ihre Heimat, die u.a. über Jugendarbeit, neue Lieder und den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit Menschen ansprechen möchte.
Übrigens entließ die Reiseleiterin den Touristenpulk nach Vereinbarung eines Termins und Treffpunkts für die Rückreise vor der Abteikirche. So schauten wir uns die Abtei in Ruhe an und machten uns anschließend nach dem Verlassen des Kirchengeländes langsam auf den Weg Richtung Hafen. Es gab ja noch genug zu sehen und vor allen Dingen zu genießen …
So die saubere Natur und vor allen Dingen die Pflanzen, die wirkungsvoll vor Meer und der Insel Mull ihr Dasein gefunden haben. Es fielen wieder manns- (oh, sorry) und fraushohe Fuchsienhecken auf – schöner als jeder Gartenzaun …
In einem Restaurant stärkten wir uns mit Fisch and Chips – einfach, aber sehr lecker und vor allen Dingen äußerst frisch. Und dann ging es wieder auf die Fähre. Ein letzter Blick auf Iona und Iona Abbey, schon verließen wir die Fähre und stiegen in den auf uns wartenden Bus. Während der Rückfahrt über dieselbe Strecke wie auf der Hinfahrt genossen wir nochmals die Landschaft, sahen erneut die Wuschelkühe und äsende Hirsche. Plötzlich hielt der Bus auf offener Straße. Der Fahrer und unsere Reiseleiterin machten uns auf einen in der Luft schwebenden Seeadler aufmerksam.Gigantisch! Die Sicht war außergewöhnlich gut und wir konnten nun auch den mit 1.344 m höchsten Berg Großbritanniens sehen. Oberhalb einer Seenkette machten wir eine kurze Fotopause und näherten uns allmählich dem Fährhafen von Craignure. Vom oberen, gut gefüllten Deck aus bewunderten wir nochmals das Duart Castle, wir ließen ein wenig später den Leuchtturm von Lismore hinter uns, schauten uns die an uns vorüber ziehenden buckeligen Wiesen und Weiden an und auf einmal erschien die AIDAcara vor uns,
ein schönes und gutes Schiff vor einer grandiosen Kulisse! Und viel zu schnell tauchte vor uns Oban auf, zunächst die Landzunge mit vor sich hin dämmernden und in Anpassung an die Landschaft immer grüner werden Fortresten, dann das Panorama mit dem McCraig´s Tower und auf der anderen Seite die Marina mit still auf dem Wasser liegenden Segelschiffen. Von der Anlegestelle der Fähre schlenderten wir gemächlich zu den wartenden Tenderbooten, die uns in wenigen Minuten auf unsere AIDAcara brachten. Es dauerte nicht mehr lange bis zum sail-away um 20.00 Uhr, das wir wie immer miterlebten. Und auch die nunmehr sich uns in Pastellfarben präsentierende Insel Mull, an der wir langsam vorbei glitten.
Unsere Mägen meldeten sich. Die Qual der Wahl blieb uns dieses Mal erspart, denn im Marktrestaurant wurde mit „Bella Italia“ verwöhnt während im Calypso „Pasta Festival“ geboten wurde – auch an diesem Abend konnte man einfach keinen Fehler machen.
Ein erlebnisreicher, mit Natur und Kultur gespickter Tag ging zu Ende. Wir waren sicher, dass unser Ausflug die richtige Wahl war und würden ihn immer wiederholen. Er war wirklich jeden Cent wert. Wenn Ihr nach Oban kommen solltet und auch Mull und Iona kennen lernen wollt, ein kleiner Tipp: bucht von zu Hause aus per myaida – aufgrund der Fährkapazitäten und dem gegebenen Andrang ist das Platzangebot sehr begrenzt!
19. Juni 2012 – Seetag
Nach den letzten Tagen, an denen wir immer unterwegs waren, hatten wir uns das Ausschlafen verdient. Also stand ich erst kurz vor 7 Uhr auf und es dauerte nicht lange bis ich an der frischen Luft war. Und staunte: wir wurden links und rechts von Land begleitet! Festland? Nein, wir fuhren zwischen den Inseln der Äußeren Hebriden, Skye und Lewis. Kurz vor 8 Uhr überholte uns ein Kreuzfahrtschiff der Thomson Cruises – wozu diese Eile?
Es war bewölkt, aber im Nordwesten zeigten sich leichte Anzeichen von blauem Himmel. Nach dem Frühstück zog es uns wieder nach draußen. Am Heck auf Deck 6 gab es für uns noch einige freie Plätze – wir wollten die Sonne locken. Und sie gehorchte und brannte! Schnell wurde es voll und voller. Dann kam Kapitän Kurc´ Durchsage: Delphine an Steuerbord! Schnell nach drüben und wir sahen noch die Delphine. Leider nur kurz und nur Rücken und Rückenflosse – aber besser als gar nichts!
Die Zeit verging wahnsinnig schnell, auch bei netten Gesprächen mit Christine und Gerd und beim Fotoshooting von Frustvögeln (die Delphine ließen sich ja nicht mehr blicken, Christine!).
Schon war Mittagsessenszeit. Anschließend setzten wir uns ganz oben in die Sonne. T-Shirt-Wetter – einfach herrlich! Die Äußeren Hebriden hatten wir hinter uns gelassen, aber auf der Steuerbordseite begleitete uns nun das Festland. Kurz nach 14 Uhr schwenkten wir in Höhe von John o´ Groats Richtung Süden. John o´ Groats ist der nordöstlichste Punkt Schottlands. Dort, wo sich Nordsee und Atlantik küssen. Immerhin, auf dieser Kreuzfahrt erlebten wir die südwestlichste Stelle des englischen Festlandes, Land´s End, und nun sahen den äußersten Punkt Schottlands im Nordosten! Und ganz weit im Norden waren als leichter Strich am Horizont Ausläufer der Orkney-Inseln zu erkennen!
Weiter erfreuten uns blauer Himmel und Sonnenschein – wir genossen beides beim Kaffeetrinken im Freien.
Schließlich trübte es sich ein wenig ein. Zum Abendessen gingen wir ins Markt-Restaurant, wo „Russland“ geboten wurde – eine Klasse für sich. Die „Karibischen Märkte“ im Calypso ließen wir links liegen, denn die Karibik hatten wir am Vortag genossen! Nach dem Essen tranken wir mit Kerstin und Meli einen Cocktail und danach saugten wir nochmals Meeresblick und die schottische Küste ein.
Was fehlte noch zur Abrundung dieses Tages? Ein prima Sonnenuntergang –
wir hatten ihn! Es war ein schöner und abwechslungsreicher Tag ohne jede Animation – auch das klappte ohne eine Sekunde Langeweile!