Liebe Freunde im Forum!
Hier und auch an anderen Stellen ist es immer wieder einmal das Thema, wie sich Familien mit Kindern auf den Schiffen verhalten. Ich ärgere mich dann oft über manche Aussagen in die Richtung, die Kinder würden sich unmöglich verhalten und den Eltern sei das egal. Ich kann diese Meinung aber ein Stück weit auch verstehen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle mal einen Einblick geben, was eine (meine) Familie mit drei Kindern auf Reisen so bewegt:
Zunächst zu unserer Ausgangssituation: Ich bin 42 Jahre alt, von Beruf Richter am Sozialgericht und über weite Teile in der DDR aufgewachsen. Meine Frau wird 39 Jahre alt, ist im Pflegebereich tätig und ist auch in der DDR aufgewachsen. Von unserer Biografie und unserem Bildungs- sowie Tätigkeitsbereich sehen wir uns als Persönlichkeiten, denen Anstand, Respekt und Rücksichtnahme wichtig sind. Wir haben drei Kinder (9 Jahre sowie Zwillinge á 4 Jahre). Alle sind begeisterte AIDA-Fahrer…
Wenn wir uns für den Urlaub auf einem Schiff entscheiden, bedeutet das für uns eine erhebliche finanzielle Kraftanstrengung. Leider fallen wir mit fünf Personen durch das allgemeine AIDA-Raster, weshalb wir im Premium zwei nebeneinander liegende Kabinen buchen müssen. Die Woche in der MB kostet uns dann zwischen 4.000 und 6.000 Euro. Damit unterstützen wir sicher auch Leute, die für 800 Euro zu zweit dieselbe Tour machen. Für uns ist das in Ordnung, wir haben uns ja dennoch für diese Urlaubsform entschieden – aber andere sollten sich das vielleicht auch mal vor Augen führen.
Uns Eltern wird oft vorgehalten, mit den Kindern die anderen zu stören und dem nicht genügend entgegen zu wirken. Da habt Ihr Recht! Aber leider wird dabei oft unterstellt, dass die Eltern sich im Urlaub nicht um die Kindern kümmern, weil sie ihre Ruhe wollen. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn nicht nur die Eltern sind im beruflichen und familiären Alltag streng eingebunden. Auch die Kinder müssen in der heutigen Zeit in der Regel diszipliniert sein. In der Schule werden von ihnen Leistungen erwartet (da bin ich als Vater leider keine Ausnahme), und auch im Kindergarten können sich die Kleinen längst nicht mehr so frei bewegen, wie es einst der Fall war. Urlaub bedeutet deshalb für uns in erster Linie, dass die Kinder sich aus den gesellschaftlichen Verpflichtungen ein wenig lösen können. Da wir dennoch andere nicht über Gebühr stören wollen, ist es für uns als Eltern wieder stressig. Aber für diese kleinen Blagen machen wir das gern…
Ich habe mich dafür entschieden, Kinder zu haben (und das hat sich als wirklich großartig erwiesen!) und ich habe mich dafür entschieden, mit der Familie diese Form des Urlaubs zu wählen. Ich bin dabei sicher alles andere als perfekt. Und über manche Reaktionen meinerseits ärgere ich mich im Nachhinein auch selbst. Was ich auf den Schiffen gelernt habe: Es gibt neben ganz wenigen missmutigen Personen sehr viele verständnisvolle und vor allem hilfsbereite Menschen, was mich positiv in die Zukunft blicken lässt. Wenn ich beim Abendessen keine Lust habe, meinem Sohn das dritte Mal zum Buffet hinterher zu laufen, lasse ich ihn einfach gehen (ich habe ihm zuvor Instruktionen gegeben, was er auf keinen Fall tun darf – z.B. in das Essen greifen). In der Regel findet er jemanden, der ihm hilft. Seien es Passagiere oder Offiziere – oft wurde er mit seinem Teller zu uns zurückgebracht. Dafür danke ich an dieser Stelle ganz herzlich! Auch das ist für mich Teil der AIDA-Familie.
Was ich nach alledem sagen möchte: Bitte habt etwas Verständnis mit den Kindern und ein wenig Nachsicht mit den Eltern! Man kann sich oft über Störungen durch Kinder ärgern, aber vieles sollte man nicht einfach so den Eltern anlasten. Es ist für uns eine ständige Gratwanderung zwischen eigener Erholung (oder dem Versuch dahingehend), der Erholung für die Kinder und dem Vermeiden von Störungen für die anderen. Geht einfach locker mit der Situation um und sagt den Eltern ganz freundlich, wenn es mal gar nicht geht – wer mir freundlich begegnet, dem kann ich auch nicht böse sein. Und seid Euch gewiss, dass ich Euer Erholungsbedürfnis andererseits sehr gut nachvollziehen kann.
Am Ende sind vielleicht die Kinder die Passagiere von morgen, die uns hoffentlich auch einen entspannten Lebensabend bei der aus meiner Sicht schönsten Urlaubsform ermöglichen…