Also ich hatte ja schon geschrieben, dass es eine sehr beeindruckende Reise war. Was heißt das?
Ich fange mal mit den Destinations an. Wir hatten natürlich bestimmte Erwartungen bei so verheißungsvollen Orten wie Mauritius, Madagaskar, Sansibar und Südafrika. Wir hatten auch Highlights, vor allem zu Beginn der Reise und zum Ende hin. Mauritius und La Reunion hatten gerade einen Zyklon mit viel Regen hinter sich, dementsprechend sattgrün war die Natur. Das ordentliche und aufgeräumte La Reunion hat uns etwas besser gefallen, wahrscheinlich wegen der Nähe zu Europa.
Nach einem Seetag dann der Schock. Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka hat versucht, uns darauf vorzubereiten, dass Madagaskar eines der ärmsten Länder der Welt ist. Gut informiert weiß man das zwar, aber es ist etwas anderes, diese Armut plötzlich unmittelbar zu erleben. Ich werde das nicht näher beschreiben aus Respekt vor den Menschen. Nur soviel: Frauen und Kinder haben nicht vorrangig um Geld gebettelt, sie wollten etwas zu essen, sie hatten HUNGER. Bei den späteren Anläufen der ärmeren Länder haben wir und andere Gäste am Frühstücksbuffet trockene Brötchen und Kuchenteile mitgenommen, um sie zu verteilen, das war auch von der Schiffsseite her in Ordnung. Einmal beim Tendern, ich glaube es war die kleine Insel Moroni, umringten die Artania den ganzen Tag lang etliche Auslegerboote mit schreienden gestikulierenden Männern, die auf das hofften, was Gäste ihnen herunter warfen. Als wir abends den Anker lichteten, sahen wir etliche gefüllte Phoenixtaschen in ihren Booten liegen, ich ging davon aus, dass sie sicherlich von der Besatzung kamen. Das sind Bilder, die will man ja eigentlich im Urlaub nicht sehen. Und je ärmer die Menschen waren, umso dreckiger waren ihre Orte. Früher haben sie ihre Bananenschalen in den Busch geworfen und heute ist es eben der Müll und die Plastikflaschen, sie kennen es nicht anders.
Und trotzdem gehörten diese Bilder zwingend für mich zu dieser Reise dazu. Und auch wenn ich noch so schockiert war, habe ich meine Augen nicht verschlossen. Aber ich habe ganz schön geheult. Traumreise?
Ab Südafrika wurde es besser. Auch hier herrschte zum Teil Armut unter den Menschen, da viele während der Pandemie ihre Arbeit verloren haben und auf der Straße lebten und die Wellblechhütten der Townships kilometerlang in der Sonne blitzten - natürlich außerhalb z.B. Kapstadts. Aber es waren doch moderne Großstädte, die auch uns Touris angenehme Seiten boten.
Wie nahmen die Gäste das auf?
Nach meiner persönlichen Beobachtung) gab es grob gesagt zwei Fraktionen. Die eine war empört und fragte sich, warum Phoenix ihnen solche Häfen zumutet und die weitaus größere Gruppe war ebenso wie ich schockiert und voller Mitgefühl. Streit beim Diskutieren gab es darum, wer daran schuld ist und wie man helfen könnte. Mein Mann und ich haben ein persönliches Fazit gezogen und eine kleine Lösung für uns gefunden, diese Reise doch noch in etwas Sinnvolles umwandeln zu können.
Tatsächlich war dann Kapstadt ein versöhnlicher Abschluss der "Traumreise" und als diese wird sie mir lange in Erinnerung bleiben.
Wenn es euch interessiert, kann ich gerne auch was über Phoenix, das Bordleben auf der MS Artania und der Organisation der Ausflugsagenturen an Land berichten.
Danke fürs Lesen und LG
Jetzt sind erstmal wieder die Koffer dran