Wir haben das neue Aida-Flaggschiff im Juli ausgiebig erkundet. Nach mehr als einem Jahr Vorfreude auf das neue Schiff ist es nun Zeit für ein kleines Fazit.
Grundsätzlich: Die Cosma ein tolles Schiff, das dem Versprechen „Das Beste aus allen Schiffsgenerationen“ sicherlich gerecht wird und das für wärmere Fahrtgebiete bestens geeignet ist. Ich habe auf der Cosma im Vergleich zur Sphinx-Klasse oder Prima/Perla wenig vermisst (vielleicht einzig den sensationellen Außenbereich des Bella Donna/Weite Welt), was andersherum sicher der Fall wäre.
Auch wenn mein Fazit größtenteils positiv ausfällt, gibt es unter „Das hat mir nicht gefallen“ auch Kritik. Dabei gibt es weniger an der Hardware auszusetzen als an der Software. Die Berichte im Forum und in den Sozialen Medien über den erheblichen Personalmangel mit den daraus resultierenden Folgen auf der Nova kann ich im Bezug auf die Cosma nicht teilen. Das Flaggschiff scheint wohl Priorität zu genießen: gut für uns!
Wir haben das Schiff bei einer Auslastung von etwa 3600 und anschließend etwa 4500 Gästen erlebt. Die Passagiere verteilen sich aus meiner Sicht recht ordentlich. Das Studio X als zusätzliche Spielstätte am Abend kommt gut an. Nur die Situation an den Pools war teilweise wirklich chaotisch und kann Wasserfreunden durchaus einen Urlaub verhageln, wenn man nicht zu den Randzeiten schwimmen geht.
Die Restaurantvielfalt auf der Cosma ist sensationell. Das Mamma Mia stellt für uns eine deutliche Aufwertung gegenüber dem – auf den ersten Blick – etwas gehobenerem Casa Nova da. Die Küche ist bodenständig und gut – auch wenn die Pizzen wirklich nur schwer zu schneiden sind. Insgesamt eine Runde Sache und die Gäste stimmen mit den Füßen ab: Während das Mamma Mia oft komplett belegt war, herrschte an fast allen Abenden unserer Reise im benachbarten Brauhaus gähnende Leere. Es würde mich nicht wundern, wenn Aida dem Brauhaus beim Werftaufenthalt etwas Platz abzwacken würde. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt am Mamma Mia: Der auf Deck 8 vorhandene Außenbereich wird nicht für das Restaurant genutzt.
Das French Kiss bietet Qualität auf gewohntem Niveau und kann sich durchaus mit dem Steakhouse messen. Das Beach House wurde auf unserer Reise (gefühlt) nicht ganz so gut angenommen, die Speisen treffen sicherlich auch nicht jedermanns Geschmack. Das hybride Konzept aus Bedienung am Platz und Buffet hat uns aber so wie auch im Oceans sehr gut gefallen – allerdings sind zusätzliche Speisen bei einer Menüfolge eigentlich nicht nötig 😉 Insbesondere die Fischbrötchen und die Fischauswahl am Buffet des Oceans sind aber sehr ordentlich.
Schön gestaltet ist die asiatische Futtermeile auf Deck 6, wobei das Buffetrestaurant East doch eher eine eingeschränkte Auswahl bietet. Anders in den drei großen Buffetrestaurants Marktrestaurant, Bella Donna und Yachtclub. Besonders gefallen hat uns das Bella Donna mit seiner Größe und der Fensterfront im Heckbereich. Der Service in den drei Restaurants hätte etwas aufmerksamer sein können – das sind aber nur kleinere Abzüge in der B-Note. Im Fuego war es eigentlich immer recht wuselig, aber wir waren froh, dass es – im Gegensatz zur Nova – geöffnet war und auch die Softeismaschine jeden Tag funktionierte. Apropos: Die Eisbar ist auch einen Besuch wert – und obwohl man zu fast jeder Tages- und Nachtzeit Eis kostenlos auf dem Schiff essen kann, ist es doch nett, mit einer Kugel selbstgemachten Eis in einer leckeren Waffel über Deck zu schlendern. Die Streetfood-Meile wurde ebenfalls gut angenommen und stellt auch zum Frühstück eine gute Alternative dar (besonders dann, wenn es mal schnell gehen muss). Der BBQ-Grill hatte zwar nicht immer, aber nicht nur an Seetagen geöffnet und bietet nun auch Pommes-Variationen und verschiedene Hot Dogs. Die von Gourmet-Patin Felicitas Then kreierten Gerichte gab es auf unserer Reise nicht mehr - was für einen Imbiss auf dem Außendeck m.E. aber auch nicht nötig ist.
Ein paar Worte zur Route: Was will man von einer siebentägigen Rennstrecke erwarten? Etwas mehr Vielfalt in Form einer Schmetterlingsroute (eventuell mit Valencia?) wäre toll, gerade weil sieben Tage bei Fluganreise doch etwas kurz sein könnten, um die Cosma zu erkunden. Trotzdem bietet die Route so einiges und hat uns gut gefallen. Gerade in La Spezia gibt es vielfältige Möglichkeiten (Florenz, Pisa, Cinque Terre, Strand oder auch La Spezia selbst). Korsika war für uns der Highlight-Hafen mit einer sehr langen Liegezeit. In Rom sind doch viele Familien mit Kindern an Bord geblieben, so dass der Spruch „Wir haben das Schiff für uns“ etwas überholt ist. Das gilt dann schon eher für Barcelona, wo offenbar mehr Leute von Bord gehen oder eben abreisen.
Und dann hat man das Schiff tatsächlich fast für sich und kann Bereiche wie den neuen Fun Park Kids besonders genießen. Der Fun Park ist eine schöne Erweiterung und kam beim Nachwuchs gut an – vor allem dank des Kletterparcours mit Rutsche. Kids Club, Mini Club und Teens Lounge dürften in etwa dem entsprechen, was wir ab Prima gewohnt sind.
Die Situation in den Pools wird in vielen Reiseberichten, die ich gelesen habe, kritisch gesehen. Zu den Stoßzeiten fanden auch wir es unerträglich und haben die Pools gemieden. Für das Verhalten einiger Kinder (rücksichtsloses Springen) kann Aida natürlich nichts. Angenehm überrascht hat uns der Beach Club: Bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke war es dort nicht unangenehm und der Pool der kühlste auf dem Schiff. Voll wurde es aber auch dort. Der Pool auf dem Ocean Deck verdient eher das Prädikat Pfütze. Dem Vernehmen nach wurde das Wasser abgelassen, da es bei voller Befüllung auf die Terrasse der Penthouse Suite schwappt. Auch hier gibt es Potenzial für Nachbesserungen. Der Badebereich für Kleinkinder auf Deck 17 hat uns dagegen überzeugt und ist eine deutliche Aufwertung gegenüber allen anderen Schiffen: eine Rutsche, ein Pool, Wasserspiele – es ist alles da, was Kleinkinder im Windelalter benötigen. Und das Ganze sogar noch im Schatten!
Zugesagt hat mir die neue Seenotrettungsübung, die größtenteils digital über die App oder den Fernseher in der Kabine absolviert werden kann.
Entertainmentmanager Benny Güttler ist erfrischend aufgetreten und das Entertainment war doch deutlich vielfältiger als bei Reisen im vergangenen Jahr. Die Kindershow 1, 2 oder 3 hatte bei unserer Reise Premiere und macht einen guten Eindruck – wie ohnehin das sehr professionelle Studio X. Wer wird Millionär wurde einmal dort und einmal im Theatrium gespielt mit Moderator Danny Bedürftig. Die Möglichkeit, mit dem eigenen Mobiltelefon mitzuspielen, finde ich richtig gut, zumal keine Geräte mehr ausgeliehen werden müssen. Alle Zuschauer haben so die Möglichkeit, es auf den Stuhl in die Mitte zu schaffen oder können zumindest mitraten. Für den Kandidaten mit den meisten richtigen Antworten gab es einen kleinen Preis.
Im Theatrium wurde mit Steampunk Circus eine große Produktion gezeigt, die auch auf der Nova läuft. Ansonsten fand ich das Angebot dort etwas musiklastig, obwohl auch Akrobaten und ein so genannter Interactive Performer an Bord waren. Gastkünstler habe ich nicht bewusst wahrgenommen, hätten aber für etwas Abwechslung gesorgt. An Bord waren eine Lektorin (Dr. Sonja Schierle) und ein Pianist. Das Bingo wurde etwas aufgewertet und in eine Show integriert. Das hat uns gut gefallen. Lasershows gab es mehrfach pro Woche im Theatrium und im Beachclub, wo am Mittwoch auf Korsika auch eine Silent-Party stattfand.
Das Theatrium an sich ist neben dem auf der Nova sicherlich das schönste der gesamten Flotte. Der zu den Seiten ausgeweitete Sitzbereich mit den sehr schicken Möbeln gefällt mir sehr gut.
Für uns war es ein toller Familienurlaub auf einem schönen Schiff, das im Mittelmeer sehr gut aufgehoben ist. Nova, Prima und Perla spielen ihre Stärken im Norden sicherlich besser aus. Der neu gestaltete Heckbereich rund um das Ocean Deck ist wirklich nett mit schönen Features wie den Boulderwänden, den beiden Skywalks oder der Hängebrücke. Ruhesuchende finden in den etwas versteckter gelegenen Bereichen auf den höheren Dekcs ein ruhiges Plätzchen. Auch die für die Sphinx-Klasse charakteristische Treppe zum Sitzen ist zurückgekehrt. Die Möglichkeiten des Oceans Decks werden trotzdem nicht komplett ausgespielt (siehe „Das hat mir nicht gefallen“).
Schade, dass es nicht ein drittes Schiff dieser Klasse geben wird. Gespannt bin ich, welche Überlegungen die Planer für ein neues Aida-Schiff, was dann wieder etwas kleiner ausfallen wird, anstellen. Tommy Möller sagte in der Nautischen Stunde, dass aktuell zwar kein Schiff bestellt sei, aber grundsätzliche Planungen in Rostock liefen.